In: Die Natur der Gesellschaft: Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, p. 2944-2957
"Ziel des Vortrages ist es, das vorherrschende Menschenbild in der Soziologie zu untersuchen und das Problem einer kritischen Begrenzung des Sozialen aufzuwerfen. Als Bezugspunkt soll dabei die Theorie von Plessner dienen, deren Nutzen sich dadurch für die soziologische Theorie erschließen lässt. Obwohl die Soziologie, die Weber entworfen hat, zumeist als Humansoziologie verstanden wird, die allein menschliche Handlungen und Interaktionen zu untersuchen hätte, wird bei genauerer Betrachtung die Gewissheit, dass der Bereich des Sozialen mit dem Menschen zusammenfällt, problematisch. Wenn man zugrunde legt, dass Sozialität nur als historisch kontingent verstanden werden kann, wird fraglich, wie der Bereich des Sozialen begrenzt ist und welche Wesen als soziale Subjekte infrage kommen können: Denn es mag für moderne Gesellschaften zutreffend sein, dass nur Menschen soziale Personen sein können; anzunehmen, dies wäre ein generelles überzeitliches Charakteristikum von Gesellschaft, spräche gegen zahlreiche empirische Belege. Neben dem Argument der historischen und kulturellen Bedingtheit fordern verschiedene soziologische Ansätze die Frage heraus, ob Menschen tatsächlich einen exklusiven Akteursstatus besitzen und ferner Tieren oder Techniken nicht ebenso Akteursqualitäten zukommen. Weber selbst hat es als ein offenes Problem aufgefasst, ob nur Menschen oder auch Tiere (oder nur bestimmte Tiere) sozial handelnde Subjekte sind. Das Problem, das Weber skizziert hat, macht die Notwendigkeit deutlich, den Gegenstandsbereich des Sozialen in den Blick zu nehmen und die konsensuelle und implizit wirksame Begrenzung auf Menschen in Zweifel zu ziehen. Sofern menschliche Handlungssubjekte nicht von vornherein (unkritisch) als die einzig möglichen postuliert sind, wird es erforderlich, in einer sozialtheoretischen Grundlagenreflexion zu untersuchen, was unter Sozialität zu verstehen ist. Mit der Weiterentwicklung des Ansatzes von Plessner als Theorie personaler Vergesellschaftung kann das Problem der Intersubjektivität aufgegriffen werden. Fasst man die Theorie der exzentrischen Positionalität nicht als positive Anthropologie auf, besteht die Möglichkeit, eine allgemeine Reflexion auf die Bedingungen vorzunehmen, die gegeben sein müssen, damit ein soziales Verhältnis zustande kommen kann." (Autorenreferat)
Der Anteil der Personen in Deutschland, die das Internet nutzen, nimmt stetig zu, vor allem durch eine häufigere Internetnutzung bei den Älteren. Immerhin jede/r Siebte ab 14 Jahren ist jedoch "offline", darunter vor allem ältere Personen, und damit einhergehend Personen mit geringer formaler Bildung und mehr Frauen als Männer. Zudem lassen sich räumliche Unterschiede in der Internetnutzung erkennen, z. B. nach Gemeindegröße und Bundesländern. Die Gründe für die Nicht-Nutzung bestehen weitergehend aus einer Wechselwirkung von geografischer Lage und demografisch-struktureller Komposition der Bevölkerung, denn in dünn besiedelten Räumen mit geringen Anschlussraten leben überdurchschnittlich viele ältere Menschen, die mangelndes Interesse, fehlenden Nutzen sowie mangelnde Kompetenzen bekunden. Eine Nicht- Nutzung bzw. Wenig-Nutzung erschwert die Teilhabe am öffentlichen Leben, das zunehmend digitaler wird, und führt zu einer digitalen Spaltung der Gesellschaft.
