In der "Analyse konnte mit Hilfe der Wirtschaftsstrukturdaten und des Verdichtungsgrades als Indikatoren für besondere Arbeitsbelastungen bzw. Umweltbelastungen ein Erklärungsanteil der Streuung der regionalen Behindertenanteile von rund 39 Prozent gefunden werden. Damit ist für eine Querschnittanalyse und bei den hier verwendeten komplexen und indirekten Indikatoren eine überraschend hohe Erklärung für die mikroanalytischen Ergebnisse der Arbeits- und Umweltbelastungsforschung gefunden." (Autorenreferat)
Der Aufsatz fragt nach dem Menschenbild der verschiedenen soziologischen Ansätze und bemüht sich um die Entwicklung eines Menschenbildes, das als heuristischer Wegweiser für die Formulierung erklärungskräftiger Theorien dienen kann. Die Kritik an dem passiven homo sociologicus wird als berechtigt akzeptiert und den individualistischen Programmen in der Soziologie Priorität eingeräumt. Doch führt die völlige Verhaltensfreiheit des homo oeconomicus zu Transformationsproblemen zwischen Mikro- und Makroebene. Mit Hilfe des hier vorgeschlagenen Konzepts der "constrained choice" lassen sich diese Schwierigkeiten und die Einseitigkeiten der o. g. Menschenbilder überwinden. Dieses Konzept geht von subjektiven Wahlmöglichkeiten aus und davon, daß die Präferenzen der Entscheidungsprozedur empirisch bestimmt werden müssen und wandelbar sind. Aufgegeben wird also das einseitig an stabilen monetären Kalkülen orientierte Präferenzdenken der Ökonomie. Es wird im einzelnen dargelegt, daß und wie dieser Ansatz geeignet ist, die Transformations- und Rückkopplungsprobleme zwischen Mikro- und Makroebene soziologischer Theorienbildung zu lösen. (MH)
In: Politische Vierteljahresschrift: PVS : German political science quarterly, Volume 25, Issue 1, p. 43-46
ISSN: 0032-3470, 0032-3470
Besprochen werden Arbeiten, die sich auf der Makroebene (moderne Demokratietheorie; funktionale Demokratie) und Mikroebene (kognitive und emotionale Aspekte politischen Engagements; Bürgerinitiativen; Informationssysteme) mit Demokratietheorie und -praxis beschäftigen. (KE)
In der Fallstudie untersucht der Autor die von der Umweltproblematik ausgehende Herausforderung für die Legitimität des politischen Systems der UdSSR und der DDR. Dabei befaßt er sich schwerpunktmäßig mit den in den sowjetischen und DDR-Medien vertretenen Erklärungsmustern hinsichtlich Ursachen und Lösungsmöglichkeiten der Umweltprobleme für die Makroebene der Produktionsverhältnisse und Produktivkräfte wie für die Mirkoebene politischen Fehlverhaltens im sozialistischen System. (BIOst-Klk)
Das Wahlverhalten der Arbeitslosen wird auf Mikro- und Makroebene in der Bundestagswahl 1980 detailliert untersucht. Dazu wurden zahlreiche wahlsoziologische Daten auf der Stufe der Wahlkreise und der BRD ausgewertet. Das geschah besonders mit Hilfe von Regressionsanalysen zum Themenbereich Arbeitslosigkeit/Sozialstruktur/Wahlergebnisse. Überraschenderweise zeigte sich, daß in der Wahl 1980 der Stimmenanteil der Arbeitslosen für die SPD abnahm. Die Arbeitsmarktlage wirkte sich also zugunsten von CDU/CSU und FDP aus. Bekannte Theorien über Wählerverhalten konnten am Gegenstand dieser Arbeit nicht bestätigt werden. Bisher ist das Wahlverhalten von Arbeitslosen nach Meinung des Autors nur unzureichend untersucht worden. Ihre Zahl wird aber mit Sicherheit bis zur nächsten Bundestagswahl stark anwachsen. Ein Land, dessen erste Demokratie nicht zuletzt an der Massenarbeitslosigkeit gescheitert ist, kann sich diese Erkenntnislücke kaum leisten. (HA)
Es ist zweckmäßig drei Ebenen zu unterscheiden, auf denen sozialer Wandel stattfindet: (1) die interpersonelle Ebene, wo sozialer Wandel geschieht in der Art, wie Leute sich in "face-to-face-Interaktionen" behandeln, (2) die institutionelle Ebene, wo sich durch Änderungen der Rollen- oder Regel-Strukturen die Institutionen wandeln, und (3) die globale Ebene, wo sich Macro-Strukturen ändern. In dem Papier wird die These aufgestellt, daß institutioneller und interpersoneller Wandel erklärt und geregelt werden kann, daß aber globaler Wandel von uns notwendigerweise nicht erklärt und nicht gemanaged werden kann. (LOÜbers)
