Der Verfasser legt Ergebnisse einer quantitativen Inhaltsanalyse von 158 Artikeln der "Kronen Zeitung" vor (27.4. -3.5. 2009), die Verweise auf internationale Beziehungen enthielten. Er zeigt, dass "Internationales" stets aus einem nationalen Blickwinkel dargestellt wird. Dabei tritt das Internationale sehr vielfältig in Erscheinung, nicht nur in den Bereichen Politik und Sport, sondern auch in Wirtschaft, Kriminalität und Gesundheit. Weil eine europäische oder weltweite Öffentlichkeit fehlt, kann Internationales nur in Bezug zu einer existierenden nationalen Öffentlichkeit dargestellt werden. Damit wird eine eigentümliche Form von internationalen Beziehungen kreiert. (ICE2)
"Der Autor erläutert in seinem Beitrag, wie internationale Organisationen nach 1945 rapide an Bedeutung gewonnen haben, und er zeigt, dass sie zum Strukturmerkmal der internationalen Beziehungen geworden sind. Sein historischer Überblick setzt indes weit früher an: Zunächst nimmt er drei evolutionäre Schübe in der Geschichte internationaler Organisationen im 19. Jahrhundert in den Blick. Dieser Einstieg dient zugleich der Einführung konzeptioneller Unterscheidungen und betont insbesondere die Bedingungen, die zur Gründung diverser Typen von internationalen Organisationen beigetragen haben. Die Theoriedebatte in der Forschung fasst der Autor pointiert zusammen, indem er auf die jeweils dominierende Sichtweise von internationalen Organisationen als Arenen (im Neo-Realismus), als Instrumente (im Institutionalismus) oder als Akteure (in soziologischen und sozialkonstruktivistischen Ansätzen) abhebt. Sodann zeigt er, dass diese Perspektiven einander wechselseitig keineswegs ausschließen müssen. Entfalten internationale Organisationen aber überhaupt die ihnen zugeschriebenen Wirkungen? Diese Frage beantwortet der Autor verhalten optimistisch." (Textauszug)
Um die Strukturen, Dynamiken und Prozesse, Akteure und Konfliktlinien der Internationalen Politik (IP) in globalgeschichtlicher Perspektive zu verstehen, dürfen nach Meinung des Autors nicht nur die politischen Ereignisse im engeren Sinne dargestellt werden. Die IP ist auch ein integraler Teil sich dynamisch entwickelnder und widersprüchlicher, oft krisenhafter sozioökonomischer und kultureller Strukturen und Prozesse sowie der damit verbundenen Akteure. Ein geeignetes Ordnungsprinzip für die Analyse der IP der letzten 200 Jahre ist vor allem die kapitalistische Produktions- und Lebensweise. Diese wird unter den Bedingungen von Weltmarktkonkurrenz und innergesellschaftlichen wie internationalen Widersprüchen - vor allem jenen zwischen sozialen Klassen bzw. der gesellschaftlichen Produktion und deren privater Aneignung - politisch-institutionell abgesichert. Im vorliegenden Beitrag wird eine retrospektive Analyse von IP im Sinne akzeptierter Normen, Regeln und Institutionen im Kontext der internationalen politischen Ökonomie, politischer Kräftekonstellationen sowie dominanter Diskurse vorgenommen. Damit soll deutlich werden, dass die IP nicht die Weltgesellschaft steuert und nicht ihr Zentrum ist. Selbst hinter der Frage von Krieg oder Frieden stehen nicht nur Regierungen, sondern auch gesellschaftliche Akteure wie nationalistische bzw. Friedensgruppen oder die Rüstungsindustrie. (ICI2)
Während lange Zeit der Nord-Süd-Konflikt die internationale Umweltpolitik prägte, sind die Konfliktlinien heute mannigfaltiger. In der Klimapolitik stehen sich beispielsweise die europäischen und die US-amerikanischen Positionen unvereinbar gegenüber, die Allianz der kleinen Inselstaaten vertritt eine dezidiert andere Politik als die der Erdölproduzierenden Staaten (OPEC). Die Vereinten Nationen als diejenige internationale Institution, innerhalb derer die multilaterale Umweltpolitik betrieben wird, steht vor der Herausforderung, zur Überwindung der Konflikte beizutragen. Die umweltpolitischen Verhandlungen werden dabei tendenziell komplexer, da immer mehr Themen und immer speziellere Fragen