Der Übergang aus einem Hilfesystem in die Selbständigkeit stellt Care Leaver_innen, die ihre Kindheit in einer Wohngruppe oder einer Pflegefamilie verbracht haben, vor vielfältige Herausforderungen. Katharina Mangold und Wolfgang Schröer schauen auf die aktuelle Reform des Kinder- und Jugendstärkungsgesetzes (KJSG), welche im Juni 2021 in Kraft trat, und wie diese den Übergang von Care Leaver_innen beeinflusst und rahmt. Im Fokus stehen die Konstrukte Selbständigkeit, Eigenverantwortlichkeit und Selbstbestimmung, die in der Reform eine bedeutende Rolle spielen.
Der Autor zeigt, wie im Zeitraum von 1950 bis 1970 in Westdeutschland das Versprechen des Grundgesetzes von 1949, als demokratisches Gemeinwesen die Menschwürde aller achten zu wollen, in der Heimerziehung systematisch missachtet wurde. Er skizziert gesellschaftliche Funktionen damaliger Heimerziehung und fordert vor dem Hintergrund vielfältiger Aufarbeitungsprozesse auch an den Runden Tischen dennoch darauf zu bestehen, dass Unrecht sehr konkret und zurechenbar von Menschen an Menschen begangen wurde.
Zusammenfassung In der Bildungsforschung ebenso wie in der Bildungspolitik wird der Ausbau von Ganztagsschulen als der umfangreichste Reformprozess des deutschen Bildungswesens seit 1945 gesehen (Hollenstein 2019; Bremm 2019). Doch mit der "Ganztagsschule" verbinden Familien und Familienmitglieder – Eltern, Kinder, Jugendliche – unterschiedliche Perspektiven. Darum ist das Wechselspiel von Familie und Ganztagschule in der Forschung und Politikberatung an der Schnittstelle von Familien-, Kindheits- und Jugendforschung angesiedelt. Diese Schnittstelle möchte der vorliegende Beitrag genauer betrachten. Dazu wird erstens auf das 2006 publizierte Gutachten zur Ganztagsschule des Wissenschaftlichen Beirats für Familienfragen des BMFSFJ näher eingegangen. Zweitens sollen kindheits- und jugendtheoretische Perspektiven auf Ganztagsschule sowie ausgewählte Befunde aus der Kindheits- und Jugendforschung aufgegriffen und diskutiert werden. Abstract: All-day School, Parents And Children, Childhood- and Perspective of Youthstudies In educational research and educational policy, the development of all-day schooling is regarded as the most extensive process of reform in the German education system since 1945 (Hollenstein 2019; Bremm 2019). But different perspectives are associated with "all-day schooling" by different families and family members – parents, children and adolescents. This is why the interplay between family and all-day schooling in research and policy consultation is located at the intersection between family, childhood and youth studies. This intersection we want to consider closely in the present article. In order to do that, we will firstly discuss the report on all-day schooling of the BMFSFJ's scientific advisory board for family matters that was published 2006. Secondly, childhood- and adolescence-theoretical perspectives on all-day schooling as well selected results of childhood and youth studies are considered and discussed.
Der vorliegende Beitrag setzt sich grundlagentheoretisch mit dem in der Kindheitsforschung zentralen Problem der Institution auseinander. Der Fokus der Kindheitsforschung begreift "Kindheit als Institution", die wiederum durch "Institutionen der Kindheit" charakterisiert ist. Ausgehend von einer kritischen Würdigung dieser Prämisse, wird in Anlehnung an die Transnationalitätsforschung auf den "methodologischen Institutionalismus" rekurriert, der hieraus für Teile der Kindheitsforschung folgt. Dementgegen wird für einen transorganisationalen Zugang zu Kindheiten plädiert, der alltägliche Praktiken des Organisierens zwischen und jenseits einzelner Institutionen der Kindheit als konstitutiv für eine wohlfahrtsbezogene Kindheitsforschung erachtet. Das Ziel ist es, auf der Grundlage eines infrastrukturellen Ansatzes ein analytisches Konzept für die Kindheitsforschung zu entwickeln, das insbesondere jenen Entwicklungen gerecht wird, die unter dem Stichwort der Wohlfahrtsgesellschaft und eines sich hieraus ergebenden Wohlfahrtspluralismus bzw. welfare mix verhandelt werden. Mit Bezugnahme auf das Konzept der Übergänge, wie es in sozialisationstheoretischen Kontexten diskutiert wird, ergibt sich in der Folge ein transorganisationaler Zugang zu institutionalisierten Kindheiten.
