Sprachraumbildung in Abhängigkeit von Geofaktoren und sozio-politischen Veränderungen. Eine neue Perspektive der Geolinguistik: Die Skizzierung einer Geofaktoriellen Linguistik anhand der Fallbeispiele des Kornischen, des Saterfriesischen und des Ladinischen
Das Anliegen des vorliegenden Beitrages besteht in einer Neu-ausrichtung der Perspektive auf den Prozeß der Sprachraumbil-dung und auf seine Ursachen. Untersuchungsgegenstand ist also grundsätzlich die Verbreitung von Sprachen und diatopischen Varietäten bzw. Dialekten im geographischen Raum. Es geht diesbezüglich um einen neuen Blick auf die Gründe, die dafür verantwortlich sind, daß das Verbreitungsgebiet einer bestimmten Sprache oder einer Varietät sich historisch auf eine bestimmte Art und Weise entwickelt hat. Die Ursachen für die Ausbreitung einer Sprechergemeinschaft im Raum sind grundsätzlich multifaktoriell. Neben einer gewissen historischen Kontingenz können als wesentliche Faktoren vor allem politische und gesellschaftlich-kulturelle ausgemacht werden. Ein Faktor, der ebenfalls bei der Art der Herausbildung und Entwicklung eines Sprachraumes eine Rolle spielt, sind die geographischen Gegebenheiten. In der bisherigen wissenschaftlichen Betrachtung fanden diese durchaus mitunter Berücksichtigung, aber selten systematisch. Anliegen vorliegenden Beitrages ist es deshalb, genau diesen Faktor bzw. diese Gruppe, die soge-nannten Geofaktoren, in das Zentrum des Interesses zu rücken und deren Relevanz bei der Entstehung von Sprachräumen herauszuarbeiten.