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ISSN: 0074-9850
World Affairs Online
Die Ringvorlesung "Rückkehr der Religion oder säkulare Kultur? Kultur- und Religionssoziologie heute" am Institut für Soziologie der Freien Universität Berlin (Sommersemester 2006) war Grundlage für den vorliegenden gleichnamigen Band. Die Autoren behandeln zunächst allgemeine soziologische Fragen in Bezug auf "Universalität und Territorialität", um sich dann spezifischer mit den Bereichen der Kultursoziologie, der Religionssoziologie und abschließend mit der Frage nach "Kultur und Religion – zu ihrem Sitz im Leben" zu beschäftigen. Trotz unterschiedlicher Themenschwerpunkte und Herangehensweisen ist allen Beiträgen die Fragestellung nach der Positionierung des Faches Soziologie in der Wissenschaft inhärent. Durch den Band wird es Studierenden der Kultur- und Religionssoziologie sowie Studierenden der Soziologie und Religionswissenschaften möglich, einen Überblick über die verschiedenen Themenfelder der Soziologie in Bezug auf Religion und Kultur zu bekommen, der bei Interesse anhand der ausführlichen Literaturangaben am Ende jedes Aufsatzes vertieft werden kann. ; This volume is based on the eponymous lecture series ("Come-back of Religion or Secular Culture? Sociology of Culture and Religion Today") that took place at the Freie Universität Berlin's Institute of Sociology in summer 2006. After laying out some general issues pertaining to 'universality' and 'territoriality', the authors focus on specific challenges confronting the sociologies of culture and religion. Finally, they analyse the place of culture and religion in our lives. The articles cover a variety of themes and methodologies, but each addresses the inherent question: What is the position of sociology in the sciences?This volume is recommended for students seeking an overview of current issues in the sociology of religion and culture, and includes bibliographies to guide more in-depth research.
BASE
Seit etwa zwei Jahrzehnten lässt sich ein Aufschwung der religionssoziologischen Arbeit in Deutschland beobachten. Der Artikel gibt einen Überblick über die Entwicklung der Religionssoziologie in Deutschland von 1945 bis zur Gegenwart, stellt Hauptströmungen der deutschen Religionssoziologie dar, identifiziert Grundprobleme, die in den religionssoziologischen Debatten immer wieder behandelt werden, und benennt Aufgaben für die zukünftige religionssoziologische Forschung. Die Entwicklung der Religionssoziologie wird in drei Perioden eingeteilt. Die kirchensoziologische Phase findet ihren Abschluss in der ersten Hälfte der 1960er Jahre durch die Kritik Thomas Luckmanns, Joachim Matthes' und Trutz Rendtorffs am reduktionistischen Ansatz der Kirchensoziologie. Nach der 'neoklassischen' Periode der 70er Jahre, in der theoretische Großentwürfe (Privatisierungsthese, Systemtheorie, Christentumssoziologie sowie Kritische Theorie) dominierten und empirische Forschungen ein Schattendasein fristeten, bemüht sich die Religionssoziologie seit den 1990er Jahren stärker um eine Verklammerung von Theorie und Empirie. In Aufnahme älterer religionssoziologischer Grundprobleme wie der Frage nach der Bestimmung des Religionsbegriffes oder der Abwägung der Bedeutung von Säkularisierungs- und Individualisierungsprozessen kommt sie seitdem mehr und mehr zu einer Neubewertung des Stellenwerts von Religion in modernen Gesellschaften, deren dynamisches Potential zunehmend wieder entdeckt wird. ; We can observe an upswing of the research work in the sociology of religion in Germany over the last two decades. The article provides an overview about the development of the German sociology of religion from 1945 upwards, describes its main tendencies, defines basic problems present in the debates of the discipline and identifies tasks to be dealt with in prospective research work. The article divides the development of the sociology of religion in Germany into three periods. The phase of the sociology of church starts in the fifties and ends in the first half of the 1960ties with Thomas Luckmann's, Joachim Matthes' and Trutz Rendtorff's criticism of the reductionism of the sociology of church. Theoretical grand narratives like the theory of privatization, system's theory, the sociology of Christendom and the Frankfurt school of Critical theory dominated in the 1970ties whereas empirical research work in that period remained rather unnoticed. Since the 1990ties sociology of religion more and more has been trying to combine theoretical considerations and empirical analyses. By taking up older basic problems such as defining religion or judging the significance of secularization and individualization the discipline is undergoing a reevaluation of the social relevance of religion in modern societies rediscovering its dynamic potential.
