Die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege wird in der Öffentlichkeit zu wenig thematisiert. Pflegende in einkommensschwachen Familien können sich keine zusätzlichen Pflegedienste leisten und müssen häufiger Einschnitte im Beruf in Kauf nehmen. Beschäftigte in unteren Hierarchieebenen können Beruf und Pflege nur schwer vereinbaren, da sie flexible Arbeitszeitregelungen seltener nutzen können.
"Wie schon oft in der Vergangenheit, so geht es auch in der aktuellen sozial-, finanz- und wirtschaftspolitischen Diskussion in Deutschland darum, welche Aufgaben und Ausgaben, die durch die Sozialversicherung abgewickelt bzw. ihr zugewiesen werden, aus Beiträgen finanziert werden sollen, die überwiegend am Arbeitsentgelt anknüpfen, und welche aus Steuern - also welches die 'aufgabenadäquate' Finanzierung ist bzw. in welchem Ausmaß eine 'Fehlfinanzierung' (ein Missverhältnis zwischen der Art der Aufgabe und der Art der Finanzierung) besteht, die negative ökonomische Effekte zur Folge haben kann. Im Folgenden werden zunächst kurz Begründungen für eine aufgabenadäquate Finanzierung von Ausgaben der Sozialversicherung aufgezeigt, zugleich Auswirkungen einer Fehlfinanzierung bzw. deren Beseitigung. In diesem Zusammenhang wird auf die seit einigen Jahren besonders stark betonten Auswirkungen von lohnbezogenen Sozialversicherungsbeiträgen auf die Lohnnebenkosten eingegangen. Anschließend werden kurz Alternativen zur Beseitigung der Fehlfinanzierung erläutert. Diese Alternativen stehen in enger Verbindung mit der Frage, welche Konzeption jeweils in den einzelnen Zweigen besteht bzw. angestrebt wird. Am Beispiel einiger in jüngerer Zeit vorgelegter Berechnung wird sodann zunächst das Gesamtvolumen der Fehlfinanzierung und seiner Bedeutung für die Höhe der Sozialbeiträge verdeutlicht. Es schließen sich Ausführungen zur Fehlfinanzierung in einzelnen Zweigen der Sozialversicherung an. Abschließend wird u. a. auf die bei unverändertem Ausgabevolumen erforderliche Gegenfinanzierung für eine Reduzierung von Beiträgen und deren erwartbare Wirkungen (insbesondere auf die Beschäftigung) eingegangen wie auch auf Gefahren für die Akzeptanz des Sozialversicherungssystems infolge nicht aufgabenadäquater Finanzierungsentscheidungen." (Autorenreferat)
Ein Drittel der derzeit 2,5 Millionen Pflegebedürftigen in Deutschland wird in Pflegeheimen vollstationär betreut. Obwohl sich die Qualität der Altenpflege in den letzten Jahren verbessert hat und Heimbewohnerinnen und Heimbewohner heute zunehmend als selbstbestimmte Individuen mit eigenen Rechten betrachtet werden, sind die Rechte älterer Menschen, aber auch die der Pflegekräfte in der Pflege nicht ausreichend strukturell verankert. Die Publikation enthält Empfehlungen an die Politik.
"Life expectancy has increased in the past and will be increasing in the future. Especially European societies are witnessing the presence of an ever-rising number of very old persons, many of them in need of support and long-term care. This paper discusses European policy approaches which aim to support freedom of choice and dignity for older people with needs for long-term care. In the context of the Open Method of Coordination and, specifically, the procedures of the Peer Review, the Swedish national social protection policy has been chosen as point of departure. First, the policy debate on long-term care on the European and international level is treated. Secondly, the Swedish policy on long-term care will be described: its goals, resources, and implementation strategies. Thirdly, the results of the Swedish policy on long-term care are presented and its implications for the member states of the EU are discussed (The contribution of good practice in Sweden to the European policy debate and its transferability to European member states will be in the focus of this section, as well). Fourthly, the policy debate on long-term care in Sweden will be discussed. Open questions and areas of debate on the policy within Sweden and on the European level will be presented." (author's abstract)
Gesundheitliche Einschränkungen im Alltagsleben durch seelische oder körperliche Erkrankungen. Gesundheitswesen. Pflegeleistungen für hilfsbedürftige Personen. Schwarzarbeit. Meinung zu Steuerhinterziehung. Europäische Nachbarschaftspolitik. Entwicklungshilfe. Kenntnisse über die europäische Währung.
