'Mit der Zunahme nichtehelicher Lebensgemeinschaften als 'neue' Form der Partnerschaft wächst die Vermutung, daß die alleinige Untersuchung der ehelichen Partnerwahl als Indikator für sozialstrukturelle Veränderungen nicht mehr ausreicht. Der Artikel geht deshalb der Frage nach, inwieweit sich - hinsichtlich des Bildungsniveaus der Partner - die Wahl von Lebensgefährten für nichteheliche Lebensgemeinschaften von der Wahl von Ehepartnern unterscheidet. Die Untersuchung zeigt nahezu identische Muster der ehelichen und nichtehelichen Partnerwahlen. Daher kann die eheliche Partnerwahl als Indikator abgelöst werden durch Partnerwahlen insgesamt, ohne daß die Möglichkeit des Vergleiches mit früheren Untersuchungen hinfällig würde.' (Autorenreferat)
In der vorliegenden Studie wird der räumliche Aspekt bei der Partnersuche und Partnerwahl, d.h. die geographische Ausdehnung des Heirats- bzw. Partnermarktes in Abhängigkeit zur Wohnortentfernung untersucht. Da die Partnerwahl- und Heiratsmuster nicht nur ein "Vehikel sozialer Mobilität", sondern auch ein Ausdruck geographischer Mobilität sind, ergeben sich Forschungsfragen nach Veränderungen in der Zeit und im Raum sowie nach dem Einfluss individueller Merkmale auf die geographischen Radien der Partnerwahl. Das Forschungsinteresse der Autorin richtet sich vor allem auf die Interdependenzen zwischen verschiedenen Aspekten der Partnerwahl, um empirisch zu überprüfen, ob die lokal homogame Partnerwahl andere Muster erzeugt als die Wahl über eine größere Distanz. Nach einem Überblick über den aktuellen Forschungsstand stellt die Autorin einige deskriptive Befunde zur quantitativen Bedeutung lokaler Homogamie vor, die im Rahmen einer Regionaluntersuchung von 1996 in den neuen und alten Bundesländern gewonnen worden sind. Die Interdependenzen der Wohnortentfernung mit der alters- und bildungsbezogenen Partnerwahl werden vor dem Hintergrund des normativen Paradigmas, des Rational-Choice-Ansatzes und gelegenheitsstruktureller Überlegungen analysiert. Zur Beantwortung der Frage, ob mit dem Verlassen des lokalen Marktes auch Veränderungen der alters- und bildungsbezogenen Muster der Partnerwahl verbunden sind, werden Homogamiequoten errechnet und miteinander verglichen. (ICI)
In: Die Natur der Gesellschaft: Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, S. 1706-1716
"In der wissenschaftlichen Diskussion zeigen sich zunehmend Tendenzen der Entkopplung des Prozesses der Partnerwahl von sozialen und kulturellen Bezügen. Das soziale Handeln der Akteure wird hierbei immer häufiger in zweiter Instanz naturalisiert und als evolutionäre Antwort auf die Notwendigkeit der genetischen Reproduktion interpretiert. Reproduktionserfolg wird damit zum alles bestimmenden Ausgangs- und Zielpunkt menschlichen Verhaltens. Gleichzeitig zeigt sich aber auch große (sozial)wissenschaftliche Skepsis und individuelles Unbehagen angesichts der Vorstellung, Menschen im Prozess der Partnerwahl in letzter Konsequenz auf die Exekution genetischer Verhaltensprogramme zu reduzieren. Partnerwahl weist aus einer soziologischen Perspektive immer auch Aspekte individueller Zuschreibung und Einflussnahme auf und ist prinzipiell Prozessen der sozialen und kulturellen Formung zugänglich. Der Vortrag bewegt sich im Spannungsfeld der gegenwärtig aktuellen Kontroverse um die soziale bzw. biologische Determinierung von Partnerwahl und Liebe. Er ist hierbei gleichermaßen empirischen Erkenntnissen aus Soziobiologie, evolutionärer Psychologie und Soziologie, wie theoretischen Überlegungen aus einer sozialkonstruktivistischen Perspektive verpflichtet. Ziel der Präsentation ist es, im Hinblick auf die Modi der Partnerwahl die oftmals antagonistisch verwendeten Argumente von Evolutionsbiologie und Sozialforschung kritisch aufzuarbeiten. Hierbei soll aufgezeigt werden, dass gegenwärtig nicht nur Tendenzen der Re-Naturalisierung von Partnerwahl zu verzeichnen sind, sondern mithin auch gegenläufige Prozesse, etwa die kulturelle Aufwertung von Partnerschaft qua medialer Inszenierung, vermehrte Steuerungsversuche im Hinblick auf die physische und soziale Attraktivität auf dem Partnermarkt (Mode, Fitnessbewegung Schönheitschirurgie, Partnerschaftsratgeber). Kritisch soll auch gefragt werden, ob gegenwärtige Charakteristika der Sozialstruktur tatsächlich in den Leitgedanken des 'survival of the fittest' passen und ob die ausdifferenzierte Symbolkommunikation im Prozess der Partnerschaftsanbahnung tatsächlich angemessen evolutionsbiologisch erklärbar ist." (Autorenreferat)
