Besprechungsaufsatz zu Weede, Erich: "Warum bleiben arme Leute arm? Rent-Seeking und Dependenz als Erklärungsansätze für die Armut in der Dritten Welt." Politische Vierteljahresschrift, Opladen, 26 (September 1985) 3, S. 270-286
Der Autor stellt die 1984 geführte Auseinandersetzung um die Verkürzung der Wochenarbeitszeit in den historischen Zusammenhang des "industriellen Zeitarrangements zwischen Kapital und Arbeit". Die bis heute gültige "Tauschformel: Kürzere gegen intensivere Arbeit" bildet den Schwerpunkt der Auseinsetzungen um "Herrschaft und Kontrolle über die Arbeitsvorgänge" im Deutschen Reich vor und nach dem Ersten Weltkrieg sowie in der Bundesrepublik Deutschland. Seit Beginn der 80er Jahre ist aufgrund der wirtschaftlichen und arbeitsmarktpolitischen Konstellation eine "Aktualisierung des sozialen Konfliktes" festzustellen, den die Gewerkschaften "aus der Defensive heraus" zu führen haben. Somit geht es beim Kampf um die 35-Stunden-Woche nicht nur um die Verkürzung der Wochenarbeitszeit, sondern auch die "Rückgewinnung der Kontrolle der Zeit und der Arbeit durch die Arbeiter". (IAB2)
Freiheitskämpferinnen, die unerkannt im Heer mitgekämpft haben, sind der Ausgangspunkt für Überlegungen zur Objekthaftigkeit der Frau, zur Modellierung von Frauenbildern. Zwar verstößt das Bild der Heldenjungfrau zunächst gegen die herrschende Geschlechtsstereotype durch seine Verbindung von weiblicher Reinheit und männlicher Rauhheit, doch zeigt Cyrus, welche Reduzierung hierdurch an den real kämpfenden Frauen vorgenommen wurde: An drei Beispielen (Jeanne D'Arc, Eleonore Prochaska und vor allem Anna Lühring) konkretisiert sie zunächst die Überlieferungen und verdeutlicht so die Kunstfigur der Heldenjungfrau. Nur eine Jungfrau nämlich konnte Heldin sein, - als Heldin mußte sie Jungfrau bleiben. Sterben auf dem Schlachtfeld war ehrenvoll, weil es die Diskussion um die Keuschheit beendete und allen Frauen Ruhm sicherte. Überlebte die Kämpferin, wie Anna Lühring, die als Jägerin zu Fuß bei den Lützowern aktiv war, wurde sie mit moralischen Normen konfrontiert: Der Vater wollte z. B. von seiner Tochter nichts wissen. Die ehrenhafteste Frau war immer noch die, über die man nicht sprach. Jedes Dokument über Lühring thematisiert den Aspekt Keuschheit, mit Manipulationen wie Verdächtigungen, Verschweigen wird am Bild des Heldenmädchens retuschiert. Die Akzeptanz dieses Modells "Heldin, aber keusch" bekräftigte so den Status der dem Manne unterlegenen Frau. (IF)
In dem Beitrag wird untersucht, wie sich in der BRD Antisemitismus äußert und wie er tradiert wird. Wegen der Komplexität des Themas werden exemplarisch zwei Bereiche herausgegriffen: die Schule und die Literatur. Es wird über eine nichtrepräsentative Umfrage unter Schülern berichtet, die das Ergebnis brachte, daß mangelndes Interesse Unkenntnis und Vorbehalte das Thema Juden bestimmen und daß Interesse und Einstellung weitestgehend vom Engagement des Lehrers abhängen. Anhand einiger Beispiele wird dann beschrieben, wie jüdische Schüler diese Situation erleben. Im Hauptteil des Beitrags wird die literarische Verbreitung von Antisemitismus untersucht. Dabei werden folgende Differenzierungen vorgenommen: (1) die Verbreitung antisemitischer Klassiker durch Versandbuchhandlungen; (2) Nachdrucke und Kopien in rechtsextremen Periodika; (3) antisemitische Schriften eines christlich verbrämten radikalen Antikommunismus, dessen Wurzeln zum Teil in den USA liegen und der unter Vermeideung der Öffentlichkeit missionarisch tätig ist; (4) "patriotische" Schriften; (5) illegale Druckschriften und Pamphlete; (6) Neuauflage von Klassikern. Anhand verschiedener Zitate aus der neueren Literatur werden die Denkfehler der antisemitischen Autoren herausgearbeitet. Auch latenter Antisemitismus wird verdeutlicht. (RW)