Themen: 1. Gesundheitliche Einschränkungen im Alltagsleben: Einschränkungen durch seelische oder körperliche Erkrankungen; alltägliche Tätigkeiten, bei denen Probleme auftreten (durch Behinderungen); Einschätzung der Qualität, Erreichbarkeit sowie Erschwinglichkeit der Gesundheitsdienste: Krankenhäuser, Zahnärzte, Medizinische Experten, Hausärzte, Pflegedienste, Pflegeheime; Inanspruchnahme von Gesundheitsdiensten in den letzten 12 Monaten; Nicht-Inanspruchnahme aufgrund zu hoher Kosten; Präferenz für häusliche Pflege oder Pflege in Heimen; Meinung zur Pflege hilfsbedürftiger älterer Menschen: Möglichkeit zur Betreuung in Pflegeheimen gefördert durch den Staat, Verpflichtung zur Einzahlung in eine Pflegeversicherung, Eigenfinanzierung der Pflegeleistung bei Besitz von Eigenkapital, Finanzierung durch die Kinder, Pflege durch nahe Verwandte, Zahlung eines Einkommensanteils durch den Staat für die pflegende Person in der Familie; Finanzierung von professionellen Pflegern durch den Staat; eigene Inanspruchnahme von Pflegeleistungen oder Inanspruchnahme durch nahe stehende Personen; bei Inanspruchnahme: Zulänglichkeit dieser Pflege, eigene Beteiligung an der Pflege von Bekannten, Entfernung zur pflegebedürftigen Person; an alle: Kostenbeteiligung an den Pflegeleistungen; Anteil des Betrags am gesamten Haushaltseinkommen; Anteil der insgesamt gezahlt werden muss; Aufgabe einer Arbeitstelle aufgrund der Pflege der Eltern; Erwartung eigener Pflegebedürftigkeit sowie das Gefühl dabei; Erwartung ausreichender Pflegeleistungen und präferierte Art der Betreuung (bezogen auf die eigene Person); Kostenträger der eigenen zu erwartenden Pflege; Gründe für unzureichende Pflegeleistungen; ideale Häufigkeit selbst praktizierter Kontrollbesuche beim Arzt; Selbsteinschätzung von gesundheitlichen Risikofaktoren; erwartete Erhöhung der eigenen Lebenserwartung bei Umstellung des Verhaltens; Einschätzung der eigenen Lebenserwartung; Gesprächspartner über die Ausgestaltung der Pflege im Pflegefall; ideale Maßnahmen zur Vorbereitung auf eine Pflegebedürftigkeit: Sparen, Anpassen des Heims auf veränderte Bedürfnisse, Besuch von Pflegeeinrichtungen, die für die Pflege in Frage kämen, Diskussion der zukünftigen Bedürfnisse mit Ärzten, Pflegediensten sowie der Familie; Meinung über Pflegeleistungen: Verlassen auf Angehörige, professionelle Pflege zuhause ist erschwinglich, ausreichende Pflegestandards in Pflegeheimen, Pflegeheime sind engagiert und leisten hervorragende Arbeit, pflegebedürftige ältere Personen werden Opfer von Missbrauch durch Pflegekräfte; vermuteter Umfang des Missbrauchs und der Vernachlässigung von Pflegebedürftigen im Lande; Einschätzung des Missbrauchsrisikos: bei schlechten Lebensbedingungen, bei ungenügender Versorgung, Verschlechterung des Gesundheitszustands durch unzureichende Pflege, psychologischer Missbrauch, Missbrauch des Eigentums der pflegebedürftigen Person, körperlicher Missbrauch, sexuelle Nötigung; Personen, die ältere Menschen am ehesten schlecht behandeln; geeignetste Maßnahmen zur Vorbeugung von Misshandlungen; Anzahl eigener Kinder; Entfernung des Kindes, das am nächsten zum eigenen Wohnort wohnt; Alter der Mutter sowie des Vaters; Beschreibung der Wohnsituation der Mutter sowie des Vaters.
2. Schwarzarbeit (EU27): vermuteter Anteil der Bevölkerung, der Schwarzarbeit betreibt; Kenntnis von Personen, die schwarzarbeiten; Einschätzung des Risikos, bei Schwarzarbeit erwischt zu werden; erwartete Strafe bei Schwarzarbeit; Frauen oder Männer sowie Berufsgruppe, die vermutlich am ehesten schwarzarbeitet; Gründe für Schwarzarbeit; Inanspruchnahme von Dienstleistungen sowie Kauf von Produkten, bei denen zu vermuten war, dass sie Schwarzarbeit beinhalten; Art der Produkte oder Dienstleistungen sowie teuerste schwarz erworbene Ware oder Dienstleistung; Höhe der Ausgaben für dieses Produkt; Einkaufsquelle des Produkts; Motive für den Schwarzkauf; Kaufverhalten für den Fall, dass das Produkt nur auf dem regulären Markt erwerbbar gewesen wäre; Gehaltszahlungen durch den Arbeitsgeber ohne Tätigung von Steuerabgaben; Abrechnung regulärer Arbeitszeit oder von Überstunden an der Steuer vorbei; Anteil des jährlichen Brutto-Gehalts, der schwarz ausgezahlt wurde; Zufriedenheit mit steuerfreien Auszahlungen; Betroffenheit von versicherungsrechtlichen Auswirkungen einer Schwarzarbeit; Art der Auswirkung; eigene Ausführung von Schwarzarbeit; Art der Tätigkeiten; Regelmäßigkeit von Schwarzarbeit; Umfang von Schwarzarbeit: Anzahl der Wochen sowie Stunden; Bezahlung durch Sachleistungen; Beweggründe der Akzeptanz von Sachleistungen; Vorgehensweise im Falle der Erwerbbarkeit der als Gegenleistung erhaltenen Ware oder Dienstleistung auf dem regulären Markt; Arbeitgeber und Veranlassung zur eigenen Schwarzarbeit; Betroffenheit von versicherungsrechtlichen Auswirkungen durch getätigte Schwarzarbeit; Meinung zu unberechtigtem Bezug von Sozialleistungen, zum Schwarzfahren und zur Steuerhinterziehung; Tätigkeitsbereich (Branche) des Befragten; Betriebsgröße; Bruttoeinkommen; Wochenarbeitszeit in regulärer beruflicher Tätigkeit.
3. Europäische Nachbarschaftspolitik: Kenntnis der EU-Beitrittsländer; Kenntnis der Nachbarländer der EU; Kenntnis der Europäischen Nachbarschaftspolitik; Einschätzung der Wichtigkeit besonderer Beziehungen zu den Nachbarländern des eigenen Landes in Hinblick auf: Einwanderung, Umwelt und Energie, Demokratie, Terrorismus, wirtschaftliche Entwicklung, Aus- und Fortbildung; europäische Nachbarländer teilen Werte der EU-Länder; Einschätzung der Wertegemeinschaft mit diesen Ländern; Konfliktreduzierung durch Kontakt zu diesen Ländern; Meinung zur Vorgehensweise mit europäischen Nachbarländern: Förderung der Demokratie in Nachbarländern, Verringerung der Beziehungsintensität bei mangelndem Fortschrittswillen, Verringerung der Einwanderung durch Zusammenarbeit, Reformwille der Länder, Erleichterung des Zugangs zum europäischen Markt; erwartete Konsequenzen aus Unterstützungsleistungen des eigenen Landes an die direkten Nachbarländer (Skala); Zugangserleichterung für neue Länder; Einstellung zur finanziellen Unterstützung der Nachbarländer; Interesse am Geschehen in Nachbarländern; Einschätzung der Beziehung des eigenen Landes zu Nachbarländern.
