'Wie zeitgenössische ethnologische und soziologische Studien gezeigt haben, hat sich das im Westen populäre Modell von Freundschaft als dyadischer, nicht-utilitaristischer, egalitärer und emotionsgeladener Sozialbeziehung als nicht-verallgemeinerbares Ideal erwiesen. Freundschaft bedarf einer kontextbezogenen Analyse, welche historische, regionale, kulturelle, soziale, wirtschaftliche und politische Bedingungen in Betracht zieht. Im vorliegenden Artikel wird Freundschaft im Rahmen interethnischer Beziehungen zwischen Mbororo (agro-pastorale Fulbe), Hausa und Mitgliedern der Kameruner Grasland-Gesellschaften untersucht. Der Fokus liegt dabei auf gender- und altersspezifischen Unterschieden in der Konzeption und der Ausgestaltung von Freundschaftsbeziehungen. Um den polyvalenten und flexiblen Charakter realer Sozialbeziehungen zu erfassen, zieht der Autor einen weit gefassten Freundschaftsbegriff vor, der Überschneidungen und Übergänge zwischen verschiedenen analytischen Kategorien wie Freundschaft, Verwandtschaft, Nachbarschaft, Geschäfts- und Patronagebeziehungen zulässt.' (Autorenreferat)
Paul Wolfowitz ist als wichtiger Mitgestalter der US-Außen- und Sicherheitspolitik ein auch in Deutschland gleichsam bekannter wie höchst umstrittener Akteur geworden. Das gilt vor allem im Zusammenhang mit dem Irakkrieg, der die ohnehin bestehenden transatlantischen Turbulenzen verstärkt hat. In der politisch nicht einheitlichen Bush-Administration vertritt der Stellvertretende Verteidigungsminister eine Gruppierung, die in der Regel als neokonservativ bezeichnet wird. Zu ihrem Profil gehört ein ausgeprägt amerikazentriertes Selbstbild, die Präferenz für den (frühzeitigen) Einsatz militärischer Gewalt zur Lösung im Kern politischer Probleme und die letztendlich unilaterale Durchsetzung der Außen- und Weltordnungspolitik ohne Rücksicht auf internationale Organisationen, Normen und Verträge. Die Ausführungen über die Entstehung, Entwicklung und die Herausforderung des Weltbildes von Wolfowitz orientieren sich an den folgenden Leitmotiven: (1) die überzeichnete Bedrohung, das Denken in Gut und Böse und die überragende Bedeutung des Militärischen (Beispiel: Raketenabwehr), (2) Präventionsstrategien zur Verhinderung des Aufstiegs rivalisierender Staaten nach dem Ende des Ost-West-Konflikts, (3) Menschenrechte, Demokratisierung und Intervention sowie (4) die Irakfrage im Schatten der Terroranschläge vom 11. September 2001 in den USA. Wolfowitz ist gemäß dem Persönlichkeitsprofil des Autors als 'demokratischer Realist' auch abwägender Taktiker, kalkulierender Stratege und ein vom nationalen Interesse der USA geleiteter Politiker, der in großen, historischen Zeiträumen denkt, wenn er dies für opportun hält. Seine Amerika-Zentriertheit und die demokratiemissionarische Überdehnung der amerikanisch/westlichen Werte haben in der Irakpolitik Washingtons eine äußerst folgenschwere Blindheit erzeugt. Sie hat ihrerseits zu Fehleinschätzungen und damit zu Fehlplanungen geführt, und zwar angefangen bei der Vorstellung, als Befreier bejubelt zu werden, bis hin zur Unfähigkeit, die drängenden Grundprobleme des 'befreiten' Landes zu bewältigen (z.B. Sicherheit im Alltag, Stromversorgung). Als 'Demokratieexporteure' haben die Amerikaner somit auf absehbare Zeit an Glaubwürdigkeit verloren. (ICG2)
Der Autor befasst sich aus techniksoziologischer Perspektive mit den Dynamiken der wissenschaftlichen und industriellen Innovation bzw. dem institutionellen System der Innovation als Bestandteilen von Wissensveränderungen. Wissensveränderungen wiederum betreffen zwei Aspekte: (1) das Regime der Wissensproduktion, wobei zwischen einem funktionalen und einem fragmentalen Wissensregime unterschieden wird; (2) die Wissensart, unterteilt in die Entwicklung expliziter Erkenntnis und die Erklärung der Relation zwischen explizitem und stillschweigendem Wissen. Mittels dieses begrifflichen Instrumentariums werden in einem ersten Schritt die sich verändernden Muster der Wissensproduktion beschrieben, die sich aus den Zusammenhängen der 'funktionalen Spezialisierung' und der 'fragmentalen Distribution' ergeben. Im Anschluss gilt das Augenmerk den sich wandelnden Relationen zwischen den beiden Wissensarten 'Erklärung' und 'Erforschung'. Auf dieser Grundlage konzeptueller Betrachtungen und empirischer Studien formuliert der Autor abschließend zwei mögliche Aufgabenfelder zur weiteren Erforschung heterogener Innovationsnetzwerke: (1) Vergleiche zwischen individuellen Innovationsbiographien in verschiedenen technologischen und industriellen Feldern, um so verschiedene Muster von Innovationspfaden und ihren Veränderungen zu identifizieren; (2) Analysen innovativer Konstellationen, die sich auf wissenschaftliche, technologische und institutionelle Konzepte beziehen. (ICG2)
