Die unternehmensbezogenen Prozesse der Individualisierung, des Sozialstrukturwandels, der Technologieentwicklung und der Internationalisierung stehen in direktem Zusammenhang mit gesamtgesellschaftlichen Veränderungen [VGL. TÜRK, K. / LEMKE, T. / BRUCH, M. 2006 UND VGL. BOLINSKI, S. 2000]. Struktureller Wandel in der Gesellschaft führt aber zwangsläufig zu Strukturproblemen im Bildungsbereich und in der Wirtschaft. Bildungsprozesse charakterisieren somit auch die Unternehmensorganisationen als Aktionszentren der modernen Gesellschaft. Diese gegenseitige Einflussnahme von Bildung und Wirtschaft steht für eine kommunikationsbasierende Symbiose, welche auch die gesellschaftliche und ökonomische Entwicklung bis hin zur heutigen Wissensgesellschaft kennzeichnet und die folglich durch ein hohes Maß an Innovation, Forschung und Entwicklung geprägt ist. Arbeitskräfte der Zukunft benötigen theoretisches Wissen gekoppelt mit praktischem Können. Eine persönlichkeitsbildende Entwicklung erfordert somit eine Kompetenzorientiertheit für selbstständiges Handeln. Diese Fähigkeiten vermittelt lernende Tätigkeit in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) z.B. durch duale oder kooperative Aus- und Weiterbildungskonzepte. KMU sind die in der Europäischen Union wirtschaftlich und sozial vorherrschende Unternehmensform. Sie stellen nahezu 99% aller Betriebe und bieten Beschäftigung für fast 70 Millionen Menschen. Kleine und mittleren Unternehmen erwirtschaften in Deutschland ca. 50 Prozent der steuerpflichtigen Umsätze, beschäftigen ca. 66 Prozent der Arbeitnehmer und bilden ca. 85 Prozent der Lehrlinge aus [VGL. WIPPLER, A. 2013]. Die vorliegende Arbeit liefert für die Beschreibung komplexer Phänomene einer Unternehmenssoziologie einen exemplarischen Beitrag, der normativ und explizit für das Fallbeispiel kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) das Bedeutungspotenzial dieses Betriebstyps als Träger wissensbasierter Handlungskapazität in der marktwirtschaftlichen Wirtschaftsordnung hervorhebt. Kleine und mittlere Betriebe sind darüber hinaus Träger einer neuen expandierenden Dynamik wissenschaftlicher Erkenntnisfindung mit Vorbildcharakter. [vgl. Roppe, K. 2014]. Um diesen wachsenden Anforderungen gerecht zu werden, bedarf es in den KMU neuer Perspektiven, Ansätze und Modelle. Das führt folglich zu der Frage, welche konkreten Konzepte notwendig und erfolgversprechend sind, um diesen ambitionierten Leitanspruch in innovativen KMU umzusetzen und weiterentwickeln. Es wird daher untersucht, wie der Ausbau individueller und organisationaler Kompetenzen, die Erhöhung des internen Bildungsniveaus sowie die Forschungs- und Entwicklungsintensität in den kleinen und mittleren Unternehmen als konjunkturbelebende Triebkräfte in hochentwickelten Industrieländern dienen. Zudem wird aufgezeigt, dass die erziehungswissenschaftliche berufliche Bildung dafür einen wichtigen Baustein darstellt und durch Prozesse geprägt ist, die Berufspädagogik auch mit Arbeitsorganisation, Technologie und Innovation verknüpft [VGL. BACHE, I. / GEORGE, S. / BULMER, S. 2011]. Daher besteht auch eine tiefe Verflechtung zwischen den beruflichen Aus-, Fort-, und Weiterbildungsprozessen und der Organisations- bzw. Unternehmenssoziologie in den KMU. Ein Individualisierungsprozess im modernen Arbeitsleben einer Wissensgesellschaft hat demnach neue organisationale Funktionsmuster. Man spricht heute davon, die Effizienz von Bildungsleistungen zu steigern, indem man mehr "Wirtschaftsorientierung" und "Markt" in die Pädagogik einbringt [VGL. FISCHER, A. 1954 UND VGL. GONON, P. 1992] Die Herausbildung und aktive Förderung interessenorientierter Netzwerke mit Hochschulen und Bildungseinrichtungen sind unverzichtbar für diesen Individualisierungsprozess, der neue Strategien für "Innnovationskanäle" konzeptualisiert [VGL. ICKS, A. / ISFAN, K. 2004]. Es zeigt sich, dass die komplementäre Kooperation zwischen KMU und fachspezifischen Universitäten besonders stark ausgeprägt ist und da vor allem durch den ingenieurwissenschaftlichen Sektor überdurchschnittlich repräsentiert wird. Somit sind die thematischen Schwerpunkte des technologieorientierten Wissenstransfers und der Innovationssynergien klar im Bereich ingenieurtechnischer Anwendungsforschung gesetzt. Man spricht in der Soziologie der Wissensgesellschaft auch von "Network Society", um in globalisierender Deutung die neuen Strukturierungen netzwerkförmiger ökonomischer, sozialer und politischer Kooperationen zu würdigen (VGL. AUER, T. / STURZ. W. 2007]. Synergien, Individualisierungsausprägungen und marktwirtschaftliche Innovationen in KMU, die durch komplementäre Kooperation mit Hochschulen, Bildungsträgern und weiteren Unternehmen in wissenschaftlichen Verbundprojekten entstehen, werden oft lediglich theoretisch gedeutet, ohne die wesentlichen praktischen Aspekte, den Qualifikations- und Kompetenzgewinn sowie die weitreichenden Vorteile konvergierender Geschäfts- und Kompetenzwelten zu untersuchen. Die Gesellschaftswissenschaften reflektieren nur unzureichend, dass die Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung den Bestand an Kompetenzen (Fach,- Methoden,- Sozial,- Personalkompetenz) in entwicklungsfördernder Konsequenz insbesondere über KMU verbreitet und reproduziert. [VGL. COLE, T. 2010 UND SOM, O. / JÄGER, A. 2012]. Die Erwerbsorganisation KMU bietet quasi als überschaubares verkleinertes Abbild der Gesellschaft die wissenschaftliche Perspektive eines Mikrokosmos, der die entscheidenden Auswirkungen des Wandels in Wirtschaft und Gesellschaft verdeutlicht. An konkreten Beispielen wird aufgezeigt, wie Handlungsoptionen aktiv gestaltet werden können und sich die veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für den Unternehmenserfolg nutzen lassen. Dadurch sind die Untersuchungsergebnisse und gewonnenen Erkenntnisse authentisch, verifizierbar und reproduzierbar.:INHALTSVERZEICHNIS Inhaltsverzeichnis I Abbildungsverzeichnis II Tabellenverzeichnis III Abkürzungsverzeichnis IV 1. Einleitung 2. Transitionsprozesse in der Gesellschaft: Arbeit und berufliche Qualifikation im Umbruch: Pluralisierung, Fortschritt und internationale Vernetzung – Moderne Entwicklungen in der Industrie- und Unternehmenssoziologie 3. Aspekte und Herausforderungen der Wissensgesellschaft – Bildung und Fachkompetenzen als wesentliche Voraussetzungen für Handlungsmöglichkeiten in der modernen Wirtschaft: Auswirkungen auf die Gesellschaft und die Arbeitswelt / Sozialer und ökonomischer Strukturwandel 4. Erwerbswirtschaftliche Unternehmensorganisationen und ihre neuen konstitutiven Merkmale: Kleine und mittlere Unternehmen als zentrale Steuerorgane der Wissensgesellschaft und Motor der gesellschaftlichen Dynamik 5. Organisationsstruktur von KMU in Bezug zum Fallbeispiel bau msr GmbH, einem mittelständischen Betrieb für Automatisierungstechnik und Industriesteuerungen aus Leipzig: Individualisierung und Unternehmenssoziologie – Wechselwirkungen zwischen Innovation, Qualifikation, Kooperation, Wertschöpfung und Autonomiegewinn 6. Komplementäre Kooperation und Netzwerkausrichtung: Synergien und Win-win-Strategien durch Partnerschaften und Projektverbünde mit wissenschaftlichen Hochschulen und Bildungsorganisationen, Forschungseinrichtungen und Institutionen des Bundes und der Länder 7. Dynamik von Organisationsnetzwerken – interne und externe Dimensionen: Modell eines entwicklungspolitisch und erziehungswissenschaftlich ausgerichteten develoPPP.de-Kooperationsprojektes "Demonstrations- und Schulungsanlage für Energieeffizienz" am berufsbildenden ZCC – Zhejiang College of Construction in Hangzhou/Volksrepublik (VR) China mit didaktischem Lehrkonzept, Realisierungszeitraum 2011 bis 2014 8. Internationale Projektarbeit und komplementäre Kooperation mit Hochschulen und Bildungsträgern in wissenschaftlichen Verbundprojekten am Beispiel von zwei weiteren mittelständischen deutschen Unternehmen: Verbesserung der betrieblichen Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit mittels der Erschließung internationaler Märkte durch Auslandsprojekte mit Trainings- und Schulungsanteil – Analyse anhand zwei weiterer Fallbeispiele • Drechslertechnik GmbH aus Grimma, Bundesland Sachsen • ENERelektronik GmbH aus Leipzig, Bundesland Sachsen 9. Qualitäts- und stabilitätsorientierte Unternehmenskonzepte als betriebliche Entwicklungsinstrumente: Fortschritte bei der Qualifizierung und der Arbeitsorganisation unter Nutzung von Qualitätsmanagement nach DIN EN ISO 9001 und durch KVP – ständiger Prozess der kontinuierlichen organisatorischen Erneuerung und Verbesserung; Entwicklung und Gestaltung der Managementprozesse und Bildungsstrategien zur Modernisierung und Kompetenzentwicklung am Modell der bau msr GmbH, einem mittelständischen Betrieb für Energieeffizienz, Automatisierungstechnik und Industriesteuerungen aus Leipzig 10. Ergebnisse, Resümee und Ausblick Literaturverzeichnis Internetquellen Versicherung ; The business-related processes of individualization, of social structure transition, of technology development and of internationalization have direct connection with transition of society as a whole. [SEE TÜRK, K. / LEMKE, T. / BRUCH, M. 2006 AND SEE BOLINSKI, P. 2000] Structural change in society would inevitably lead to structural difficulties in education and in economy sectors. Thus, educational processes also characterize the business organizations as action centers in modern society. The influence of education and economy on each other sets measures in achieving the communication-based symbiosis, which also characterizes the social and economic development through to today's knowledge-based society and which also, as a result, is shaped by a high degree of innovation, research and development. The future workforce needs the theoretical knowledge together with practical skills. Personality development requests therefore the competence-oriented development for independent action. In small and medium-sized enterprises (SMEs, German: KMU), this skill can be taught, for example, by dual and cooperative training and qualification concept. In economic and social aspects, the small and medium-sized enterprises are the leading enterprise form in European Union. They constitute almost 99% of all the enterprises and provide employment for nearly 70 million people. The small and medium-sized enterprises generate about 50 percent of taxable transactions, employ about 66 percent of employees and train around 85 percent of the trainees. [SEE WIPPLER, A. 2013]. The present paper aims to contribute to the exemplary description of the complicated phenomena in business sociology and for the case study to normatively and explicitly emphasize the potential importance of business type of small and medium-sized enterprises as purveyor of knowledge-based operational capacity in economic order under market economy conditions. Moreover, the small and medium-sized enterprises are supporters of a new expanding dynamic of scientific recognition with model character. [SEE Roppe, K. 2014]. In order to meet the increasing requirement, new perspectives, approaches and models are needed inside the small and medium-sized enterprises. As a result, this leads to the question which concrete concepts are so necessary and promising, that this ambitious rule can be implemented and further developed in innovative small and medium-sized enterprises. Therefore, it will be researched, how the expansion of individual and organizational competence as invigorating driving forces in highly developed industrial country helps increase the internal educational level as well as the intensity of research and development in small and medium-sized enterprises. Moreover, the paper demonstrates that the educational vocational training is an important component and influenced by the process, in which the vocational education, labor organization, technology and innovation are connected. [SEE BACHE, I. / GEORGE, S. / BULMER, P. 2011] As a result, a deep interconnection between vocational education and organizational or enterprise sociology exists in small and medium-sized enterprises. The process of individualization in modern working life in knowledge-based society has gained therefore new organizational functional models. People say, the efficiency of education service increases, because the pedagogy is more economy and market-oriented. [SEE FISCHER, A. 1954 AND SEE GONON, P. 1992] The development and active promotion of interest-oriented network with colleges and educational organizations are indispensable for this process of individualization, which conceptualize the new strategy for "innovative channel". [SEE ICKS, A. / ISFAN, K. 2004]. It is shown that the complementary cooperation between small and medium-sized enterprises and discipline-specific universities is particularly strong and by engineering science department it is representative above average. Therefore, the thematic priorities of technology-oriented knowledge transfer and the synergy of innovation fall clearly in the field of engineering science applied research. We also say "Network Society" in the sociology of knowledge-based society, in order to show recognition for new structure of network-like, economic, social and political cooperation in globalizing context. (SEE AUER, T. / STURZ, W. 2007). Synergy, forms of individualization and market economy oriented innovation in small and medium-sized enterprises, whose development is the result of complementary cooperation with universities, educational organizations and other enterprises in scientific joint projects, are usually only theoretical interpreted and without essential practical aspects, in which the gained qualification and competence as well as the extensive benefits of converging world of business and competence are researched. The reflection of social science is insufficient, that the economic and social order enlarges and reproduces the portfolio of competence (professional, methodical, social and personal competence) with development-enhancing consequence, especially about small and medium-sized enterprises [SEE COLE, T. 2010 AND SEE SOM, O. / JÄGER, A. 2012]. Small and medium-sized enterprises as business organization and as a clear and scale-reduced reflection of the society provide a scientific perspective of microcosm where the crucial impacts of economic and social transition are illustrated. Based on concrete examples, the paper shows how the options for action can be actively shaped and how the society's changing basic condition can be of use for business success. In this way, the research results and knowledge gained are authentic, verifiable and reproducible.:INHALTSVERZEICHNIS Inhaltsverzeichnis I Abbildungsverzeichnis II Tabellenverzeichnis III Abkürzungsverzeichnis IV 1. Einleitung 2. Transitionsprozesse in der Gesellschaft: Arbeit und berufliche Qualifikation im Umbruch: Pluralisierung, Fortschritt und internationale Vernetzung – Moderne Entwicklungen in der Industrie- und Unternehmenssoziologie 3. Aspekte und Herausforderungen der Wissensgesellschaft – Bildung und Fachkompetenzen als wesentliche Voraussetzungen für Handlungsmöglichkeiten in der modernen Wirtschaft: Auswirkungen auf die Gesellschaft