Die Verfasserin geht davon aus, dass sowohl mit der Praxis der Werbung um Spenderinnen und deren Aufklärung als auch mit dem Prozess der Entnahme des Blutes sowie mit der unterschiedlichen Nutzung der Stammzellpräparate zu Therapie- oder Forschungszwecken Probleme verbunden sind, die für die gesellschaftliche Auseinandersetzung von ebensolcher Bedeutung sind, wie die Frage 'Spenden oder privat einlagern'. Ein Problemkreis bezieht sich auf die Werbung und Aufklärung der Spenderinnen. Die Schwangeren werden frühestens wenige Wochen vor der Geburt beziehungsweise oftmals erst kurz vor oder während der Entbindung mit der Möglichkeit der Einlagerung von Nabelschnurblut konfrontiert und um ihr Einverständnis zur Entnahme gebeten. Eine den Interessen der Schwangeren und ihrer Familie angemessene Aufklärung, die der Komplexität und Problematik des Themas gerecht wird, ist damit nicht gewährleistet. Werbung und Information sowie die Ausbildung der aufklärenden Hebammen und Gynäkologen werden außerdem durch die jeweiligen öffentlichen oder kommerziellen Banken selbst vorgenommen. Folge ist eine jeweils einseitige, interessengeleitete Information der Schwangeren, die den Prinzipien der 'aufgeklärten Zustimmung' entgegenläuft. Ein weiterer Themenkomplex bezieht sich auf die Stammzellgewinnung während der Geburt. Von kommerziellen wie öffentlichen Banken wird der Prozess der Blutentnahme selbst als per se gefahrlos und unproblematisch unterstellt. Weder gibt es jedoch medizinische Studien zu den Fragen, ob die Ablösung der Plazenta durch die Blutentnahme beeinflusst wird oder ob das Neugeborene selbst der Stammzellen bedarf, die nach der Abnabelung in der Plazenta bleiben, ob also das so genannte Ausblutenlassen der Plazenta vor der Abnabelung sinnvoll wäre. Noch liegen Untersuchungen vor, die das Geburtserleben und die Erfahrungen und möglichen Ängste der Schwangeren bezüglich der Blutentnahme beziehungsweise die Motive und Hoffnungen der werdenden Eltern reflektieren. Es wird gezeigt, dass auch die kommerzielle Nutzung von Spenderbluten nicht unproblematisch ist. Nicht zuletzt stellt sich die Frage nach dem Verbleib und der Nutzung jener Nabelschnurblutpräparate, die nicht nachweislich für therapeutische Zwecke verwendet werden. Vor dem Hintergrund der aus Sicht der Forschung restriktiven deutschen Stammzellgesetzgebung sind Stammzellen aus Nabelschnurblut nämlich nicht nur für die Therapie, sondern auch für die Forschung interessant. Während kommerzielle Firmen durch privatrechtliche Verträge mit den Eltern zur Einlagerung aller Präparate und zur Aufklärung über deren Verbleib verpflichtet sind, eröffnet sich für öffentliche Banken diesbezüglich ein weiterer Spielraum. Sie haben prinzipiell die Möglichkeit, die Präparate auch zur Forschung zu nutzen, sofern das Einverständnis der Spenderinnen vorliegt. Vor dem Hintergrund, dass einige öffentliche Banken mit privaten Firmen kooperieren, so genannte Joint Venture-Unternehmen bilden, Präparate aus Nabelschnurblutstammzellen entwickeln, herstellen und gewinnbringend vermarkten, werden selbst auf der Basis der Einwilligung der Spenderinnen Fragen des ökonomischen Nutzens sowie eigentums- und patentrechtliche Probleme aufgeworfen. Auf der Grundlage der Ergebnisse einer qualitativen Studie zu diesen Problemkreisen wird die Praxis der Gewinnung und Nutzung von Nabelschnurblut in Deutschland einer sozialethischen Bewertung unterzogen. (ICG2)
Vorliegender Artikel stellt das Stadtviertel Villejean der französischen Stadt Rennes vor, das typischerweise in den 1960er Jahren als periphere Großwohnsiedlung entstand. Dabei wird es auf sozialräumliche wie auch architektonische Merkmale hin untersucht. Im Zuge landesweiter Baumaßnahmen auf Grund allgemeinen Wohnungsmangels entstanden, bietet das Viertel mit typischer Hochhausarchitektur zunächst neuen Wohnkomfort für verschiedene Haushalte. Im Laufe der folgenden Jahrzehnte verändern sich durch Abwertung der Bausubstanz, stadtpolitische Maßnahmen und neue Ansprüche an Wohnraum die Popularität des Viertels und letztendlich auch dessen Klientel. Es kommt zunehmend zu Ausdifferenzierungen und Formen von Segregation, vor allem sozioökonomischer Art und auf Gebäude des öffentlichen Wohnraums lokalisierbar. Ergebnis der Untersuchung ist, dass es starke soziale Abgrenzungserscheinungen zwischen Bewohnern des öffentlichen und denen des privaten Wohnraums gibt, die durch den äußeren Zustand der Gebäude noch verstärkt werden. Demgegenüber kann im Viertel gutes Gemeinschaftsleben festgestellt werden, das soziale Probleme und Abgrenzungsmechanismen bis zu einem gewissen Grad kompensiert.