These des Autors: Die Städte der BRD sind mehr und mehr durch Nutzungs- und Verwertungskonflikte gekennzeichnet. Die ursprünglichen Funktionen der Stadt, nämlich Wohnfunktion und wirtschaftliche Konzentration, lassen sich bei expandierendem Dienstleistungsbereich, Technisierung von Transport und Fortbewegung und flächengreifender Produktionsorganisation nicht mehr leisten. Das Instrumentarium herkömmlicher Stadtplanung und -forschung greift sich abzeichnende Prozesse empirisch nicht mehr. Somit wird seit 1970 mehr und mehr auf die Forschungs- und Planungstechniken der Stadtökologie zurückgegriffen, die für die USA entwickelt wurden. Analyseergebnis: Die Ebenen der Aussagen überlagern sich. Sie sind überwiegend deskriptiv und klassifikatorisch. Interdisziplinarität soll eine Theoriebildung auf der Makroebene ermöglichen. Ein reduzierter Strukturbegriff ersetzt die Analyse sozialen Wandels, Kategorien, die politische Prozesse der Vergesellschaftung und gesellschaftlich bestimmter Arbeit abbilden, werden nicht entwickelt. Eine Klassenanalyse unterbleibt. Eine unhistorische Sammlung und Aufbereitung von Daten führt dazu, daß der städtische Raum zum Objekt von Strategien und Praktiken wird, die alle an der Oberfläche laborieren, ohne die Ursachen disparater Entwicklung zu ergründen. (RR)
Der österreichische "Beirat für Wirtschafts- und Sozialfragen" der Paritätischen Kommission wurde im Oktober 1963 gegründet. Seine Aufgabe ist die Behandlung grundlegender und langfristiger Fragen der Wirtschaftspolitik. Der Autor gibt einen kritischen Rückblick über die 20jährige Arbeit des Beirats, die sich in 43 Gutachten niederschlug und Wandel wie Kontinuitäten der Wirtschaftsentwicklung Österreichs spiegelt. Die Einsetzung des Beirats selbst war ein Schritt der Anpassung des wirtschaftspolitischen Institutionsgefüges an längerfristige Veränderungen der österreichischen Wirtschaft und eine Reaktion auf den steigenden Bedarf an gesamtwirtschaftlicher Steuerungskapazität. Die seitherigen Diskussionen und Entwicklungen behandelt der Autor in vier Abschnitten über 1. Wachtumspolitik, 2. makroökonomische Planung, 3. "Quantitatives" und "qualitatives" Wachstum und 4. Technokratie und politische Optionen. (KA)
In der vorliegenden Literaturübersicht werden individuelle Verhaltenskonsequenzen sozialer Schichtung und die Folgen gesamtgesellschaftlicher Ungleichheit untersucht, um einen empirisch gestützen Beitrag zur theoretischen Integration des Konsequenzaspekts sozialer Schichtung zu leisten. Der Vergleich der Ergebnisse beider Aggregationsebenen zeigt sowohl Unterschiede als auch Gemeinsamkeiten. Generell ist zu schließen, daß die durch große Gesamtungleichheit der Gesellschaft entstehenden strukturellen Spannungen apolitische Verhaltensweisen fördern. Als eine Erklärung für diese Tendenz könnte die Beeinflussung von Unterprivilegierten durch Kontroll- und Unterdrückungsmechanismen gesellschaftlicher Eliten gesehen und als gesellschaftlicher Stabilisierungsmechanismus angenommen werden. (HD)
Die Studie versteht sich als Versuch eines soziologisch interessierten Ökonomen, in die aktuelle Debatte über die Relevanz soziologischer Theorieansätze für die Sozialpolitik die Bedeutung der ökonomischen Tradition zur Geltung zu bringen. Er bezieht sich explizit auf die Tradition der Volkswirtschaftslehre, die Ökonomie als Sozialwissenschaft mit sozialreformerischer Absicht betrieben hat. (Verein für Socialpolitik, Schmoller etc.) Das Konzept von 'Vermögenstheorie' das der Autor ausführt kann zugleich integrierende Funktion für andere Theorieansätze zur Sozialpolitik haben. 