4. Entwicklungshilfe (nur in den 12 neuen Mitgliedsstaaten): Kenntnis über Entwicklungshilfe der EU; geschätzter Betrag für Entwicklungshilfe im Jahr 2006 pro EU-Einwohner; effizientere Entwicklungshilfe durch Bereitstellung durch die einzelnen Mitgliedsstaaten versus durch die EU bzw. die Europäische Kommission; Länder mit dem größten Etat für Entwicklungshilfe (USA, EU, Japan, China bzw. Russland); präferierte vorrangige Ziele der EU-Entwicklungshilfe (z.B. Aufbau der Infrastruktur, Förderung von Wirtschaftswachstum u.a.); Kenntnis über Werbekampagnen bezüglich Entwicklungshilfe der EU; genutzte Informationsquellen zum Thema Entwicklungshilfe und Entwicklungsländer (TV, Radio, Tageszeitungen, NGOs, Internet, Informationsbroschüren, mündlich durch Verwandte und Freunde); vertrauenswürdigste Informationsquellen zum Thema Entwicklungshilfe und Entwicklungsländer (NGOs, Journalisten, Landesregierung, Regierungen der Entwicklungsländer, Europäische Kommission, Vereinte Nationen, Freunde und Familie).
5. Gestalt des Euro (EU EUROZONE 13): Kenntnistest der Gestalt der Euro-Münzen; Kontakt mit Falschgeld in Münzenform oder einer Münze, die der Euro-Münze ähnelt; Schwierigkeiten bei der Werterkennung der Münzen; Art der Münzen, bei denen Schwierigkeiten bestehen; Meinung zur länderspezifischen Gestaltung der Münzen; Meinungsbegründung; Präferenz für eine länderspezifische oder zu einer europaweit einheitlichen Gestaltung der Münzen.
Demographie: Staatsangehörigkeit (Mehrfachnennung möglich); Berufstätigkeit; berufliche Position; Selbsteinschätzung auf einem Links-Rechts-Kontinuum; Familienstand; Alter bei Ende der Schulausbildung; Geschlecht; Alter; Urbanisierungsgrad; Anzahl der Personen im Haushalt ab 15 Jahren; Anzahl der Kinder im Haushalt unter 10 Jahren sowie im Alter von 10 bis 14 Jahren; Migrationshintergrund und Herkunftsregion; Festnetz-Telefonanschluss im Haushalt, Mobiltelefonbesitz; Besitz langlebiger Wirtschaftsgüter: Unterhaltungselektronik, Internetverbindung, Auto, bezahltes bzw. noch abzuzahlendes Wohneigentum.
Zusätzlich verkodet wurde: Interviewdatum; Interviewbeginn; Interviewdauer; Anzahl anwesender Personen während des Interviews; Kooperationsbereitschaft des Befragten; Ortsgröße; Region; Gewichtungsfaktor.
Demographic aging puts social insurance systems under immense pressure as frailty risks increase with age. The statutory long-term care insurance in Germany (GPV), whose society has been aging for decades due to low fertility and decreasing mortality, faces massive future pressure. The present study presents a stochastic outlook on long-term care insurance in Germany until 2045 by forecasting the future number of frail persons who could claim insurance services by severity level with theory-based Monte Carlo simulations. The simulations result in credible intervals for age-, sex- and severity-specific care rates as well as the numbers of persons for all combinations of age, sex and severity by definition of the GPV on an annual basis. The model accounts for demographic trends through time series analysis and considers all realistic epidemiological developments by simulation. The study shows that increases in the general prevalence of disabilities, especially for severe disabilities, caused by the demographic development in Germany are unavoidable, whereas the influence of changes in age-specific care risks does not affect the outcome significantly. The results may serve as a basis for estimating the future demand for care nurses and the financial expenses of the GPV.
Der Mikrozensus ist eine repräsentative 1-Prozent-Bevölkerungsstichprobe, die seit 1957 im früheren Bundesgebiet und seit 1991 auch in den neuen Bundesländern jährlich erhoben wird. Das Frageprogramm des Mikrozensus umfasst neben dem Grund- und Ergänzungsprogramm auch ein Zusatzprogramm, das nur im Abstand von vier Jahren durchgeführt wird. Außerdem sind für manche Jahre EU-Ad-hoc-Module zu erheben. Im Mikrozensus 1999 wird das Zusatzprogramm sowohl zu Kranken- und Rentenversicherung als auch zu Pflegebedürftigkeit, Gesundheit und Rauchgewohnheiten durchgeführt. Der Mikrozensus 2000 enthält ein Zusatzprogramm mit Fragen zum Weg zur Schule bzw. Hochschule oder dem Arbeitsplatz sowie zusätzliche Fragen an Ausländer und weitere Fragen zur Erwerbstätigkeit. Unterschiede zwischen den Merkmalen verschiedener Erhebungszeitpunkte kommen außerdem dadurch zustande, dass im Zuge der faktischen Anonymisierung Vergröberungen vorgenommen werden, die zu unterschiedlichen Zusammenfassungen von Kategorien führen können. Davon sind z.B. die Angaben zu Beruf und Wirtschaftszweig betroffen. Unter dem ersten Punkt wird zunächst ein Überblick über alle Unterschiede zwischen dem Mikrozensus Scientific Use File 1999 und dem Mikrozensus Scientific Use File 2000 gegeben. Eine Liste der neuen Variablen des Erhebungsjahres 2000 findet sich unter dem zweiten Punkt. Die Variablen, die nur im Mikrozensus Scientific Use File 1999 enthalten sind, werden unter dem dritten Punkt aufgelistet. Sodann werden die Merkmale, die in beiden Erhebungen vorhanden sind, abgeglichen. Eine Liste der Variablen, bei denen sich Veränderungen zwischen den beiden Erhebungszeitpunkten ergeben haben, ist im vierten Punkt zusammengestellt. Unter dem fünften Punkt werden abschließend alle Unterschiede in den Merkmalsausprägungen detailliert dargestellt. (ICG2)
In unserer Zeit der Umbrüche ein nützliches Buch: Diese Umbrüche wurden ausgelöst, weil wieder einmal in unserer Geschichte wissenschaftliche und technologische Entwicklungen den natürlichen und gesellschaftlichen Verhältnissen so stürmisch vorauseilen, dass nicht nur viele Menschen, sondern auch Staaten und die Natur außer Atem geraten. Das hier vorliegende Buch fordert uns dazu auf, die eingefahrenen Denkpfade der Einzelwissenschaften für wenige Stunden zu verlassen und uns wieder bewusst zu werden, dass Alles mit Allem zusammenhängt. Der Autor lädt uns ein zu einer Weltreise, die vor unserer Haustür beginnt und dort wieder endet. Wie sieht es bei uns und in der Welt aus? Bei Demografie, Bildung, Arbeit, und Migration, die die Wirtschaft beeinflussen? Wie sind die Staaten in der Welt verfasst, wie werden sie regiert, droht ein Rückfall in die Welt der Konfrontationen, gar ein Ende der Demokratien? Der Autor macht uns auf dieser Reise Mut, die fälligen Veränderungen mit zu gestalten und liefert uns beunruhigt, also klüger, vor unserer Haustür wieder ab.