und die Arbeitswelt / Sozialer und ökonomischer Strukturwandel 4. Erwerbswirtschaftliche Unternehmensorganisationen und ihre neuen konstitutiven Merkmale: Kleine und mittlere Unternehmen als zentrale Steuerorgane der Wissensgesellschaft und Motor der gesellschaftlichen Dynamik 5. Organisationsstruktur von KMU in Bezug zum Fallbeispiel bau msr GmbH, einem mittelständischen Betrieb für Automatisierungstechnik und Industriesteuerungen aus Leipzig: Individualisierung und Unternehmenssoziologie – Wechselwirkungen zwischen Innovation, Qualifikation, Kooperation, Wertschöpfung und Autonomiegewinn 6. Komplementäre Kooperation und Netzwerkausrichtung: Synergien und Win-win-Strategien durch Partnerschaften und Projektverbünde mit wissenschaftlichen Hochschulen und Bildungsorganisationen, Forschungseinrichtungen und Institutionen des Bundes und der Länder 7. Dynamik von Organisationsnetzwerken – interne und externe Dimensionen: Modell eines entwicklungspolitisch und erziehungswissenschaftlich ausgerichteten develoPPP.de-Kooperationsprojektes "Demonstrations- und Schulungsanlage für Energieeffizienz" am berufsbildenden ZCC – Zhejiang College of Construction in Hangzhou/Volksrepublik (VR) China mit didaktischem Lehrkonzept, Realisierungszeitraum 2011 bis 2014 8. Internationale Projektarbeit und komplementäre Kooperation mit Hochschulen und Bildungsträgern in wissenschaftlichen Verbundprojekten am Beispiel von zwei weiteren mittelständischen deutschen Unternehmen: Verbesserung der betrieblichen Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit mittels der Erschließung internationaler Märkte durch Auslandsprojekte mit Trainings- und Schulungsanteil – Analyse anhand zwei weiterer Fallbeispiele • Drechslertechnik GmbH aus Grimma, Bundesland Sachsen • ENERelektronik GmbH aus Leipzig, Bundesland Sachsen 9. Qualitäts- und stabilitätsorientierte Unternehmenskonzepte als betriebliche Entwicklungsinstrumente: Fortschritte bei der Qualifizierung und der Arbeitsorganisation unter Nutzung von Qualitätsmanagement nach DIN EN ISO 9001 und durch KVP – ständiger Prozess der kontinuierlichen organisatorischen Erneuerung und Verbesserung; Entwicklung und Gestaltung der Managementprozesse und Bildungsstrategien zur Modernisierung und Kompetenzentwicklung am Modell der bau msr GmbH, einem mittelständischen Betrieb für Energieeffizienz, Automatisierungstechnik und Industriesteuerungen aus Leipzig 10. Ergebnisse, Resümee und Ausblick Literaturverzeichnis Internetquellen Versicherung
Background: So far, Switzerland could not rely on nationally representative data on measured anthropometric data and eating behaviors when establishing health related strategies and guidelines. The data from the first National Nutrition Survey for adults (menuCH) now complement information from other surveys, to inform public health policies and health professionals. Setting: One-year cross-sectional nutrition survey conducted from January 2014 till February 2015. Data were collected on 2085 participants aged 18-75 years representing 4'622'018 inhabitants (49.9% men and 50.1% women) residing in the three main linguistic regions of Switzerland (German, French and Italian). Methods: Interviews were carried out in German, French or Italian by trained dieticians in 10 study centers. Participants provided written informed consent. Respondent completed a self-administered paper-pencil dietary and physical activity behavior questionnaire including reported anthropometric and sociodemographic characteristics. Body weight, height and waist circumference were measured using standardized procedures. Body mass index (BMI) and waist circumference were categorized using WHO criteria. After sample weighting and calibration, descriptive stratified statistical analysis was performed, considering linguistic regions, sex, age groups and educational levels. Results: The net response rate was 38%. Average BMI was 25.9 kg/m2 for men and 24.1 kg/m2 for women, with little differences across linguistic regions. Mean BMI was 23.5, 25.0, 25.9 and 26.1 kg/m2 in the 18-34, 35-49, 50-64 and 65-75 year categories, respectively. The prevalence of overweight and obesity was 41.6% and 13.9% in men, 19.7% and 11.3% in women, 31.0% and 12.5% in the German-speaking region, 29.9% and 12.3% in the French-speaking region, and 30.1% and 15.6% in the Italian-speaking region, respectively. The prevalence of waist circumference at increased and highly increased metabolic risk was 16.7% and 16.5% overall, 18.6% and 16.4% in men as well as 14.8% and 16.6% in women, respectively. About 53% of the population wishes to reduce body weight. Three out of four people in the population have heard about the food pyramid and two-third about five fruits and vegetables a day. Among special diets, 4.9% of the population report to follow a vegetarian diet, 4.1% an energy restriction diet, 3.3% a fat restriction diet and 2.6% a lactose-free diet. A substantial proportion of the population (56.4% of women and 38.1% of men) reports to take vitamin or mineral supplements. The majority of the population (>80%) takes a snack at least once per day, with similar pattern during weekdays and weekends. Women are more likely to spend a long time cooking (>40 minutes) than men (50.3% vs 30.7%). The most frequently consistently skipped meal is breakfast for 5.2% of the population, followed by lunch (2.2%) and dinner (0.6%). Nearly 50% of the population report to walk at least 30 minutes per day, five days per week. The majority of the population (87.0%) reports to be trained, regularly physically active or irregularly active, thereby meeting current recommendations. One third of the population reports a sitting time higher than 8h30 minutes per day, which reflects a high level of sedentarity. Conclusion: menuCH, the first National Nutrition Survey for adults in Switzerland, provides important novel information on overweight, obesity and waist circumference based on measured data, in the population aged 18-75 years. The survey also shows that knowledge about dietary recommendations is very good, vitamin and mineral supplements are frequently consumed and self-reported cooking habits differ by sex. Reported physical activity levels are quite high, despite a high level of sedentarity. ; Hintergrund: Bisher konnte man in der Schweiz bei der Entwicklung von gesundheitsbezogenen Strategien und Empfehlungen auf keine national repräsentativen, objektiv gemessenen anthropometrischen Daten sowie Daten zum Ernährungsverhalten zurückgreifen. Die Erkenntnisse der ersten Nationalen Ernährungserhebung bei Erwachsenen (menuCH) ergänzen Informationen aus früheren Erhebungen, um in Strategien zur Förderung der öffentlichen Gesundheit einzufliessen und Gesundheitsfachpersonen in ihrer Tätigkeit zu unterstützen. Setting: Die vorliegende Ernährungserhebung ist eine Querschnittsstudie, die während eines Jahres, von Januar 2014 bis Februar 2015, durchgeführt wurde. Es wurden Daten von 2085 Teilnehmenden im Alter von 18 bis 75 Jahren erfasst, welche 4'622'018 Einwohner/-innen (49.9% Männer und 50.1% Frauen) mit Wohnsitz in den drei grössten Sprachregionen der Schweiz (Deutsch, Französisch und Italienisch) repräsentieren. Methoden: Die Befragungen wurden von geschulten Ernährungsberatern/-innen in deutscher, französischer oder italienischer Sprache in 10 Studienzentren durchgeführt. Vor der Teilnahme musste jede Person eine schriftliche Einverständniserklärung unterzeichnen. Die Teilnehmenden füllten handschriftlich einen Fragebogen aus, der Fragen zum Ess- und Bewegungsverhalten aber auch anthropometrische Angaben und sozio-demographische Charakteristika umfasste. Körpergewicht, Körpergrösse und der Bauchumfang wurde Standardprotokollen folgend gemessen. Der Body Mass Index (BMI) und der Bauchumfang wurden anhand anerkannter WHO-Definitionen kategorisiert. Die deskriptive statistische Auswertung erfolgte nach Gewichtung der Daten und stratifiziert nach Sprachregionen, Geschlecht, Altersgruppen und Bildungsniveau. Ergebnisse: Die Netto-Antwortquote lag bei 38%. Der durchschnittliche BMI der Männer betrug 25.9 kg/m2 und für die Frauen 24.1 kg/m2, bei nur geringen sprachregionalen Unterschieden. Nach Altersgruppen betrug der BMI 23.5 (18-34 J.), 25.0 (35-49 J.), 25.9 (50-64 J.) und 26.1 (65-75 J.) kg/m2. Die Prävalenz von Übergewicht/Adipositas betrug bei den Männern 41.6%/13.9%, bei den Frauen 19.7%/11.3%, sowie nach Sprachregionen 31.0%/12.5% in D-CH, 29.9%/12.3% in F-CH und 30.1%/15.6% in I-CH. Die Prävalenz eines Bauchumfangs, der mit einem erhöhten/erheblich erhöhten metabolischen Risiko verbunden ist betrug gesamthaft betrachtet 16.7%/16.5%, für Männer 18.6%/16.4% sowie für Frauen 14.8%/16.6%. Gut die Hälfte (53%) der Bevölkerung wollte gerne Gewicht verlieren. Drei von vier Personen in der Bevölkerung haben bereits von der "Schweizer Lebensmittelpyramide" gehört, und zweidrittel der Bevölkerung von der "5-am-Tag"-Kampagne. Befragt nach speziellen Ernährungsformen gaben 4.9% der Bevölkerung an sich vegetarisch zu ernähren, 4.1% berichteten eine energiearme und 3.3% eine fettreduzierte Ernährung einzuhalten und 2.6% ernährten sich Lactose frei. Ein beachtlicher Anteil der Bevölkerung (56.4% der Frauen und 38.1% der Männer) gaben an Vitamin- oder Mineralstoffpräparate einzunehmen. Die Mehrheit der Bevölkerung (>80%) nehmen mindestens eine Zwischenmahlzeit pro Tag zu sich, unter der Woche wie am Wochenende. Mehr Frauen (50.3%) als Männer (30.7%) wenden viel Zeit (>40 Minuten) für das Kochen warmer Mahlzeiten auf. Die am häufigsten und regelmässig ausgelassene Mahlzeit ist für 5.2% der Bevölkerung das Frühstück, gefolgt vom Mittagessen (2.2%) und Abendessen (0.6%). Fast 50% der Bevölkerung berichteten mindestens während 30 Minuten pro Tag an mehr als fünf Tagen pro Woche zu Fuss zu gehen. Ein Grossteil (87%) der Bevölkerung gab an zu trainieren resp. regelmässig oder unregelmässig körperlich aktiv zu sein, 9 / 83 womit sie geltende Bewegungsempfehlungen erfüllten. Ein Drittel der Bevölkerung gab an täglich mehr als 8 Stunden und 30 Minuten sitzend zu verbringen, was einem hohen Niveau der Sedentarität entspricht. Schlussfolgerung: menuCH, die erste Nationale Ernährungserhebung in der Schweiz, liefert wichtige neue Informationen zur Prävalenz von Übergewicht und Adipositas in der erwachsenen, 18 bis 75-jährigen Bevölkerung, u.a. basierend auf objektiven Messungen des Bauchumfangs. Die Befragung zeigte zudem, dass der Bekanntheitsgrad der Ernährungsempfehlungen sehr gut ist, Vitamin- und Mineralstoffpräparate von vielen Personen konsumiert werden und sich die Kochgewohnheiten von Frauen und Männern unterscheiden. Das berichtete Ausmass an körperlicher Aktivität ist ziemlich hoch, trotz des hohen Sedentaritätsniveaus. ; Contexte: Jusqu'à ce jour, la Suisse ne disposait pas de données nationales représentatives de la population sur des paramètres anthropométriques mesurés, ainsi que sur les comportements alimentaires pour établir des stratégies de santé et des recommandations. Les données de la première Enquête Nationale sur l'Alimentation (menuCH) complètent désormais celles d'enquêtes précédentes, comme les Enquêtes Suisses sur la Santé ou l'Enquête Suisse sur le Sel, pour informer les politiques de santé publique et les professionnels de la santé. Cadre: Enquête nationale de population, transversale, conduite de janvier 2014 à février 2015. Les données collectées sur 2085 participants âgés de 18-75 ans représentent 4'622'018 habitants (49.9% hommes et 50.1% femmes) qui résident dans les trois régions linguistiques principales de la Suisse (alémanique, romande et italienne). Méthodes: Les entretiens ont été réalisés en allemand, français ou italien par des diététiciennes formées dans 10 centres d'étude. Après avoir signé un consentement éclairé, les participants ont complété un questionnaire papier, portant sur les comportements alimentaires et sur l'activité physique ainsi que sur des caractéristiques anthropométriques et sociodémographiques. Le poids, la taille et le tour de taille ont été mesurés de façon standardisée. L'indice de masse corporelle (IMC) et le tour de taille ont été catégorisés selon les définitions de l'OMS. Des analyses descriptives pondérées ont été faites, en stratifiant par sexe, âge, régions linguistiques et niveau d'éducation. Résultats: Le taux de réponse net était de 38%. L'IMC moyen était de 25.9 kg/m2 chez les hommes et de 24.1 kg/m2 chez les femmes, avec peu de différences interrégionales. L'IMC moyen, basé sur des mesures, était de 23.5, 25.0, 25.9 et 26.1 kg/m2 dans les tranches d'âge de 18-34, 35-49, 50-64 et 65-75 ans, respectivement. La prévalence de surpoids et l'obésité était de 41.6% et 13.9% chez les hommes, 19.7% et 11.3% chez les femmes, 31.0% et 12.5% en Suisse alémanique, 29.9% et 12.3% en Suisse romande, et 30.1% et 15.6% en Suisse italienne, respectivement. La prévalence d'un tour de taille à risque cardio-métabolique élevé, et très élevé, était de 16.7% et 16.5% globalement, 18.6% et 16.4% chez les hommes ainsi que 14.8% et 16.6% chez les femmes, respectivement. Environ 53% des personnes dans la population souhaitent perdre du poids. Trois personnes sur 4 dans la population ont entendu parler de la pyramide alimentaire suisse et deux tiers des personnes connaissaient la campagne «cinq par jour». Parmi les régimes particuliers, 4.9% de la population rapporte suivre un régime végétarien, 4.1% un régime de restriction calorique, 3.3% un régime pauvre en graisse et 2.6% un régime sans lactose. Une proportion substantielle de la population (56.4% des femmes et 38.1% des hommes) a rapporté prendre des suppléments vitaminiques et/ou minéraux. La majorité de la population (>80%) prend un snack au moins une fois par jour, avec des comportements semblables durant les jours de la semaine ou ceux du week-end. Plus de femmes que d'hommes rapportent passer un long temps (c.à.d. >40 minutes) à cuisiner des repas chauds (50.3% vs 30.7%, respectivement). Le repas le plus fréquemment sauté est le petit déjeuner (5.2%), suivi du repas de midi (2.2%) et de celui du soir (0.6%). Environ la moitié de la population rapporte marcher au moins 30 minutes par jour, plus de 5 jours par semaine. La majorité des personnes dans la population (87%) rapporte être entraînée, régulièrement physiquement active ou irrégulièrement active, et remplit ainsi les recommandations actuelles. Un tiers de la population rapporte passer plus de 8h30 par jour en position assise, ce qui reflète un haut niveau de sédentarité. 11 / 83 Conclusion: menuCH, la première Enquête Nationale sur l'Alimentation, apporte de nouvelles informations importantes sur le surpoids, l'obésité et le tour de taille, se basant sur des données mesurées, chez les personnes âgées de 18 à 75 ans vivant dans les trois régions linguistiques principales de la Suisse. L'enquête montre également que les connaissances sur les recommandations nutritionnelles sont très bonnes, que des suppléments vitaminiques et/ou minéraux sont fréquemment consommés, et que les façons de cuisiner rapportées par les hommes sont différentes de celles rapportées par les femmes. Les niveaux d'activité physique rapportés sont très élevés, malgré un haut niveau de sédentarité.
