Ich war Hitlers Gefangener: ein Tagebuch 1933
Stefan Lorant: Ich war Hitlers Gefangener. Ein Tagebuch 1933. List Verlag, München 1985, 246 Seiten, Fotos, 36 Mark
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Stefan Lorant: Ich war Hitlers Gefangener. Ein Tagebuch 1933. List Verlag, München 1985, 246 Seiten, Fotos, 36 Mark
In: Vorgänge: Zeitschrift für Bürgerrechte und Gesellschaftspolitik, Band 37, Heft 3, S. 22-36
ISSN: 0507-4150
Im vorliegenden Essay werden diejenigen Arbeiten untersucht, die der Politologe Franz L. Neumann während seines Exils in den USA und nach seiner Rückkehr nach Deutschland 1945 verfasste. Neumann, der sich in seinen Deutschlandanalysen vor allem um die Errichtung einer stabilen, demokratischen und sozialen politischen Kultur in Deutschland bemühte, sah vor allem in der Entnazifizierung nach Kriegsende die Chance für einen demokratischen Neubeginn. Der Autor stellt dar, welchen politischen Zielen sich der Politologe verpflichtet fühlt und welche gesellschaftspolitischen Konzepte er z.B. hinsichtlich einer Bildungsreform entwickelt. Die politischen Vorgänge im Nachkriegsdeutschland lassen den Wissenschaftler jedoch in einer zeitlichen Phase bis 1950 immer pessimistischer werden, seine politischen Ansichten verändern sich erheblich. "Die Chancen einer demokratischen Entwicklung Deutschlands, 1949 und 1950 noch sehr skeptisch beurteilt, schätzte er schließlich 1954 sehr positiv ein." Der Autor verfolgt diese Umbruchsphase im Denken Neumanns in dessen Schriften und hebt den appellativen, warnenden Charakter der Aufsätze hervor. (prh)
In: Kommunikation und Revolution, S. 335-358
Am 30. Januar 1933 wurde in Deutschland der nationalsozialistische Machtapparat etabliert. Die revolutionäre Qualität dieses Vorgangs wird hinterfragt. Ausgangspunkt ist der Befund, dass unterschiedliche konkurrierende Trägergruppen des gesellschaftlichen Umbaus über mehrere Monate hinweg die Vorgänge um den 30. Januar öffentlich zur Revolution erklärten. Es wird untersucht, welche Gruppeninteressen sich in dieser Kommunikation artikulierten und welche Politik mit dem Verständnis von "Revolution" durchgesetzt werden sollte. Dazu wird die SA als revolutionäre Basis überprüft. Die Reaktion der nationalsozialistischen Führung auf das Verhalten der SA wird in mehreren Stufen und hinsichtlich verschiedener Bedürfnisse bestimmt. Dabei zeigt sich, wie der Revolutionsbegriff von der SA zur Selbststilisierung gebraucht, dann von der Parteiführung der NSDAP bzw. durch Propagandaminister Goebbels übernommen und entwertet wurde. So wurden die reale Ebene des Staatsstreichs und die fiktionale Ebene der "nationalsozialistischen Revolution" zu einer Einheit zusammengeführt. (BB)
In: Mittelweg 36: Zeitschrift des Hamburger Instituts für Sozialforschung, Band 1, Heft 3, S. 44-58
ISSN: 0941-6382
Der Autor beschäftigt sich in seinem Aufsatz mit der Gestalt des amerikanischen Finanzministers Henry Morgenthau und kritisiert die verfälschende Rezeption seiner Gedanken vor allem in der BRD, aber auch in der DDR. Dabei zieht er u.a. Arbeiten von Kurt Keppler (1971) und Friedrich Jerchow (1978), den "Gebhardt" von 1976 und das Bertelsmann-Lexikon "Geschichte" von 1974 heran. Er stellt eine durchgehende Linie von Goebbels Haßtiraden gegen den "jüdischen Racheengel" bis heute fest: "kosmopolitische, sprich jüdische Intelligenz in den USA macht mit deutschen Emigranten gemeinsame Sache und ersinnt einen Ausrottungsplan für Deutschland". In den 80er Jahren wird der postmoderne Schlußpunkt hinter Henry Morgenthau gesetzt: seine Vorstellungen werden in dem Sinne psychologisiert, daß man bei ihm als "Juden", also als besonders Betroffenem ein Über-die-Stränge-Schlagen für verständlich und entschuldbar hält. An ernsthafter Beschäftigung mit seinen Ideen mangelt es nach wie vor. Ganz und gar übersehen werden vor allem die juristischen Überlegungen, auf die es Morgenthau besonders ankam, die zentrale Frage nämlich, ob Völkermord und Aggressionskrieg folgenlos bleiben dürfen. Erst als er vom Holocaust erfährt, nach 1942, denkt er an ein "industrial desarmement" des Staates, der für den Holocaust verantwortlich ist. (prn)
