"Elite" und Unterentwicklung: Zur Analyse und Kritik elitetheoretischer Konzeptionen in der nichtmarxistischen Entwicklungsländer-Soziologie
In: Asien, Afrika, Lateinamerika: wissenschaftliche Zeitschrift = Asia, Africa, Latin America, Band 14, Heft 2, S. 216-225
ISSN: 0323-3790
In der nichtmarxistischen Entwicklungsländersoziologie bildet die Elitentheorie eine wichtige Komponente zur Erklärung von Sachverhalten in der "Dritten Welt". Herrschende Eliten werden von den meisten Autoren als Entwicklungsträger kritisch und sogar negativ beurteilt. Sämtlichen Theorien liegt die nicht tragfähige Fiktion einer einheitlich herrschenden Elite zugrunde. Somit wird die komplexe soziale Dynamik der Gesellschaft stark vereinfacht und die Vielschichtigkeit der nationalen und internationalen Dimension des Klassenkampfes negiert. Seit Mitte der 60er Jahre lassen sich zwei Tendenzen innerhalb der Elitentheorien unterscheiden: 1. die konservative, die eine unverhüllt reaktionäre und eine liberale, bürgerlich-reformistische Richtung umfaßt; 2. die "neomarxistische", in der sich eine dependenztheoretische und eine antidependistische Variante identifizieren lassen. Der Gehalt dieser vier Strömungen wird näher erläutert. (LB)