In empirischen politikwissenschaftlichen Studien wird die teilnehmende Beobachtung nicht nur selten angewendet, bislang wurde sie innerhalb der deutschen Politikwissenschaft auch nur unzureichend theoretisch und methodisch reflektiert. Nach einer wissenschaftstheoretischen Einführung zeigt der Artikel aufbauend auf die praktisch-methodischen Erfahrungen aus zwei Forschungsprojekten zur Parlamentarismusforschung, wie sich die teilnehmende Beobachtung in der politikwissenschaftlichen Forschung einsetzen lässt. Der Beitrag diskutiert die mit der teilnehmenden Beobachtung verbundenen Erkenntnischancen und zeigt Lösungen für jene Probleme auf, die u.a. bei der Erstellung der Datenerhebungsinstrumente, bei der Datenerhebung und bei der Datenauswertung auftreten können.
Dieser Beitrag befasst sich mit der Spannung zwischen der dualistischen Tradition unseres Kulturkreises (WERTHEIM, 1999) einerseits und neueren Ansätzen, die die Konstruktion und Genese von Wissen als leibgebundenes Handeln innerhalb biologischer und ökologischer Systeme nachzuvollziehen versuchen andererseits (z.B. DAMASIO, 1994; LEAR, 1998; LEMKE, 1995; MATURANA & VARELA, 1992). Dabei werden auch Implikationen eines biosozialen Modells für Forschungsmethodologie und für akademisches Schreiben diskutiert. Ausgangspunkt hierfür war die in meiner Doktorarbeit festgehaltene Erfahrung, welche Rolle der Leibgebundenheit bei der Konstruktion von Wissen zugekommen ist, eine Erfahrung, die zunächst bewusst kaum greifbar schien. Dies wohl auch, weil von solchen Arbeiten nach wie vor erwartet wird, dass sie dem Mythos folgen, Wissen und Lernen resultierten beinahe ausschließlich aus abstrakten und logischen Prozessen, aus einem körperlosen Geist.
Der Beitrag befasst sich mit den psycho- und soziosomatischen Störungen von Kindern und Jugendlichen, die in den letzten 20 Jahren immer stärker um sich greifen. Psycho- und soziosomatische Störungen ergeben sich aus einem mangelnden Gleichgewicht der Systeme von Körper, Psyche und Umwelt. Sind sie nicht im Einklang miteinander, kommt es zu Fehlsteuerungen in jedem Einzelbereich und in der Gesamtkoordination dieser Systeme. Die wesentlichen Störungen umfassen die folgenden Aspekte: (1) Fehlsteuerung des Immunsystems, (2) Störungen der Nahrungsaufnahme und des Ernährungsverhaltens, (3) Fehlsteuerung der Sinneskoordination, (4) unzureichende Bewältigung von psychischen Beanspruchungen und sozialen Anforderungen sowie (5) Konsum psychoaktiver Substanzen. Diese Alarmsignale zeigen, wo und wie heute die meisten Krankheiten von Kindern und Jugendlichen entstehen: Durch die Fehlanpassung von körperlich-physiologischen, psychisch-seelischen und sozialökologischen Systemen. Der elementare Ausgleich zwischen den Anforderungen der inneren und äußeren Welt gelingt nicht, es kommt zu keinem befriedigenden Ausgleich von Risiko- und Schutzfaktoren. Psychosomatische und mentale Gesundheitsstörungen lassen sich nur begrenzt mit medizinischer Behandlung und Arzneimitteln eindämmen. Die eigentliche Antwort liegt in der zwischenmenschlichen Beziehung und Erziehung. Das 'magische Erziehungsdreieck', das jeder Vater und jede Mutter zu lösen hat, hat es in sich. Erziehung ist die richtige Dosierung von drei Polen, nämlich Anerkennung, Anregung und Anleitung. An allen drei Polen tun sich Eltern heute schwer: (1) Das richtige Maß von Anerkennung mit Wärme und Zuwendung ist schwer zu finden, wenn eine Mutter oder ein Vater selbst unter voller Anspannung steht und durch das Kind beansprucht wird. (2) Anregung soll die Selbstständigkeit fördern und Impulse setzen, die dem Kind zur Weiterentwicklung gegeben werden. Hier machen fast alle Eltern heute den Fehler, überehrgeizig auf die schulische Entwicklung zu achten und nervös auf jedes kleine Versagen zu reagieren. (3) Das