Wege zur Erreichung einer besseren BewertungsstufeDie Digitalisierung des deutschen Gesundheitswesens ist für Politik, Selbstverwaltung und einzelwirtschaftliche Akteure seit mehr als 15 Jahren ein prioritäres Thema. Dies gilt auch für die Krankenhäuser. Im internationalen Vergleich hinken die meisten Krankenhäuser - so frühere Bestandsaufnahmen - deutlich hinterher. Die Ursachen dafür sind vielfältig und reichen von Defi ziten in den gesundheitspolitischen Entscheidungsstrukturen über die fi nanzielle Situation der Krankenhäuser bis zu der reformbedürftigen Struktur der Krankenhauslandschaft.Mit dem Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) wurde in vielerlei Hinsicht ein Katalysator für die Digitalisierung des deutschen Gesundheitssystems eingeführt. Das vorliegende Werk hilft dabei, die Struktur und Logik zur Messung des digitalen Reifegrads deutscher Kliniken im internationalen Vergleich zu verstehen und daraus abgeleitet die Strategie sowie die Ergebnisse der eigenen digitalen Transformation zu optimieren. Damit sollte es gelingen, den Vorgaben des Gesetzgebers zu genügen und gleichzeitig das eigene Krankenhaus im Sinne der digitalen Transformation der Geschäftsprozesse vom Strukturkrankenhaus zum Prozesskrankenhaus zu wandeln.
Der Sturz der Monarchien in der deutschen Novemberrevolution 1918 besiegelte auch das Schicksal des jahrhundertealten landesherrlichen Kirchenregiments. Das für den Protestantismus in Deutschland so typische Bündnis von Thron und Altar zerbrach. Obwohl es bereits im 19. Jahrhundert gewisse Verselbständigungstendenzen der evangelischen Landeskirchen gegenüber dem Staat gegeben hatte, markierte der Vorgang eine bis dahin kaum für vorstellbar gehaltene Zäsur. Horst Dreier beleuchtet sowohl die Vorgeschichte wie auch die insbesondere in Preußen turbulente Ereignisgeschichte dieses gewaltigen staatskirchenrechtlichen Umbruches. Darüber hinaus geht es um die grundsätzliche Bedeutung jener Transformation für das Verhältnis von Kirche und Staat, von Religion und Politik, die dem lapidaren Satz der Weimarer Reichsverfassung "Es besteht keine Staatskirche" eine komplexe Bedeutung verleiht.
In: Krieg in der Geschichte Band 108
Die militärische Rüstungsbürokratie zwischen Niederlage des Deutschen Kaiserreiches und ›Totalem Krieg‹ der NS-Diktatur – in dieses Spannungsverhältnis begibt sich der Autor. Er untersucht, wie die Fachleute des Wehrwirtschafts- und Rüstungsamtes die Mobilisierung planten – und dabei scheiterten. Bereits kurze Zeit nach der deutschen Niederlage von 1918 wurden die wirtschaftlichen Aspekte der Kriegführung wieder von einem kleinen, hochprofessionellen Offizierskreis diskutiert. Sie nahmen Gedanken aus der Zeit des Ersten Weltkrieges auf und forderten in der Reichswehr und noch stärker in der Wehrmacht die Steuerungshoheit des Militärs über die kriegsrelevante Wirtschaft. Ihre Planungen und Maßnahmen waren nicht nur im Offizierkorps selbst umstritten, sondern unterlagen letztlich auch den Widerständen der Privatwirtschaft und den Interessen von NS-Parteigrößen. Entlang dieser Fronten beschreibt der Autor eine militärische Organisation von ihrem Aufbau 1924 bis zu ihrer ›Zerschlagung‹ durch Albert Speer 1942. Dabei nimmt er auch das alles andere als eindeutige Verhalten des Führungspersonals im Amt in den Blick.