Management in der Sozialwirtschaft hat eine besondere Bedeutung im Sinne eines Alleinstellungsmerkmales für soziale Organisationen und Unternehmen, dies soll analog selbstverständlich auch für ein Management der Achtsamkeit in sozialwirtschaftlichen Unternehmen gelten. Wenn Führungskräfte in der Sozialwirtschaft eine erhöhte Selbstaufmerksamkeit und Selbstregulation besitzen, dann strahlt dies auch in die Organisation hinein und steigert insgesamt die "kollektive Achtsamkeit" im Unternehmen. Insofern ist ein Management der Achtsamkeit eine Lern- und Entwicklungsaufgabe für Führungskräfte in der Sozialwirtschaft. Ergebnisse und Perspektiven für ein Management der Achtsamkeit im Rahmen einer qualitativen Führungskräftebefragung von Spitzenmanager/Innen in der Sozialwirtschaft Der sozialwirtschaftliche Bezugsrahmen ist immer auch einer "Ökonomie des Sorgens" (CAREÖkonomie) verpflichtet, die einerseits selbstorganisiert und andererseits staatlich oder kommunal orientiert im Sinne einer Daseinsvorsorge zu organisieren ist. Es geht in sozialwirtschaftlich tätigen Unternehmen immer auch darum, dass Verwirklichungschancen von Menschen realisiert, gefördert und vermehrt werden, es geht um Partizipation, Gerechtigkeit und gesellschaftliche Teilhabe. Führungskräfte in der Sozialwirtschaft benötigen zur komplexen Tätigkeit im Management eine Bandbreite von unterschiedlichen Kompetenzen, sie müssen Probleme im Unternehmen frühzeitig erkennen, dazu gehört, dass sie Problemlösungsprozesse initiieren und sachgerechte Lösungen erarbeiten und bewerten können, dass sie Akzeptanz bei den Beteiligten und Betroffenen begründen und Erfolge, Resultate und Wirkungen ihrer Maßnahmen kontrollieren und evaluieren. Bei der Beschreibung von ethischen Kompetenzen sind die Herausforderungen an das Management besonders komplex. Ethik und Ökonomie befinden sich in einem strukturellen Spannungsverhältnis. Für die Entwicklung von ethischer Kompetenz muss den Führungskräften in der Sozialwirtschaft neben dem Handwerkszeug der Betriebswirtschaft und der Sozialen Arbeit auch eine ethische Orientierung vermittelt werden. Zur ethischen Orientierung müssen sich Führungskräfte in der Sozialwirtschaft Fragen nach einem guten Leben und sozialer Gerechtigkeit stellen. Welche Werte sind zu schaffen (sinnvolles Wirtschaften), wie wollen wir in Zukunft leben (attraktive Lebensformen), ist unser Wirtschaften uns selbst zuträglich (gutes Leben, individuelle Lebensqualität), sind wir als Führungskräfte in der Sozialwirtschaft nicht zu einem Management der sozialen Gerechtigkeit verpflichtet und wie sieht eine auf Sorge und Achtsamkeit ausgerichtete Ethik aus? TIETZE definiert in seiner Dissertation: "Management der Achtsamkeit –ethische Kompetenz von Führungskräften in der Sozialwirtschaft" Management der Achtsamkeit wie folgt: "Handeln in Führungspositionen ist immer ein bewusster Akt, der von Führungskräften in sozialen Kontexten eine besondere Selbstaufmerksamkeit und Selbstreflexion einfordert. Achtsamkeit unterbricht in vielen Alltagssituationen routinisierte Gedanken- und Gefühlsabläufe und führt bei Führungskräften in sozialen Organisationen, die in ihren Entscheidungsprozessen Glaubwürdigkeit, soziale Werte und ökonomische Zweckrationalitäten ausbalancieren müssen, zu mehr Feingefühl, Konzentration und Offenheit für Innovationen und nachhaltige Veränderungen. Insofern ist die Achtsamkeitsorientierung eine qualitativ hochwertige Managementstrategie in der Sozialwirtschaft – sie ist untrennbar verknüpft mit der spezifischen Ethik Sozialer Arbeit." So verstanden ist ein Management der Achtsamkeit ein Alleinstellungsmerkmal für soziale Organisationen und Unternehmen. Soziale Gerechtigkeit, CARE-Ethiken, "gute Kaufmannschaft", nachhaltige Unternehmenskonzepte und Achtsamkeit im Umgang mit den natürlichen Ressourcen, mit den anvertrauten Adressaten und mit sich selbst dürfen keine Gegensätze sein, sie müssen Ausdruck einer neuen ganzheitlichen Sichtweise für ökonomisches Handels in sozialen Unternehmen sein. Die Aussagen einer qualitativen Studie mit Expert/Inneninterviews von Spitzenmanager/Innen der Sozialwirtschaft, die TIETZE im Rahmen seiner o.g. Dissertation durchgeführt hat, bestätigten: Führungskräfte in der Sozialwirtschaft sind "Schlüsselpersonen" für Werte und ethische Grundüberzeugungen und sie haben eine besondere Vorbildfunktion für achtsames Führungsverhalten. Die öffentliche Reputation eines sozialwirtschaftlichen Unternehmens und sein gutes Image kann dagegen durch Unachtsamkeit in der ethischen Orientierung gefährdet werden. Nach den aktuellen Erfahrungen der weltweiten Wirtschaft- und Finanzkrise ist in seiner Studie auch bei Führungskräften der Sozialwirtschaft eine neue ökonomische "Nachdenklichkeit" festzustellen. Im Rahmen des Forschungsprozesses konnte ein allgemeiner Wandel in den Einstellungen der Führungskräfte in Richtung Nachhaltigkeit festgestellt werden. Diese positive Entwicklung kann dazu beitragen, dass zukünftig die Integration der unterschiedlichen Handlungskonzepte von Sozialer Arbeit und, Management in der Sozialwirtschaft in der Praxis sozialwirtschaftlicher Unternehmen besser gelingen kann. Ein weiteres Ergebnis der Studie besagt, dass ein Management der Achtsamkeit zukünftig Werteprozesse analysieren und auf überprüfbare und wirksame Instrumente setzen muss, um ethische Reflexion und gelebtes Wertemanagement im Alltag in Entscheidungs- und Führungsprozessen zu steuern. Ethik wirkt dort, wo es gilt unterschiedliche Auffassungen oder Wertepluralitäten auszubalancieren. Die Anteilnahme von Führungskräften am Alltag der Belegschaft in sozialen Organisationen hat dabei eine hohe Bedeutung und ist eine besondere Form der Wertschätzung, gerade in der Mitarbeiterführung müssen sie nach Meinung der Expert/Innen weitaus emphatischer agieren als in anderen Dienstleistungsbranchen. Achtsamkeit stellt einen Wert für sich dar und will in jeder Situation vollständig präsent zu sein. Achtsamkeit verfolgt das Ziel, die Mitarbeiter/Innen sowohl untereinander als auch in Bezug auf die Kunden beziehungsfähiger zu machen. Asymmetrische Beziehungen müssen frühzeitig erkannt, reflektiert und integriert werden. Zu einer Kultur der Achtsamkeit, so die Studie, gehört ein gelebtes Unternehmensleitbild, das immer wieder in praktischen Leitbilddiskursen erarbeitet werden und erneuert werden muss. Führungskräfte haben für eine Kultur der Achtsamkeit eine Vorbildfunktion und sind sich ihrer Wirkung und Verantwortung für ein gelebtes Unternehmensleitbild bewusst. Zu ethischen Fragen und zu Fragen der Moral gehört eine hohe Reflexionsfähigkeit und Reflexionsbereitschaft, die sich im Alltagshandeln der Führungskräfte täglich beweisen muss, d.h. das Leitbilder auch im persönlichen Führungsverhalten der Führungskraft transparent werden müssen. Achtsamkeit ist dabei ein besonderer Ausdruck von Wertschätzung aller am Prozess Beteiligten. In der gegenwärtigen Finanz- und Wirtschaftskrise kann und soll die Sozialwirtschaft eine Initialfunktion übernehmen, so das Fazit des Autors der Studie. Sie ist unbelastet im Hinblick auf die Verursachung der derzeitigen Krise – ist Opfer und nicht Täter. In der Zukunft geht es um eine Rückbesinnung auf Werte wie Vertrauen, Ehrlichkeit, Solidarität, gute Kaufmannsschaft, Achtsamkeit und soziale Gerechtigkeit. In der Zukunft geht es im Management der Sozialwirtschaft um eine neues nachhaltiges Ökonomieverständnis, es geht um die Stabilisierung von sozialen Werten, um soziale Verpflichtungen, Anreizsysteme für wertekonformes Verhalten, Förderung von eigenverantwortlichem Handeln, wertebezogene Karrieremuster und entsprechende Weiterbildungsmaßnahmen. Achtsamkeit, bzw. achtsamer Umgang mit Menschen, der Umwelt und sich selbst ist ein zentrales und innovatives Thema für die Sozialwirtschaft. Der Grad der Achtsamkeit ist entscheidend für die Zukunftsfähigkeit einer humanen und gerechten Gesellschaft. Ein Management der Achtsamkeit stellt daher zukünftig eine zentrale Lern- und Entwicklungsaufgabe für Führungskräfte in der Sozialwirtschaft dar. ; Management in social economy has a special meaning in terms of unique selling points for a social organization or enterprise. This should apply of course analog to Management of Mindfulness in social economic businesses. When social economy executives have an elevated self consciousness and self regulation, it is reflected in the organization and boosts the "collective mindfulness" within the company altogether. In this respect, the Management of Mindfulness is a learning assignment and developmental task for executives in social economy. Results and prospects for a Management of Mindfulness in the context of a qualitative survey of top managers in social economy The social economy frame of reference is always obligated to an "Economy of Care", which is on one hand self organized. On the other hand it is orientated governmentally or communally, and it is organized in terms of a provision for existence. Among other things, social economic businesses put an emphasis on realizing, supporting and increasing its employees' chances of self-fulfillment. It is about justice and social participation. Social economy executives require extensive expertise in the complex management of operations. They have to be able to identify arising problems in the organization at an early stage and initiate the process of solving them by developing, and reviewing appropriate solutions. Further more, they have to ensure acceptance among the involved persons and they should be able to evaluate and control the achievements, results and effect of their arrangements. When describing ethical competence, the expectations towards the management are complex. Ethics and economy are in a structural stress ratio. To develop ethical competence the social economy executive has to be imparted with an ethical orientation, along with the basic principles of business administration and social work. For a better ethical orientation, social economy executives have to ask themselves questions about a "good life" and social justice, What values are to be added (reasonable economic activity)? How do we want to live in the future (attractive life style)? Is our economic activity supporting our well-being ("good life", individual quality of life)? Are we not, as executives in social economy, compelled to a management of social justice? What does care and mindfulness oriented ethics look like? In his dissertation: "Management of Mindfulness – Ethical competence of executives in social economy" TIETZE defines Management of Mindfulness as follows: "Acting in executive positions is always a conscious act, and in social contexts it requires a particular self-consciousness and self-reflection of the executive. Mindfulness interrupts routinized thought and emotion processes in many everyday situations. For social organization executives, who are balancing their credibility in decision making processes, their social values and their economic instrumental reason, it leads to more sensitiveness, concentration and openness for innovation and lasting changes. In that respect, the orientation on mindfulness is a high-quality management strategy in social economy – it is inextricably connected to the specific ethics of Social Work." This being said, Management of Mindfulness is a unique selling point for social organizations and enterprises. Social justice, CARE – Ethics, "good mercantile community", lasting corporate concepts and mindfulness when dealing with natural resources, with the entrusted clients and with oneself must not be contradictory. They have to be expressions of a new, integrated perception for economic actions in social businesses. The conclusion of a qualitative survey with interviews of top managers from the social economy, which TIETZE conducted in the context of his dissertation, confirms: Executives in social economy are "key personalities" for values and ethical basic beliefs and they have a particular function as a role model for attentive leadership. The public reputation of a social organization and its good image can be endangered by inattentiveness towards its ethical orientation. With the world wide economic and financial crises prevailing, TIETZE recognizes a new economic "reflectiveness" in the mindset of executives in social economy. In the context of the scientific process, a general change towards sustainability was detected in the attitude of the executives. This positive development can contribute to a better integration of different concepts of action of social work and social economy management within social organizations. Furthermore, the study shows that a management of mindfulness has to analyze its valuation tasks and needs to focus on checkable and effective instruments in the future. This is inevitable to successfully control ethical reflection and lived value management in the everyday life in decision making and leading processes. Ethics is effective when balancing different perceptions or different values. The participation of executives in the everyday life of their staff in social organizations is of great importance and a special form of appreciation. In the experts' opinion, the management has to react more emphatically than in any other service sector when it comes to leadership. Mindfulness is a value for itself and wants to be fully present in every situation. Mindfulness has the goal of supporting the staff in their ability to form and maintain a good relationship towards each other as well as towards the clients. Asymmetrical relationships have to be identified, reflected and reintegrated at an early stage. According to the survey, a lived corporate mission is essential for a culture of mindfulness, and it should be developed and renewed in practical debates. Executives are a role model for the culture of mindfulness and ought to be aware of their influence and responsibility for a lived corporate mission. A strong ability and willingness to reflect is significant when facing ethical and morally questions, and it is assessed in the daily action of an executive, i.e. the missions have to be transparent in the leadership behavior. Mindfulness is thereby a special expression of appreciation of all participants in the process. According to the result of the author's survey, the social economy could and should start an initiative in the ongoing financial and economic crisis. It has not caused the momentary crisis but it is a victim. The future is about returning to values like trust, honesty, solidarity, good mercantile community, mindfulness and social justice. Furthermore the future in social economy management lies in a sustainable economic understanding. It is about stabilizing social values, about social commitment, incentive systems for value compliant behavior, encouragement of self dependent actions, value orientated career pattern and corresponding professional development programs. A central and innovative matter in the social economy is mindfulness respectively mindful dealing with people, the environment and oneself. The degree of mindfulness is crucial for a sustainable, human and fair society. Hence, the Management of Mindfulness provides a central learning assignment and developmental task for social economic executives.