behandelt werden. Zudem beteiligt sich eine wachsende Zahl von Akteuren an den Debatten. War die internationale Umweltpolitik in ihrer Gründungsphase Anfang der 1970er Jahre zumindest überwiegend zwischenstaatlich geprägt, so bringen sich heute sehr viele nicht-staatliche Akteure wie Nichtregierungsorganisationen oder auch privatwirtschaftliche Unternehmen in die umweltpolitischen Diskurse ein. Sie streben nicht nur an, Einfluss auf die zwischenstaatlichen Aushandlungsprozesse zu nehmen, sondern sind selbst in der Norm- und Regelsetzung und zum Teil auch in deren Durchsetzung aktiv. Die Verfasserin zeichnet diese beiden zentralen Charakteristika des Politikfelds, also den hohen Grad an Konflikten und die Akteurvielfalt, nach. Hierzu wählt sie einen chronologischen Zugang und zeigt, wie sich das Politikfeld entwickelt hat und wie sich hierbei die Konfliktlinien verändert haben. Nachfolgend greift sie die zentralen Instrumente der internationalen Umweltpolitik auf und beschreibt, welche Funktion internationale Regime und Partnerschaften in der Umweltpolitik haben. Im vierten Abschnitt beschreibt sie die verschiedenen Akteurgruppen und deren zum Teil gegensätzliche Positionen. (ICF2)
Die Debatte über die Globalisierung steht seit Ende der 1990er Jahre im Zentrum des Diskurses der Internationalen Politischen Ökonomie. Politik- und Wirtschaftswissenschaft beleuchten das Phänomen, an ihm spiegelt sich der alte wissenschaftliche und politisch-ideologische Streit aller Denkschulen. Aus der liberalen Sicht überwiegen die Chancen der Globalisierung, aus der wirtschaftsnationalen und der linken Perspektive stehen die Gefahren im Vordergrund. Festgehalten werden kann, dass es sich bei der Globalisierung um einen Prozess und nicht um einen Zustand und schon gar nicht um einen Endzustand handelt. Neben der Globalisierung gibt es einen Trend der Lokalisierung, auf den die Verlierer setzen. Der Beitrag widmet sich im Rahmen des Handbuchs der Internationalen Politik dem Themenfeld der internationalen Wirtschaftsbeziehungen. Dabei beleuchtet der Beitrag die Wirtschaftsbeziehungen und ökonomischen Entwicklungen anhand des Globalisierungsprozess auf der einen Seite und des komplexen Prozesses der Regionalisierung auf der anderen Seite. Des Weiteren geht der Beitrag auf den Gründungshegemon USA ein und skizziert abschließend die hegemoniale Erweiterung durch führende Schwellenländer: der Aufstieg der Tiger, der APEC und Chinas. (ICB2)
"Lateinamerika wurde als Akteur im internationalen System bisher eher gering eingeschätzt. Dominierten zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch europäische Mächte in Südamerika, etablierten sich nach dem Zweiten Weltkrieg die USA als Hegemonialmacht. Südamerika bewegte sich lange Zeit eher im 'Windschatten' der Weltpolitik. Mit Beginn und während des Kalten Krieges - zumal unter dem Eindruck der kubanischen Revolution (1959) und der Kuba-Krise (1962) - änderte sich dies gravierend. Zeitweilig gewann man den Eindruck, dass südamerikanische Staaten unter dem Einfluss der USA in die Rolle von Klientelstaaten gerieten. Erst in diesem Jahrhundert beginnt Südamerika - und dort vor allem Brasilien - als wichtiger Akteur in der internationalen Politik aufzutreten. Seit der Jahrtausendwende mehren sich die Anzeichen Air eine Neuverortung und größeren Einfluss Südamerikas in der internationalen Politik. Wolf Grabendorff erörtert in seinem Beitrag die einzelnen Phasen sowie Epochen der südamerikanischen Außenpolitik. Die konzise Darstellung berücksichtigt die Außenbeziehungen zu den USA, zur Europäischen Union (EU) und zu Deutschland sowie die intraregionalen Integrationsversuche und Organisationen der Kooperation in Südamerika selbst. Die zunehmende Diversifizierung der Außenbeziehungen hat zu dem neuen Selbstbewusstsein Südamerikas beigetragen. Dabei ist freilich ein einheitliches Profil der südamerikanischen Staaten angesichts der Themenvielfalt auf der internationalen Agenda nicht erkennbar. Südamerika spricht außenpolitisch mit vielen Stimmen. Weiterhin bestimmen innenpolitische Faktoren Inhalt und Form der außenpolitischen Aktivitäten und damit auch das Allianzverhalten." (Autorenreferat)