In: Prokla: Zeitschrift für kritische Sozialwissenschaft, Band 18, Heft 73, S. 57-63
ISSN: 2700-0311
Die »Volksgemeinschaft« des Dritten Reiches hat sich in die Gründungsphase der BRD hinühergerettet und bildete die Grundlage für die Wiederaufbauphase. Der westdeutsche Fordismus untergrub und zerstörte die tradierten Formen von Gemeinschaft. Mit der Erosion der Säulen des sozialdemokratischen Wohlfahrtsstaates zeichnet sich jedoch eine »Re-Vergemeinschaftung« ab, der sich, wenn auch mit unterschiedlichen Intentionen, sowohl Teile der sozialen Bewegungen, als auch konservative Suhsidiaritätsapologeten und moderne Managementstrategen verschrieben haben. Diese heterogene Allianz unterminiert aufelärerische Kritik und trägt das neue Modernisierungsprojekt des Kapitalismus: Modernisierung des Kapitalismus durch »Re-Vergemeinschaftung«.
In: Die politische Meinung, Band 54, Heft 4, S. 65-68
ISSN: 0032-3446
Die Gegenwart bereitet sich nach Meinung des Autors in der Geschichte vor, um die Zukunft in Obhut zu nehmen. Aber mit welchen Erfahrungen, Zielen, Kräften und Störfeldern? Der Autor nimmt das Gedenkjahr 2009 zum Anlass für eine geistig-politische Ortsbestimmung aus den Geschichtskoordinaten des "deutschen Jahrhunderts" (Eberhard Jäckel). Er unternimmt einen kursorischen Rückblick auf die Wendejahre 1909-2009 und zeigt, dass insbesondere der Mauerfall im Jahr 1989 einen markanten Wendepunkt in der deutschen Geschichte darstellte. Seitdem ist der geistige und ökonomische Umbau Ostdeutschlands eine der Herausforderungen an die deutsche Regierung. Das aktuelle Gedenkjahr 2009 sollte dem Autor zufolge als Aufruf zu mehr Verantwortung und als Auftrag für eine Solidaritätskultur des Volkes als Grundlage der Verfassung verstanden werden. Anstatt sich in historischer Erinnerung über das Maß kollektiver Scham oder kollektiver Schuld zu zerstreiten, sollten Wege kollektiver Verantwortung für die Zukunft aufgezeigt werden. Denn die Demokratie ist niemals ungefährdet und es ist eine Klarheit über die Frage zu fordern, ob sich die innerdeutsche Grenze mit ihrer Aufhebung massenhaft individualisiert hat. (ICI2)
In: Töchter-Fragen: NS-Frauen-Geschichte, S. 253-269
In ihrem Aufsatz geht die Verfasserin der Bedeutung, den Zielen, der Ideologie und den Praktiken des in der Illegalität agierenden nationalsozialistischen Bund deutscher Mädel in Österreich zwischen 1933 und 1938 nach. Einleitend schildert die Autorin die Konflikte, die sich aus dem Bemühen um Eigenständigkeit der österreichischen Hitler-Jugend und der Dominanz der deutschen Mutterorganisation ergaben. Es folgt eine kurze Darstellung der Organisationsgeschichte der österreichischen Hitler-Jugend seit 1923. Im Mittelpunkt der Überlegungen steht die Textanalyse der nationalsozialistischen Mädchenzeitschrift "Unser Mädel". Dabei unterscheidet die Autorin vier Phasen der ideologischen Stoßrichtung der Zeitschrift. Sie erkennt eine bis Ende 1936 bestehende kontinuierliche Verdeutlichung der nationalsozialistischen Orientierung, die dann abrupt zurückgenommen wurde und erst ab Herbst 1937 wieder einsetzte. Sie zeigt dies am Bedeutungswandel des Begriffes "Kameradschaft" auf. Die Autorin kommt zu dem Schluß, daß die Zeitschrift als Mittel der Beeinflussung möglichst weiter Jugendkreise konzipiert war; für ihre "Macherinnen" kann sie in ihrer ersten Phase "als Ort eines weiblichen Selbstentwurfes einer bestimmten Gruppe, die mit dem Nationalsozialismus persönliche Hoffnungen verband", interpretiert werden. (ICC)
In: Historical social research: HSR-Retrospective (HSR-Retro) = Historische Sozialforschung, Band 22, Heft 3/4, S. 275-299
ISSN: 2366-6846