In dem Beitrag wird der anthropozentrische Ansatzpunkt für die Analyse des Verhältnisses von Ökologie und Ethik bekräftigt und plausibel gemacht, daß sich eine menschliche Verantwortung für die Natur lediglich im Hinblick auf die Betroffenheit leidensfähiger Wesen begründen läßt. Ein Verantwortungsprinzip, das über die Verantwortung der Menschen gegenüber ihresgleichen und gegenüber den höheren Tieren hinausgeht, wird nur als Bestandteil eines persönlichen moralischen Ideals, nicht aber als Bestandteil einer verallgemeinerungsfähigen, alle übrigen Individuen bindenden moralischen Norm verstanden. Die Überlegungen spitzen sich zu der Frage zu: Gibt es eine im eigentlichen Sinn ethische Begründung dafür, die Natur als an sich selbst schützens- und bewahrenswert zu betrachten und sich im zivilisatorischen Umgang mit ihr entsprechend zu verhalten? Teleologische und deontologische Begründungen moralischer Normen werden anhand von Beispielen dargestellt. Ein Zusammenhang zwischen Moral und Recht wird hergestellt, um dann zu problematisieren, ob die Natur, speziell die Tiere, auch Rechte haben. Dazu wird auf Schweitzers ethische Weltanschauung zurückgegriffen. Was not tut, so wird als Ergebnis zusammengefaßt, ist "eine Einbeziehung der Natur in den Horizont des Planbaren - unter dem Leitgedanken der Hege und Pflege, des klugen, verantwortungsvollen und vorausblickenden Dominium terrae". (ICA)
Die Beispiele für eine mißratene Vergangenheitsbewältigung der Deutschen sind mittlerweile Legion. Sie reichen von der Würdigung zeitgeschichtlicher Persönlichkeiten bis zu fahrlässigen Vergröberungen historischer Vorgänge in westdeutschen Schulstuben. So sehr man auf der einen Seite eine bevormundende Indizierung bestimmter Literatur feststellt, sowenig kümmert man sich hierzulande um leichtsinnige und unbewiesene Belastungen der deutschen Geschichte, die fast als unnatürliche Selbsteinschätzung bezeichnet werden kann. Zu den übrigen Schwächen und Unzulänglichkeiten unserer Zeithistorie gesellt sich auch noch eine merkwürdige Abstinenz, die fast schon an Berührungsangst oder als geistige Desertion erscheinen kann. Den Zeithistorikern und ihren wissenschaftlichen Einrichtungen müßte es eigentlich obliegen, der heute noch oft anzutreffenden Schwarz-Weiß-Malerei mir adäquaten Forschungsergebnissen entgegenzutreten und eine wirklichkeitsgerechte Differenzierung in die Darstellung der jüngsten deutschen Geschichte zu bringen. Noch steht die westdeutsche Zeitgeschichte auf vielen Gebieten an Scheidewege, politischen Erwartungen zu dienen oder über den Zeitopportunitäten zu stehen. Dennoch gibt es auch vermehrt unter den deutschen Zeithistorikern das Bemühen, des sachlichen und politisch-psychologischen Schwierigkeiten und Mängeln zu entgehen und bedeutsame Erkenntnisse zu produzieren. (SJ)