Der deutsche Sozialstaat ist in den letzten Jahren in Kritik geraten - und sieht sich trotz seiner Bewährung in den jüngsten Finanzkrisen zum verlängerten Arm des neoliberalen Kapitalismus herabgestuft. Lothar Böhnisch und Wolfgang Schröer zeigen: Wenn es um die Diskussion der Zukunft des Sozialen geht, führt eine nur auf den Sozialstaat fixierte Kritik der Sozialpolitik in die Sackgasse. Vielmehr ist es das #on("i")#Sozialpolitische Prinzip#off("i")#, von dem die eigentliche Wirkung und Kraft des Sozialen auch in der Gesellschaft der Zweiten Moderne ausgeht. Dieses Prinzip freizulegen, angesichts der gegenwärtigen Entwicklung zu erweitern und damit den einseitigen Sozialstaatsdiskurs wieder in ein dialektisches Fahrwasser zu bringen, ist das Anliegen dieses Buches.
"Junge Menschen, die in der Kinder- und Jugendhilfe aufgewachsen sind, sind in der Regel häufiger von Armut betroffen als ihre Peers (vgl. Stein 2012). Dabei sind junge Erwachsene generell schon die am häufigsten von Armut betroffene Gruppe unserer Gesellschaft (vgl. Statistisches Bundesamt 2011). Da sich die Bewältigungslagen junger Erwachsener erheblich voneinander unterscheiden, schlagen wir für die Kinder- und Jugendhilfe einen differenzierten Zugang zu den Lebenslagen ihrer Adressat_innen vor. Dabei wird Kinder- und Jugendhilfe selbst zum Akteur in der Gestaltung von Handlungsspielräumen der jungen Menschen. Am Beispiel Studierender mit Erziehungshilfeerfahrung möchten wir in diesem Beitrag auf die Produktivität der getrennten Betrachtung von Bewältigungslage und Lebenslage hinweisen, um sie dann ins Verhältnis zueinander setzen zu können." (Autorenreferat)
[Die Autoren] betrachten den Zusammenhang von Diversität und Organisationspädagogik. Diversität berührt die Organisationspädagogik auf zweierlei Weise, zum einen im - eher auf das Innere der Organisation gerichteten - Diversity Management, zum anderen in - eher auf das Äußere der Organisation bzw. ihre Grenze zur Umwelt gerichteten - Prozessen bspw. der interkulturellen Öffnung. (Orig.).
Die Autoren umreißen einleitend die historisch-gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, die zu einer "Hochkonjunktur" der Sozialraum-Debatten in den 1990er Jahren geführt haben. Der Sozialraum wurde in jener Zeit vor allem in einer Spannung von industriekapitalistischer Vergesellschaftung moderner Lebensführung und allokativer Vergegenständlichung sozialer Probleme gesehen und der Sozialstaat als Regulationsmedium und Gestaltungsprinzip zwischen den Alltagsräumen der Menschen und den gesellschaftlichen Konflikt-, Verteilungs- und Gestaltungsräumen betrachtet. Mit Blick auf den "digitalen Kapitalismus" hat sich jedoch inzwischen ein grundlegender Strukturwandel vollzogen: Die räumliche Transformation sozialer Probleme ist durch die Entgrenzungstendenzen in der Arbeitsgesellschaft gegenwärtig in einen "Allokationssog" geraten und hat dazu geführt, dass die soziale Ungleichheit zum Regulationsproblem lokaler Bürgerarbeit wird. Die Autoren reflektieren vor diesem Hintergrund die Rolle der Gemeinschaft als Ware in der Bürgergesellschaft und die Gestaltung des sozialen Nahraums im Sinne eines "doing community". Sie skizzieren darüber hinaus die zukünftigen Herausforderungen für die Kinder- und Jugendhilfe. (ICI2)
Die Autoren umreißen einleitend die historisch-gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, die zu einer "Hochkonjunktur" der Sozialraum-Debatten in den 1990er Jahren geführt haben. Der Sozialraum wurde in jener Zeit vor allem in einer Spannung von industriekapitalistischer Vergesellschaftung moderner Lebensführung und allokativer Vergegenständlichung sozialer Probleme gesehen und der Sozialstaat als Regulationsmedium und Gestaltungsprinzip zwischen den Alltagsräumen der Menschen und den gesellschaftlichen Konflikt-, Verteilungs- und Gestaltungsräumen betrachtet. Mit Blick auf den "digitalen Kapitalismus" hat sich jedoch inzwischen ein grundlegender Strukturwandel vollzogen: Die räumliche Transformation sozialer Probleme ist durch die Entgrenzungstendenzen in der Arbeitsgesellschaft gegenwärtig in einen "Allokationssog" geraten und hat dazu geführt, dass die soziale Ungleichheit zum Regulationsproblem lokaler Bürgerarbeit wird. Die Autoren reflektieren vor diesem Hintergrund die Rolle der Gemeinschaft als Ware in der Bürgergesellschaft und die Gestaltung des sozialen Nahraums im Sinne eines "doing community". Sie skizzieren darüber hinaus die zukünftigen Herausforderungen für die Kinder- und Jugendhilfe. (ICI2).