Die zentrale Fragestellung der Untersuchung befaßt sich mit der Rolle, die die Konfrontation deutscher Kriegsgefangener mit dem Typus der westlichen Demokratie in amerikanischer und britischer Gefangenschaft spielte und der daraus resultierenden politischen Neuorientierung. Dabei liegt die These zugrunde, daß durch die Konfrontation deutscher Gefangener mit den politischen Strukturen und Wertvorstellungen des Westens nicht selten ein Wandel eingeleitet wurde, der die durch die deutsche Diktatur geprägten Werte, Grundüberzeugungen, Einstellungen abschwächte und auch auflöste. Dieser Prozeß ist nicht allein als Denazifizierung zu charakterisieren, sondern entfaltete auf längere Sicht eine Wirkung, die die politische Demokratisierung unterstützte. Dargestellt werden die verschiedenen Programme zur 'Re-education', wobei der Autor unveröffentlichte Quellen ausgewertet hat sowie auf Ergebnisse eines empirischen Projektes des Militärarchivs Freiburg aus den siebziger Jahren zurückgriff. (pra)
In: Trauma & Gewalt : Forschung und Praxisfelder, Band 9, Heft 4, S. 304-313
Am 09. April 1940 überfielen deutsche Truppen Norwegen. Neun Monate später kamen die ersten 'Wehrmachtskinder' zur Welt. Im Laufe des Krieges wurden 72 Heime des 'Lebensborn' (ein von der SS getragener Verein zur Erhöhung der Geburtenrate 'arischer' Kinder) in Norwegen gegründet, so viele wie in keinem anderen durch das NS-Regime besetzten Land; darunter befand sich das erste außerhalb des damaligen Deutschen Reiches gelegene. In den Archiven des Lebensborn wurden knapp 8000 Kinder registriert. Schätzungen gehen davon aus, dass während der deutschen Okkupationszeit in Norwegen 10000 bis 12 000 Kinder geboren wurden, deren Väter den deutschen Truppen angehörten und deren Mütter norwegische Staatsbürgerinnen waren. Die 'Wehrmachtskinder' trugen ein doppeltes Stigma: Sie waren häufig unehelich geboren und waren durch die Beziehung mit dem Feind entstanden. Aus Zeitzeugnissen geht hervor, dass ihr soziales Umfeld sie diskriminierte und ausgrenzte; sie wurden verhöhnt und zum Teil körperlich und seelisch misshandelt. Auch von staatlicher Seite widerfuhren Ihnen unterschiedliche Repressalien.
Die geistes- und sozialwissenschaftlichen Fächer haben die Umstände und Bedingungen der norwegischen 'Wehrmachtskinder' bereits Ende des letzten Jahrhunderts als Forschungsgegenstand aufgegriffen. Die psychosozialen Fächer haben dieses Thema jedoch erst kürzlich begonnen zu bearbeiten. Im Rahmen des hier vorgestellten Forschungsvorhabens werden erstmalig mittels eines umfangreichen Fragebogens die psychosozialen Konsequenzen des Aufwachsens als 'Wehrmachtskind' im Nachkriegsnorwegen erfasst. Das Projekt ist in eine bereits etablierte internationale und interdisziplinäre Forschungsstruktur zu den 'Kinder[n] des Krieges' eingebunden (www.childrenbornofwar.org), wobei an den Universitäten Leipzig und Greifswald die psychosoziale Belastung von Besatzungskindern in Deutschland parallel untersucht wird. Eine Besonderheit der norwegischen Situation sind die umfangreichen Aktivitäten des 'Lebensborn', der während des Krieges für viele Wehrmachtskinder und deren Mütter eine wichtige Rolle spielte.
In: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft: ZfG, Band 54, Heft 11, S. 974-998
ISSN: 0044-2828
Bei näherer Betrachtung der Produktions- und Distributionskontexte der Bildproduktion der Propagandakompanien wird ein Geflecht von Steuerungsmechanismen sichtbar, die sich auf die visiografische Struktur des Bildmaterials auswirken ("präzise komponierte Bilder"). Der Verfasser macht dieses Geflecht sichtbar, indem er die Kooperation zwischen Propagandaministerium und OKW, die Bildsteuerung durch das Propagandaministerium, die Bildpolitik der Abteilung Wehrmachtpropaganda, die Eingriffe der Frontbefehlshaber, die Karriereinteressen der Fotografen sowie weitere Distorsionen wie Nachlässigkeiten, Irrtümer und Manipulationen analysiert. Die Bilder der Propagandakompanien sind, so wird deutlich, keine Fenster auf den Krieg, sie sind selbst Teil des Krieges. (ICE)