Eine umfangreiche "Geschichte der Schwarzen in den USA" gibt es schon von dem renommierten schwarzen Historiker J. H. Franklin (BA 9/83; aktualisierte und neu übersetzte Tachenbuchausgabe 1999, nicht besprochen). Das vorliegende Buch ist eine Gemeinschaftsarbeit des Hamburger Historikers Finzsch und zweier amerikanischer Kollegen. Das sorgfältig erarbeitete wissenschaftliche Werk ist flüssig und gut verständlich geschrieben. Es reicht von den Anfängen des atlantischen Sklavenhandels bis zur Regierungszeit Clintons. Wichtig ist den Autoren, die Afroamerikaner nicht nur als Opfer der Gewalt, sondern auch als Handelnde darzustellen. Sie beschreiben ihre Gegenwehr, Erfolge im Sport und kulturelle Leistungen, porträtieren außerdem herausragende Persönlichkeiten. In der 83-seitigen Bibliographie findet man kaum einen deutschsprachigen Titel. Mit Personen-, leider ohne Sachregister. - Ein Standardwerk neben Franklin. (2) (Joachim Renkhoff)
Ohne afroamerikanische Geschichte kann die amerikanische Geschichte und Gegenwart nicht verstanden werden. Ihre Ausrichtung und Forschungsschwerpunkte sind daher stark geprägt von den gesellschaftlichen und politischen Konjunkturen der Zeit. Christine Knauer zeichnet in ihrem Beitrag die Genese der afroamerikanischen Geschichtsschreibung nach und verweist auf die enge Verknüpfung von Geschichtsschreibung, Freiheitskampf und Bürgerrechtsbewegung im 19. und besonders im 20. Jahrhundert. Sie beschreibt die derzeitigen Forschungsansätze und -trends in der afroamerikanischen Historiografie, die auch in der europäischen sowie deutschen Amerikaforschung zunehmend bearbeitet werden.
Main description: In der Mitte des 19. Jahrhunderts erwogen mehr und mehr African Americans, den Rassismus und die Ausgrenzung in den USA hinter sich zu lassen und nach Haiti auszuwandern. Haiti hatte sich nach der Haitianischen Revolution (1791-1804) als schwarzer Nationalstaat gegründet. Nora Kreuzenbeck verknüpft mikrohistorische Perspektiven mit kulturgeschichtlichen Fragestellungen und folgt historischen Akteurinnen und Akteuren auf ihren Reisen.
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Während deutsche Einwanderer sich nur bedingt gegen die Institution der Sklaverei aussprachen, zeigten sie in ihrer Sicht auf African Americans ein weit höheres Maß an Geschlossenheit in ihrer ablehnenden Haltung. Um die Divergenz zwischen der Wahrnehmung von Sklaverei und African Americans sinnvoll zu kontextualisieren und zu erklären, erscheint die Kategorie der race als erhellende Untersuchungseinheit, welche hilft, die einseitige Wahrnehmung auf der menschlichen im Vergleich zur institutionellen Ebene zu beleuchten. Da der Begriff race weit weniger ideologisch belastet ist als der Begriff des Rassismus, bietet er ein Instrument, welches die nötige Offenheit für verschiedene Erklärungsansätze besitzt. Als Arbeitsgrundlage dient dabei die Definition von Stephen Cornell und Douglas Hartman. Die Autoren betonen besonders stark den menschlichen Ursprung der Kategorie race, ein für diese Untersuchung besonders wichtiger Aspekt, weil er auf die soziale Eingebundenheit des Konzepts verweist. Als solches handelt es sich bei race um eine historische Einheit, die Diskussionen und Wandlungen unterworfen war. Menschen schufen diese Kategorie als distinktes Merkmal für eine Gruppe von Menschen, die sie so eindeutig als von sich selbst unterschiedlich darstellten und damit eine möglichst große und eindeutige Differenz schufen. Diese Vorüberlegungen bilden die Basis für den Kontext, in dem die deutschen Einwanderer ihre Unterschiedlichkeit zu schwarzen Menschen wahrnahmen und davon ausgehend diese als Menschen beurteilten, was häufig mit einer Bewertung der Institution der Sklaverei einherging, der viele der in Amerika lebenden African Americans unterworfen waren. Die Divergenz zwischen dem Selbst und dem Gegenüber schlägt sich dabei in den komplementären Konzepten von blackness und whiteness nieder. Im Zusammenhang mit den deutschen Immigranten spielen diese beiden Perspektiven eine wichtige Rolle, weil so die Denkmuster der Deutschen zum Teil aus ihrem Fokus auf das Anderssein ihres Gegenübers, also der blackness, und zum Teil aus dem Gefühl der eigenen besonderen Stellung, also der whiteness, zu erklären sind. Deutsche Einwanderer schlossen sich Argumentationsmustern aus der Literatur oder der Populärwissenschaft in unterschiedlichen Ausprägung sowohl direkt auch indirekt an, was darauf hindeutet, dass sie wohl mit Gedanken um die Thematik blackness bereits schon in der alten Heimat in variierender Intensität konfrontiert worden waren und damit ihre Äußerungen zu schwarzen Menschen, welche sie nach ihrer Ankunft in den USA trafen, auch auf Vorstellungen beruhten, die sie vor einem direkten Kontakt mit Schwarzen geformt hatten. In Anlehnung an die Diskussionen innerhalb der USA zu schwarzen Menschen wurde Blackness für die deutschen Einwanderer zu einer gesellschaftlichen Kategorie, mit der sie sich in unterschiedlichen Intensitätsgraden auseinandersetzten mussten, weil sie potentiell enorme Auswirkungen auf die verschiedensten Aspekte des Lebens haben konnte. Die Institution der Sklaverei als eine auf race basierende Arbeitsform spielte dabei eine wichtige Rolle, weil hier eine institutionalisierte Manifestation der rassistischen Hierarchisierung in der amerikanischen Gesellschaft existierte. Innerhalb dieser hierarchisierten Gesellschaft stellte die Distanzierung von schwarzen Menschen und, damit einhergehend, die Integration in die Gruppe der weißen Amerikaner eine