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Inhaltsverzeichnis: Einleitung; Teil I: Ausgangsbedingungen; 1. Bevölkerungsentwicklung und Zahl der Pflegebedürftigen; 2. Demographische Veränderungen mit Einfluß auf die Entwicklung des "informellen Pflegepotentials" (bearbeitet von Juliane Roloff); 3. Pflegearrangements unter den Bedingungen des Basisjahrs 1998; Teil II: Modelle und Szenarien; 1. Modell zur Ermittlung von Schätzwerten für die Auswirkungen sozialer und demographischer Entwicklungen auf Pflegearrangements; 2. Szenarien zur Schätzung der Auswirkung von demographischen und sozialen Veränderungen auf Pflegearrangements; 3. Zwischenbilanz: Was ist zu erwarten?; 4. Was wäre, wenn Erwerbstätigkeit und Pflegen sich besser vereinbaren ließen?; 5. Personalszenarien; Teil III: Optionen für eine gestaltende Pflegepolitik; 1. Familienpflege versus professionelle Pflege - Anmerkungen zur Abgrenzung; 2. Optionen für eine künftige Pflegepolitik; 3. Zusammenfassung; Literaturverzeichnis; Anhang 1: Veränderung gesellschaftlicher und kultureller Bedingungen und die Situation von Pflegebedürftigen; Anhang 2: Vorschläge und Ergebnisse von Juliane Roloff: a. Erwerbsquoten von Frauen, b. Familienstand in den Altersgruppen 60 Jahre und älter.
In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, p. 3700-3709
"Die 1990er Jahre erbrachten grundlegende Veränderungen in den wohlfahrtsstaatlichen Ansätzen zur Versorgung älterer Menschen in verschiedenen europäischen Ländern. Charakteristisch dafür waren der Ausbau formeller, bezahlter Versorgungsangebote, die Erweiterung der Finanzierungsmöglichkeiten sowie gleichzeitig die Anerkennung und Integration informeller, im familiären Rahmen ausgeführter Pflege. Vor dem Hintergrund der Entwicklung geht der Vortrag der Frage nach, wie sich das Zusammenspiel von formeller und informeller Pflege verändert hat, welche Bedeutung dies für die alltägliche Betreuungsarbeit gewinnt und wie Fragen der Gleichheit damit verwoben sind. Den theoretisch-analytischen Ausgangspunkt liefert das Konzept 'social care', das in der Literatur entlang von drei Dimensionen bestimmt wird; Pflege und Versorgung als Arbeit, eingebettet in ein Geflecht von Verantwortlichkeiten und Verpflichtungen sowie verbunden mit (emotionalen) und ökonomischen Kosten. Die drei Dimensionen finden ihre Entsprechung auf der Makroebene der politischen Ansätze und der Mikroebene der alltäglichen Versorgung, wobei beide Ebenen miteinander verknüpft sind. Empirisch lässt sich exemplarisch für den Bereich der häuslichen Pflege die - durchaus konflikthafte - Entstehung einer neuen Arbeitsteilung zwischen formeller, verberuftlichter und informeller Pflege zeigen. Die Pflegearrangements werden in einem Aushandlungsprozess auf der Mikroebene etabliert, in denen die Verfügbarkeit und Zugänglichkeit von bezahlten Dienstleistungen sowie die Definition von familiärer Verpflichtung eine zentrale Position einnehmen. Aspekte wie Zeit, Anstrengung, Expertenkenntnisse, Vorstellungen von Qualität und Vertrauen werden vor dem Hintergrund unterschiedlich definiert und bestimmen die Entscheidungen im Aushandlungsprozess. Die (sozial)strukturelle Position der (potentiellen) pflegenden Angehörigen beeinflusst den Aushandlungsprozess und kann zu differenten Pflegearrangements führen, die mit Ungleichheiten auf der Basis von Geschlecht und sozialer Position einhergehen." (Autorenreferat)
"Der deutsche Wohlfahrtsstaat war bis Mitte der siebziger Jahre der typische Fall eines lohnarbeitszentrierten Sozialversicherungsstaates. Seither jedoch wandelt er sich in Reaktion auf ökonomische und soziale Veränderungen. Auf der einen Seite werden lohnarbeitszentrierte Sicherungen zurückgenommen - auf der anderen Seite werden aber auch neue, nicht lohnarbeitszentrierte Sicherungen eingerichtet. Zudem verändert der deutsche Wohlfahrtsstaat zunehmend auch seine Sicherungsziele: statt (allein) den Lebensstandard zu sichern, häufen sich die Mischungen von Einkommen aus verschiedenen Händen (income mixes). Abschließend erörtern wir, warum wohlfahrtsstaatliche Leistungen über ihren unmittelbaren sozialpolitischen Zweck hinaus Gesellschaften helfen können, Transformationsphasen zu meistern." (Autorenreferat)