Setzen von Regeln, Grenzen und Vereinbarungen fällt Vätern und Müttern heute ebenfalls schwer. Die meisten versuchen, einem autoritären Stil auszuweichen und ohne feste Vereinbarungen und Sanktionen auszukommen, übersehen aber, dass sie damit das Kind ins Leere laufen lassen und eine verbindliche Beziehung verweigern. Viele gesundheitliche Störungen der Kinder haben hier ihre Ursachen. Psychosomatische und mentale Gesundheitsstörungen erfordern nach Einschätzung des Autors die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Fachleuten für körperliche, psychische und soziale Probleme. Daran hapert es in Deutschland noch. Jede Berufsgruppe hütet ihre Zuständigkeit. Die 'neuen' Kinderkrankheiten können so nicht zurückgedrängt werden. Es wird Zeit, neben den Pädagoginnen und Pädagogen andere Berufe in die Gesundheitsförderung mit einzubeziehen: Ärzte, Psychologen, Sozialarbeiter, Arbeitstherapeuten, Architekten, Raumgestalter und Physiotherapeuten. (ICG2)
Der Konflikt um Nagorno Karabakh erweist sich als hartnäckigste Auseinandersetzung im Süd-Kaukasus, da er eine Kombination von Separatismus und Irredentismus präsentiert und die Beziehung zwischen den beiden Nachbarstaaten Armenien und Aserbaidschan verschärft hat. Die geopolitische Orientierung beider Länder, Gegenstand grenzübergreifender regionaler und externaler Interessen und Einflüsse, ist in der Schwebe. Nagorno Karabakh ist der erste schwerwiegende Konflikt, bei dem in erster Linie die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) mit ihrem konkreten Konzept der Friedenserhaltung als Vermittler involviert ist. Die Ausführungen orientieren sich an der Annahme, dass der normative Kontext der OSZE einen der Faktoren bildet, die die Konfliktlösung zu einer entmutigenden Aufgabe machen. Dem gemäß gilt die Aufmerksamkeit dem allgemeinen Effekt internationaler Normen und Prinzipien auf die Konfliktdynamiken und die Bemühungen um Konfliktlösungen. Zudem werden die Hauptbeschränkungen bei der Aussöhnung der gegensätzlichen Positionen der Konfliktparteien untersucht. Dem gemäß gliedern sich die Ausführungen in die folgenden Abschnitte: (1) Manifestationen der Gebiets-Identitäts-Verbindung, (2) Unvereinbarkeit des Prinzips der territorialen Einheit und dem Recht auf Selbstbestimmung sowie (3) Auswirkungen der Rivalität auf den OSZE-Friedensprozess. In einer Schlussfolgerung merkt die Autorin an, dass (1) sich die legitimierte Macht internationaler Normen und Prinzipien in einem uneindeutigen Zustand befindet und (2) die Haltung der Konfliktparteien häufig auf ihre eigenen Auslegungen der Normen und Prinzipien ausgerichtet ist. Somit bedarf es der Ausarbeitung eines angemessenen Rahmens, in dem nach kooperativen Lösungen auf der Basis gemeinsamer Bedürfnisse und Interessen der Konfliktparteien gesucht wird. (ICG2)
Dass sich Textverarbeitungsprogramme auch für die technikunterstützte qualitative Datenanalyse (QDA) einsetzen lassen, ist schon von verschiedenen Anwendern beschrieben worden (FIELDING & LEE 1998). Die entsprechenden Möglichkeiten von Word werden jedoch häufig unterschätzt (KUCKARTZ 1999). Dank verschiedener Standardbefehle sind zahlreiche elementare Funktionen der technikunterstützten Analyse wie Sortierungen, Code-and-Retrieve und Häufigkeitszählungen möglich. Das Programm ist besonders für jene Einsteiger in die technikunterstützte Analyse interessant, welche erste Erfahrungen sammeln wollen, bevor sie die Kosten und Mühen der Anschaffung spezifischer QDA-Software auf sich nehmen. Word kommt auch jenen qualitativen Forschern entgegen, welche die Vorteile der elektronischen Textverarbeitung gerne nutzen, der technikunterstützten Datenanalyse gegenüber jedoch skeptisch eingestellt sind (KELLE 1995), denn mit Word lässt sich ein fließender Übergang von manuellen zu technikunterstützten Auswertungsmethoden bewerkstelligen. Für routinierte QDA-Anwender kann ein gelegentlicher Einsatz von Word Sinn machen, falls die Formatierung und der Import der Daten in die gewohnte QDA-Software Probleme bereitet oder bei der Auswertung jene einfachen Verfahren angewandt werden sollen, die Word sehr effizient übernehmen kann. Der folgende Artikel befasst sich mit den wichtigsten Voraussetzungen und Möglichkeiten von Word für die computerunterstützte Analyse qualitativer Daten.