grundlegende Tendenz dar. Die Kategorie whiteness gewann also enorm an Wichtigkeit für die Einwanderer, wobei die sich daraus ergebenden Folgen etwa in wirtschaftlicher Hinsicht nicht unbedingt der Realität entsprechen mussten, sondern auch auf subjektive Wahrnehmungen beschränkt sein konnten. Vor diesem Hintergrund erklärt sich die hohe Zahl der deutschen Immigranten, die eine latente Abneigung oder sogar offene Abscheu gegenüber African Americans zeigte. Dieser Anreiz zur Differenzierung in Weiße und Schwarze war im Zusammenhang mit der Diskussion um die Institution der Sklaverei nicht gegeben, denn dabei ging es vor allem den intellektuellen Deutschen primär um abstrakte Ideen wie Freiheit und Gleichheit, die sie dann ohne oder nur mit geringem Bezug zu schwarzen Menschen diskutierten. Solange also die Distanz zu African Americans und damit die Zugehörigkeit zur Kategorie whiteness gewahrt blieb, konnten die Deutschen ihre Meinungen gegen die Sklaverei äußern. Es ging dann nicht um das Wohl der Schwarzen, sondern um die Institution und die damit verbundenen abstrakten Prinzipien. ; By far not the majority of German immigrants opposed the institution of slavery and opposition to the peculiar institution had many different faces. At the same time, German immigrants were much more united in their dislike of African Americans. In order to better contextualized the divergency between the perception of slavery and the perception of African Americans, the category of "race" will be used to explain a one-sided view on the humane in contrast to the institutional level. Based on Stephen Cornell- and Douglas Hartman- definition, race will be seen as a historical entity, which is subjected to dicussions and changes. German Immigrants very clearly differentiated themselves from African Americans; the concepts of blackness and whiteness explain this phenomenon. While blackness focuses on the aspect that regarded the other as different from oneself, whiteness emphasizes the union Germans wanted to feel with white Americans including their privileged statues in comparison to African Americans. Hence, whiteness became a major aspect of integration into the American society. The institution of slavery was judged differently in a sense that it was very often seperated from the human condition of blacks and regarded purely as an institution, which had to be judged. Particularly intellectual German immigrants based their judgment on political or philosophical convictions; the concept of an abstract freedom, seperated from the plight of African Americans, played an important role.
In seiner Dissertation untersucht Florian Werner die Verwendung millennialistischer Topoi im afro-amerikanischen Diskurs anhand von Textbeispielen aus dem Bereich der orature (Textformen, die einem primär mündlichen Diskurs entspringen) Ausgehend vom Rap zeichnet Werner die ästhetischen Wurzeln dieser zeitgenössischen Kunstform nach, beginnend mit den Spirituals, als frühester überlieferter Äußerung der afrikanischstämmigen Sklaven, über politische Lieder aus der Zeit der afrikanischen Kolonisationsbewegung, weltliche Blues-Stücke und so genannte chanted sermons der afro-amerikanischen Prediger. Auf 255 Seiten verdeutlicht der Autor, wie sich die Rede von der Endzeit unter je unterschiedlichen historischen Bedingungen veränderte. ; In his dissertation on apocalyptic motifs in American hip hop, Florian Werner examines millennialistic themes in African American discourse from primarily spoken genres of orature. Werner traces the aesthetic roots of contemporary rap, beginning with the earliest documented slave spirituals and continuing on to popular songs from African colonialisation, works of blues, and the "chanted sermons" of African American preachers. Over the course of 255 pages Werner elucidates how popular references to the end of days have changed during each respective historical period.
Anknüpfend an aktuelle Forschungen, die Intersektionalität für jüdische Studien und Antisemitisforschung adaptieren, zeigt dieser Essay die Verflechtung zwischen europäisch-jüdischer Erfahrung und der Entstehung der Black Women's history in den USA zu Beginn der 1970er Jahre. Dabei fokussiert er Leben und Wirken Gerda Lerners, eine der maßgeblichen Protagonistinnen der Frauengeschichte in den USA und darüber hinaus. Am Fall von Lerners "Black Women in White America" (1972), eine der ersten Anthologien zur Geschichte Schwarzer Frauen in den USA, erweitert der Beitrag zum einen bisherige Genealogien von Intersektionalität, indem herausgearbeitet wird, wie eine aschkenasische-jüdische Frau Wiener Herkunft eine race und class bewusste Frauengeschichte entwickelte und damit eine intersektionale Frauengeschichte avant la lettre praktizierte. Zum anderen zeigt es "Black Women in White America" als einen der ersten Austragungsorte von Konflikten um die Legitimität von Sprechpositionen und das Eigentum an intellektueller Arbeit, wie sie heute prominent verhandelt und mit aller Schärfe geführt werden.
Intro -- Kathryn Stockett -- Gute Geister -- Inhaltsangabe -- Ein anprangerndes Buch -- Ein verbindendes Projekt -- Personenanalyse -- Aibileen Clark -- Minny Jackson -- Eugenia "Skeeter" Phelan -- Charlotte Phelan -- Hilly Holbrook -- Stuart Whitworth -- Celia Foote -- Constantine -- Interpretation -- Ein polyphoner Roman -- Die Verbindung verschiedener Textgattungen -- Ein Bild der Gesellschaft der 1960er Jahre in den Südstaaten -- Zum Nachdenken -- Darüber hinaus.
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