Feldmann beschreibt in ihrem Kongreßpapier eine Interessengruppe von Wissenschaftlerinnen, die sich Ende der 20er Jahre in Yugoslawien auf Initiative einer internationalen Vereinigung zusammengefunden hatte, den "Verband der universitätsgebildeten Frauen" (VUF). Beim Besuch der Präsidentin der "Internationalen Föderation der universitätsgebildeten Frauen" wurde die nationale Gruppe beschlossen, später bildeten sich 6 lokale Städtegruppen heraus. Die Erwartungen der Mitgliederinnen an den Verband lagen auf verschiedenen Ebenen: auf der beruflichen (Anerkennung verschaffen, gegen Diskriminierung im Staatsdienst vorgehen), auf der sozialen (Intensivierung von Kontakten, auch auf internationaler Ebene), auf einer bildungspolitischen (Förderung des Bildungsniveaus) wie auf einer rein praktischen (Veröffentlichung von Publikationen, Vorbereitung von Diskussionsveranstaltungen, Besuch von Kongressen, Schaffung einer Frauenbibliothek). Am Beispiel der Ortsgruppe Zagreb, deren Geschichte die Autorin sowohl aus schriftlichen Quellen wie auch aus Zeitzeuginbefragung gewonnen hat, stellt sie die Aktivitäten und Bedeutung des Verbandes heraus. Nach Kriegsende wurde der Verband noch erhalten, doch wurde er 1955 aufgrund seiner "Autonomie" verboten, obwohl einige Mitgliederinnen illegal in der Kommunistischen Partei mitgearbeitet hatten. (IF)
In dem Beitrag geht es um die Frage nach der durch Umweltpolitik wahrzunehmenden Verantwortung für die zukünftigen Generationen: Wie weit läßt sich der Begriff eines Rechts, das einem Wesen zukommt, über den angestammten Bereich handlungsfähiger lebender menschlicher Wesen hinaus sinnvoll ausdehnen und etwa auf Tiere und erst in der Zukunft lebende Menschen übertragen? Zunächst wird der Begriff eines "Rechts, das man hat" untersucht. Es wird die These aufgestellt: Wenn man versteht, worum es bei der Frage nach den Rechtsansprüchen von Tieren geht, wird der Schlüssel zur Lösung aller anderen Probleme hinsichtlich möglicher Rechtsansprüche gefunden. Die Rechtsansprüche einzelner Tiere werden diskutiert. Dabei wird ein Prinzip herausgearbeitet: Zu den Wesen, denen man Rechte zusprechen kann, gehören genau jene, die Interessen haben (oder haben können). Dieses Interesse-Prinzip wird an verschiedenen Beispielen erläutert und modifiziert. Die Überlegungen führen zu dem Ergebnis, daß die später lebenden Menschen Rechte besitzen, die zu ihren Gunsten heute von uns gefordert werden können. Insgesamt werden die begrifflichen Ungereimtheiten aufgelöst, die zu dem Schluß geführt haben, daß Tiere und zukünftige Generationen nicht zu jenen Lebewesen gehören, denen man jetzt Recht zubilligen kann, weil sie gegenwärtig nicht als Mitglieder der moralischen Gemeinschaft zählen. (ICA)
In: Politische Wissenschaft und politische Ordnung: Analysen zu Theorie und Empirie demokratischer Regierungsweise ; Festschrift zum 65. Geburtstag von Rudolf Wildenmann, p. 70-80
Ausgehend davon, daß die BRD zu den wenigen freien Gesellschaften dieser Erde zählt, werden in dem Beitrag die Möglichkeiten der freien Gesellschaften diskutiert. Zunächst wird deutlich gemacht, daß demokratische Staaten eine kleine Minderheit sind. Inhalt und Organisation von Demokratie werden beschrieben. Das Mißverhältnis zwischen den freien Gesellschaften und den Diktaturen wird als ein tiefgreifendes Strukturproblem gesehen, wie anhand der Voraussetzungen der demokratischen Regierungsweise verdeutlicht wird, deren drei Grundvoraussetzungen erläutert werden: Demokratie ist (1) der tägliche Streit um das jeweils Richtige, (2) Führungsauftrag auf Zeit und (3) beruht sie auf Mehrheitsentscheidungen. Vor diesem Hintergrund werden an konkreten Beispielen (Schwarzafrika, britischer