Jeder Mensch steht während seines Lebens einer Vielzahl von finanziellen Risiken gegenüber. So besteht die Gefahr, arbeitslos zu werden und das monatliche Einkommen zu verlieren. Auch Krankheit oder Pflegebedürftigkeit sind Ereignisse, die einen finanziellen Schock zur Folge haben. Das dadurch entstehende finanzielle Risiko kann gegen die Zahlung einer Versicherungsprämie an eine Versicherung abgegeben werden. Dabei ist es nicht in jedem Fall optimal, einen Versicherungsschutz für den gesamten möglichen Schadensanteil zu kaufen. Es gibt Umstände, die zur Folge haben, nur einen Teil des Risikos über eine Versicherung abzudecken: Unfaire Versicherungsprämien oder Moral Hazard. Neben der Versicherung besteht die Möglichkeit, dass Individuen Ersparnisse bilden, um einem zukünftigen Risiko begegnen können. Wenn Vermögen in den Zustand des Schadenseintritts transferiert wird, reduziert sich der zu ertragende Einkommensschock durch den Sparbetrag. Tritt der Schaden hingegen nicht ein, steht dem Individuum der Sparbetrag zusätzlich zur Verfügung. Ziel dieser Arbeit ist es, Bedingungen darzustellen, unter welchen eine Substitution von Versicherung durch Sparen aus individueller Sicht optimal ist. Insbesondere wird die Möglichkeit einbezogen, dass unvollständige Kapitalmärkte vorliegen und Individuen infolgedessen keine Kredite aufnehmen können. Den betrachteten Modellen ist gemein, dass es nicht optimal ist, das gesamte Risiko an eine Versicherung abzugeben: So steht die Versicherungsnachfrage bei einer aktuarisch unfairen Prämie im Fokus und es wird der Fall untersucht, in dem die Versicherung Verhaltensanreize auf Versicherte ausübt. Kapitel 2 der Arbeit widmet sich aktuarisch unfairen Versicherungen. Zunächst werden Modelle in zwei Perioden betrachtet, bevor Entscheidungen über das Leben hinweg beleuchtet werden. Dabei wird deutlich, dass die Frage der Substituierbarkeit nicht nur vom Zeitpunkt der Prämienzahlung, sondern auch von der Länge des Lebenshorizontes abhängt -- insbesondere dann, wenn Individuen liquiditätsbeschränkt sind. In Kapitel 3 wird das einfache Versicherungsmodell in zwei Perioden um die Annahme erweitert, dass Individuen den Schaden beeinflussen können bzw. dass der Abschluss einer Versicherung Einfluss auf das Verhalten eines Individuums hat. In der Modellierung wird zwischen einer ex-post Moral Hazard Problematik, bei der das Individuum bei Schadenseintritt die Höhe des tatsächlichen Schadens durch das Aufbringen von persönlichem Aufwand beeinträchtigen kann, und einem ex-ante Moral Hazard Modell unterschieden. Hier kann das Individuum durch persönlichen Aufwand die Schadenseintrittswahrscheinlichkeit reduzieren. Eine Besonderheit dieser Modelle besteht in der Modellierung der Kosten: Einmal ist die Möglichkeit gegeben, dass Konsum und Aufwandskosten additiv in die Nutzenfunktion eingehen. Eine andere Variante besteht in der multiplikativen Zusammensetzung dieser Variablen. Es wird sich zeigen, dass je nach Modellierung unterschiedliche Ergebnisse in Bezug auf die Substituierbarkeit von Versicherung durch Ersparnisse zutage treten. Insbesondere wird deutlich werden, dass nicht nur Versicherung, sondern auch die Höhe der Ersparnisse einen negativen Einfluss auf die Aufwandserbringung haben kann. Diese Analyse wirft ein neues Licht auf die Diskussionen von Sparkonten in der Arbeitslosen-, aber auch in der Krankenversicherung. Im vierten Kapitel dieses Buches wird ein Modell präsentiert, welches die Versicherungs- und Sparentscheidung von quasi-hyperbolischen Individuen darstellt, die sich gegen das Risiko der Pflegebedürftigkeit absichern wollen und sich aufgrund der speziellen Diskontierungsfunktion -- anders wie exponentielle Diskontierer -- zeitinkonsistent verhalten. Hyperbolische Diskontierer haben auf kurze Sicht wenig Interesse daran, Ersparnisse zu bilden. Vielmehr bewerten sie den aktuellen Konsum sehr hoch. Es wird deutlich, dass dieses Verhalten nicht nur die Sparentscheidung, sondern auch die Nachfrageentscheidung nach Versicherung beeinflusst, wobei es einen Unterschied macht, ob das Individuum liquiditätsbeschränkt ist oder nicht. Insbesondere wird deutlich werden, dass liquiditätsbeschränkte, quasi-hyperbolisch diskontierende Individuen weniger Versicherung nachfragen als exponentiell diskontierende Individuen. Das stellt auch eine Begründung für die geringe Nachfrage nach einer privaten Pflegeversicherung dar, wie es z.B. in Deutschland beobachtet werden kann. Im Rentenalter könnten Individuen es bedauern, einen so geringen Versicherungsschutz gekauft zu haben. Darauf basierend wird eine Pareto-superiore Politikempfehlung vorgeschlagen. ; Every person faces a variety of financial risks throughout his life. There is a risk of becoming unemployed and losing the monthly income. Illness or long-term care are also events that can lead to a financial disaster. The resulting financial risk can be transferred to an insurance company against payment of an insurance premium. It is not optimal to buy full insurance in all cases. There are circumstances that lead to cover only part of the risk: Unfair insurance premiums or moral hazard. Besides insurance, there is also the possibility that individuals accrue savings to address a future risk. If property is transferred to the state of an occurrence of a loss, the income shock will be reduced by the savings. But if damage not occurs, the amount of savings will be available. The goal of this book is to present conditions under which the substitution of insurance through savings from an individuals' perspective is preferred. In particular the possibility