"Ausgehend von Forschung zu sozialen Vorurteilen und der Theorie der sozialen Identität wird die Partnerwahl von deutschen und türkischen Jugendlichen der 2. Generation analysiert. Grundlage der Studie bildet eine schriftliche Befragung von 100 deutschen und 100 türkischen Jugendlichen zur aktuellen Partnersituation sowie Kriterien der Partnerwahl aus der eigenen Sicht (Autostereotyp) und der vermeintlichen Sicht der anderen Gruppe (vermeintliches Autostereotyp). Die Ergebnisse zeigen ein starkes Gefühl der Zugehörigkeit zur eigenen nationalen Gruppe sowie Unterschiede in den Autostereotypen und zwischen Autostereotypen und vermeintlichen Autostereotypen der jeweils anderen Gruppen. Ebenso lassen sich große Unterschiede zwischen den Autostereotypen und vermeintlichen Autostereotypen aus einer Perspektive feststellen. Die Ergebnisse in diesem Bereich der Partnerwahl lassen weder auf eine Gleichheit der Sichtweisen der beiden Kulturen noch auf ein detailliertes Verständnis für die jeweils andere Kultur schließen. Weiterhin läßt sich sagen, daß die jeweils andere Gruppe in allen untersuchten Variablen - unabhängig von realen Unterschieden - als von der eigenen Gruppe verschieden wahrgenommen wird. Das Fazit dieser Studie lautet daher, daß angesichts einer multikulturellen Gesellschaft wie der unsrigen eine Integration der Türken in Deutschland durch Eheschließung kaum denkbar erscheint, wobei Türken im Hinblick auf Aspekte der Partnerwahl insgesamt eher konservative Werte vertreten als Deutsche."[Autorenreferat]
"Im Mittelpunkt des Beitrags stehen die spezifischen Gelegenheitsstrukturen und Funktionalitäten, die Internetkontaktbörsen ihren Nutzern zur Partnersuche bieten. Aus Sicht der empirischen soziologischen Partnerwahlforschung wird idealtypisch herausgearbeitet, hinsichtlich welcher Aspekte des Partnerwahlprozesses die Akteure bei der Partnersuche im Internet heute mit neuen Herausforderungen und Chancen konfrontiert sind. Anhand zweier Beispiele aus der aktuellen Forschung wird aufgezeigt, inwiefern sich die Prozesse und Mechanismen der Partnerwahl im Internet von den klassischen Handlungskontexten des Alltags unterscheiden." (Autorenreferat)
"Auf Basis des General Household Survey der Jahre 1988 bis 2006 (N=121.934) werden in diesem Beitrag Trends und Verhaltensmuster der Partnerschaftsanbahnung von Immigrant(inn)en in Großbritannien untersucht, sowie diesen zugrundeliegende Faktoren, die die Partnerwahl beeinflussen, erklärt. Folgende Fragestellungen sind dabei ausschlaggebend: 1. Gehen Immigrant(inn)en aus beiden Geschlechtern, aus verschiedenen Generationen und unterschiedenen ethnischen Gruppen eine Partnerschaft ein mit a) einer/ einem weißen Britin/ Briten, b) einer/einem Angehörigen der gleichen Ethnie, die/ der in Großbritannien geboren ist oder c) einer/einem im Ausland geborenen Angehörigen der gleichen Ethnie? Und 2) Welche Faktoren tragen dazu bei, diese Auswahl zu erklären? Für Immigrant(inn)en, die in Großbritannien sozialisiert wurden - d.h. diejenigen, die zur zweiten Generation gehören oder in sehr jungen Jahren eingewandert sind - ist es wahrscheinlicher, eine(n) weiße(n) britische(n) Partner(in) zu haben. Zugleich ist es für diese weniger wahrscheinlich, sich in einer transnationalen Partnerschaft zu befinden. Das Heiratsalter, der Zivilstand, die Bildungsqualifikationen, die ethnische Zusammensetzung des Wohngebietes, die Geschlechterratio und Bildungshomogamie sind signifikante Prädiktoren der Partnerwahl. Dennoch bleibt die ethnische Herkunft eine wichtige Determinante der Verhaltensmuster beim Entstehen von Partnerschaften. Die statistischen Analysen lassen darauf schließen, dass die Anteile interethnischer Partnerschaften mit einer/ einem weißen Britin/ Briten für Schwarze aus der Karibik und Afrika stetig und allmählich auch für höher gebildete Inder ansteigen werden. Die Anteile der Pakistanis und Bangladeschis mit einem weißen britischen Partner wird gering bleiben, zugleich werden transnationale Hochzeiten mit einem Partner aus Übersee, der der gleichen Ethnie angehört, gängige Praxis bleiben. Insgesamt nehmen in Großbritannien interethnische Partnerschaften zwischen der weißen britischen Bevölkerungsgruppe und denjenigen mit einem Migrationshintergrund zu." (Autorenreferat)