Kolonialismus u.a.) Chancen und Hemmnisse für die Demokratie diskutiert. Es wird festgestellt, daß aufgrund struktureller Probleme Demokratien weiterhin in der Minderheit bleiben werden. Um eine Veränderung dieser Situation herbeizuführen, wird eine Strategie der Freiheit entwickelt, die zwei Konsequenzen für die Demokratien hat: (1) eine Verpflichtung der Demokratien, einen quasi Kreuzzug zur Ausdehnung demokratischer Regierungsformen zu führen; (2) die Entwicklung einer innenpolitischen Freizeit für eine Außenpolitik die die machtpolitischen Möglichkeiten und die normativen Ansprüche versöhnt. (KW)
"Die Frontstellung zwischen Beschäftigungs- und Umweltpolitik wird durch die Diskussion über Beschäftigungseffekte offensiver Umweltschutzprogramme zunehmend aufgelöst. Bislang konzentrieren sich die vorgeschlagenen Konzepte für eine Integration von Arbeit und Umwelt allerdings auf Bundes- und Länderbene; der vorliegende Aufsatz hingegen untersucht die möglichen Beiträge von Städten und Gemeinden. Zunächst wird herausgearbeitet, wie die kommunale Ebene in besonderem Maße von den finanziellen und politischen Konsequenzen der Umwelt- und Beschäftigungsmiseren getroffen wird. Anschließend wird ein Überblick über mögliche Ansatzpunkte und Aufgabenfelder einer beschäftigungswirksamen Umweltpolitik gegeben. Zwei Beispiele (Rekommunalisierung der Energieversorgung und kommunale Umweltberatung) illustrieren, wie die Umsetzung einer solchen Politik aussehen könnte. Dabei finden rechtliche und finanzielle Gestaltungsspielräume Berücksichtigung, und es wird danach gefragt, welche Grenzen den kommunalen Anstrengungen gesetzt sind. Abschließend kommen die Autoren zu dem Ergebnis, daß in der Kommunalpolitik zahlreiche Initiativen für eine Integration von Arbeit und Umwelt möglich sind und in Einzelfällen auch bereits aufgegriffen werden. Wegen der budgetären und rechtlichen Handlungsspielräume müssen die Aktivitäten der Städte und Gemeinden jedoch weit hinter dem Wünschbaren zurückbleiben und können kein Ersatz sein für weiterreichende und flankierende Programme des Bundes und der Länder." (Autorenreferat)
Während der frühen Dekaden des 20. Jahrhunderts stand Deutschland, wie die meisten westeuropäischen Nationen, Fruchtbarkeitsraten gegenüber, auf deren Grundlage die Bevölkerung unfähig war, ihren Fortbestand gleichmäßig zu reproduzieren. Kurz nach der Machtergreifung 1933 begann das nationalsozialistische Regime, geburtenfreundliche Maßnahmen zu ergreifen, ein Versuch, der vorher beschriebenen Tendenz Einhalt zu gebieten und sie umzukehren. In der ersten Reihe des Kampfes gegen die sinkende Geburtenrate stand H. Himmler, Führer der SS, der versuchte, seinen Offizierkorps zu einem Beispiel für Fruchtbarkeit zu machen, das der Nachahmung durch das gesamte deutsche Volk wert war. Aber weder materieller Anreiz, Zwang, ein Schwall von Belehrungen und Propaganda noch spezielle geburtenfreundliche Institutionen, wie 'Lebensborn', waren bei der Anregung der Fruchtbarkeit erfolgreich. In der finalen Analyse erwies es sich sogar innerhalb der SS als unmöglich, die Geburtenrate bedeutend zu steigern - Deutsche wie auch SS-Führer bevorzugten weiterhin kleine Familien. Somit wurde der jahrhundertelange Rückgang deutscher Fruchtbarkeit, der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begonnen hatte, während der Ära des Nationalsozialismus ungeachtet geburtenfreundlicher Maßnahmen nicht gestoppt. (KWübers.)