BASE
In: Schriften zur Pastoralsoziologie 4
In: Zeitschrift für Religion, Gesellschaft und Politik: ZRGP, Volume 3, Issue 1, p. 103-130
ISSN: 2510-1226
In: Die unsichtbare Religion, p. 7-41
Der vorliegende Beitrag setzt sich kritisch mit dem Buch "Die Unsichtbare Religion" von Thomas Luckmanns aus dem Jahr 1963 auseinander. Zunächst werden die zentralen Aussagen vorgestellt und auf ihre wichtigsten Kritiken eingegangen. Im nächsten Schritt werden einige empirische Arbeiten und theoretische Fortentwicklungen genannt. Abschießend werden die Konturen dieser neuen Sozialform der Religion umrissen. Die "Unsichtbare Religion" ist weder bloß eine theoretische Abhandlung noch ist sie eine empirische Arbeit; Luckmann nennt sie einen Essay. Er stellt darin an die Stelle der kirchlichen oder organisierten Religiosität einen Begriff der Religion, der sich aus der Kirchensoziologie heraus begibt, um andere Formen des Religiösen in den Blick zu bekommen, wodurch der Blick frei wird auf das Verhältnis von Individuum und Gesellschaft. Der Autor kritisiert, dass der essayistische Stil der Rezeption viele Schwierigkeiten bereitet. Einzelne Begriffe bleiben unscharf. So wird etwa der Begriff der "unsichtbaren Religion" lediglich im Titel genannt. Der Essay biete zwar einen theoretischen Entwurf, der sich durch die Bezugnahme auf die zeitgenössische empirische Forschung abstütze. Doch wird die Unsichtbare Religion, bar systematischer Daten, lediglich provisorisch in groben Umrissen skizziert. Der Beitrag geht dann auf die funktionalistische, anthropologische Definition der Religion bei Luckmann ein und benennt die kritischen Punkte. Im weiteren Verlauf des Beitrags setzt sich der Autor mit den Thesen Luckmanns zur Säkularisierung und der Sozialform der Religion sowie der neuen Sozialform der Religion kritisch auseinander. Der Autor kommt zu dem Schluss, dass der besondere Reiz des Buches darin liegt, dass es Konturen religiöser Formen vorzeichnet, die erst später erkennbare Formen annahmen. Religiöse Funktionen werden zunehmend von nicht-religiösen Strukturen getragen. Hierzu zählen zum "cultic religion", politische Einstellungen und Protesthandlungen sowie neue Gemeinschaftsformen und Therapien. Diese neuen Sozialformen der Religion zeichnen sich vor allem durch einen Verlust der Sichtbarkeit auf verschiedenen Ebenen aus. (ICD2)
In: Psychologie & Gesellschaftskritik, Volume 33, Issue 1/2, p. 67-89
"Das Christentum ist seinem Selbstverständnis nach eine Liebesreligion, aber seine Geschichte
ist nicht zuletzt auch eine Geschichte der Gewalt. Der Text versucht diesen Widerspruch zu erklären. Er untersucht mit den Mitteln der Analytischen Sozialpsychologie, ausgehend vom Text der Bibel, was in dieser Religion der Ausübung von Gewalt
entgegenkommen kann." (Autorenreferat)
In: Zeitschrift für Religionswissenschaft, Volume 13, Issue 2, p. 123-133
Zur gegenwärtigen Spiritualität gehört (1) eine entschiedene Orientierung an den subjektiven Erfahrungen, die als besonders und herausragend gedeutet werden. (2) Quellen dieser Deutung sind vor allem in der alternativen Religiosität zu suchen, die sich aus den nicht hegemonialen (östlichen, archaischen, okkulten, mystischen etc.) Traditionen der Religion zusammensetzen. (3) Distanz zur Dogmatik religiöser Großorganisationen und eine Tendenz zum Anti-Institutionalismus verbinden sich mit (4) einer Betonung der religiösen Autonomie des Individuums und damit einem ausgeprägten weltanschaulichen Individualismus. Die Erfahrungsorientierung ermöglicht (5) eine Art der Ganzheitlichkeit, die die funktionale Differenziertheit für die Einzelnen wieder zusammenhängend deuten lässt. (6) Schließlich gibt es Hinweise darauf, dass "Spiritualität" für die Handelnden selbst zu einem Alternativbegriff für Religion wird.