In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, p. 1118-1125
Die Frage nach der Zugehörigkeit der Türkei zu Europa ist eigentlich längst entschieden - niemand behauptet ernsthaft, die Türkei sei ein afrikanisches oder asiatisches Land. Das grundlegende Charakteristikum der Türkei ist heute ihre interne politische, soziale und kulturelle Gespaltenheit in Verbindung mit einem für europäische Verhältnisse rasanten sozialen Wandel. Nach dem gegenwärtigen Stand soziologischer Theoriebildung und Indikatorenentwicklung für die systematische Beobachtung des "Europäisierungsprozesses" der Türkei - wie auch der europäischen Integration insgesamt - sind die Sozialwissenschaften weit davon entfernt, wissensbasierte Prognosen über den Verlauf dieser Prozesse abgeben zu können. (ICE2)
Zusammenfassung Ungarn ist ein postkommunistisches Land, in dem für lange Jahrzehnte Armut oder Erwerbslosigkeit, verursacht durch eine Behinderung, neben anderen unerwünschten sozialen Problemen, in der Politik dethematisiert oder weitgehend ignoriert und mehr oder weniger als ´selbstverschuldet´ angesehen wurden. Menschen mit Behinderung waren und sind heute noch in Ungarn immer wieder stigmatisiert und ausgegrenzt. Die fehlende Wahrnehmung dieser Problematik und die geringe staatliche Unterstützung für Menschen mit Behinderung sowie deren Segregation im Bereich der Bildungs- und in der Beschäftigungspolitik hat in Ungarn eine lange Tradition. Dies kann man besser nachvollziehen, wenn man bedenkt, dass für Menschen mit Behinderung erst seit der politischen Transformation (1989) und besonders durch die neue Regelung im Hochschulsystem (2002) ein Zugang zum Hochschulstudium ermöglicht wurde. In dieser biografietheoretischen Studie beschäftige ich mich mit einem bisher kaum erforschten Thema: die Lebensgeschichten und Lebenssituationen von Menschen mit einer oder mehreren körperlichen Behinderung/-en in Ungarn, die ihre Kindheit und besonders ihre Schullaufbahn vor den politischen Transformationsprozessen (1989) erlebten und denen, gerade durch das neue politische System und insbesondere durch die geänderten Bedingungen im Bildungssystem (2002), die Teilhabe an Bildung – in diesem Fall das Studieren – ermöglicht wurde. Die bisherige Schul- und Bildungsforschung, aber auch der gesellschaftliche Diskurs in Ungarn, befasste sich vorwiegend damit, den schulischen Misserfolg von Kindern mit geistigen aber auch mit körperlichen Behinderungen zu erklären. Diese neue Erscheinung – Studierende mit Behinderung –, bot sich für mich als ein neues und spannendes Forschungsfeld an. Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass bei den Student/-innen als Defizit benannte niedrige Schulqualifikation und damit ein Grund mehr für die Stigmatisierung als ´leistungsschwache Menschen´ nicht vorhanden ist, trotzdem werden sie in Interaktionen auf ihre Behinderungen reduziert und weiterhin in der Gesellschaft diskriminiert; d. h. die Behinderung (Abweichung) bleibt als Stigma erhalten. Im Fokus der vorliegenden Studie standen also das Verstehen der Prozesse der Stigmatisierungen und Diskriminierungen auf der individuellen und auf der gesellschaftlichen Ebene, die Problematik der institutionellen Einschränkung der Teilhabe und deren Aus- und Wechselwirkungen auf die Einzelbiografie. Von zentraler Bedeutung sind in den rekonstruierten Lebensgeschichten dieser Studie die Diskriminierungs- und Stigmatisierungsprozesse aufgrund einer Behinderung im Kontext von Selbsteinschätzung und Fremdzuschreibung (Selbstbild–Fremdbild). Diese Prozesse sind durch eigene biografische Erfahrungen sowie auf der