Die berufliche Eingliederung der nachwachsenden Generation stellt seit Mitte der 70er Jahre eine der schwerwiegendsten Probleme gesellschaftlicher Entwicklung in der Bundesrepublik dar. Demographische Gründe (Eintritt geburtenstarker Jahrgänge in das Erwerbsleben) im Verbund mit geringerem ökonomischen Wachstum haben diese Situation hervorgerufen, die bis weit in die 90er Jahre anhält. In diesem Beitrag wird nun versucht, die regionale Dimension dieses Problemfeldes herauszuarbeiten. Es werden zunächst die regionalen Disparitäten beim Zugang zu betrieblichen und sonstigen Ausbildungsplätzen dargestellt. Im Anschluß daran wird die zweite Schwelle (von der Berufsbildung in die Berufsstartposition) am Beispiel der Entwicklung der Arbeitslosigkeit von jungen Erwerbspersonen im regionalen Vergleich untersucht. Bei beiden Schwellen zeigt sich, daß der berufliche Eingliederungsprozeß nicht nur global/zeitbedingt sondern auch durch regionale Gegebenheiten gefährdet ist. Im zweiten Teil des Beitrages werden die Mechanismen des Prozesses beruflicher Eingliederung angesprochen.Es werden dabei vier "Integrationsfelder" unterschieden und zwarIntegrationsfeld "Generationenwechsel"Integrationsfeld "Berufliche und regionale Mobilität"Integrationsfeld "Selbständigkeit und neue Formen des Arbeitsplatzwachstums".Abschließend werden die wichtigsten Prinzipien einer von den Regionen durchgeführten Politik zur Verbesserung der beruflichen Eingliederung angesprochen.
Um die Beziehungen zwischen Jugoslawien und der UdSSR nach dem Tod von Tito zu analysieren, werden die jugoslawischen Probleme der 80er Jahre dargestellt, die zur These der Instabilität Jugoslawiens führen: das Problem der politischen Führung; die Wirtschaftskrise; die zwischennationalen Beziehungen. Jugoslawiens Position zwischen den Blöcken wird beschrieben. Trotz einiger international bedeutsamer Ereignisse zu Beginn der 80er Jahre wird ein außenpolitischer Alltag in Jugoslawien konstatiert, der allerdings auf bestimmten Grundpositionen basiert. Die politischen Beziehungen zwischen der UdSSR und Jugoslawien werden als eine Politik der gegenseitigen Nadelstiche bezeichnet. Die jüngste sowjetisch-jugoslawische Kontroverse, die als eine wissenschaftlich-politische eingeordnet wird, wird analysiert. Der unabhängige außenpolitische Kurs Jugoslawiens wird betont. Am Beispiel der Afghanistan-Krise wird erklärt, daß die bilateralen Beziehungen zwischen Jugoslawien und der Sowjetunion aufrechterhalten und weiterentwickelt werden können, wenn konfliktbeladene Grundsatzpositionen ausgeklammert werden. Die Untersuchung kommt zu folgendem Ergebnis: Wenn die jugoslawische Politik der Blockfreiheit nicht zuletzt gegenüber der Sowjetunion vom Westen garantierbar erscheint, verfügt Jugoslawien über die außenpolitisch notwendigen Bedingungen, sich seiner zentralen innenpolitischen Probleme anzunehmen - der Wirtschaftskrise und der zwischennationalen Beziehungen. (KW)
Ausgehend davon, daß Europa schon lange eine geographische und kulturelle Wirklichkeit war, wird auf der Grundlage der Einschätzung Europas als christliches Abendland nach dem Verhältnis von Nation und Europa gefragt. Die gemeinsame Eigenart Europas wird entsprechend im Gegensatz zu den Ungläubigen und Andersgläubigen formuliert. Es wird deutlich, daß in der Geschichte und den aufeinanderfolgenden Gestaltungen Europas der Nationalstaat erst in den letzten 200 Jahren Sinn und Bedeutung erhalten hat und daß der Nationalstaat nur da in Erscheinung getreten ist, wo Volk, Sprache, Kultur, Religion und Staat einigermaßen zusammenfielen. Die verschiedenen (historischen) Versuche, über die politische Einigung Europas nachzudenken, werden skizziert. Die Selbstzerstörung Europas erfolgte in den beiden Weltkriegen dieses Jahrhunderts. Vor diesem Hintergrund werden die europäischen Einigungsversuche am Beispiel der EVG und der EWG untersucht. Als Motivation für die europäische Integration werden vor allem die Krisen und Bedrohungen Westeuropas gesehen. Es wird deutlich, daß die Blocksituation nur eine beschränkte Souveränität der europäischen Nationalstaaten zuließ. Ausgehend davon, daß sich Grundbedingungen der Verteidigungspolitik in den letzten Jahren auf weltweiter Ebene wesentlich verändert haben, ist die Unabhängigkeit Europas inzwischen unabdingbar geworden. (ICA)