As a contribution to the 'History of Language Learning and Teaching' as a subdiscipline of the historiography of linguistics, this thesis aims to fill a gap in research in the history of teaching German as a foreign language in Portugal by undertaking a first systematic academic study on the manuals of German as a foreign language (as such), published between 1863 and 1926 in Portugal or in Europe and intended for the teaching of the German language to a mainly Portuguese public (that is, predominantly to speakers of European Portuguese). As a result, a perspective mainly devoted to the history of ideas is related to the separately analyzed perspective of the history of institutions. Taking into account the corpus of 11 works in 12 volumes, of which 35 editions can be documented, the thesis examines whether the individual works of the corpus can be classified or not in the method of a grammatically oriented teaching of foreign languages, which was disseminated all over the world since the nineteenth century and today is known as the 'grammar Translation Method' (GTM). The year 1863 is considered as the starting point when the first textbook of German was published in Portugal. Grammatica pratica da lingua allemã of the grammarian and Alsatian language teacher Johann Philipp Anstett was approved by the Portuguese Conselho Superior de Instrução Pública, thus establishing the undeniable main reference to a Portuguese-speaking European target public. The final point is May 28, 1926, when the military coup led by General Gomes da Costa initiated the dictatorial fascist regime of the Portuguese Estado Novo that led to a general increase in interest in the language of Germany, where at the same time National Socialism became increasingly dominant in the political scene. Along with the introduction in chapter 1, this work consists of a total of seven chapters. The second chapter consists of an introductory presentation on the methodology, concluding with brief observations on the textual criticism, the illustrations and the tables used in the work. The third chapter is devoted to the theoretical framework of the thesis. After a terminological clarification on the relationship between the notion of 'method' and that of 'didactic concept', the most important didactic concepts for modern foreign languages that were part of the MGT are presented from a point of view of the history of ideas. After a presentation of the MGT from a synchronic point of view, a catalog of criteria is elaborated, which will allow a contextualization of the works of the corpus at the end of the conclusions. The chapter concludes with the discussion and presentation of some problematic areas of the representation of German grammar for a foreign language audience, highlighting those that seem to be most suitable for a diachronic and comparative examination based on the corpus of the thesis. Chapter 4 describes the beginnings of teaching German in the Portuguese education system. In addition to the evaluation of the relevant specialized literature, in particular the contents of historical legal texts not yet taken into account in previous research are presented and discussed. In chapter 5, firstly a proposal for a specific classification of historical metalinguistic manuals is offered an applied to the elements of the text corpus. Then, from 5.2 to 5.11, we undertake a detailed serial description of the corpus of the Portuguese manuals of German in chronological order. Finally, in Chapter 6, the manuals of our text corpus are examined from a point of view of linguistics and didactics of German as a foreign language, taking into account a selection of problematic areas for Portuguese target public that are no German native speakers. ; Como contribución a la 'Historia del Aprendizaje y Enseñanza de Lenguas' como subdisciplina de la historiografía lingüística, este trabajo pretende cubrir una laguna de la investigación en la historia de la enseñanza del alemán como lengua extranjera en Portugal al hacerse un primer trabajo académico sistemático sobre los manuales de alemán como lengua extranjera, publicados entre 1863 y 1926 en Portugal y en Europa y destinados a la enseñanza de la lengua alemana para un público principalmente portugués (es decir, predominantemente de habla portuguesa europea). Teniendo en cuenta el corpus de 11 obras en 12 volúmenes, de las que se pueden documentar 35 ediciones, la tesis examina si las obras individuales del corpus se pueden clasificar o no dentro del método conocido hoy como 'método de gramática y traducción' (MGT), focalizado en la enseñanza gramatical de las lenguas extranjeras y difundido en todo el mundo principalmente en el siglo XIX. Se considera como terminus a quo el año 1863, cuando se publicó el primer manual de alemán en Portugal: la Grammatica pratica da lingua allemã del gramático y profesor alsaciano de lengua Johann Philipp Anstett. Fue aprobada por el Conselho Superior de Instrução Pública de Portugal, por lo que resulta innegable que su orientación principal a un público objetivo de habla portuguesa europea. Sirve como terminus ad quem el 28 de mayo de 1926, fecha del golpe militar liderado por el general Gomes da Costa, que dio inicio al régimen fascista dictatorial del Estado Novo portugués. Este hecho trajo consigo el aumento general del interés por la lengua de Alemania, al mismo tiempo que en este país el nacionalsocialismo se hacía cada vez más dominante en la escena política. Para cumplir con los objetos establecidos, estructuramos el trabajo en un total de siete capítulos. Al primero, que se corresponde con la introducción, le sigue un segundo capítulo consistente en la presentación de la metodología, el cual concluye con unas breves observaciones sobre la crítica textual, las ilustraciones y las tablas utilizadas en el trabajo. El tercer capítulo está dedicado al marco teórico de la tesis. Después de una aclaración terminológica sobre la relación entre las nociones de 'método y 'concepto didáctico', se presentan los conceptos didácticos más importantes para las lenguas extranjeras modernas integrantes del MGT desde un punto de vista de la historia de las ideas lingüísticas. Después de una presentación del MGT desde un punto de vista sincrónico, se elabora un catálogo de criterios que permitirá determinar si los manuales de nuestro corpus se inscriben en este método o no y, con ello, evaluar los trabajos del corpus en las conclusiones. El capítulo concluye con la discusión y presentación de algunas áreas problemáticas de la representación de la gramática alemana para un público de lengua extranjera, destacándose aquellas que parecen ser más adecuadas para un examen diacrónico y comparativo sobre la base del corpus de la tesis. El capítulo 4 se centra en los comienzos de la enseñanza del alemán en el sistema educativo portugués desde una perspectiva de la historia de las instituciones. Además de la evaluación de la literatura especializada relevante, en particular, se realiza una presentación y discusión de los contenidos de textos legales históricos no tenidos en cuenta en investigaciones previas. En el capítulo 5, se elabora primero una propuesta para una clasificación específica de los manuales metalingüísticos históricos, siendo aplicada a las obras del corpus. A esto le sigue el estudio descriptivo detallado del corpus, incluyendo los manuales portugueses de alemán en orden cronológico. En el capítulo 6 se examinan los manuales de nuestro corpus desde el punto de vista de la didáctica del alemán como lengua extranjera, teniendo en cuenta una selección de áreas problemáticas para un público destinatario portugués de lengua alemana no materna. ; En canto contribución para a 'Historia da aprendizaxe e do ensino de linguas', subdisciplina relativamente nova da historiografía lingüística, este traballo pretende encher unha lagoa na investigación da historia do ensino do alemá como lingua estranxeira en Portugal, facendo un primeiro traballo académico sistemático sobre os manuais de alemá como lingua estranxeira, publicados entre 1863 e 1926, en Portugal e na Europa e destinados ao ensino da lingua alemá para un público maioritariamente portugués (ou séa, no que predomina a lingua portuguesa europea). Tendo en conta o corpus de 11 obras en 12 volumes, das cales 35 edicións poden ser documentadas, a tese pretende analizar e confirmar se as obras individuais do corpus poden ou non ser integradas no método de ensino gramaticalmente orientado de linguas estranxeiras, que se espallou polo mundo especialmente desde o século XIX e que é hoxe coñecido como 'método gramática-tradución' (MGT). O ano de 1863 é considerado como terminus a quo, con a publicación do primeiro manual de alemá en Portugal, a Grammatica pratica da lingua allemã de Johann Philipp Anstett. Tendo en conta que este manual foi aprobado polo Conselho Superior de Instrução Pública, é innegable que se destinaba a un público-obxectivo de lingua portuguesa europea. Como terminus ad quem, escolemos o dia 28 de maio de 1926, por razoes históricas e en conformidade con outras publicacións dedicadas a aspectos da historia do ensino do alemá como lingua estranxeira en Portugal. Foi neste dia que o golpe militar liderado polo xeneral Gomes da Costa pon fin à primeira República Portuguesa e deu inicio ao réxime fascista ditatorial do Estado Novo portugués. Esta reorientación política do país pode estar relacionada con un aumento xeral do interese pola lingua da Alemaña, onde, ao mesmo tempo, o nacional-socialismo se tornou cada vez mais dominante no escenario político. Así, para cumprir os obxectivos establecidos, estruturamos o traballo nun total de sete capítulos, correspondendo o capítulo 1 à introdución. O capítulo 2 consiste nunha presentación introdutoria sobre a metodoloxía e termina con breves observacións sobre a crítica textual, as ilustracións e as táboas utilizadas no traballo. O capítulo 3 é dedicado ao cadro teórico da tese. Despois un esclarecemento terminolóxico sobre a relación entre a noción de 'método' e o 'concepto didáctico', se presentan os conceptos didácticos mais importantes para as linguas estranxeiras modernas que fixeran parte do MGT só o punto de vista da historia das ideais lingüísticas. Segue unha presentación do MGT dende un punto de vista sincrónico, elaborándose un catálogo de criterios que permitirá determinar se os manuais do noso corpus inscríbense neste método ou non e, con iso, evaluar os traballos do corpus nas conclusións. O capítulo 3 termina con a discusión e presentación de algunhas áreas problemáticas da representación da gramática alemá para un público de lingua estranxeira, destacándose aquelas que parecen ser mais axeitadas para un exame diacrónico e comparativo con base no corpus da tese. O capítulo 4 céntrase nas orixes do ensino do alemá no sistema educativo portugués a partir de unha perspectiva da historia das institucións. Ademais da avaliación da literatura especializada relevante, en particular, é realizada unha presentación e discusión do contido de textos xurídicos históricos que non foran levados en consideración en investigacións anteriores. No capítulo 5, en primeiro lugar, desenvolvese unha proposta para unha clasificación específica de manuais metalingüísticos históricos, sendo aplicada as obras do corpus. Seguidamente, procedemos a unha descrición seriada e detallada do corpus dos manuais portugueses de alemá por orde cronolóxica. No capítulo 6 examínanse os manuais do noso corpus do ponto de vista da didática do alemão como lingua estranxeira, tendo en conta unha escolma de áreas problemáticas para un público-obxectivo portugués, non materno de lingua alemá.
Die aus der deutschen Wiedervereinigung resultierenden ökonomischen und demografischen Veränderungsprozesse stellen große Herausforderungen für die Regionalentwicklung dar: Nachdem die ostdeutschen Arbeitsmärkte lange Zeit von einem Überangebot an Arbeitskräften geprägt waren und zahlreiche (vor allem junge, gut ausgebildete) Menschen in die alten Bundesländer abwanderten, zeichnet sich mittlerweile eine Trendwende ab. Infolge des demografischen Wandels (Bevölkerungsalterung und -schrumpfung) geht die Zahl der Personen im erwerbsfähigen Alter kontinuierlich zurück. Dies wirkt sich vor allem auf das Rückgrat der ostdeutschen Wirtschaft, die kleinen und mittelständischen Unternehmen, aus. Schon heute machen sich Schwierigkeiten bei der Besetzung offener Arbeitsstellen bemerkbar und vielerorts wird bereits von einem "Fachkräftemangel" gesprochen. Um die Zukunftsfähigkeit der ansässigen Unternehmen zu sichern, entwickeln regionale Organisationen Strategien, die eine ausreichende Versorgung der Unternehmen mit Fachkräften gewährleisten und damit zur regionalen Resilienz beitragen sollen. Während diese vor allem auf eine erhöhte Arbeitsbeteiligung bestimmter Gruppen (z.B. ältere Arbeitnehmer, Frauen, Arbeitslose) abzielen, lässt sich vermehrt auch eine gezielte Anwerbung von Fachkräften aus anderen Regionen beobachten. Angesichts der Tatsache, dass mittlerweile ein beachtlicher Teil der abgewanderten Ostdeutschen in seine "alte Heimat" zurückkehren möchte, kommt dieser Personengruppe dabei ein besonderes Interesse zu. Auf diesen Erkenntnissen aufbauend setzt sich die Forschungsarbeit mit folgenden Fragestellungen auseinander: (1) Wie beschäftigen sich die relevanten Organisationen in Ostdeutschland mit der regionalen Fachkräftesicherung? (2) Welche Rolle spielt dabei die gezielte Anwerbung von Rück- und Zuwanderern? und (3) Wie können Rück- und Zuwanderungsinitiativen zur Resilienz ostdeutscher Regionen gegenüber dem rückläufigen Erwerbspersonenpotenzials beitragen? Auf Basis einer Literatur- und Internetrecherche werden die wichtigsten Rück- und Zuwanderungsinitiativen in ostdeutschen Regionen erfasst und charakterisiert. Darauf aufbauend werden anhand der Informationen der Trägerorganisationen weitere, mit dem Thema "Fachkräftesicherung" betraute Organisationen identifiziert. Diese Grundgesamtheit stellt den Ausgangspunkt für eine schriftliche Befragung dar. Auf Grundlage der Befragungsergebnisse werden Trends sowie Besonderheiten bei der regionalen Fachkräftesicherung ermittelt. Im Rahmen einer anschließenden Fallstudienuntersuchung wird ein detaillierter Einblick in die Arbeitsweisen und Kooperationsbeziehungen ausgewählter Rück- und Zuwanderungsinitiativen gewonnen. Anhand von Experteninterviews werden weitere Erkenntnisse über den Beitrag dieser Initiativen zur Resilienz regionaler Arbeitsmärkte gewonnen. Die empirischen Ergebnisse zeigen, dass sich aktuell eine Vielzahl verschiedener Organisationen mit dem Thema der regionalen Fachkräftesicherung beschäftigt: Neben den Agenturen für Arbeit, den Industrie- und Handelskammern sowie den Handwerkskammern sind dies verschiedene Wirtschafts- bzw. Branchenverbände und Gewerkschaften. Darüber hinaus spielen auch Ministerien, Förderbanken, kommunale Einrichtungen, Career Services von Hochschulen und ehrenamtliche Vereine eine Rolle. Obwohl Rück- und Zuwanderer nicht die Hauptzielgruppe ihrer Maßnahmen darstellen, finden sie dennoch Berücksichtigung. Außerdem stehen die meisten Organisationen mit dreizehn Initiativen, welche sich auf eine gezielte Anwerbung von (Re-) Migranten spezialisiert haben, in Kontakt. Bei Letzteren gehören die Vermittlung von Arbeitsplätzen, die Information und Beratung bei der Arbeitssuche sowie Dual Career Services (Informationen und Beratung bei der Arbeitsplatzsuche der Partnerin/ des Partners) zu den wichtigsten Leistungsangeboten. Zwar ist eine direkte Messung ihres Erfolges nicht möglich und eine dauerhafte Finanzierung, aufgrund ihres Projektcharakters, nur selten garantiert, dennoch tragen sie aber zur regionalen Fachkräftesicherung bei: Durch den Aufbau von Netzwerken, der Sensibilisierung ansässiger Unternehmen sowie der aktiven Vermarktung des Standorts werden vorhandene Ressourcen mobilisiert und bestehende Vulnerabilitäten abgebaut. Durch das Einwirken weiterer, externer Prozesse stellt sich schließlich eine erhöhte Resilienz ostdeutscher Regionen gegenüber dem rückläufigen Erwerbspersonenpotenzial ein. Daraus leiten sich Handlungsempfehlungen ab, die eine weitere Intensivierung der regionalen Kooperation vorschlagen.:Abbildungsverzeichnis XI Tabellenverzeichnis XIII Abkürzungsverzeichnis XIV 1 Einleitung 1 1.1 Problemstellung 1 1.2 Zielsetzung der Arbeit 3 1.3 Aufbau der Arbeit 5 2 Theoretischer Bezugsrahmen und forschungsleitende Fragen 7 2.1 Rückgang des Erwerbspersonenpotenzials und Fachkräftemangel 8 2.1.1 Komponenten des Arbeitsmarktes in Deutschland 8 2.1.2 Begriffsbestimmung: Erwerbspersonenpotenzial, Arbeitskräftemangel, Fachkräftemangel, Fachkräftesicherung 10 2.2 Entstehung regionaler Arbeitsmärkte 12 2.2.1 Neoklassisches Grundmodell des Arbeitsmarktes 12 2.2.2 Segmentationstheorie 13 2.2.3 Regulationstheoretisch orientierte Regionalforschung 15 2.2.4 Zusammenfassung der wesentlichen Punkte 15 2.3 Erklärung von (interregionalen) Migrationsbewegungen 16 2.3.1 Ökonomische Ansätze zur Erklärung von Migration 17 2.3.2 Nichtökonomische Migrationstheorien 18 2.3.3 Mehrebenenkonzept zur (Rück-) Wanderungsforschung 19 2.3.4 Zusammenfassung der wesentlichen Punkte 20 2.4 Steigerung der Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit in der Regionalentwicklung 21 2.4.1 Cluster 21 2.4.2 Regionale Innovationssysteme 23 2.4.3 Zusammenfassung 23 2.5 Integration der Theoriestränge durch den Ansatz der regionalen Resilienz 24 2.5.1 Der Resilienz-Begriff im Kontext verschiedener Wissenschaftsdisziplinen 25 2.5.2 Unterschiedliche Interpretationen des Resilienz-Begriffs 27 2.5.3 Resilienz regionaler Arbeitsmärkte 30 2.5.4 Operationalisierung des Resilienz-Ansatzes 32 2.6 Forschungsleitende Fragen 34 3 Forschungsstrategie und methodische Vorgehensweise 37 3.1 Forschungsstrategie 37 3.2 Querschnittdesign 39 3.2.1 Abgrenzung des Untersuchungsgebiets 39 3.2.2 Sekundärstatistische Analyse 40 3.2.3 Dokumentenanalyse und Sampling 41 3.2.4 Schriftliche Befragung 42 3.2.4.1 Konstruktion des Erhebungsinstruments 43 3.2.4.2 Durchführung und Rücklauf der Befragung 45 3.2.4.3 Analyse und Darstellung der erhobenen Daten 47 3.3 Multiples Fallstudiendesign 48 3.3.1 Fallauswahl 48 3.3.2 Experteninterviews 49 3.3.2.1 Auswahl der Gesprächspartner 50 3.3.2.2 Durchführung der Untersuchung 51 3.3.2.3 Analyse der erhobenen Daten 52 3.3.3 Dokumentenanalyse 53 3.4 Kritische Reflexion der verwendeten Forschungsmethoden 53 4 Fachkräftesicherung und Migration als Herausforderungen für die Regionalentwicklung in Ostdeutschland 57 4.1 Fachkräftesicherung unter den Bedingungen einer alternden und schrumpfenden Gesellschaft 57 4.1.1 Auswirkungen des demografischen Wandels auf die regionalen Arbeitsmärkte in Ostdeutschland 58 4.1.2 Analyse des aktuellen und zukünftigen Fachkräftebedarfs in Ostdeutschland 61 4.1.3 Zielgruppen der regionalen Fachkräftesicherungsstrategien 68 4.2 Rück- und Zuwanderung nach Ostdeutschland 70 4.2.1 Zuwanderung nach Ostdeutschland 71 4.2.2 Rückwanderung nach Ostdeutschland 73 4.2.2.1 Datenverfügbarkeit und Definition der wichtigsten Begriffe 74 4.2.2.2 Zahlen zur Rückwanderung nach Ostdeutschland 76 4.2.2.3 Motive für die Rückwanderung nach Ostdeutschland 77 4.2.2.4 Räumliche und zeitliche Muster der Rückwanderung nach Ostdeutschland 78 4.2.2.5 Demografische und sozio-ökonomische Situation der Rückwanderer 79 4.2.2.6 Potenzial von Rückwanderern für die Regionalentwicklung in Ostdeutschland 80 4.3 Anwerbung von Rück- und Zuwanderern in Ostdeutschland 83 4.3.1 Gesetzlicher Rahmen zur Anwerbung hochqualifizierter Arbeitskräfte 83 4.3.1.1 Green Card 84 4.3.1.2 Vom Ausländerrecht zur gesteuerten Arbeitsmigration 84 4.3.1.3 Freizügigkeitsgesetz 86 4.3.1.4 Anerkennung ausländischer Abschlüsse 86 4.3.1.5 Blaue Karte EU 87 4.3.2 Bundesweite Maßnahmen zur Fachkräftesicherung durch Rück- und Zuwanderung 88 4.3.2.1 Virtuelle Informationsportale 88 4.3.2.2 Fachkräfte-Offensive 89 4.3.2.3 Jobmonitor 89 4.3.2.4 Innovationsbüro "Fachkräfte für die Region" 90 4.3.2.5 Kompetenzzentrum für Fachkräftesicherung 90 4.3.2.6 Die "Zukunftsinitiative Fachkräftesicherung" 90 4.3.2.7 Sonderprogramm zur Förderung der beruflichen Mobilität von ausbildungsinteressierten Jugendlichen und arbeitslosen Fachkräfte aus Europa (MobiPro-EU) 91 4.3.3 Regionale Ansätze zur Anwerbung von Rück- und Zuwanderern in Ostdeutschland 92 4.3.3.1 Leistungen zur Anwerbung von Rück- und Zuwanderern 92 4.3.3.2 Kriterien für eine Gesamtschau der im Untersuchungsraum existierenden Initiativen 99 5 Aktuelle Strategien der Fachkräftesicherung in Ostdeutschland 103 5.1 Politikumfeld und institutioneller Kontext 103 5.2 Beschäftigung mit dem Thema regionale Fachkräftesicherung 106 5.3 Berücksichtigung von Rück- und Zuwanderern117 5.4 Zusammenfassung der wesentlichen Punkte 127 6 Rück- und Zuwanderungsinitiativen als Beitrag zur Resilienz regionaler Arbeitsmärkte in Ostdeutschland 131 6.1 Agentur mv4you 131 6.1.1 Aktivitäten der Initiative 131 6.1.2 Kooperation mit anderen regionalen Initiativen 134 6.1.3 Aktuelle Entwicklungen 137 6.2 Initiative "Fachkräfte für Sachsen. Sachse komm' zurück!" 137 6.2.1 Aktivitäten der Initiative 137 6.2.2 Kooperation mit anderen regionalen Initiativen 139 6.2.3 Aktuelle Entwicklungen 143 6.3 Willkommens-Agentur Uckermark 143 6.3.1 Aktivitäten der Initiative 143 6.3.2 Kooperation mit anderen regionalen Initiativen 147 6.3.3 Aktuelle Entwicklungen 150 6.4 Der Beitrag von Rück- und Zuwanderungsinitiativen zum Aufbau einer regionalen Anpassungskapazität 151 6.4.1 Entwicklung der gezielten Anwerbung von Rück- und Zuwanderern in Ostdeutschland 151 6.4.2 Finanzierung der Rück- und Zuwanderungsinitiativen 152 6.4.3 Beitrag zur regionalen Fachkräftesicherung 152 6.4.4 Verstärkte Berücksichtigung von (internationalen) Zuwanderern 153 6.4.5 Regionsübergreifende Kooperation 154 6.4.6 Schwierigkeiten bei der direkten Messung des Erfolgs 155 6.4.7 Beitrag zur regionalen Resilienz 156 7 Schlussfolgerungen 161 7.1 Zusammenfassung der Ergebnisse 161 7.2 Schlussfolgerungen für die Praxis 168 7.3 Schlussfolgerungen für die wissenschaftliche Diskussion und weiterer Forschungsbedarf 170 8 Literaturverzeichnis 173 9 Anhang 191 ; Germany's reunification caused economic and demographic changes that represent major challenges for regional development: After the East German labour markets experienced a long period of labour oversupply and the emigration of many (particularly young and well educated) people to former West Germany, they are now facing a reversal. Due to demographic changes (the aging and shrinking of the population) the number of people in working age has been steadily declining. This especially affects small and medium sized businesses, the backbone of the East German economy. Already, it has become noticeably difficult to fill vacant positions, and a "shortage of skilled labour" is widely discussed. In order to future-proof local businesses, regional organisations have developed strategies that ensure a sufficient supply of skilled labour and an increased regional resilience. Although these strategies mainly aim towards increasing labour market participation among certain groups (e.g. older workers, women, the unemployed), the recruitment of skilled labour from other regions has also noticeably increased. Since a significant proportion among emigrated East Germans would like to return 'home' now, this group is of particular interest. Based on these findings, this research paper deals with the following questions: (1) What do relevant organisations in East Germany do about securing regional skilled labour? (2) What role does the targeted recruitment of immigrants and return migrants play in this context? (3) How can immigration and return migration initiatives contribute to making East German regions resilient against the diminishing work force potential? Based on a combined literature and Internet research, this paper identifies and characterises the most important immigration and return migration initiatives in East Germany. Further, it uses information provided by these initiatives' support organisations to identify other organisations whose remit is to safeguard skilled labour. The resulting statistical population then forms the basis for a written survey. Based on the survey results, the paper investigates trends and anomalies in securing regional skilled labour. A subsequent multiple case study analysis provides detailed insights into the working methods and cooperation among selected immigration and return migration initiatives. Expert interviews provide additional information on how these initiatives contribute towards regional labour market resilience. As the empirical results show, there currently exist a number of organisations dealing with the shortage of skilled labour. These include regional employment agencies, chambers of industry and commerce, and chambers of crafts, as well as various trade associations and unions. In addition, government departments, business development banks, local authorities, university career services, and voluntary associations also play an important role. Even though immigrants and return migrants are not considered to be their main targets, these organisations do include them in their measures. Furthermore, most of the surveyed organisations are in contact with the thirteen initiatives that focus on targeted recruitment of immigrants and return migrants. The most important services provided by immigration and return migration initiatives include job placements, information and advice during the job search, as well as dual career services. Even though it isn't possible to directly measure their impact, and although they are rarely guaranteed permanent financing due to their project-based nature, these initiatives do contribute towards securing regional skilled labour: By developing networks, sensitizing local companies, and actively advertising the region, they mobilise existing resources and reduce regional vulnerabilities. The influence of additional external processes eventually creates an increase in regional resilience towards the declining labour force potential. Derived from these findings, this paper recommends several action points that propose a further intensification of regional cooperation.:Abbildungsverzeichnis XI Tabellenverzeichnis XIII Abkürzungsverzeichnis XIV 1 Einleitung 1 1.1 Problemstellung 1 1.2 Zielsetzung der Arbeit 3 1.3 Aufbau der Arbeit 5 2 Theoretischer Bezugsrahmen und forschungsleitende Fragen 7 2.1 Rückgang des Erwerbspersonenpotenzials und Fachkräftemangel 8 2.1.1 Komponenten des Arbeitsmarktes in Deutschland 8 2.1.2 Begriffsbestimmung: Erwerbspersonenpotenzial, Arbeitskräftemangel, Fachkräftemangel, Fachkräftesicherung 10 2.2 Entstehung regionaler Arbeitsmärkte 12 2.2.1 Neoklassisches Grundmodell des Arbeitsmarktes 12 2.2.2 Segmentationstheorie 13 2.2.3 Regulationstheoretisch orientierte Regionalforschung 15 2.2.4 Zusammenfassung der wesentlichen Punkte 15 2.3 Erklärung von (interregionalen) Migrationsbewegungen 16 2.3.1 Ökonomische Ansätze zur Erklärung von Migration 17 2.3.2 Nichtökonomische Migrationstheorien 18 2.3.3 Mehrebenenkonzept zur (Rück-) Wanderungsforschung 19 2.3.4 Zusammenfassung der wesentlichen Punkte 20 2.4 Steigerung der Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit in der Regionalentwicklung 21 2.4.1 Cluster 21 2.4.2 Regionale Innovationssysteme 23 2.4.3 Zusammenfassung 23 2.5 Integration der Theoriestränge durch den Ansatz der regionalen Resilienz 24 2.5.1 Der Resilienz-Begriff im Kontext verschiedener Wissenschaftsdisziplinen 25 2.5.2 Unterschiedliche Interpretationen des Resilienz-Begriffs 27 2.5.3 Resilienz regionaler Arbeitsmärkte 30 2.5.4 Operationalisierung des Resilienz-Ansatzes 32 2.6 Forschungsleitende Fragen 34 3 Forschungsstrategie und methodische Vorgehensweise 37 3.1 Forschungsstrategie 37 3.2 Querschnittdesign 39 3.2.1 Abgrenzung des Untersuchungsgebiets 39 3.2.2 Sekundärstatistische Analyse 40 3.2.3 Dokumentenanalyse und Sampling 41 3.2.4 Schriftliche Befragung 42 3.2.4.1 Konstruktion des Erhebungsinstruments 43 3.2.4.2 Durchführung und Rücklauf der Befragung 45 3.2.4.3 Analyse und Darstellung der erhobenen Daten 47 3.3 Multiples Fallstudiendesign 48 3.3.1 Fallauswahl 48 3.3.2 Experteninterviews 49 3.3.2.1 Auswahl der Gesprächspartner 50 3.3.2.2 Durchführung der Untersuchung 51 3.3.2.3 Analyse der erhobenen Daten 52 3.3.3 Dokumentenanalyse 53 3.4 Kritische Reflexion der verwendeten Forschungsmethoden 53 4 Fachkräftesicherung und Migration als Herausforderungen für die Regionalentwicklung in Ostdeutschland 57 4.1 Fachkräftesicherung unter den Bedingungen einer alternden und schrumpfenden Gesellschaft 57 4.1.1 Auswirkungen des demografischen Wandels auf die regionalen Arbeitsmärkte in Ostdeutschland 58 4.1.2 Analyse des aktuellen und zukünftigen Fachkräftebedarfs in Ostdeutschland 61 4.1.3 Zielgruppen der regionalen Fachkräftesicherungsstrategien 68 4.2 Rück- und Zuwanderung nach Ostdeutschland 70 4.2.1 Zuwanderung nach Ostdeutschland 71 4.2.2 Rückwanderung nach Ostdeutschland 73 4.2.2.1 Datenverfügbarkeit und Definition der wichtigsten Begriffe 74 4.2.2.2 Zahlen zur Rückwanderung nach Ostdeutschland 76 4.2.2.3 Motive für die Rückwanderung nach Ostdeutschland 77 4.2.2.4 Räumliche und zeitliche Muster der Rückwanderung nach Ostdeutschland 78 4.2.2.5 Demografische und sozio-ökonomische Situation der Rückwanderer 79 4.2.2.6 Potenzial von Rückwanderern für die Regionalentwicklung in Ostdeutschland 80 4.3 Anwerbung von Rück- und Zuwanderern in Ostdeutschland 83 4.3.1 Gesetzlicher Rahmen zur Anwerbung hochqualifizierter Arbeitskräfte 83 4.3.1.1 Green Card 84 4.3.1.2 Vom Ausländerrecht zur gesteuerten Arbeitsmigration 84 4.3.1.3 Freizügigkeitsgesetz 86 4.3.1.4 Anerkennung ausländischer Abschlüsse 86 4.3.1.5 Blaue Karte EU 87 4.3.2 Bundesweite Maßnahmen zur Fachkräftesicherung durch Rück- und Zuwanderung 88 4.3.2.1 Virtuelle Informationsportale 88 4.3.2.2 Fachkräfte-Offensive 89 4.3.2.3 Jobmonitor 89 4.3.2.4 Innovationsbüro "Fachkräfte für die Region" 90 4.3.2.5 Kompetenzzentrum für Fachkräftesicherung 90 4.3.2.6 Die "Zukunftsinitiative Fachkräftesicherung" 90 4.3.2.7 Sonderprogramm zur Förderung der beruflichen Mobilität von ausbildungsinteressierten Jugendlichen und arbeitslosen Fachkräfte aus Europa (MobiPro-EU) 91 4.3.3 Regionale Ansätze zur Anwerbung von Rück- und Zuwanderern in Ostdeutschland 92 4.3.3.1 Leistungen zur Anwerbung von Rück- und Zuwanderern 92 4.3.3.2 Kriterien für eine Gesamtschau der im Untersuchungsraum existierenden Initiativen 99 5 Aktuelle Strategien der Fachkräftesicherung in Ostdeutschland 103 5.1 Politikumfeld und institutioneller Kontext 103 5.2 Beschäftigung mit dem Thema regionale Fachkräftesicherung 106 5.3 Berücksichtigung von Rück- und Zuwanderern117 5.4 Zusammenfassung der wesentlichen Punkte 127 6 Rück- und Zuwanderungsinitiativen als Beitrag zur Resilienz regionaler Arbeitsmärkte in Ostdeutschland 131 6.1 Agentur mv4you 131 6.1.1 Aktivitäten der Initiative 131 6.1.2 Kooperation mit anderen regionalen Initiativen 134 6.1.3 Aktuelle Entwicklungen 137 6.2 Initiative "Fachkräfte für Sachsen. Sachse komm' zurück!" 137 6.2.1 Aktivitäten der Initiative 137 6.2.2 Kooperation mit anderen regionalen Initiativen 139 6.2.3 Aktuelle Entwicklungen 143 6.3 Willkommens-Agentur Uckermark 143 6.3.1 Aktivitäten der Initiative 143 6.3.2 Kooperation mit anderen regionalen Initiativen 147 6.3.3 Aktuelle Entwicklungen 150 6.4 Der Beitrag von Rück- und Zuwanderungsinitiativen zum Aufbau einer regionalen Anpassungskapazität 151 6.4.1 Entwicklung der gezielten Anwerbung von Rück- und Zuwanderern in Ostdeutschland 151 6.4.2 Finanzierung der Rück- und Zuwanderungsinitiativen 152 6.4.3 Beitrag zur regionalen Fachkräftesicherung 152 6.4.4 Verstärkte Berücksichtigung von (internationalen) Zuwanderern 153 6.4.5 Regionsübergreifende Kooperation 154 6.4.6 Schwierigkeiten bei der direkten Messung des Erfolgs 155 6.4.7 Beitrag zur regionalen Resilienz 156 7 Schlussfolgerungen 161 7.1 Zusammenfassung der Ergebnisse 161 7.2 Schlussfolgerungen für die Praxis 168 7.3 Schlussfolgerungen für die wissenschaftliche Diskussion und weiterer Forschungsbedarf 170 8 Literaturverzeichnis 173 9 Anhang 191