kollektiven Ebene u. a. durch die historischen und politischen Traditionen des Landes geprägt. Anhand der Ergebnisse der vorliegenden Studie lässt sich festhalten, dass Student/-innen mit Behinderung im Laufe ihres Lebens ein sehr großes Entwicklungs- und Handlungspotenzial zeigen. Die persönlichen Leistungen werden aber von ihnen selber kaum positiv erlebt oder als solche wahrgenommen. Dies resultiert aus der Diskrepanz zwischen der Selbsteinschätzung und der Fremdzuschreibung, die auf starken Diskriminierungen in der Gesellschaft fußen und mit den fehlenden Möglichkeiten an gesellschaftlicher Partizipation (Teilhabe) einhergehen. In dieser Studie wurde dementsprechend auch danach gefragt, welche Erfahrungen zu welcher Strategie der Bearbeitung von Stigmatisierungen und Diskriminierungen aufgrund einer körperlichen Behinderung geführt haben. Dabei konnten Erfahrungs- und Handlungsmuster im Kontext der Gesamtbiografie nachvollzogen werden. So konnten nicht nur die Stigmatisierungsprozesse in gegenwärtigen Situationen in Ungarn analysiert werden, sondern auch, wie sich das Stigma-Management im Laufe des Lebens, aber auch durch die politischen und gesellschaftlichen Transformationsprozesse veränderte. Auf diese Fragen liefert die empirisch fundierte Typenbildung der vorliegenden Studie unterschiedliche Antworten. Bei den von mir konstruierten Typen der Bearbeitung der Behinderung – genauer gesagt, der Bearbeitung von Stigmatisierungen und Diskriminierungen – wird vom Einzelfall auf gleichartige Fälle geschlossen, die nach ähnlichen Regeln funktionieren. Dabei werden die Verallgemeinerungen nicht im numerischen, sondern theoretischen Sinne vorgenommen. Gerade die historische und politische Gegebenheit Ungarns verstärkte und vertiefte die Diskriminierungsprozesse gegenüber Menschen mit Behinderung, wobei die Auswirkungen der politischen und gesellschaftlichen Transformationsprozesse erst durch die Ergebnisse dieser interpretativen Studie näher betrachtet und in ihrer Komplexität besser verstanden werden können. Die Analyse beinhaltet also sowohl die Rekonstruktion des biografischen Verlaufs im persönlichen Umgang mit einer körperlichen Behinderung bzw. mit den Stigmatisierungen aufgrund einer körperlichen Behinderung; sie bezieht aber auch den gesellschaftlichen Umgang mit Behinderungen und dessen Wandel mit ein. Gesellschaft und Individuum werden dabei nicht als dualistische Gegensätze betrachtet, sondern in ihrem Wechselverhältnis und ihrer gegenseitigen Bedingtheit untersucht. ; Summary Hungary is a post-communist country where for long decades poverty or unemployment caused by disability, among other undesired social problems, was not made a subject of discussion or was ignored and considered self-inflicted. In Hungary people with disabilities were, and still are, repeatedly stigmatized and excluded. The lack of awareness of this problem and the low state support for people with disabilities, as well as their segregation in the field of educational and employment policies have a long tradition in Hungary. The situation is better understood when one considers that access to higher education for disabled people was first facilitated after the political changes in 1989, in particular through the new regulations of the higher education system in 2002. In this biographic-theoretical study I concern myself with a topic hardly researched to date: the life stories and situations of people in Hungary with one or more disabilites, who were brought up and in particular educated before the political transformation of 1989, and for whom, exactly through the new political system and specifically through the changed circumstances in the educational system (2002), participation in education – in this case studying – was made possible. Previous school and educational research, but also social discourse in Hungary addressed predominantly the issue of explaining the failure of children with mental or physical disabilities in school. This new phenomenon – students with disabilities – offered a new and exciting research field for me. What is interesting in this context is that