Längsschnittliche Effekte relativer Deprivation und relativer Privilegierung auf Fremdenfeindlichkeit im wiedervereinigten Deutschland
In: Sozialpsychologie politischer Prozesse: Beiträge des 18. Hamburger Symposions zur Methodologie der Sozialpsychologie, p. 58-84
"Seit Anfang der 90er Jahre werden fremdenfeindliche Straftaten in den neuen Bundesländern auffallend häufiger begangen als in den alten Bundesländern. Ausgehend von einer Verknüpfung mehrerer Theorien der Fremdenfeindlichkeit wird in dieser Arbeit die Hypothese untersucht, dass Fremdenfeindlichkeit durch relative Deprivation im innerdeutschen Ost-West-Vergleich verursacht wird. Relative Deprivation und Fremdenfeindlichkeit wurden in den Jahren 1996, 1998 und 2000 an einer Stichprobe von Ost- und Westdeutschen gemessen. Längsschnittliche Regressionsanalysen zeigen, dass Fremdenfeindlichkeit bei Ostdeutschen entgegen der Hypothese nicht mit relativer Deprivation erklärt werden kann. Bei Westdeutschen hingegen fand sich ein negativer Effekt relativer Privilegierung auf Fremdenfeindlichkeit. Je weniger privilegiert sich Westdeutsche im Vergleich zu Ostdeutschen erlebten, desto höher war ihre Fremdenfeindlichkeit. Dieser Effekt kann als Verschiebung einer Defensivreaktion Westdeutscher interpretiert werden, die den Verlust ihrer privilegierten Lebensverhältnisse fürchten und die aus dieser Furcht resultierende Feindseligkeit leichter auf Fremde als auf Ostdeutsche richten können." (Autorenreferat)