Macroeconomic expectation data are of great interest to different agents due to their importance as central input factors in various applications. To name but a few, politicians, capital market participants, as well as academics, incorporate these forecast data into their decision processes. Consequently, a sound understanding of the quality properties of macroeconomic forecast data, their quality determinants, as well as potential ways to improve macroeconomic predictions is desirable. This thesis consists of three essays on the quality of analysts' forecasts. The first essay deals with macroeconomic forecast quality on the consensus level, while the second one investigates individual analysts' predictions and their quality determinants. In the third essay a bottom-up approach is introduced to derive macroeconomic forecasts from analysts' predictions at the microeconomic level. It is generally assumed that macroeconomic consensus forecasts provide a reasonable approximation of market participants' expectations regarding upcoming macroeconomic releases. Research areas in which these expectation data are a central input to isolate the unanticipated news component of a given announcement include studies analyzing the price impact of macroeconomic news in bond markets (e.g., Balduzzi et al., 2001; Gilbert et al., 2010), stock markets (e.g., Boyd et al., 2005; Cenesizoglu, 2011) as well as in foreign exchange markets (e.g., Andersen et al., 2003; Evans and Lyons, 2008). Furthermore, these forecast data are used to study market co-movement (e.g., Albuquerque and Vega, 2009), market volatility (e.g., Beber and Brandt, 2008; Brenner et al., 2009), changes in market liquidity (e.g., Brandt and Kavajecz, 2004; Pasquariello and Vega, 2007, 2009) as well as bond and equity risk premiums (e.g., Savor and Wilson, 2012; Dicke and Hess, 2012). It appears reasonable to assume that macroeconomic consensus forecasts represent market participants' expectations properly. So far available studies on forecast rationality at the consensus level largely test for general quality properties. They commonly find no evidence of systematic or persistent inefficiencies. In contrast to these previous studies, Campbell and Sharpe (2009) test for a specific behavioral inefficiency, the anchoring bias, first documented by Tversky and Kahneman (1974) in psychological experiments. Transferred to the context of macroeconomic forecasts, anchoring means that analysts put too much importance on last months' data and therefore underweight meanwhile released relevant information. This behavior implies a false incorporation of all available information into their forecasts. Consequently, a correction, i.e., the efficient use of the entire available information set would yield forecast improvements. Our analysis reveals a counter-intuitive result: We find strong statistical significance for anchoring in most macroeconomic forecast series, but applying a look-ahead bias free estimation and adjustment procedure leads to no systematic forecast improvements. Therefore, our results question the economical significance of the anchoring bias. To provide an explanation for the disconnection of statistical and economical significance, we decompose the anchoring bias test statistic and find that the test is biased itself. While the test assumes a univariate information environment, it neglects the possibility that analysts may provide superior forecasts by using a more comprehensive information set than just the univariate time series itself. Our empirical as well as our simulation results strongly support this explanation for a broad range of macroeconomic series. Our analysis contributes to different strands of literature. First, our results directly add to the scarce literature analyzing the efficiency of macroeconomic survey forecasts by showing that informational advantages of analysts, i.e., the incorporation of related macroeconomic data, enable them to outperform mechanically generated time series forecasts. Furthermore, our results provide motivation for other research areas, such as studies analyzing equity analysts' outputs, to control for a larger information set, for instance by including earnings information of related companies or information about overall business conditions. Second, our findings strongly support the assumption that macroeconomic survey forecasts represent a reasonable proxy measure for the anticipated information component in macroeconomic releases and consequently justify their use in the above mentioned research areas. Furthermore, our results highlight the danger to test for cognitive biases in a time series context which were previously only tested in controlled experiments. Especially when experiments are conducted in a highly regulated informational setting, i.e., when information given to test participants has to be strictly controlled for, as in anchoring bias experiments, it is questionable whether a direct transfer in a time series setting is possible at all. Future studies analyzing cognitive biases in time series frameworks have to consider carefully whether informational constraints might drive the results and lead to false conclusions. The first essay provides strong evidence for the quality of macroeconomic forecasts at the consensus level, the second essay deals with individual macroeconomic forecasts and analyzes why certain analysts provide better forecasts then others. In particular, we focus on the association between the idiosyncratic predictability of a given macroeconomic indicator and the relation between analyst characteristics and macroeconomic forecast accuracy. Obviously, there might be quality differences on the individual analyst level, i.e., there are more and less precise macroeconomic analysts. Exploiting these quality differences is a desirable task, because academics would obtain better proxy measures for market participants' expectations, and for investors an information advantage should translate into higher profits. We argue that if an indicator's idiosyncratic predictability is low, i.e., the series is almost not predictable, for instance due to information constrains and very volatile processes, then analysts' forecast performance is rather random than systematic because skills cannot take effect. In contrast, if a macroeconomic indicator has a high idiosyncratic predictability, then analysts with certain characteristics benefit from their abilities and skills, and generate more precise forecasts than less skilled analysts. Accordingly, for the unpredictable indicators the relation between analyst characteristics and forecast accuracy should be less pronounced than for the predictable ones. Consequently, we hypothesize that the idiosyncratic predictability of a certain macroeconomic indicator has to be taken into account whenever the relation between analyst characteristics and forecast accuracy is analyzed. So far there is only contradictory evidence concerning differences in individual forecast quality of macroeconomic analysts. While some studies provide evidence for different forecast quality among individual macroeconomic analysts (e.g. Zarnowitz, 1984; McNees, 1987; Zarnowitz and Braun, 1993; Kolb and Stekler, 1996; Brown et al., 2008) other articles come to the opposite conclusion (e.g. Stekler, 1987; Ashiya, 2006). Despite this disagreement, the relation between macroeconomic forecast accuracy differences and analyst characteristics has not been analyzed so far, although the extensive strand of literature analyzing the association of equity analyst characteristics and earnings per share forecast accuracy (e.g. Clement, 1999; Clement and Tse, 2005; Brown and Mohammad, 2010) provides a sound framework for an analysis. Most importantly, we find that model performance heavily depends on the idiosyncratic predictability of macroeconomic indicators. With decreasing idiosyncratic predictability the relevance of analyst characteristics for forecast accuracy diminishes for some characteristics and disappears for others. In terms of economic significance we find substantial differences between macroeconomic indicators with high and low idiosyncratic predictability. Consequently, our results show that the idiosyncratic predictability of a given forecast target has to be taken into account when the association between analyst characteristics and forecast accuracy is analyzed. Our findings have implications for different research areas. Most importantly we directly add to the literature analyzing individual macroeconomic analysts' forecast performance. We provide evidence that the idiosyncratic predictability of an indicator has to be taken into account if the relation between analyst characteristics and forecast accuracy is analyzed. Differentiation among analysts is only very limited if the figure to be forecasted is virtually unpredictable, because analysts do not benefit from their abilities and experiences. Systematic forecast accuracy differences arise if the forecast target is predictable at all and more skilled analysts have the opportunity to differentiate themselves form less skilled ones based on superior skills. Since there are differences in the predictability of company earnings our framework is transferable. Analogous to our findings for macroeconomic analysts, we expect that idiosyncratic predictability plays an equally important role analyzing the association between equity analysts' characteristics and their earnings per share forecast performance, i.e., for company earnings with higher idiosyncratic predictability we expect higher heterogeneity in forecast accuracy which can be explained by analyst characteristics. The first two essays provide evidence that macroeconomic predictions are in general of high quality as they incorporate rationally information from various sources. Besides the previously analyzed macroeconomic forecasts, agents such as politicians and employers, also heavily rely on other information, for example, on coincident and leading macroeconomic indicators. Determining the current state of the economy and obtaining sound projections about future overall macroeconomic developments plays an important role in their decision processes. Coincident and leading macroeconomic indicators incorporate a large set of macroeconomic variables as well as stock and bond market measures, e.g., returns and interest rate spreads. However, there is no evidence about how expectations at the microeconomic level relate to expectations at the macroeconomic level. Consequently, an aggregate of microeconomic expectation data, i.e., individual company expectations, are not included in coincident and leading macroeconomic indicators so far. To overcome this shortcoming we introduce a bottom-up approach that aggregates individual company expectations to derive macroeconomic content. Since the development of the entire economy is closely related to the development of its individual parts, among them individual companies, aggregated company information must contain macroeconomic information. Unfortunately, there is no database containing managements' expectations, however, we use equity analysts' outputs as proxy measure. Equity analysts' information sets comprise public macroeconomic-, industry- and company-specific content as well as non-public company-specific information (Grossman and Stiglitz, 1980) and is therefore arguably the best available proxy for managements' expectations. Regarding the choice of the best analyst's output we use recommendation changes instead of earnings per share (EPS) changes, because recommendations comprise more information. Besides the one year earnings estimate, recommendations also contain a series of future earnings expectations as well as interest rate and risk premium expectations. We show that aggregated recommendation changes as proxy measure for changing company outlooks have predictive power for overall economic developments. Our results provide evidence that aggregated recommendation changes, which approximate changing expectations about individual companies' economic prospects, have predictive power for future macroeconomic developments of about one year. Controlling for other well established macroeconomic predictors our results remain robust indicating that our measure contains additional independent information. Consequently, it seems promising to include our new predictor into the set of macroeconomic predictors in future applications. Additionally, we find that EPS changes have no predictive power lending support to our assumption that more forward looking information, as included in recommendation changes, is required if one attempts to forecast future macroeconomic developments. Furthermore, our findings provide the missing link between previous studies showing that aggregated analyst outputs have predictive power for overall stock market developments (Howe et al., 2009) and those showing that the stock market leads the real economy (Stock and Watson, 1998). Our results support the notion that changes in expectations about future company performance rationally determine asset values in advance of overall economic activity changes providing the explanation why stock markets lead the real economy. Overall, the three essays in this thesis advance different strands of literature. We show that macroeconomic consensus forecasts are a reliable proxy measure for market participants' expectations. Furthermore, our results provide strong evidence that it is dangerous to transfer psychological experiments into time series frameworks without appropriately controlling the informational environment. Additionally, we show that the idiosyncratic predictability of a given forecast objective, i.e. whether a forecast task is satisfyingly feasible at all, has to be taken into account whenever the association between analyst characteristics and forecast accuracy is analyzed. Macroeconomic analysts do only benefit from their superior skills compared to their competitors if the macroeconomic series is idiosyncratically predictable. For unpredictable series, forecast accuracy is rather random than systematic, because superior skills do not systematically translate in better forecasts. Finally, we show that the aggregation of forecasts on the microeconomic level, i.e., company expectations, is a promising approach to extract macroeconomic information. Overall, we conclude that macroeconomic analysts are very efficient information processors and play an important role as intermediaries in financial markets.
Die Stadtentwicklungspolitik in Deutschland formuliert aufgrund veränderter Rahmenbedingungen wie dem demografischen Wandel, der Globalisierung der Wirtschaftsbeziehungen oder auch veränderter öffentlicher Finanzen, die normative Idee, Stadtquartiere durch eine intensivere Beteiligung privater Akteure zu entwickeln. Bisherige Versuche der Städtebauförderung die Einbindung privater Kleineigentümer in quartiersbezogene Handlungsansätze zu stimulieren zeigen, dass dies bislang nur unzureichend gelingt. Auf rationalen Handlungslogiken basierende Theorien sprechen im Zusammenhang der privaten Erstellung öffentlicher Güter sogar von "Marktversagen". Und trotzdem existieren bereits erste Eigentümerstandortgemeinschaften (ESG) in Deutschland. Was ermöglichte dieses private Engagement? Angesichts fehlender empirischer Daten über freiwilliges kollektives Handeln privater Eigentümer in der Quartiers-entwicklung, geht die vorliegende Dissertation der Frage nach, welche Faktoren die Entstehung von ESG bestimmen und die institutionelle Struktur von ESG charakterisieren. Zur Beantwortung der Forschungsfrage wurde ein vergleichendes Fallstudiendesign mit ESG in Dortmund, Essen und Görlitz gewählt. Die Ergebnisse der Dissertation verdeutlichen, dass ESG als abhängige Variable sowohl durch die individuellen Interessen bzw. Handlungsstrategien der Immobilieneigentümer bei der Bewirtschaftung ihrer Immobilien, als auch durch den Steuerungsanspruch staatlicher Akteure in der Quartiersentwicklung bestimmt werden. Die Autorin leitet die individuellen und kollektiven Handlungsstrategien der Akteure her und setzt sich mit der individuellen Motivation zum Handeln auseinander. Zusätzlich werden grundlegende institutionelle Merkmale von ESG und ihre Eigenheit als Urban Governance-Ansatz diskutiert. Aus den als Hypothesen formulierten Ergebnissen werden abschließend Schlussfolgerungen für die Praxis sowie der weitere Forschungsbedarf abgeleitet.:A Einleitung.23 1 Hintergrund und Problemstellung.25 1.1 Städte im Wandel der Zeit.25 1.2 Die Städtebauförderung im Wandel der Zeit.33 2 Gegenstand und Zielstellung der Untersuchung.37 2.1 Gegenstand der Untersuchung.37 2.2 Ziel und Fragestellung der Untersuchung.42 3 Aufbau der Arbeit.45 4 Grenzen der Arbeit.49 B Kollektives Handeln – theoretische Einordnung der zentralen Problematik.51 1 Über die individuelle Herausforderung, kollektiv zu handeln.53 1.1 Zum Charakter des Kollektivgutes.54 1.2 Kollektives Handeln als rationales Handeln.56 1.3 Kollektives Handeln als soziales Handeln.60 1.4 Zwischenfazit.65 2 Über die Befähigung zum kollektiven Handeln mittels Institutionen.67 2.1 Verwendung des Begriffs und Entstehung von Institutionen.67 2.2 Einflussfaktoren bei der Entstehung von Institutionen.72 2.3 Typen von Institutionen und ihre Interaktionsformen.78 2.4 Charakter von Institutionen und ihre Wirkungen.84 2.5 Zwischenfazit.87 3 Kollektives Handeln als Koordinations- und Kooperationsaufgabe des Staates.91 3.1 Das Verhältnis zwischen staatlichen und privaten Akteuren.91 3.2 Von Planung über Steuerung zu Governance.94 3.3 Wandel im Planungsverständnis in der Stadtentwicklung.101 3.4 Zwischenfazit.108 C Herangehensweise und Methodik .111 1 Wahl des Forschungsdesigns.113 2 Auswahl und Erhebung der Daten.117 2.1 Auswahl der Fallstudien .117 2.2 Auswahl der Interviewpartner .121 2.3 Erhebung der Daten.124 2.4 Wahl der Interviewart und Durchführung der Interviews.126 3 Auswertung der Daten.129 3.1 Erkenntnistheoretische Grundannahmen.129 3.2 Prozess der Analyse.130 3.3 Generierungen der Hypothesen.135 D Einführung in Eigentümerstandortgemeinschaften (ESG) in Deutschland und die Fallstudien .137 1 Eigentümerstandortgemeinschaften in Deutschland.139 1.1 Anlass für Eigentümerstandortgemeinschaften in Deutschland.139 1.2 Entwicklungsstand von ESG in Deutschland .140 1.3 ESG als Regelungstatbestand der Bundesgesetzgebung.143 1.4 ESG als ExWoSt-Forschungsfeld.145 2 Fallstudie ESG Brunnenstraßenviertel in Dortmund .149 2.1 Strukturdaten der Stadt Dortmund.149 2.2 Strukturdaten des ESG-Standortes.151 2.3 