these students are still reduced to their disabilities in interactions and continuously discriminated in society, although they are in fact not low-qualified, a label of deficiency that provides yet another reason for their stigmatization as "low-achieving people"; i.e. the disability (deviation) remains a stigma. This study focusses therefore on the understanding of the process of stigmatization and discrimination at an individual and social level, the problem of institutional restrictions of participation and their impact on and interaction with individual biographies. In the reconstructed life stories of this study central importance is given to the processes of discrimination and stigmatization based on disability in the context of self-assessment and assessment by others (how you see yourself – how others see you). These processes are shaped by own biographical experience, as well as on a collective level, e.g. through the historical and political traditions of the country. On the basis of the results of this study we can establish that disabled students show great potential for development and action in the course of their lives. However, they themselves rarely experience or perceive their achievements as positive. This is a result of the discrepancy between their self-image and the image of others, which are based on strong discrimination in society and are accompanied by the lack of opportunity for social participation. It was also investigated in this study what kind of a strategy of handling stigmatization and discrimination on the basis of a disability was induced by which experience, and that allowed the understanding of patterns of experience and action in the context of the full biography. Not only the stigmatization processes in current situations in Hungary could be thus analysed, but also how stigma management in the course of life, and also through the political and social transformation has changed. The empirically based typification of this study provides different answers to these questions. By the types I constructed for handling disability – to be more exact handling stigmatization and discrimination – conclusions were made from individual cases to similar cases working according to similar rules. Thereby, generalizations were made not to a numerical, but to a theoretical effect. Hungary's historical and political circumstances directly intensified and deepened the processes of discrimination against disabled people. However, only through the results of this interpretative study can the impacts of the political and social transformation really be examined and in their complexity better understood. The analysis includes therefore not only the reconstruction of the biographical course of a personal handling of physical disability, and accordingly of stigmatization on the basis of a physical disability; but also society's behaviour towards disabilities and its changes. Society and individuals are thereby not regarded as dualistic opposites, but are examined in their interaction and their interdependence.
Intro -- Inhalt -- 1. Einstieg: Was sind soziale Medien? -- Die wichtigsten Formen sozialer Medien -- Entwicklung und Verbreitung der sozialen Medien -- 2. Aufbau des Bandes -- 3. Selbstdarstellung und Privatsphäre in sozialen Medien -- Persönliche Öffentlichkeiten -- Selbstdarstellung und vorgestelltes Publikum -- Die kommunikative Architektur sozialer Medien -- Technische Lösungen und soziale Normen -- 4. Medienöffentlichkeit und Journalismus -- Massenmediale Öffentlichkeiten -- Das Internet und der Wandel von Öffentlichkeit -- Kommunikation in vernetzten Öffentlichkeiten -- 5. Meinungsbildung in und mit sozialen Medien -- Medien und Meinungsbildung -- Soziale Medien als Intermediäre -- Mögliche Einschränkungen von Vielfalt -- 6. Teilhabe an Wissenswelten -- Ordnung durch Algorithmen -- Das Wiki-Prinzip -- Jenseits von Wikipedia -- Partizipationskultur für alle? -- 7. Das Partizipationsparadox -- Formen der Teilhabe -- Zwischen Teilhabe und Fremdbestimmung -- 8. Fazit und offene Fragen -- Zum Weiterlesen -- Onlinequellen -- Glossar.
