"Im Gefolge der Sarrazin-Debatte beklagen sich viele Deutsche über die angebliche 'Integrationsunwilligkeit' der Einwanderer. Der Autor richtet den Blick zurück auf die deutschen Immigranten in den USA um 1900. Dort entdeckt er eine hochgradig geschlossene 'Parallelgesellschaft' mit eigener Sprache, eigenen Vereinen, Schulen, Feiertagen und Weltanschauungen. Wie aber wurde aus dieser Parallelgesellschaft ein weitgehend assimilierter Teil der Mehrheitsgesellschaft?" (Autorenreferat)
Die Transformationsprozesse im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts waren begleitet von einem tiefgehenden Wandel des Sicherheitsverständnisses. Das Vertrauen in die sicherheitsstiftende Funktion des Staates schwand, und neue Krisendiskurse entstanden. Der Aufsatz untersucht dies am Beispiel der NATO-Nachrüstung und der Friedensbewegung in der Bundesrepublik Deutschland um 1980. In der damaligen Auseinandersetzung spiegelt sich ein scharfer Streit über das Verständnis von Sicherheit. Darüber hinaus artikulierte sich in der Kritik der Friedensbewegung am System der nuklearen Abschreckung ein massives Unbehagen an jener technisch-industriellen Modernität, die sich seit dem späten 19. Jahrhundert ausgeformt hatte. Daher ist die "nukleare Krise" der Zeit um 1980 auch als eine Modernitätskrise zu verstehen. Absolute Sicherheit kann es in der Moderne nicht geben; sie bleibt ein letztlich unerreichbares Ziel – eine Utopie. Gleichwohl entzog der Protest der Friedensbewegung – nicht nur in der Bundesrepublik – der nuklearen Abschreckung ihre politische und moralische Legitimität. Trotz der 1983 durchgesetzten Nachrüstung war die frühere Akzeptanz der Abschreckung in der Endphase des Kalten Kriegs nicht wiederherzustellen. ; Transformations which took place during the final third of the twentieth century were accompanied by a fundamental modification of the idea and understanding of 'security'. Societies lost trust in the state and its ability to provide security. At the same time, new perceptions and discourses of crisis emerged. This article analyses these developments, taking the question of NATO nuclear armament and the West German peace movement of the period around 1980 as an example. The conflicts over NATO's so-called 'double track decision' of 1979 and the prospect of deploying new nuclear weapons in West Germany and other European countries reflected heated controversy concerning the idea of security. Moreover, the peace movement's criticism of the system of nuclear deterrence reflected considerable unease with technical-industrial modernity, which had arisen from the late nineteenth century. In this regard, the 'nuclear crisis' of the years around 1980 can be seen as a crisis of modernity. In modern societies it is not possible to achieve absolute security; security remains an unobtainable objective, a utopia. Nevertheless, it was not only in Germany that the peace movement's protest shattered the political and moral legitimacy of nuclear deterrence. In spite of the decision to continue armament in 1983, the initial acceptance of this policy could not be restored in the final years of the Cold War.
Im vorliegenden Beitrag wird der schwierige Neubeginn der österreichischen Politikwissenschaft im Rahmen der Gründungen des Instituts für Höhere Studien und der drei Universitätsinstitute - auch vor dem Hintergrund der Folgen der Vertreibung eines Teils der österreichischen Intellektuellen während des Ständestaates und NS-Regimes - thematisiert. Detailliert werden die Umstände der Entwicklung der politikwissenschaftlichen Abteilungen und Institute beschrieben, ebenso wie die Schwierigkeiten einer Dynamisierung und Normalisierung. Dabei zeigen sich die langfristigen Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges ebenso wie der Ressourcenmangel, der die Disziplin stets begleitete und zu einer verspäteten Internationalisierung der Politikwissenschaft in Österreich mit beigetragen hat. Die spezifische Entwicklung der Disziplin steht ferner in Zusammenhang mit der Entwicklung der österreichischen Wissenschafts- und Forschungspolitik insgesamt. Ihre vier großen Etappen in der Zweiten Republik können wie folgt skizziert werden: Die restaurative Phase der 1950er Jahre, die hochschulpolitische Reformphase zwischen Mitte der 1960er bis Mitte der 1970er Jahre, die strukturkonservative Phase des Ausbaus der Wissenschafts- und Forschungslandschaft bis Mitte der 1990er Jahre, und die nicht zuletzt durch den EU-Beitritt stimulierte Phase der forcierten Steigerung von Wissenschaftsleistung. (ICI2)