is included, that there are imperfect capital markets and therefore individuals can not borrow. All models have in common that it is not optimal to buy full insurance: actuarially unfair premium are investigated as well as moral hazard. Chapter 2 of the book deals with actuarial unfair insurance. First, two-period-models are considered before decisions are illuminated through the life time. It will show that the answer to the question of substitutability of insurance through personal savings depends not only on the date of premium payment, but also on the length of the life expectancy - particularly if individuals are liquidity constrained. In chapter 3 the simple two-period-insurance-model is extended by the assumption that individuals can influence the level of damage. It is assumed that insurance influences the behavior of an individual: Ex-post moral hazard is analyzed as well as ex-ante moral hazard. The former affects individuals' effort to reduce the amount of loss after a loss occurrence through personal costly effort. Ex-ante moral hazard model deals with the reduction of loss probability through personal effort. A special feature of these models is the modeling of costs: Once there is the possibility that consumption and effort costs enter the utility function additively. Another variant is the multiplicative composition of these variables. It is shown that the results depend strongly on the cost function. In particular it becomes clear that not only insurance but also the amount of savings can have a negative impact on individual effort. This analysis gives important insights for the judgement of the reform proposal of savings accounts in the unemployment and health care system. In the fourth chapter a model is presented that analyzes the insurance and savings decisions of quasi-hyperbolic individuals who seek to cover against long-term care and also behave time-inconsistent – in difference to exponential discounting individuals. Quasi-hyperbolic individuals are more impatient when they make short-run trade-offs compared to long-run trade-offs. Individuals tend to revise their savings decisions at a later stage and typically save less than initially planned. This behavior affects also the time-inconsistent insurance demand. Especially binding liquidity constraints changes individuals' insurance decision. In the presence of a binding liquidity constraint in old age, they tend to buy less insurance than initially planned. The model provides an explanation for the low demand of long-term care insurance, as it can be observed in Germany. At old age, individuals may regret having bought too little insurance coverage. Based on a pareto-superior policy proposal is given.
Gegenstand der Studie ist die Frage nach der Auswirkung zyklischer Beschäftigunsschwankungen der deutschen Wirtschaft im 19. Jahrhundert auf Vorgänge in kommunalen Verwaltungsbereichen, die für die Unterstützung von Gemeindemitgliedern ohne eigenes Einkommen oder mit zu geringen Einkommen zuständig waren. Es wird also das Verhältnis von Arbeitslosigkeit und Armut in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts analysiert. Eine stadthistorische Untersuchung bietet sich an, da so der Arbeitsmarkt räumlich eingrenzbar ist. Weiterhin bietet sich die Stadt als Untersuchungsraum an, da die Prozesse der Industrialisierung zuerst in den Städten begann. Zunächst stellt der Autor mit Hilfe von Vergleichen der Beschäftigtenzahlen in Düsseldorf mit anderen regionalen Gebieten (Beschäftigtenzahlen der Zechen im Oberbergamtsbezirk Dortmund, der mittleren Belegschaft in der deutschen Montanindustrie) sicher, dass die städtische Konjunkturgeschichte Düsseldorfs im 19. Jahrhundert den Konjunkturverlauf des Deutschen Reiches wiederspiegelt. In einem späteren Abschnitt werden zusätzlich die spezifisch Düsseldorfer Einkommensstruktur, das örtliche Sparverhalten und die privaten Investitionsneigungen nach ihrem Zusammenhang mit den Wechsellagen untersucht.
Zeit und Ort der Untersuchung: Die industrialisierte Produktionsweise mit ihren Schwankungen hat sich in Deutschland erst um ca. 1850 mit Beginn der Industrialisierung etabliert. Daher können die entsprechenden Auswirkungen einer industrialisierten Produktionsweise erst ab 1850 analysiert werden. Das Ende des untersuchten Zeitraums ergibt sich aus der Bildung von Gewerkschaften. Die städtischen Armenverwaltungen wurden in ihrer Bedeutung als mögliche Auffanginstanz für Arbeitslose zurückgedrängt. Daher scheint es dem Forscher angebracht, den zeitlichen Rahmen der Untersuchung um 1900 zu beenden. Düsseldorf wird als geografischer Ort gewählt, weil in Düsseldorf vor der Industrialisierung keine regional bedeutende Gewerbestruktur vorhanden war. Die Stadt erfuhr eine sprunghaften Struktur- und Größenveränderung. Dies wird deutlich an der Rate des Bevölkerungswachstums 1871 – 1905, das weit über den anderen preußischen Städten lag.