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Der gesellschaftliche Modernisierungsprozess (gesellschaftlicher Wandel) nimmt gegenwärtig weltweit an Intensität zu. Wesentliche Treiber sind technologische Entwicklungen, welche neue Produkte und Dienstleistungen erzeugen sowie Arbeitsverhältnisse, Kommunikation und Medienkonsum verändern und auf vielfältige Weise das berufliche und private Leben und damit auch die Mobilität neu prägen. Diese Trends verstärken zudem die seit den 1970er Jahren bestehenden wirtschaftlichen und geografischen Disparitäten (wachsen vs. schrumpfen) auf allen räumlichen Maßstabsebenen. In diesem Kontext werden darüber hinaus die Schieflagen zugunsten der Zentren und zulasten der regionalen und ökonomischen Peripherien durch politisch-planerische Entscheidungen zum Aus- und Rückbau von Verkehrsinfrastrukturen und -angeboten meist verstärkt. Für die Entwicklung der Verkehrsträger und der Mobilität sind ein weiterer wesentlicher Treiber die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse über die Klima- und Umweltentwicklung, welche aktuell die politische Steuerung hinsichtlich des Ressourcenverbrauchs und der Menge der Emissionen von Treibhausgasen neu bestimmen. Die Folge sind zum einen verstärkte Anstrengungen, den technologischen Wandel im Sinne einer höheren Energieeffizienz zu forcieren, und zum anderen wird - noch zögerlich - auf Verhaltensänderungen und neue umweltfreundliche Mobilitätsund Lebensstile gesetzt. Um nachhaltigere Lebensweisen forcieren und Rebound- Effekte minimieren zu können, bedarf es allerdings vertiefter Forschungen in den Bereichen der Sozialpsychologie (Motivation und Coping-Strategien) sowie der Segmentierung unterschiedlicher Zielgruppen im Bereich der Soziologie und Sozioökonomie.
'Der vorliegende Beitrag ist der Thematik Schwangerschaftsabbruch in Österreich gewidmet und behandelt mehrere Aspekte. Zuerst erfolgt eine Darstellung der gesetzlichen Lage, der Praxis sowie der politischen Diskussion seit den 70er-Jahren. Vor dem Hintergrund fehlender Statistiken gilt ein weiterer Abschnitt der Problematik der Schätzungen über die jährliche Zahl der Abbrüche. Empirische Befunde zur Einstellung der Bevölkerung zur Fristenlösung sowie zu sozialen und biographischen Risikofaktoren konnten aus Daten des 'Family and Fertility Survey' (FFS 1996) gewonnen werden. Aus früheren Studien zur Frage der Fristenlösung ist der bedeutsame Einfluss der religiösen Einstellung und der regionalen Herkunft auf die Meinung der Bevölkerung bekannt. Dies konnte auch für unsere Studie bestätigt werden. Darüber hinaus wurde das Augenmerk auf das soziale und familiäre Netz der befragten Frauen gerichtet, um zu überprüfen, inwieweit dieses den Prozess der Entscheidungsfindung für oder gegen eine ungeplante Schwangerschaft beeinflusst. In Anbetracht der jüngsten politischen Diskussion um eine Fristverlängerung für Abtreibung bei eugenischer Indikation ist auch ein Kapitel zu Fragen der Eugenik sowie zu ethischen Problemen angefügt, die aus den aktuellen Entwicklungen in der Reproduktionstechnologie resultieren.' (Autorenreferat)