Entstehung, Akteure und Inhalte der ESG.155 2.4 Handlungsmotive und -strategien der Beteiligten.157 2.5 Institutionelle Merkmale der ESG.161 3 Fallstudie ESG Vogelheim in Essen .163 3.1 Strukturdaten der Stadt Essen.163 3.2 Strukturdaten des ESG-Standortes.167 3.3 Entstehung, Akteure und Inhalte der ESG.169 3.4 Handlungsmotive und -strategien der Beteiligten.170 3.5 Institutionelle Merkmale der ESG.172 4 Fallstudie ESG Gründerzeitquartier in Görlitz .175 4.1 Strukturdaten der Stadt Görlitz.175 4.2 Strukturdaten des ESG-Standortes.180 4.3 Entstehung, Akteure und Inhalte der ESG.184 4.4 Handlungsmotive und -strategien der Beteiligten.186 4.5 Institutionelle Merkmale der ESG.188 E Vergleichende Analyse der Daten und Generierung übergreifender Aussagen zu ESG….191 1 Zwischen Idealisten und Rationalisten: Akteursgruppen und Rollenbilder.193 1.1 Die Akteursgruppen in ESG.193 1.2 Rollenbilder der Akteure und ihre Rolle in der ESG.199 2 Zwischen öffentlich und privat: Themen und Projekte der ESG.205 2.1 Zur Wahrnehmung der Handlungssituation .205 2.2 Projekte der ESG.209 3 Investition versus Exit: Handlungsstrategien der Akteure.215 3.1 Handlungsoptionen der Eigentümer bzgl. der Immobilie.215 3.2 Handlungsoptionen der Eigentümer bzgl. der ESG.222 3.3 Handlungsoptionen der öffentlichen Hand.226 3.4 Zusammenspiel und Pfadabhängigkeit in der Strategiewahl .229 4 Zwischen Unsicherheit und Sicherung: Motivation der Immobilieneigentümer.239 4.1 Reduzierung von Unsicherheit als übergeordnetes Motiv.240 4.2 Steigerung von Macht und Einfluss durch ESG.243 4.3 Monetäre Vorteile durch ESG.246 4.4 Lösung eines Sachproblems durch ESG.249 4.5 Der Einfluss von Kontextbedingungen auf die Entstehung von ESG.251 5 Hemmnisse und Erfolgsfaktoren im Entstehungsprozess.257 5.1 Hemmnisse für die Entstehung einer ESG.257 5.2 Erfolgsfaktoren für die Gründung einer ESG.263 6 Zwischen strategischem Netzwerk und Gemeinschaftsorganisation: institutionelle Ausprägung bei ESG.271 6.1 Die Generierung von Nutzen durch ESG.271 6.2 Mit der Institution ESG verbundene Kosten.273 6.3 Normen und Diskontierungsraten der Akteure.279 7 Zwischen Anreiz und Zwang: Urban Governance und die Rolle des Staates.283 7.1 Zwischen Anreiz und Zwang: Steuerungsansätze in ESG.283 7.2 Urban Governance: Zur Rolle der öffentlichen Hand in ESG.289 F Diskussion der Hypothesen und Schlussfolgerungen .293 1 Diskussion der Hypothesen zu den Forschungsfragen.295 1.1 Beteiligte und Themen von ESG.296 1.2 Handlungsmotive und -strategien der Beteiligten.301 1.3 Erfolgsfaktoren und Hemmnisse im ESG-Entstehungsprozess.307 1.4 Institutionelle Merkmale von ESG.310 1.5 ESG als Governance in der Stadtentwicklung.314 1.6 Fazit zur Leitfrage.319 2 Schlussfolgerungen und weiterer Forschungsbedarf .323 2.1 Schlussfolgerungen für die Praxis.323 2.2 Weiterer Forschungsbedarf.330 G Verzeichnisse.335 1 Quellen.337 1.1 Literatur.337 1.2 Internet.357 1.3 Interviewpartner.358 2 Abkürzungsverzeichnis.365 3 Abbildungsverzeichnis.367 4 Tabellenverzeichnis.369 ; This PhD thesis deals with a concept of urban development which is at present in a pilot phase in Germany, the Local Property Owner Partnership (LoPOP). These are characterized by a voluntary collective development of the quarter at the initiative of the property owners. The demographic, economic and social structures lead to spatially differentiated changes which induce complex problems in urban development. Among others, this may result in a notable increase of vacant flats, an increasing demand for low-barrier flats or in investment backlogs of the public infrastructure. A large part of the up-coming investment tasks concerns private property and requires action by private property owners, e.g. in the development of living space. Attempts to activate proprietors via urban development funding have shown minor success up to now. Current urban development policy formulates the idea to reach a positive development of structurally weak quarters by a more intensified participation of private actors in collective approaches. In view of the missing of empirical data on voluntary action by private proprietors in the urban development, the PhD thesis investigates which factors determine the establishment of Local Property Owner Partnerships and characterize their institutional structure. Due to the small number of existing LoPOPs in Germany as well as to the limited number of scientific publications dealing with this subject, a comparative case study design was chosen. Fifty-six partially structured interviews were held in three heterogeneously distinctive LoPOPs in Dortmund, Essen and Görlitz. The transcribed interview data were processed by means of reconstructive content analyses and the results were formulated as hypotheses. The results of the thesis show that the subject of examination, LoPOPs, can be discussed with respect to actor-related and institutional theories as well as governance approaches. LoPOPs are defined as a dependent variable with respect to the individual interests and strategies of action of the property owners concerning their real estate management as well as to the governance requirements of state actors concerning the development of the quarter. Thereby, it has become apparent that one should make a distinction between the strategies of action of the state and the private actors. Both groups show three basic types of action strategies which have constructional and social as well as structural impacts on the quarter. The individual strategies of action of the proprietors are invest, wait and exit. With regard to the quarter, the municipal actors have the strategies develop, wait or retract at their disposal. Moreover, the data analyses discovered a path dependency between the individual management strategies of the proprietors and their action in the collective situation. The actors who are focusing on wait or on exit play the role of free riders. With regard to the proprietors who are willing to invest, three collective strategies of action may be noted: wait, individual effort and cooperation. As a central motive for choosing the collective strategy of action cooperation and, thus for commitment to participating in the LoPOP, the reduction of uncertainty could be identified. According to this, the preparedness for cooperation depends on the intensity of uncertainty in the management of the property and, thus, also on the degree of being affected by the above mentioned structural change. Whether the LoPOP is a suitable tool for the elimination of this uncertainty is closely connected with its institutional structure. LoPOPs are - taking into account the specific constellation of actors - characterized by high transaction costs, due to the low legal and social possibilities for sanctions. Therefore, a clear value of the projects and the common standards of the actors are all the more necessary for success. LoPOPs deal with the development of quarters and produce, as a private initiative, also public goods. This establishes the public interest in their development. The results of the thesis show that, due to the constellation of actors, interests and themes in voluntary LoPOPs, the state actors concentrate on the interaction form of the horizontal coordination. Therefore, LoPOPs can be referred to as a form of Urban Governance. Moreover, it becomes obvious that, when the mission statement of a voluntary, informal and private network of small proprietors shall be realised, on the one hand free riders cannot be avoided, on the other hand the public authorities are indispensable providing consulting and financial support. In comparison with traditional approaches of urban development funding, LoPOPs, as collective development approaches, need an intensive involvement of local actors in addition to the thematic debate during their preparation. The thesis terminates with conclusions for practice as well as needs for further research drawn from the generated hypotheses. The needs for further research refer inter alia to the evaluation of effects of the LoPOPs; the analysis of learning processes among the groups of actors in the development process and in the verification of the generated hypotheses in this work.:A Einleitung.23 1 Hintergrund und Problemstellung.25 1.1 Städte im Wandel der Zeit.25 1.2 Die Städtebauförderung im Wandel der Zeit.33 2 Gegenstand und Zielstellung der Untersuchung.37 2.1 Gegenstand der Untersuchung.37 2.2 Ziel und Fragestellung der Untersuchung.42 3 Aufbau der Arbeit.45 4 Grenzen der Arbeit.49 B Kollektives Handeln – theoretische Einordnung der zentralen Problematik.51 1 Über die individuelle Herausforderung, kollektiv zu handeln.53 1.1 Zum Charakter des Kollektivgutes.54 1.2 Kollektives Handeln als rationales Handeln.56 1.3 Kollektives Handeln als soziales Handeln.60 1.4 Zwischenfazit.65 2 Über die Befähigung zum kollektiven Handeln mittels Institutionen.67 2.1 Verwendung des Begriffs und Entstehung von Institutionen.67 2.2 Einflussfaktoren bei der Entstehung von Institutionen.72 2.3 Typen von Institutionen und ihre Interaktionsformen.78 2.4 Charakter von Institutionen und ihre Wirkungen.84 2.5 Zwischenfazit.87 3 Kollektives Handeln als Koordinations- und Kooperationsaufgabe des Staates.91 3.1 Das Verhältnis zwischen staatlichen und privaten Akteuren.91 3.2 Von Planung über Steuerung zu Governance.94 3.3 Wandel im Planungsverständnis in der Stadtentwicklung.101 3.4 Zwischenfazit.108 C Herangehensweise und Methodik .111 1 Wahl des Forschungsdesigns.113 2 Auswahl und Erhebung der Daten.117 2.1 Auswahl der Fallstudien .117 2.2 Auswahl der Interviewpartner .121 2.3 Erhebung der Daten.124 2.4 Wahl der Interviewart und Durchführung der Interviews.126 3 Auswertung der Daten.129 3.1 Erkenntnistheoretische Grundannahmen.129 3.2 Prozess der Analyse.130 3.3 Generierungen der Hypothesen.135 D Einführung in Eigentümerstandortgemeinschaften (ESG) in Deutschland und die Fallstudien .137 1 Eigentümerstandortgemeinschaften in Deutschland.139 1.1 Anlass für Eigentümerstandortgemeinschaften in Deutschland.139 1.2 Entwicklungsstand von ESG in Deutschland .140 1.3 ESG als Regelungstatbestand der Bundesgesetzgebung.143 1.4 ESG als ExWoSt-Forschungsfeld.145 2 Fallstudie ESG Brunnenstraßenviertel in Dortmund .149 2.1 Strukturdaten der Stadt Dortmund.149 2.2 Strukturdaten des ESG-Standortes.151 2.3 Entstehung, Akteure und Inhalte der ESG.155 2.4 Handlungsmotive und -strategien der Beteiligten.157 2.5 Institutionelle Merkmale der ESG.161 3 Fallstudie ESG Vogelheim in Essen .163 3.1 Strukturdaten der Stadt Essen.163 3.2 Strukturdaten des ESG-Standortes.167 3.3 Entstehung, Akteure und Inhalte der ESG.169 3.4 Handlungsmotive und -strategien der Beteiligten.170 3.5 Institutionelle Merkmale der ESG.172 4 Fallstudie ESG Gründerzeitquartier in Görlitz .175 4.1 Strukturdaten der Stadt Görlitz.175 4.2 Strukturdaten des ESG-Standortes.180 4.3 Entstehung, Akteure und Inhalte der ESG.184 4.4 Handlungsmotive und -strategien der Beteiligten.186 4.5 Institutionelle Merkmale der ESG.188 E Vergleichende Analyse der Daten und Generierung übergreifender Aussagen zu ESG….191 1 Zwischen Idealisten und Rationalisten: Akteursgruppen und Rollenbilder.193 1.1 Die Akteursgruppen in ESG.193 1.2 Rollenbilder der Akteure und ihre Rolle in der ESG.199 2 Zwischen öffentlich und privat: Themen und Projekte der ESG.205 2.1 Zur Wahrnehmung der Handlungssituation .205 2.2 Projekte der ESG.209 3 Investition versus Exit: Handlungsstrategien der Akteure.215 3.1 Handlungsoptionen der Eigentümer bzgl. der Immobilie.215 3.2 Handlungsoptionen der Eigentümer bzgl. der ESG.222 3.3 Handlungsoptionen der öffentlichen Hand.226 3.4 Zusammenspiel und Pfadabhängigkeit in der Strategiewahl .229 4 Zwischen Unsicherheit und Sicherung: Motivation der Immobilieneigentümer.239 4.1 Reduzierung von Unsicherheit als übergeordnetes Motiv.240 4.2 Steigerung von Macht und Einfluss durch ESG.243 4.3 Monetäre Vorteile durch ESG.246 4.4 Lösung eines Sachproblems durch ESG.249 4.5 Der Einfluss von Kontextbedingungen auf die Entstehung von ESG.251 5 Hemmnisse und Erfolgsfaktoren im Entstehungsprozess.257 5.1 Hemmnisse für die Entstehung einer ESG.257 5.2 Erfolgsfaktoren für die Gründung einer ESG.263 6 Zwischen strategischem Netzwerk und Gemeinschaftsorganisation: institutionelle Ausprägung bei ESG.271 6.1 Die Generierung von Nutzen durch ESG.271 6.2 Mit der Institution ESG verbundene Kosten.273 6.3 Normen und Diskontierungsraten der Akteure.279 7 Zwischen Anreiz und Zwang: Urban Governance und die Rolle des Staates.283 7.1 Zwischen Anreiz und Zwang: Steuerungsansätze in ESG.283 7.2 Urban Governance: Zur Rolle der öffentlichen Hand in ESG.289 F Diskussion der Hypothesen und Schlussfolgerungen .293 1 Diskussion der Hypothesen zu den Forschungsfragen.295 1.1 Beteiligte und Themen von ESG.296 1.2 Handlungsmotive und -strategien der Beteiligten.301 1.3 Erfolgsfaktoren und Hemmnisse im ESG-Entstehungsprozess.307 1.4 Institutionelle Merkmale von ESG.310 1.5 ESG als Governance in der Stadtentwicklung.314 1.6 Fazit zur Leitfrage.319 2 Schlussfolgerungen und weiterer Forschungsbedarf .323 2.1 Schlussfolgerungen für die Praxis.323 2.2 Weiterer Forschungsbedarf.330 G Verzeichnisse.335 1 Quellen.337 1.1 Literatur.337 1.2 Internet.357 1.3 Interviewpartner.358 2 Abkürzungsverzeichnis.365 3 Abbildungsverzeichnis.367 4 Tabellenverzeichnis.369
In der vorliegenden Arbeit wurden Leben und Werk des Bergbauingenieurs, Unternehmers, Mäzens und Mineraliensammlers Dr. Richard Baldauf (1848-1931) untersucht und in einen wissenschaftshistorischen Zusammenhang gebracht. Eine Neubearbeitung der Biografie von Richard Baldauf (1848-1931) förderte interessante Details, besonders in Zusammenhang mit den politischen und wirtschaftlichen Umständen der damaligen Zeit, zutage. Die Bearbeitung von Mineralproben aus seiner Sammlung zeigt die Entwicklungen und Fortschritte im Wissenschaftszweig Mineralogie innerhalb der letzten 100 Jahre auf. Julius Richard Baldauf wurde am 09. März 1848 in Chemnitz geboren. Nach erfolgreichem Abschluss seines Bergbauingenieurstudiums im Jahr 1869 blieb Baldauf weiterhin als bergmännischer Kurspraktikant an der Königlich-Sächsischen Bergakademie Freiberg eingeschrieben, um den Grad eines Markscheiders zu erhalten. Es folgten Anstellungen im damals tiefsten Kohlenschacht Deutschlands "Frisch Glück" in Oelsnitz (1871-1874) und beim Hänichener Steinkohlenbauverein (1874-1876). Die böhmische Braunkohle machte der sächsischen Steinkohle gegen Ende des 19. Jahrhunderts allmählich Konkurrenz. Sie kam bereits im Jahr 1880 auf sechs Eisenbahnlinien und auf der Elbe nach Sachsen. Später breitete sich ihr Einsatz auf das gesamte Deutsche Kaiserreich aus. Diese wirtschaftliche Gunst wurde auch von Richard Baldauf erkannt. Er siedelte mit seiner Ehefrau Rosalie (geb. Rudolph, 1855-1918) und seinen Kindern nach Nordwestböhmen über, um im Braunkohlenbergbau tätig zu werden. Baldauf nahm zunächst Anstellungen als Bergverwalter in Klostergrab (Hrob) und als Bergdirektor in Ladowitz (Ledvice) an, bis es 1891 in Gemeinschaft mit seinem Schwager Hermann Eduard Rudolph (1846- ?) zur Gründung der Baldauf-Rudolphschen Braunkohlenwerke kam, die ihren Hauptsitz in Dux (Duchcov) hatten. Das Baldauf-Rudolphsche Braunkohlenwerk erwarb im Laufe der Jahre mehrere Grubenfelder, u. a. die Grube Hermann in Sobrusan (Zabrušany), Grube Richard in Brüx (Most) und die Grube Marianne in Skyritz (Skyřice). Im Jahr 1913 besaß der Betrieb insgesamt 20 Gruben im nordwestböhmischen Braunkohlenrevier. Richard Baldauf war ein fortschrittlich denkender und technisch interessierter Mensch. So wollte er bereits im Jahr 1883 moderne Abraummaschinen aus England in Böhmen einführen. Sein fortschrittliches Denken führte auch dazu, dass er mit der Grube Richard in Brüx (Most) einen wirtschaftlichen Tagebaubetrieb schuf. Dieser zählte zu den technisch modernsten Anlagen im Revier. Der Mitbegründer des Baldauf-Rudolphschen Braunkohlenwerks war der Architekt Hermann Eduard Rudolph. Er schloss sein Studium an der Kunstakademie Dresden im Jahr 1872 ab, um anschließend als Baumeister und Architekt in Teplitz (Teplice) zu wirken. Dass Hermann sehr erfolgreich war, zeigte er beim Bau der Teplitzer Synagoge, denn hier wurden seine Baupläne umgesetzt. Martin Baldauf, einziger Sohn von Richard und Rosalie Baldauf, sollte auch Bergbau in Freiberg studieren, um später die Geschäfte im väterlichen Braunkohlenwerk fortführen zu können. Er übernahm ab dem Jahr 1908 im Verwaltungsgebäude des Hermannschachts in Dux (Duchcov) die kaufmännischen Arbeiten. Durch die erfolgreiche Unternehmertätigkeit im böhmischen Braunkohlenrevier ist die Familie Baldauf zu Wohlstand gekommen. Mit diesem finanziellen Hintergrund war es Richard Baldauf möglich, ab dem Jahr 1904 eine wertvolle Mineraliensammlung aufzubauen und als Mäzen der Geowissenschaften in Sachsen hervorzutreten. Im Laufe von 25 Jahren hatte er 10 000 Mineralstufen zusammengetragen. Die in vier Teilkollektionen gegliederte