"Der Beitrag wertet Artikel, die von Anfang Januar bis Mitte September 2001 in der Kaliningrader Presse erschienen sind, unter der Fragestellung aus, welche Zukunftsvorstellungen es im Hinblick auf die EU-Erweiterung um Polen und die baltischen Staaten für die russische Exklave gibt. Dabei geht es um die Frage, wie die Beziehungen einer zukünftigen Enklave innerhalb der EU zu dieser und zum russischen Zentrum aussehen sollen. Es zeigt sich, dass zwischen zwei Grundströmungen unterschieden werden kann: Mehrheitlich wird eine Annäherung an bzw. eine Integration in die EU, motiviert durch die Angst vor einer Isolation der Exklave, gewünscht. Aber auch der Wunsch nach einer Abschottung dem Westen gegenüber, begründet aus der Angst vor dem Verlust der nationalen Identität durch eine Europäisierung Russlands, ist durchaus ernst zu nehmen. Eine Loslösung der Oblast von Russland steht hingegen nicht zur Debatte." (Autorenreferat)
Strukturierte Interviews oder Fragebögen beinhalten häufig offene Fragen, insbesondere um zusätzlich zu den standardisierten Fragen vom Instrument nicht abgedeckte Informationen von den Befragten zu erhalten. Die Analyse dieser offenen Fragen kann in der Regel nicht im gleichen Auswertungsprogramm durchgeführt werden, in dem die quantitativen Daten eingegeben und verwaltet werden, was die Kombination dieser Datentypen erschwert. Das Datenbanksystem Microsoft Access ist weit verbreitet. Es lassen sich damit flexibel quantitative Daten eingeben, verwalten und wieder exportieren. Die Eingabe von Textmaterial ist durch Memo-Felder für die ökonomische Aufnahme von Daten fast beliebig großen Umfangs gut handhabbar. Vor dem Hintergrund der Möglichkeit, die gleiche Software für die Verwaltung häufig gemeinsam auftretender quantitativer und qualitativer Daten zu verwenden, wollten wir die Flexibilität von MS Access und seine Programmiereigenschaften (Visual Basic mit MS-Access-Erweiterungen) für die inhaltsanalytische Auswertung nutzbar machen. Dieser Beitrag umfasst die Beschreibung der Erstellung von Datentabellen, Abfragen, Kategorienlisten und von Oberflächen zur Eingabe von Rohdaten. Ebenso wird die Erstellung von Kodiereinheiten (Paraphrasierung des Materials), die Kodierung und die Umstrukturierung der Daten für die statistische Auswertung dargestellt. Zudem wird der Daten-Export in das Statistikprogramm SPSS sowie die Analyse der Intercoderreliabilität behandelt. Datengrundlage sind ein strukturiertes, offenes Lebensqualitätsinterview mit chronisch schizophren Erkrankten und eine schriftliche Beurteilung des stationären Aufenthalts durch psychiatrische Patienten.