'Bei Krisen handelt es sich um soziale Konstruktionen, deren Wahrnehmung als problematisch und/ oder bedrohlich keineswegs zwingend an reale und objektivierbare Fakten gebunden ist. Gerade in der massenmedialen Berichterstattung spielen Krisendarstellungen eine wichtige Rolle und dienen der Erzeugung öffentlicher Aufmerksamkeit. Am Beispiel der Darstellung besorgniserregender Zustände in den Bereichen Gesundheit und sportmotorische Leistungsfähigkeit von Kindern und Jugendlichen werden derartige Krisenkonstruktionen in ihrer medialen Verflochtenheit einerseits und ihrer Legitimationsfunktion für die Wissenschaft andererseits illustriert. Dabei eröffnet die mangelnde Spezifität (sport-)wissenschaftlicher Konstrukte wie Gesundheit und sportmotorische Leistungsfähigkeit vielerlei Anknüpfungspunkte sowohl für die massenmediale Verwertung als auch für problematische wissenschaftliche Interpretationen.' (Autorenreferat)
"Die Schlagworte Corporate Citizenship (CC) und Corporate Social Responsibility (CSR) sind in den vergangenen Jahren in Deutschland zunehmend in Wirtschaft, Politik und Medien, aber auch im Non-Profit-Sektor aufgegriffen worden. Mit diesen Begriffen sind eine Reihe unterschiedlichster, auch konkurrierender normativer Erwartungen, Deutungsmuster, Diskurse und Praktiken verbunden. Der Druck auf Unternehmen scheint zu steigen, doch heißt dies nicht, dass sich Realitäten ändern, vielmehr zeichnen sich Entkopplungsprozesse und Abwehrstrategien ab. Im Kontrast zu zahlreichen, in der CC/CSR-Diskussion und -Literatur dominierenden Appellen und Best-Practice-Beschreibungen geht es in diesem Band, der die Ergebnisse des Forschungsprojekts MAVACO abbildet, insbesondere um eine bislang ausstehende Anbindung der Thematik an neuere Organisationstheorien und zentrale soziologische Fragen, daneben um Zusammenhänge zwischen Verantwortung und sozialer Innovation sowie die Bedeutung strategischer Allianzen. Anhand von Fällen aus dem Profit- und Non-Profit-Bereich wird schließlich gezeigt, vor welchem Hintergrund und wie unterschiedliche Organisationen Leitbilder und Konzepte gesellschaftlicher Verantwortung aufgreifen und an ihre spezifischen Strukturen zu adaptieren versuchen, welche Bedeutungen, Praktiken und Strategien sich dabei herausbilden und wie sich vor allem in Trendsetter-Unternehmen Strategien und Kulturen verändern. In den Blick kommen die Schwierigkeiten, Widersprüche und unbeabsichtigte Nebenfolgen, die im Zuge der Realisierung gesellschaftlicher Verantwortung in Unternehmen und NonProfit-Einrichtungen im Spiel sind und von den Akteuren bewältigt werden müssen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Wolfgang Stark, Oliver Bluszcz: Unternehmenskultur und gesellschaftliche Verantwortung: Herausforderungen für das Management von morgen (19-32); Sonja J. Hafner: MAVACO-Forschungsstrategie als "emerging process": Ein Überblick über Entwicklungsschritte, Methoden und Vorgehen im Projekt (33-38); Sonja J. Hafner: Industrie, Soziologie und CSR. Worüber man (sonst) nicht spricht: Zwang zur Moral, Geld und Wissenschaft im "stahlharten Gehäuse" (39-52); Sonja J. Hafner: Die Wirtschaftsunternehmen: Konzern RAG AG, Essen - Mittelständisches Dienstleistungsunternehmen BOV AG, Essen - Kosmetikunternehmen The Body Shop / Cosmo Trading GmbH, Neuss (53-62); Jörg Hartel: Die Non-Profit-Organisationen und das Spin-off Projekt UNIAKTIV (63-72); Sonja J. Hafner: Strategien und Wandel bei Trendsettern gesellschaftlicher Verantwortung: Über die treibenden Kräfte und