'Deutschland ist weltweit eines der wichtigsten Zielländer für internationale Migration, und vor diesem Hintergrund stellen sich vielfältige Fragen zu den sozialen Folgen der Zuwanderung. Der Bundesinnenminister hat zu dieser Problematik eine unabhängige Sachverständigenkommission eingesetzt, die bis Mitte 2001 konkrete Vorschläge für die Politik erarbeiten soll. Trotz unverkennbarer ausländerfeindlicher Tendenzen geht mit dem gestiegenen Ausländeranteil in Deutschland nicht nur eine Zunahme der Kontakte zwischen der deutschen und ausländischen Bevölkerung einher, sondern auch eine Zunahme der Eheschließungen von deutschen und ausländischen Bürgern (Schmidt und Weick 1998). Von den Kontexten in der Familie und der Wahl der Ehepartner hängt es auch in starkem Maße ab, ob sich bestehende Segregationen und soziale Ungleichheiten in den verschiedenen Migrantengruppen auflösen oder ob sie über Generationen aufrechterhalten werden.' (Autorenreferat)
Since the introduction of economic theory to political science, theorists have argued that discussion could serve as an effective information shortcut if individuals communicate with experts who have similar preferences. Previous experimental and survey studies have found mixed results for the efficacy of social communication, but they have not observed the process of discussion partner selection which is so central to the previous models. This paper presents the results of a group-based experiment that allows for discussion partner selection. We fail to find aggregate enlightenment through social communication: lesser informed subjects are helped by social communication, but better informed subjects are harmed. This result is caused in part because subjects are too willing to seek out more expert discussion partners who have different ex ante preferences.
This work approaches the modern phenomenon of online dating, examining the ways people make use of its technical and social potential. In particular, the users' mate preferences, choices, strategies, and interactions are analyzed using the innovative method of click-stream observations and web-questionnaire data. For the purpose of these analyses, two major theories are used - an explicit theory of individual mate choice, and the more general relational theory developed by Pierre Bourdieu, which helps to highlight the social structures both underlying and resulting from mating online. Results show that online dating is not a partner marker free from social structure, but that the traditional social conditions found offline are also reproduced in this virtual setting. In contrast to the picture drawn by media discourse and advertising, online dating represents a partner market which fulfills the promise of happiness in a socially differential way.
AbstractSuccessful emergency planning and response requires the cooperation of a broad array of partners. The literature on collaboration and social networks provides conflicting predictions about how organizations choose partners. One tradition focuses on the powerful role of similarity (or homophily) as predicting partner choices. A contrasting tradition argues that rational organizations will choose partners both unlike themselves and unlike their other partners to ensure that each collaboration provides access to unique resources. This article starts with the question of how an organization whose primary responsibilities are not focused on emergency management chooses partners when they respond to and prepare for emergencies. Using a survey of school districts in Texas immediately following Hurricanes Katrina and Rita in 2005, the article assesses the priority of partner choice. The results indicate that school districts choose partners largely on the basis of strategic difference, though there is some evidence of homophily.