In seinem Essay zum Authentitätsgebot im Big Brother geht der Autor zunächst der historischen Entwicklung der Grenzen zwischen Privatheit und Öffentlichkeit nach. In seinem historischen Rückblick bezieht er sich auf medienhistorische Literatur und insbesondere auf die 1983 erschienene Studie "Verfall und Ende des öffentlichen Lebens. Die Tyrannei der Intimität" des amerikanischen Kulturkritikers R. Sennet. In einem zweiten historischen Exkurs faßt der Autor die Entwicklung der gesellschaftlichen Bedeutung von Authentizität und Aufrichtigkeit als Modi der Selbstdarstellung. Von Typisierungen, ohne die eine Selbstdarstellung nicht möglich ist, werden die Theatralisierungen unterschieden, die sich gleichzeitig an zwei Adressaten richten, den Menschen gegenüber und das Publikum. Betrachtet man die angeforderten Authentizitätsdarstellungen der Container-Bewohner in Big Brother, werden die medial verbreiteten Masken der Authentizität offensichtlich. Wie der von Sennet beschriebene "Public Man" in den wachsenden Großstädten im 18. Jh. durch Masken und Zeichen des Theaters seine Identität den Fremden gegenüber bekundete, sind die Container-Bewohner hinter medialen Masken verborgen. Die Masken ermöglichen ihnen das öffentliche Sprechen über Emotionen, ohne daß das Innerste preisgegeben wird. Von der Tyrannei der Intimität schützen die Masken. (PT)
Die vorliegende Studie wurde im Auftrag des Schleswig-Holsteinischen Instituts für Friedenswissenschaften als eine von mehreren Fallstudien über die auswärtigen Beziehungen von "Ostsee-nahen" russischen Regionen erstellt und behandelt die Region Novgorod. Der Autor gibt zunächst einen allgemeinen Überblick über die Region Novgorod und geht dann im Detail auf die Auswirkungen der Finanzkrise von 1998 und die politische Situation in der Region ein. Im zweiten Kapitel werden die Außenbeziehungen der Region unter folgenden Gesichtspunkten dargestellt: (1) Außenhandel; (2) ausländische Investitionen und industrielle Zusammenarbeit; (3) Infrastruktur; (4) Beratung; (5) Ausbildungs- und Bildungsprogramme; (6) Tourismus; (7) kulturelle und humanitäre Zusammenarbeit und (8) Nichtregierungsorganisationen. Im dritten Kapitel analysiert der Autor die politischen und konzeptionellen Grundlagen der Außenbeziehungen der Region Novgorod. Kapitel vier beleuchtet die Außenbeziehungen im Kontext des russischen Föderalismus. Im fünften Kapitel stellt der Autor das lokale Management- und Verwaltungssystem im Bereich Außenbeziehungen vor. (ICD)
Basierend auf der Annahme, dass der schnell diffundierende Einsatz der IuK-Technologien sowie einer mehr und mehr wissensbasierten Form der Wertschöpfung traditionelle hierarchische Organisationsprinzipien tendenziell zugunsten von unternehmensinternen und -externen Netzwerken an Bedeutung verlieren lässt, wird zum einen postuliert, dass damit beruflich verfasste Geschlechtersegregationen sich partiell auflösen werden. Zum anderen wird unter Rückgriff auf verfügbare Sekundärdaten geprüft, ob und inwieweit sich das Postulat in den sog. Neuen Medien abbilden lässt und ob dieses Arbeitsfeld ggf. eine Vorreiterposition bzgl. der Überwindung tätigkeitsbezogener Geschlechterhierarchien einnimmt.
Die derzeit wohl größte Sammlung von Oral History-Interviews in Deutschland befindet sich im Archiv des Instituts für Geschichte und Biographie in Hagen. Unter dem Namen "Deutsches Gedächtnis" werden dort – neben einer Vielzahl mentalitätsgeschichtlicher Texte – etwa 1500 lebensgeschichtliche Interviews mit Zeitzeugen aus Ost- und Westdeutschland archiviert, und zwar in Form von Audio- bzw. Videobändern (knapp ein Zehntel der Interviews sind per Videokamera aufgezeichnet) und deren Transkripten (als elektronische Textdatei und Papierausdruck). Oftmals kommen noch Fotos, persönliche Dokumente, Tagebücher, Briefe oder andere Schriftquellen des jeweiligen Zeitzeugen hinzu, so dass – bei laufenden Neuzugängen – eine große Menge qualitativer personenbezogener Daten auf unterschiedlichen Datenträgern archivalisch bewältigt werden muss. Aus der Vielzahl der Probleme, die sich aus der Besonderheit des Archivmaterials ergeben, möchte ich drei herausgreifen: die Anonymisierung, die Erschließung und den physischen Verfall.