Effekte im Innovations-Imitations-Prozess (73-92); Jörg Hartel: "Eyes wide shut". Gemeinwohlorientiertes Engagement als Gegenstand organisations strategischer und organisationskultureller Überlegungen (93-106); Oliver Bluszcz: Strategische Allianzen zwischen Profit- und Non-Profit-Organisationen (107-118); Thomas Hanke, Wolfgang Stark: Innovation und Verantwortung. Überlegungen zu einem strategischen Rahmenkonzept für soziale Verantwortung und bürgerschaftliches Engagement in Unternehmen (119-134); Sonja J. Hafner: Die Wirtschaftsunternehmen: "Stumbling Giant"? Vor der CSR-Strategieentwicklung schon mittendrin: Der Konzern RAG AG zwischen dem "Ende der Steinkohle" und Börsengang (135-160); Sonja J. Hafner: "Personalentwicklung mit Herz und Verstand": Hintergründe, Grenzen und Kehrseiten der Integration von gesellschaftlichem Engagement in die Unternehmensstrategie - das Dienstleistungsunternehmen BOV AG (161-172); Sonja J. Hafner: "Small is beautiful" meets Global Giant L'Oreal: Etappen und Trendwende auf dem Wachstumspfad - das Kosmetikunternehmen The Body Shop (173-184); Jörg Hartel, Jörg Miller: Corporate Citizenship als Sinnstiftung. Eine Rekonstruktion über den Zusammenhang zwischen strategischer Planung und operativer Umsetzung bürgerschaftlichen Engagements (185-212); Sonja J. Hafner: Trendsetter am Scheideweg: Ambivalenz und schleichende Schwächung gesellschaftlichen Engagements bei (über sich hinaus) wachsenden Vorreiterunternehmen (213-224); Jörg Hartel: "Is sex necessary? - "Tell them the truth." Anständige Unternehmen sind langweilig: Warum uns die Ergebnisse so seltsam vertraut erscheinen und was die Debatte aus der Organisationstheorie lernen kann (225-228); Oliver Bluszcz: Intersektorale strategische Allianzen in der Praxis (229-236); Wolfgang Stark: Innovation durch Verantwortung? Innovationspotenziale durch Konzepte gesellschaftlicher Verantwortung (237-246); Sonja J. Hafner: Qualitätskriterien und der Mythos vollständiger Transparenz. Kommentar zu aktuellen Entwicklungen mit Hypothesen und Kriterienset-Vorschlag (247-256); Oliver Bluszcz, Achim Jughardt: Informations- und Unterstützungssystem für Corporate Citizenship: Eine Software-Applikation zur Corporate Citizenship Beratung (257-266); Wolfgang Stark, Jörg Hartel: Nachhaltigkeit und Soziale Verantwortung in und mit Organisationen umsetzen: Der "Corporate-Citizenship-Manager" als organisationsübergreifende Weiterbildungsmaßnahme (267-276); Soziale Verantwortung, Corporate Citizenship, Unternehmenskultur und Innovation: Hot-Spots (277-280).
'In diesem Artikel werden relevante Ergebnisse der gegenwärtigen Flüchtlingsforschung als spezieller Teilbereich der Globalisierungs- und Migrationsforschung vorgestellt. Dabei werden zwei Schwerpunkte gesetzt: Zum einen wird die These vertreten, dass insbesondere die sozial- und kulturanthropologische Forschung das Klischee von Flüchtlingen als 'passive HilfsempfängerInnen' durchbrochen und auf die wesentliche Bedeutung eines Aktiv-Seins für Menschen während und nach der Flucht hingewiesen hat. Zum anderen werden frauenspezifische Fluchtgründe und die Anerkennung von frauenspezifischen Verfolgungsformen erläutert. Abschließend werden genderspezifische Aspekte mit Fallbeispielen aus empirischen Studien der beiden Autorinnen näher ausgeführt.' (Autorenreferat)