Religion als Argument: über Ratio und Ambivalenz des Zusammenhanges von Konservatismus und Religion
In: Staat und Ordnung im konservativen Denken, S. 307-335
Hermann Lübbe wie Günter Rohrmoser sind Konservative im Sinne eines Modernitätstraditionalismus, dem es um die Bewahrung der liberalen politischen Errungenschaften der nachaufklärerischen Moderne zu tun ist. Beide vertreten die Auffassung, dass nachaufklärerische Religion nicht nur mit modernem Denken und modernen Selbstverständnissen vereinbar ist, sondern dass sie ein wichtiger und konstitutiver Faktor gerade politischer Modernität darstellt. Religion hält das Bewusstsein des Unverfügbaren wach und setzt die Menschen in ein rationales Verhältnis dazu. Dadurch entlastet sie die Politik und fördert so die öffentliche Freiheit. Der Beitrag setzt sich mit beiden Positionen auseinander und betrachtet dabei insbesondere das Verhältnis von Religion und Moderne und Religion und Konservatismus. Die einleitenden Überlegungen des Beitrags gelten zunächst dem Verhältnis der Religion zu politischen Positionen. Die anschließenden Kapitel widmen sich der Position Hermann Lübbes. Hier betrachtet der Beitrag die Funktion der Religion in der Moderne, Lübbes Konservatismus und Zivilreligion. Danach erfolgt die Auseinandersetzung mit den Positionen Günter Rohrmosers. Hier verweist der Beitrag auf das Christentum als unverzichtbares Fundament des Verfassungsstaates, geht auf Rohrmosers Konservatismus ein und widmet sich den Fragen zur Kultur der Freiheit. Der abschließende Ausblick verweist noch einmal auf die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Positionen der beiden Denker. (ICA2)