"Seit der Präsidentschaft George W. Bushs hat sich vielerorts das Bild verfestigt, dass 'Gulliver' seine institutionellen Fesseln abgestreift hat und die USA nun im Alleingang ihre nationalen Interessen verfolgen, d.h., dass sie primär unilateral handeln. Doch ist bei genauerer Betrachtung dieses Vorgehen weder ausschließlich noch in einzelnen Politikbereichen zu beobachten. Vielmehr ist für die vergangenen zwei Jahrzehnte die Entwicklung hin zu einem, neuen Multilateralismus zu attestieren, der sich mehr durch Kontinuität als abrupten Wandel auszeichnet. Dieser neue Multilateralismus zeichnet sich durch Partnerschaften aus, die themenbezogen in ihren Konstellationen und ihren Zielen variieren. Diese Ergänzung des US-amerikanischen Internationalismus misst der Output-Legitimation die eigentliche Bedeutung bei. Für das Verhältnis der Vereinigten Staaten zu internationalen Organisationen hat diese Entwicklung nachhaltige Auswirkungen." (Autorenreferat)
Gegenstand der vergleichenden Wohlfahrtstaatsforschung ist die Erklärung sozialpolitischer Gemeinsamkeiten und Unterschiede, insbesondere zwischen Nationalstaaten. Darüber hinaus werden die sozialpolitischen Aktivitäten von Gliedstaaten und Kommunen, aber auch von Weltregionen miteinander verglichen. Der Beitrag gibt zunächst einen Überblick über den Forschungsstand in diesem Bereich und geht dabei insbesondere auf die Entstehung und Expansion des Wohlfahrtsstaates ein, betrachtet Typen des Wohlfahrtsstaats und wirft einen Blick auf den Um- und Rückbau des Wohlfahrtsstaats in der OECD-Welt. Des Weiteren wendet sich der Beitrag einem alternativen Ansatz der vergleichenden politischen Ökonomie zu, der im Gegensatz zur Konvergenzthese die "Varieties of Capitalism" betont. Abschließend verweist der Beitrag auf Forschungslücken im Bereich der vergleichenden Wohlfahrtsstaatsforschung. (ICA2)
"Die Weltbank-Gruppe ist die größte und einflußreichste multilaterale Finanzinstitution. Sie leistet vor allem finanzielle und technische Hilfe zur Entwicklung des öffentlichen Sektors in Ländern mit geringem bis mittlerem Pro-Kopf-Einkommen. Sie erscheint gleichermaßen als treibende Kraft und als Folge der Globalisierung." (Autorenreferat)
Als durchgängiges Thema und perspektivischer Fokus der Internationalen Politischen Ökonomie (IPÖ) als Theorieansatz der Internationalen Beziehungen lässt sich "interaction of the market and powerful actors" definieren. Die Besonderheit des Ansatzes der IPÖ ist dabei, dass, etwa im Unterschied zu einer Reihe mehr oder weniger politikabstinenter volkswirtschaftlicher oder staatszentrierter politikwissenschaftlicher Perspektiven, versucht wird, einerseits die Eigendynamik wirtschafts- und insbesondere finanzpolitischer Strukturen im internationalen System in ihrer Analyse anzuerkennen, andererseits jedoch die weiterhin besondere Rolle der Staaten und damit genuin politischer Faktoren in diesem System zu berücksichtigen. Im Rahmen des Handbuchs zur Internationalen Politik gibt der Beitrag einen Überblick über die Internationale Politische Ökonomie. Zunächst geht der Beitrag auf Begriff und Entwicklung der IPÖ ein und skizziert deren historische Entwicklung. Im Anschluss daran präsentiert der Beitrag die traditionellen Hauptrichtungen und Nachbargebiete der IPÖ (Liberalismus, Realismus, Marxismus, IPÖ und Internationale Wirtschaftsbeziehungen/ Außenwirtschaftstheorie sowie IPÖ und Ökonomische Theorie der Politik). Des Weiteren beschäftigt sich der Beitrag mit den Besonderheiten der IPÖ-Perspektive der Internationalen Beziehungen (hier geht es insbesondere um die Begriffe Hegemonie und Macht). Abschließend werden exemplarische Themen und aktuelle Fragestellungen der IPÖ vorgestellt: u. a. Globalisierung und Global Governance im internationalen Finanz- und Wirtschaftssystem, IPÖ-Aspekte regionaler Integration am Beispiel der EU, ökonomische Instrumente zur Friedenssicherung. (ICB2)