Der Autor spezifiziert seine Fragestellung wie folgt: "… ein Zusammenhang von Arbeitslosigkeit und Armenunterstützung ist [durch die Quellen der Gemeindeverwaltungen] hinreichend dokumentiert. Was waren die möglichen Bedingungen dafür? Nach der einen Seite: wie lange mußte ein Arbeiter von welcher 'Qualifikation arbeitslos sein, um der Armenpflege anheimzufallen? Nach der anderen Seite: war die Unterstützung arbeitswilliger und –fähiger Armer überhaupt im System kommunaler Armenpflege vorgesehen, und wenn ja, bis zu welcher Grenze?" (Balkenhol 1976: S. 15)
Quellenproblematik: Möglichst lange, kontinuierliche statistische Reihen zur Beschäftigung sind für die vorliegende Untersuchung von Bedeutung, weil sie die konjunkturellen Schwankungen des Arbeitsmarktes über dem Mengenindex (= die Beschäftigungsstatistik) und den Preisindex (= Lohnstatistik) wiedergeben. Diese beiden Indizes zur Ware Arbeitskraft bilden den Rahmen für die unmittelbaren sozialen Auswirkungen von wirtschaftlichen Wechsellagen. (Balkenhol 1976, S. 17)
Die Gewerbe- und Berufszählungen sind für Konjunkturstudien relativ unbrauchbar, da die Zählungen nur in relativ großen Zeitabständen vorgenommen werden. Daher sucht der Autor nach Quellen, die Auskunft geben über den jährlichen Beschäftigungsstand in den wichtigsten Industriebetrieben innerhalb des Untersuchungsraums Düsseldorf. Hier sind Arbeiten zu nennen, die im Auftrag vom preußischen statistischen Bureau bzw. vom statistischen Reichsamt durchgeführt wurden: - die Gewerbezählungen, die von 1849-1861 in Dreijahresabständen stattfanden, - die Berufs- und Volkszählungen vom 1.12. 1871, - die Volks- und Gewerbezählung vom 1.12.1875, - die Enquête über Frauen- und Kinderarbeit von 1876, - die Erhebung über die öffentliche Armenpflege 1882, - die Volks- und Berufszählung vom 5.6.1882, - die Berufs- und Volkszählung vom 14.6.1895 und 2.12.1895, gleichzeitig Erhebung der Arbeitslosigkeit; - die Enquête über die Beschäftigung verheirateter Frauen von 1898, - die Berufs- und Betriebsstatistik von 1907, - die Statistik über die gesetzliche Krankenversicherung von 1909. Allerdings handelt es sich hier um punktuelle, unterschiedliche Erhebungen, deren Werte in Rahmen einer statistischen Analyse nicht ohne weiteres vergleichbar sind. Kontinuierlich erhobene Zeitreihendaten eignen sich daher besser. Quellen, welche diesen Anforderungen genügen, sind: - die vom Ministerium für Handel und Gewerbe herausgegebenen Berichte der Fabrikinspektoren, in Preußen vierteljährlich ab 1876, im Reich ab 1879, - die Angaben über den Mitgliederbestand in der Kranken- und Unfallversicherung des Reichsversicherungsamts, - die Angaben über Mitgliederzahlen in den Orts-, Betriebs- und eingeschriebenen Hilfskassen, nach Gemeinden und Monaten im Reichsarbeitsblatt, - die Ermittlung der Rechnungsergebnisse der Berufsgenossenschaften und Invalidenversicherungsanstalten 1909. (Balkenhol 1976, S. 18f.) Die Quellen zu dem Mitgliederstand in den Sozialversicherungen sowie die Quellen der kommunalen Arbeitslosenversicherungen reichen leider nur bis 1884 zurück.
"Die gesetzlichen Sozialversicherungen wurden zumeist in der zweiten Hälfte des 19. bzw. Anfang des 20. Jahrhunderts (Beginn der Großindustrie) ins Leben gerufen. Im Jahr 1883 setzte sich Reichskanzler Bismarck über die Bedenken seiner Berater hinweg und führte gesetzliche Krankenversicherungen in Deutschland ein. Sie waren überwiegend auf die Arbeiterschaft ausgerichtet. (…) Damit sollte einerseits sozialen Unruhen und dem Sozialismus begegnet werden, andererseits sollte bereits bestehenden, freiwilligen Sozialversicherungen der Gewerkschaften und der kirchlichen Arbeiterverbände die wirtschaftliche Grundlage entzogen werden. [Die einzelnen Sozialversicherungen wurden in den folgenden Jahren eingeführt:] 1883 Krankenversicherung 1884 Unfallversicherung 1889 gesetzliche Rentenversicherung (ursprünglich Invaliditäts- und Altersversicherung) 1927 Arbeitslosenversicherung 1953 Rentenreform: Einführung der dynamischen Rente 1995 Pflegeversicherung (der Krankenversicherung angegliedert)"
(Quelle: wikipedia – die freie Enzyklopädie, http://de.wikipedia.org/wiki/Sozialversicherung)
Für die kommunalen Verwaltungen erschien es in der Zeit der Umstellung auf eine öffentliche Arbeitslosenversicherung sinnvoll, die bisher privat betriebenen Arbeitsnachweise nun von den Stadtverwaltungen registrieren zu lassen. In diesem Zusammenhang gehören die Erhebungen der Städte über die Beschäftigung. Dieses statistische Material ist jedoch selten vor 1890 verfügbar (nur Stuttgart und Berlin haben vor 1890 entsprechende Zahlen erhoben). Von Gemeinden durchgeführte Erhebungen sind in folgenden Quellen zu finden: - die Erhebung 'Arbeitsvermittlung in Preußen während des Jahres 1894', - die Erhebungen in Dresden, Hamburg, Straßburg und Stuttgart über Arbeitslosigkeit, veröffentlicht 1896, - die Tätigkeitsberichte der kommunalen Arbeitsnachweise, - der Bericht über die Arbeitslosen im Winter 1908 in 50 deutschen Gemeinden.
Unter den privaten Trägern von Erhebungen zur Arbeitsmarktlage haben die Gewerkschaften die größte Bedeutung. Aber auch sie konnten ihre arbeitslos gewordenen Mitglieder erst dann erfassen, als sie über einen entsprechenden verwaltungstechnischen Apparat verfügten. Auch hier stellt sich das Problem ein, dass die Zählungen nicht weit genug zurückreichen, um für Auswertungen ergiebig zu sein.
Neben staatlichen Zählungen zum Beschäftigungsstand zu ausgewählten Stichjahren geben die Mitgliederverzeichnisse der lokalen Krankenkassen sowie amtliche Angaben zum Belegschaftsstand in den einzelnen Betrieben Auskunft über den regionalen Beschäftigungsstand, die der Autor zu einer 'Belegschaftsstatistik' zusammengestellt hat. Amtliche Angaben sind in den einzelnen Betrieben durchgeführte Zählungen, deren Ergebnisse dann an Behörden oder Körperschaften (Handelskammer- und Verwaltungsberichte, Betriebskrankenkassenlisten) weitergeleitet wurden. Eine wichtige Problematik der unterschiedlichen Zählungen besteht in der abweichenden Systematik der Zuordnung der gezählten Beschäftigten in Berufsgruppen, Gewerbezweige oder zu Handwerk oder zur Industrie. Dies führt teilweise zu erheblichen Abweichungen der Werte zwischen den einzelnen Quellen. "Die staatlichen Zählungen von Beruf und Gewerbe und die Listen der Unterstützungskassen können daher allenfalls zur Orientierung für langfristige Veränderungen der Erwerbsstruktur dienen." (Balkenhol 1976, S. 21f.)