'Vermögen' wird dabei (nach der Bestimmung Erich Preisers) als Inbegriff von Gütern betrachtet, die in der Verfügungsgewalt einer Person stehen, es impliziert also ein Handlungspotential im Rahmen einer sozialen Umwelt. Vermögen und Eigentum sind Begriffe, die sowohl systemtheoretisch (in der Makroebene) als auch handlungstheoretisch (in der Mikroebene) verortet werden können. Der Denkansatz schafft die Voraussetzungen für die Analyse von Handlungspotentialen in komplexen dynamischen Systemen. Verteilungsprobleme beziehen sich immer auf Ziele gemeinschaftlicher und individueller Daseinsgestaltung. Verteilung ist damit eine gesellschaftliche Erscheinung, die nie ganz auf ökonomische Begriffe reduziert werden kann (Gunnar Myrdal). Verteilungskonzepte müssen kontextbezogen sein und zudem berücksichtigen, daß sich ihr Inhalt im Entwicklungsgang wandelt. Die wissenschaftliche Diskussion bezieht so die Frage nach den Sekundärwirkungen von Änderungen der Verteilung mit ein. Die Bestimmung der 'Lebenslage' in Orientierung an Standards der 'Lebensqualität' rückt so in den Vordergrund der verteilungspolitischen Debatte. Der Autor zeichnet den historischen Linienzug vermögenstheoretischen Denkens nach von Friedrich List bis Douglas G. Hartle, dessen Modell zur Bestimmung von Individualvermögen abschließend diskutiert wird, da es auf interdisziplinäre Verwendbarkeit hin konzipiert ist. (KA)
Der Artikel berichtet von neueren wissenschaftlichen Studien zu den Auswirkungen einer Arbeitszeitverkürzung, die von der Deutsch-Britischen-Stiftung gefördert werden und einen bilateralen Vergleich der Lage in Großbritannien und der BRD ermöglichen sollen. Die beiden unter Beteiligung der Gewerkschaften arbeitenden sozialwissenschaftlichen Institute achteten von Anfang an auf volle Kompatibilität ihrer Projekte, in denen sie Mikro- und Makroebene miteinander zu verbinden und ihre Aussagen empirisch zu stützen versuchen. Trade Union Research Unit (TURU) am Ruskin College Oxford und die Forschungsstelle der Arbeit (FSA) an der FU Berlin bestätigen die überwiegend positiven Beschäftigungseffekte einer Arbeitszeitverkürzung, insbesondere der schrittweisen Einführung der 35-Stunden-Woche, ohne daß dadurch die Kostenseite der Unternehmen sowie ihre Wettbewerbsfähigkeit allzu stark strapaziert werden. Ausführlich untersucht das FSA betriebliche Anpassungsprobleme bei veränderten Arbeitszeitsystemen. Als Pendant zu diesen Instituten wurden parallel zwei weitere beauftragt, die von Arbeitgeberseite beraten werden. Die britische Unternehmensberatung PA International Management Consultants hält Arbeitszeitverkürzung für ein prinzipiell wirksames Instrument der Beschäftigungspolitik, betont aber die Notwendigkeit begleitender Produktivitätssteigerungen. Der Autor vermutet, daß nur das Tübinger Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung in seiner noch nicht abgeschlossenen, abstrakten, durch Simulationsreihen möglicher Kosten- und Nachfragefolgen ergänzten Studie zu anderen Resultaten kommen wird. (KHS)
"Organisierte Interessen sind allgegenwärtig im liberaldemokratisch verfaßten politischen System der Bundesrepublik Deutschland. Organisierte Interessen sind der Vermittlungsstoff zwischen dem Mikrobereich des Individuums und der Makroebene der politischen Institutionen. Die vergangenen Jahrzehnte waren gekennzeichnet durch einen immer schnelleren Wechsel von Kristallisationskernen öffentlicher Aufmerksamkeit und von Anknüpfungspunkten für eine Organisation von Interessen: Studentenbewegung, Bürgerinitiativen, Selbsthilfegruppen, Frauenbewegung, Volkszählungsboykottbewegung. Erleben wir hier einen Zerfall der Integrations- und Organisationskraft großer Gruppen und Verbände wie Gewerkschaften, Parteien, Sportverbände? Oder deuten alle diese Tendenzen auf eine normale Transformation der Organisierung von Interessen hin? Die Hauptthese des Beitrags lautet: Gerade der Wandel der Formen organisierter Interessenpolitik ist deren hervorragendes Kennzeichen und ermöglicht ein sensibles Reagieren auf gesellschaftlichen Wandel. Zunächst wird der recht