In: Psychologie & Gesellschaftskritik, Volume 33, Issue 1/2, p. 9-45
"Im Anschluss an die (noch stets aktuelle) Kontroverse um den Religionsbegriff werden Perspektiven empirischer Religionsforschung skizziert. Dazu wird idealtypisch zwischen Positionen unterschieden, die Religion an Erfahrung binden, und Positionen, die bei Religion als einem diskursiven Konzept ansetzen. Den Abschluss des Artikels bilden allgemeine Überlegungen zur gegenwärtigen Religionsforschung." (Autorenreferat)
In: SWS-Rundschau, Volume 45, Issue 4, p. 472-494
'Aufgrund der vielen Angebote an religiösen und weltanschaulichen Gruppen und Ideen ist auch in Österreich die religiöse Landschaft immer unübersichtlicher geworden. Die Grundlage für diesen Artikel bilden die Erfahrungen katholischer Weltanschauungsreferenten. Sie bieten einen Überblick über diesen 'Markt der Religionen'. Dabei zeigt sich, dass die beiden Strömungen Fundamentalismus und Esoterik wesentlich sind und sich in vielen Angeboten finden. Der Artikel kommt zum Ergebnis, dass diese beiden Strömungen ihre Bedeutung behalten werden und dass aufgrund des zunehmenden Individualismus die Zahl der religiösen und weltanschaulichen Gruppen weiter steigen wird.' (Autorenreferat)
In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, p. 2370-2382
"Der Beitrag stützt sich auf eine empirische Untersuchung, die vom Institut für Politische Wissenschaft und der Arbeitsgruppe Interdisziplinäre Sozialstrukturforschung (agis) der Universität Hannover in Kooperation mit der Evangelischen Akademie Loccum durchgeführt wurde. Thematisch bildete der so genannte Bindungsverlust der Kirche den Ausgangspunkt, das heißt die zurückgehende Beteiligung an kirchlichen Arbeitsformen sowie die offenbar nachlassende Bedeutung kirchlich-religiöser Orientierungen. Erstmalig wurden diese Phänomene nach dem Ansatz der 'sozialen Milieus' (vgl. Vester u.a. 2001) und der Habitus- und Feldtheorie von Pierre Bourdieu (vgl. 1982; 1987) untersucht. Aufgrund dieses Konzeptes gingen die Verfasser davon aus, dass die Beziehung der Milieus zu Kirche und Religion vielschichtig und durch die häufig verwendeten Begriffe wie 'nah' oder 'fern' nicht hinreichend ausgedrückt ist. Eine der Fragen war auch, ob die von Klaus von Bismarck (1957) festgestellte 'Milieuverengung' der Kirche (vgl. auch Ebertz 1997) nach wie vor besteht bzw. welches Gesicht sie heute hat?" (Textauszug)
In: SpringerLink
In: Bücher
Das Buch beschäftigt sich aus religionssoziologischer Perspektive mit dem Wirken Amin al-Husseinis während seiner Kooperation mit dem NS-Regime zwischen 1933 und 1945. Zunächst werden die ideologischen und politischen Vorbedingungen der Zusammenarbeit erörtert, anschließend Projekte analysiert, welche von beiden Akteuren zusammen verwirklicht wurden, sowie sein Werdegang darin nachgezeichnet. Letztendlich findet eine Verortung Amin al-Husseinis innerhalb religionssoziologischer Theorien (zu Islam und Moderne sowie übergeordnet Religion und Politik) statt. Die Ergebnisse zeigen, dass Amin al-Husseini heute nicht leichtfertig als Beispiel eines religiösen Vertreters des Islam herangezogen werden sollte und er auch nicht jene ideologische Reichweite hatte, die ihm in einer Vielzahl aktueller Veröffentlichungen zugeschrieben wird. Daher plädiert das Buch aus einem religionssoziologischen Blickwinkel für mehr Sachlichkeit in Bezugnahme auf seine Person innerhalb derzeitiger Debatten um Islam und Demokratie/Politik. Der Inhalt Amin al-Husseini - Instrumentalisierung einer historischen Figur Entstehungskontext und ideologischer Hintergrund Die Zeit der Kooperation in Berlin 1941-1945 Die Zielgruppen Studierende und Lehrende der Soziologie, Politikwissenschaft, Geschichte und Sozialwissenschaften. Die Autoren Dr. Jochen Töpfer leitet das DFG-Projekt "Ordnungsvorstellungen religiöser Eliten in Südosteuropa" und lehrt an der FU Berlin. Max Friedrich Bergmann war an der MLU Halle-Wittenberg tätig