Um zu prüfen, inwieweit die Ergebnisse der Düsseldorfer Belegschaftsstatistik in den größeren Rahmen der Volkswirtschaft passt, zieht der Autor zum Vergleich die Beschäftigtenzahlen der Zechen im Oberbergamtsbezirk Dortmund, der mittleren Belegschaft in der deutschen Montanindustrie sowie von 10 Düsseldorfer Betrieben der Stahl- und Eisenindustrie heran. Die in der Datentabelle A3 (bzw. im Text: Tabelle 3, S. 25) zusammengestellten Datenreihen weisen ähnliche Entwicklungstendenzen über die Zeit auf. "Weiterhin ergibt sich, daß die Beschäftigungsschwankungen desto stärker ausfallen, je kleiner das betreffende Gebiet ist. Größere Wirtschaftsräume scheinen Abschwünge leichter auffangen zu können. … Die Lage der konjunkturellen Hoch- und Tiefpunkte in Düsseldorf stimmen mit dem Bild des überörtlichen Verlaufs überein." (Balkenhol 1976, S. 25f.) Damit geht die städtische Konjunkturgeschichte Düsseldorfs im 19. Jahrhundert in ihrem Verlauf konform mit dem reichsweiten Verlauf, so dass die Resultate, die für Düsseldorf gewonnen werden, auch eine Bedeutung über diesen regionalen Rahmen hinaus haben.
Der Datenteil der Studie gliedert sich in die folgenden Bereiche auf: A. Mitgliederstand der lokalen Krankenkassen und amtliche Belegschaftsstatistik B. Beschäftigungsstatistik Düsseldorfs nach Branchen C. Durchschnittliche Guthaben und Spartätigkeit D. Steuern und Privateinkommen E. Armenstatistik Düsseldorfs
Datentabellen in HISTAT (Thema: Einkommen ):
A Mitgliederstand der lokalen Krankenkassen und amtliche Belegschaftsstatistik
A.1 Kassenmitglieder und Inspektorenberichte in Düsseldorf (1874 - 1878) A.2 Mitgliederstand der Unterstützungskassen der Metallarbeiter und die Belegschaft der Eisenbahnwaggongfabrik C. Weyer (1859 - 1891) A.3 Belegschaft der Betriebe der Metallbranche und in der dt. Hüttenindustrie (1861 - 1898)
B Beschäftigungsstatistik Düsseldorfs nach Branchen
B.1 Belegschaft ausgewählter Düsseldorfer Textilbetriebe (1852-1899) B.2 Belegschaft der Düsseldorfer Metallbetriebe (1856-1899) B.3 Bevölkerung, Erwerbstätige insgesamt, Erwerbstätige im Facharbeiterberuf, in der Montan- und Metallindustrie sowie in Groß- und mittelständischen Betrieben (1858-1897) B.4 Betriebszahlen: Eintragungen im Handelsregister Düsseldorf (1888-1898) B.5 Betriebsgrößen nach Branchen (1875-1933)
C. Durchschnittliche Guthaben und Spartätigkeit
C.1 Anteile der Kontenklassen bei der Stadtsparkasse Düsseldorf (1877-1899) C.2 Durchschnittliches Guthaben und Spartätigkeit für unterschiedliche Städte (1890-1899), PDF-Dokument C.3 Tagelohnsätze Düsseldorfer Industriebetriebe (1864-1885), PDF-Dokument
D. Steuern und Privateinkommen
D.1 Düsseldorfer Bevölkerung nach steuerpflichtige und befreite Bürger in % der Gesamtbevölkerung (1877-1891) D.2 Anteil der Bevölkerung in den jeweiligen Steuerklassen an der Bevölkerung Düsseldorfs , in Prozent (1861-1899) D.3 Anteile der Klassen- und Einkommenssteuer an den Kommunalsteuereinnahmen (1851-1900) (PDF-Dokument)
E. Armenstatistik Düsseldorfs
E.01 Zuschüsse der Stadtkasse an die Düsseldorfer Armenverwaltung in % an den Gesamteinnahmen (1850-1900) E.02 Durchschnittliche Unterstützungskosten pro Fall in der Außenarmenpflege und Gemeindesteuerbelastung pro Kopf in Mark für Düsseldorf, Elberfeld, Duisburg und Dortmund (1870-1890) E.03 Lebenshaltungskostenindex für Deutschsand auf der Basis von 1913, 1810 - 1913 E.04 Anzahl der vorübergehend und der dauernd Unterstützten in Dortmund (1881-1896) E.05 Anteil der 30 bis 50jährigen männlichen Unterstützungsempfänger an allen männlichen Unterstützungsempfängern (1881-1896) E.06 Arbeitssuchende im Verhältnis zu den offenen Stellen in Düsseldorf (1902 – 1913) E.07 Migrationsverhalten: Durchschnittlicher Fluktuationsgrad der Gesellen nach Altersgruppen (Düsseldorf) (1872-1878) E.08 Migrationsverhalten: Durchschnittlicher Fluktuationsgrad der Gesellen nach Berufsgruppen (Düsseldorf) (1872-1878) E.09 Prozentuale Verteilung der Altersklassen in Düsseldorf (1872-1878) E.10 Prozentuale Verteilung der Berufsgruppen in Düsseldorf (1872-1878) E.11a Fluktuationsraten nach Altersklassen und Berufsgruppen in Düsseldorf: Büroberufe (1872-1878) E.11b Fluktuationsraten nach Altersklassen und Berufsgruppen in Düsseldorf: Metall (1872-1878) E.11c Fluktuationsraten nach Altersklassen und Berufsgruppen in Düsseldorf: Bau (1872-1878) E.11d Fluktuationsraten nach Altersklassen und Berufsgruppen in Düsseldorf: Fabrikarbeiter (1872-1878) E.12 Rangfolge der Etatsektoren in Düsseldorf (1850-1900), PDF-Dokument