diffuse Begriff 'organisierte Interessen' eingegrenzt. Dann wird ein Überblick der organisierten Interessen der Bundesrepublik gegeben, um den eigentlichen Gegenstand dem Leser vorzustellen. Schon bei der Übersicht der unterschiedlichen Verbandsformen und -typen wird auf Wandlungstendenzen aufmerksam gemacht. Im nächsten Schritt werden anhand von Leitfragen die wichtigsten Erklärungsversuche aus der wissenschaftlichen Diskussion zur Organisation von Interessen eingeführt. Danach werden mit drei Fallbeispielen - Umweltschutz, Informationsgesellschaft, Parteienfinanzierung - Veränderungen von Form, Inhalt und Methoden organisierter Interessen illustriert. Ein abschließendes Fazit versucht, eine Antwort auf die Eingangsfrage zu formulieren." (Autorenreferat)
Mit diesem Bericht geben die Autoren einen Überblick über die Inhalte des 10. Weltkongresses für Soziologie, wobei sie auf folgende Veranstaltungen ausführlicher eingehen: die Grundsatzrede von U. Himmelstrand 'Die Beziehung zwischen Soziologie und gesellschaftlicher Praxis: Aufgaben für die 80er Jahre', die Plenarsitzung 'Globale Probleme im Lichte von soziologischer Theorie und gesellschaftlicher Praxis', Symposien und weitere Veranstaltungen mit den Themen 'Strategien zur Verwirklichung der Gleichheit von Frauen', 'Revisionen und Beziehungen zwischen modernen makrosoziologischen Paradigmen', 'Revisionen von und Beziehungen zwischen modernen mikrosoziologischen Paradigmen', 'Die Soziologie soziologischer Paradigmen', 'Soziologische Erklärung und der strukturalistisch-individualistische Ansatz' und 'Phänomenologische Soziologie: Schütz-Studien'. Abschließend geben die Autoren eine allgemeine Einschätzung des Kongresses ab und weisen auf Verbesserungswürdiges hin. (LF)
In dem Beitrag geht es um die analytischen Voraussetzungen und Möglichkeiten von Beschäftigungswirkungen forcierter Arbeitszeitverkürzungen. Ziel ist es, die Funktionszusammenhänge herauszuarbeiten und damit Handlungsspielräume aufzuzeigen. Zunächst wird die Argumentationskette "Mehr Wachstum = mehr Beschäftigung = weniger Arbeitslose" in Frage gestellt. Dabei richtet sich die Argumentation gegen die Dominanz der Makropolitiken und plädiert dafür, Beschäftigungspolitik als policy-mix von Mikro- und Makropolitiken zu betreiben. In den beiden folgenden Abschnitten wird zunächst die Arbeitszeitverkürzung unter quantitativen Aspekten betrachtet und anschließend auf die strukturellen Probleme der Arbeitszeitverkürzung eingegangen. Abschließend werden die politischen Optionen für die Arbeitszeitpolitik bestimmt. (KW)
Der Aufsatz geht von einer Beobachtung von Forschungsergebnissen aus Panels zur politischen Einstellung und zum Wahlverhalten aus. Es zeigte sich, daß (1) individuelle politische Einstellungen im Zeitverlauf starken Schwankungen unterliegen, aber (2) im Bevölkerungsaggregat ein hohes Maß an Stabilität aufweisen. Diese Ergebnisse werden einer soziologisch-theoretischen Analyse unterzogen, nachdem sie bislang im wesentlichen methodisch erklärt wurden. In einer horizontal und vertikal differenzierten Gesellschaft sind die Individuen stets Akteure in mehreren Segmenten gleichzeitig: beeinflussen und werden beeinflußt, so daß bei atomistisch-individualistisch erhobenen Daten, wie es Interviews und Befragungen stets sind, sich fast zwangsläufig Instabilität ergeben muß. Die eigentliche theoretische Herausforderung liegt bei der Stabilität der Aggregatdaten. An einem Beispiel aus der Wahlsoziologie, in dem eine Kontextanalyse durchgeführt wurde, zeigt sich die Wichtigkeit der inhaltlichen Überlegungen: bei politisch interessierten Bürgern zeigte sich eine hohe Stabilität zwischen Wahlabsicht und Wahlverhalten, beide waren abhängig vom sozialen Umfeld. Bei wenig interessierten Bürgern wies die Wahlabsicht keinerlei Strukturierung durch die soziale Umwelt auf, der Wahlkampf führte dann zu einer starken Homogenisierung des Wahlverhaltens im sozialen Kontext. (MH)