"Der Beitrag geht einführend auf den Begriff 'Internationale Migration' und ihre verschiedenen Formen ein. Die konzeptionellen Überlegungen begreifen Migration als Prozess, der sich vereinfachend in drei Phasen gliedert: das Aufkommen der Bereitschaft und die Entscheidung zur Migration, die Suche nach einem möglichen Ziel und der Entschluss, ob und welches Haushaltsmitglied letztendlich migriert, sowie die soziale Einbindung am Zielort. Von grundlegender Bedeutung für diesen Prozess ist das mikrotheoretische Konzept des Standortnutzens, das es zugleich erlaubt, z.B. makro- und mikroökonomische Bedingungen, historisch gewachsene Verflechtungen zwischen Staaten, den sozialen Kontext im Herkunfts- wie Zielland oder bestehende Migrantennetzwerke in die Darstellung des komplexen Entscheidungsprozess einfließen zu lassen. Die Zusammenfassung ausgewählter theoretischer Ansätze zur Erklärung internationaler Migration schließt den Beitrag ab. Dabei hat das Phänomen der Transnationalität auch im Hinblick auf Handlungsempfehlungen einen übergeordneten Stellenwert inne." (Autorenreferat)
In: Die Natur der Gesellschaft: Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, p. 4018-4027
"Bildung ist in der international vergleichenden Forschung zu Sozialstruktur und Ungleichheit eine der wichtigen sozio-demographischen Variablen. Wenn man die Effekte des Bildungssystems über mehrere Länder vergleichen will, sind Kenntnisse der strukturellen Ähnlichkeiten und/ oder der funktionalen Äquivalenzen von Bildung notwendig. Dieser Vortrag veranschaulicht den Weg von den Bildungskonzepten zu nationalen Strukturen und zu einem harmonisierten Kategoriensystem, das es erlaubt, Bildung international zu vergleichen. Hier diskutieren die Verfasser die häufig für den Vergleich herangezogenen Variablen 'years of schooling' und ISCED97 (International Standard Classification of Education). ISCED97 wird im European Social Survey angewandt, eine europäisch vergleichende Umfrage, die für die international vergleichende Forschung immer populärer wird. Die Verfasser schlagen jedoch eine neue Matrix vor, die Allgemeinbildungabschlüsse und Ebenen von Ausbildungsabschlüssen kreuzklassifiziert und diese am möglich zu erwerbenden mittleren Berufsprestige, das in einer Gesellschaft mit zu erwerben ist, ausrichtet. Sie argumentieren, dass diese eine Klassifikation von Bildung als Einstieg zum Arbeitsmarkt mit einer am beruflichen Prestige ausgerichteten Perspektive den besten Vergleich ermöglicht." (Autorenreferat)
"Der abschließende Beitrag zum Studienbuch Politikwissenschaft handelt von der Internationalen Politischen Ökonomie. Die Autorin vertritt insbesondere die amerikanische Spielart dieser Disziplin und legt damit besonderen Wert auf systematische Modellierung und systematischen Hypothesentest. Die Internationale Politische Ökonomie überschreitet sowohl intra- als auch interdisziplinäre Grenzen (zwischen den Fachgebieten Internationale Beziehungen und Vergleichende Politikwissenschaft sowie zwischen Politikwissenschaft und Wirtschaftswissenschaften). Die Autorin legt anhand der Währungs- und der Handelspolitik dar, wie sich internationale Wirtschafts- und Finanzbeziehungen auf die Präferenzen politischer Akteure in Nationalstaaten auswirken können. Im nächsten Schritt wird, gleichsam um 180 Grad gedreht, nach den Auswirkungen der nationalstaatlichen Interessenkonstellationen und Institutionenstrukturen auf ebenjene internationalen Wirtschafts- und Finanzbeziehungen gefragt, wiederum mit Blick auf die Handels- und Währungspolitik. Zudem kommt die Regulierung dieser Beziehungen auf der internationalen Ebene in den Blick. Abschließend diskutiert die Autorin den Bedarf an weiterer Forschung in dieser Brückendisziplin und das Potential, das hierfür bereitsteht." (Textauszug)