Sammlung legte er nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten an. In seinem "Öffentlichen Mineralogischen Museum", welches er auf der Geinitzstraße 5 in Dresden im Jahr 1916 eröffnete, präsentierte er unentgeltlich seine eindrucksvollen Mineralstufen. Der erfolgreiche Fortbestand des Braunkohlenunternehmens war nach dem Ersten Weltkrieg nicht mehr möglich, da nach Kriegsende eine politische Neuordnung in Europa entstand. Das führte im Jahr 1920 zwangsläufig zum Verkauf der Baldaufschen Gruben in Böhmen an die Tschechische Handelsgesellschaft. Mit dem Anteil des Erlöses aus dem Braunkohlenwerk wagte Richard Baldaufs Sohn Martin einen Neuanfang als Schokoladenfabrikant in Braunschweig, da Lebens- und Genussmittel nach dem Ersten Weltkrieg dringend benötigt wurden. Aufgrund der hohen Konkurrenz in dieser Branche, der zunehmenden Geldentwertung und eintretenden Weltwirtschaftskrise im Jahr 1929 bekam die Familie Baldauf, wie viele andere Familien auch, finanzielle Probleme. Die Fortführung des neugegründeten Unternehmens war nun nicht mehr möglich. Richard Baldauf wollte seinem Sohn aus der finanziellen Krise heraushelfen. So hegte er den Gedanken, seine wertvolle Sammlung zu verkaufen. Aus diesem Grund sind in den Jahren 1929 und 1930 zahlreiche Verkaufsverhandlungen im In- und Ausland durchgeführt worden, die aber erfolglos blieben. Der Verkauf der geschlossenen Sammlung wurde erst im Jahr 1939 durch Baldaufs Erben möglich. Im Zeitraum 1904 bis 1929 war Richard Baldauf mit dem Aufbau seiner Mineraliensammlung beschäftigt und wurde als Mäzen in Sachsen aktiv. Baldauf war vor allen in Fachkreisen für seine Großzügigkeit und seinen Einsatz als Förderer bekannt. Er ermöglichte dem Museum für Mineralogie und Geologie Dresden, dem Mineralogisch-Geologischen Institut der TH Dresden, der Bergakademie Freiberg und dem dortigen Institut für Geologie und Lagerstättenlehre die Anschaffungen wertvoller Minerale, teilweise ganzer Sammlungen sowie wissenschaftlicher Instrumente. An dieser Stelle ist die Baldauf-Stiftung in Höhe von 1 Million Mark aus dem Jahr 1920 besonders hervorzuheben. Diese Summe stammte aus dem Verkauf des Baldauf-Rudolphschen Braunkohlenwerkes und sollte der TH Dresden zu Unterstützungszwecken dienen. Im Rahmen der Dissertation wurde ein Teil der mineralogischen Sammlung von Richard Baldauf neu bearbeitet und in einen wissenschaftshistorischen Zusammenhang gestellt. Zunächst werden die Methoden zur Mineralidentifizierung in der Ära Baldauf vorgestellt sowie mineralogische Einteilungssysteme, die er für seine Sammelarbeit genutzt hat. Diskutiert wird weiterhin die heutige Systematik und Benennung von Mineralen, womit zu den Revisionsarbeiten übergeleitet wird. Im Rahmen der Dissertation wurden 25 Proben aus der Sammlung Baldauf mittels Röntgendiffraktometrie (XRD), Rasterelektronenmikroskopie (REM) gekoppelt mit einer energiedispersiven Elektronenstrahlmikroanalyse (ESMA oder EDS) und Thermoanalyse (DTA-TG-DTG) einer Revision unterzogen. Minerale, die in Baldaufs Sammelära noch völlig unbekannt waren, Fehlbestimmungen, Gemenge oder Minerale, die zuvor noch keiner Untersuchung unterzogen worden sind, konnten vollständig geklärt werden. Die aktuell ermittelten Untersuchungsergebnisse sind in 17 Fällen eindeutig, sieben Proben konnten nur teilweise geklärt werden. Für eine Mineralprobe konnte gar kein Ergebnis mit den modernen, mineralogischen Untersuchungsverfahren erzielt werden. Die Mineralproben, bei denen eine vollständige Identifizierung nicht möglich war, sollten einer nochmaligen Präparation und Untersuchung unterzogen werden. Die gründliche Aufarbeitung der gesamten Sammlung Baldauf würde mehrere Jahre in Anspruch nehmen. Die Revisionsarbeiten bieten noch sehr viel Potenzial, das von der wissenschaftlichen Gemeinschaft in Zukunft verstärkt in Kooperation genutzt werden sollte. Auch Baldaufs umfangreicher archivalischer Nachlass konnte im Rahmen der Dissertation inhaltlich nicht vollständig bearbeitet werden. Bei einer weiteren Untersuchung würden vermutlich noch mehr interessante Details hervortreten. Da im archivalischen Nachlass nur die Briefe und Rechnungen enthalten sind, die Baldauf selbst empfangen hat, ist davon auszugehen, dass sich noch weitere, von ihm verfasste Schriftstücke, in anderen Institutionen auffinden lassen. So lassen sich beispielsweise über den Verbundkatalog für Nachlässe und Autografen "Kalliope" vier Briefe von Richard Baldauf an den Münchner Mineralogen Paul Heinrich Groth in der Bayerischen Staatsbibliothek München nachweisen. Baldaufs Abschlussarbeit an der Königlich-Sächsischen Bergakademie Freiberg aus dem Jahr 1869 war im Universitätsarchiv Freiberg nicht mehr aufzufinden. Nach dem Zweiten Weltkrieg sind dort zahlreiche Akten vernichtet worden. Wenig überliefert bleiben Details zu Baldaufs Tätigkeiten im sächsischen Steinkohlenrevier (Frisch-Glück-Schacht in Oelsnitz, Hänichener Steinkohlenbauverein). Das liegt vermutlich darin begründet, dass Baldauf nur wenige Jahre dort tätig gewesen ist. Abschließend ist festzustellen, dass die Sammlung Baldauf für die Sammlungsdokumentation, für die mineralogische und wissenschaftshistorische Forschung im angegebenen Zeitraum auch in Zukunft vielfältige Forschungsansätze bietet. ; This work investigated life and work of the mining engineer, entrepreneur, patron and mineral collector Dr. Richard Baldauf (1848-1931) and brought it into a scientifically historical context. A new revision of Richard Baldauf´s biography made appear interesting details, especially concerning the political and economical conditions of his time. The examination of mineral samples of his collection shows how the scientifical branch of mineralogy has developed and improved during the last 100 years. Julius Richard Baldauf was born on 9th March 1848 in Chemnitz. After having finished successfully his studies of mining science in 1869, Baldauf remained enroled at the Mining Academy Freiberg as a mining trainee, in order to achieve the title of a mine surveyor. Afterwards he was employed from 1871 to 1874 at "Frisch Glück" at Oelsnitz, which at that time was the deepest coal mine of Germany, and at "Hänichener Steinkohlenbauverein" (1874-1876). Towards the end of the 19th century the Bohemian brown coal started becoming a rival product for the Saxon hard coal. Already in 1880, it was transported into Saxony via six railway lines and the river Elbe. Later it was used more widely, in the complete German Empire. Among others, Richard Baldauf recognised this economical chance. He moved with his wife Rosalie (née Rudolph, 1855-1918) and their children to the northwest of Bohemia to work in the brown coal mining. In the beginning Baldauf became employed as a mining administrator in Klostergrab (Hrob) and as a mining director in Ladowitz (Ledvice), until he founded with his brother-in-law, Hermann Eduard Rudolph (1846- ?), the so-called "Baldauf-Rudolphsche Braunkohlenwerke", which had its main base in Dux (Duchcov). The "Baldauf-Rudolphsches Braunkohlenwerk" bought, as the years went by, some mining fields, among them the mine Hermann at Sobrusan (Zabrusany), mine Richard at Brüx (Most) and the mine Marianne at Skyritz (Skyrice). In 1913 the company possessed all in all 20 mines in the brown coal region in the northwest of Bohemia. Richard Baldauf was a man who was interested in progress and technology. No later than in 1883 he wanted to introduce modern machines from England into Bohemia. These machines were designed to remove the mining waste. His modern manner of thinking lead also to his creating the mine Richard at Brüx (Most) as an economically-working mining factory. It was counted among the region´s most modern constructions. Co-founder of the "Baldauf-Rudolphsches Braunkohlenwerk" was the architect Hermann Eduard Rudolph. He had finished his studies at the Kunstakademie Dresden in 1872, afterwards he became constructor and architect in Teplitz (Teplice). His construction plans were made reality in the building of the Teplitz synagogue. That demonstrates impressively how successful Hermann was. Martin Baldauf, only son of Richard and Rosalie Baldauf, was encouraged to study mining at Freiberg, too, in order to succeed his father later as administrator of their coal-mining company. From 1908 on he did the economical work at the administrational building of the Hermann-shaft at Dux (Duchcov). Being successful entrepreneurs in the Bohemian brown coal mining region meant for the Baldauf family living in prosperity. This financial background helped Richard Baldauf to establish, from 1904 on, a valuable collection of minerals and to made himself known as patron of the geological sciences of Saxony. In 25 years he had collected 10 000 mineral specimens. He established his collection according to scientific aspects. It was divided into four sections. In his Public Mineralogical Museum, which he in 1916 opened in Dresden, at Geinitzstraße 5, he presented his impressive mineral specimens without demanding an entrance free. After the First World War, his brown coal mining company could no longer exist successfully, for after the war Europe was politically divided and organised differently. Therefore, the Baldauf mines in Bohemia had to be sold to the Czech Trade Company in 1920. After having been given his share of the proceeds of the brown coal mining company, Richard Baldauf´s son Martin endeavoured a new start as a chocolate entrepreneur at Braunschweig, for after the First World War food and drink were needed urgently, no matter if for every day or semi-luxury. But there was high competition in this field, money was losing its valour increasingly and in 1929 the worldwide economic crisis began. That is why the Baldauf family, like many others, started having financial problems. Now it was not possible to go on with the newly-found enterprise. Richard Baldauf wanted to help his son to emerge of the financial crisis. Therefore, he was thinking of selling his valuable collection. That is why in 1929 and 1930 many sale negotiations took place, all without success. Only in 1939 the heirs of the Baldauf family were able to sell the complete collection. Between 1904 and 1929, Richard Baldauf was establishing his mineral collection and became active in Saxony as a patron. Particularly among specialists and scientists of his field, he was famous for his generosity and his commitment as a patron. He made it possible for the Museum for Mineralogy and Geology Dresden, the Institute for Mineralogy and Geology of the TH Dresden, the Mining Academy Freiberg and its Institute for Geology and Economic Geology to acquire valourable minerals, even as whole collections, and scientific instruments. Furthermore, he sponsored the work of scientific and other assistants. In that context the Baldauf foundation has to be emphasized in particular. It was founded in 1920 with a sum of 1 million Deutschmarks. This money had been earned with the sale of the "Baldauf-Rudolphsches Braunkohlenwerk" and was designed to support the TH Dresden. In this doctoral thesis a part of Richard Baldauf´s mineralogical collection was revised and put into a scientifically historical context. First, the methods for mineral identification in the Baldauf era and mineralogical classification systems that he used for his collection work were presented. Furthermore, the systematization and nomination of minerals that are applied today are discussed. That leads to the revision work. In the doctoral thesis 25 samples from the Baldauf collection were revised, applying X-ray diffraction (XRD), scanning electron microscope (SEM), combined with an energy-dispersive microanalytical spectrometer (EDS) and thermal analysis, including a combination of differential thermal analysis (DTA), thermal gravimetric analysis (TG) and derivative thermogravimetry (DTG). So entire research could be made about minerals that in Baldauf´s times still were totally unknown and minerals that had been classified wrongly or not at all. 17 of the research results made here are definitive, seven samples could only partly be clarified. No result at all could be made for one sample, using the modern, mineralogical examination methods. Those mineral samples for which a complete examination was not possible should be prepared and examined again. To revise the whole Baldauf collection thoroughly would take some years. There is still much potential in the revision work. In the future, that should be used cooperatively even more than today by the scientific community. Baldauf´s wide archival holdings, too, could not be seen through completely in this doctoral thesis as far as its content is concerned. In a second examination probably more interesting details would come to light. Since the archival holdings only contain the letters and receipts that Baldauf himself received, it seems probable that in other institutions further papers can be found the author of which he is. Using the corporal catalogue for heritages and autographers, "Kalliope", four letters can be proven, written by Richard Baldauf to the mineralogist Paul Heinrich Groth, of Munich, of the Bavarian State Library, Munich. Baldauf´s final thesis with the Mining Academy Freiberg, from 1869, was intraceable and could not be found anymore at the University Archive at Freiberg. After the Second World War numerous files have been destroyed there. Few information could be found to details about Baldauf´s work in the Saxon hard coal region (the shaft Frisch-Glück-Schacht in Oelsnitz, the Hänichener Steinkohlenbauverein). The reason might be that Baldauf worked there for only some years. In the end it must be emphasized that it becomes evident that, in the future, too, the Baldauf collection offers numerous research opportunities: for the collection documentation and for the mineralogical and scientifically historical investigation for the said time.
Zusammenfassung Die vorliegende Untersuchung beschäftigt sich mit der Rolle von Hausgärten für die Ernährungssicherung der Menschen in Zambia und Zimbabwe, Strategien der Bewirtschaftung und der (agro)-ökologische Funktion dieser Anbausysteme. Hierbei werden physisch-geographische, sozioökonomische, kulturgeographische und historische Aspekte berücksichtigt. Die Untersuchung bezieht sich auf urbane und periurbane Bereiche Lusakas, die Südprovinz und Nordwestprovinz Zambias, sowie die Masvingoprovinz im Süden Zimbabwes. In die Untersuchung wurden hauptsächlich die niederen Einkommensschichten einbezogen, für welche die Eigenproduktion von Nahrung ein Grundelement der Lebenssicherung ist. Zur Anlage eines Hausgartens gehört eine gewisse Dauer der Sesshaftigkeit und ein Grundstock an Ressourcen, wie z.B. Land, Wasser und Saatgut. In der Praxis wurden die Hausgärten bisher sowohl in Zambia wie auch in Zimbabwe meist übersehen, d.h. dass sich weder die Forschung noch der landwirtschaftliche Beratungsdienst damit beschäftigt bzw. diese Aktivität unterstützt haben. Die Hausgärten in den wechselfeuchten Tropen des südlichen Afrika sind von außerordentlicher Wichtigkeit für die Überlebenssicherung der Bevölkerung sowohl in städtischen und randstädtischen Gebieten als auch in den ländlichen Räumen. Der große Vorteil der Hausgartenbewirtschaftung für die Ernährungssicherung und Entwicklung liegt in der eigenverantwortlichen Produktion von Nahrungsmitteln in der Nähe der Wohnhäuser. Diese Produktion ist durch eine hohe Energieeffizienz gekennzeichnet und ist an die Bedürfnisse der Familien angepasst. Der Hausgarten kann, je nach Situation, mehr oder weniger intensiv bewirtschaftet werden, und wirkt somit als Puffer für die Ernährungssicherung. Die Bewirtschaftung eines Hausgartens kann, wie besonders die Ergebnisse aus Zimbabwe zeigen, eine Antwort auf zunehmende Gefährdung (vulnerability) des Haushaltes sein. Nimmt diese Gefährdung ab, geht auch die Hausgartenaktivität zurück. Dies kann sich dadurch äußern, dass der Hausgarten vorübergehend gar nicht mehr bewirtschaftet wird oder dass nur kleine Flächen weiter bewirtschaftet werden. Familien mit mehreren Hausgärten können sich vorübergehend auf die Bewirtschaftung eines einzigen beschränken. Wenn die vulnerability z.B. durch Missernten verstärkt wird, nimmt auch die Hausgartenaktivität wieder zu. Zur Veranschaulichung von Entscheidungs- und Bewirtschaftungsstrategien von Haushalten wurde das Hausgartenmodell entwickelt. In seiner Anwendung auf die verschiedenen Räume ermöglicht das Modell eine Analyse der verschiedenen Faktoren, die die Hausgartenaktivität beeinflussen. Die vorliegende Untersuchung kommt zum Ergebnis, dass die gartenbauliche Aktivität stark von der sozialen Stellung der Haushalte abhängig ist. Den vorliegenden Daten zufolge zeigt die Bevölkerung der ärmsten Stadtviertel die geringste Beteiligung sowohl im Gartenbau als auch im Regenfeldbau. Dies zeigt deutlich, dass die ärmste Bevölkerungsschicht, die in sehr dicht besiedelten Vierteln wohnt, kaum Zugang zu Ressourcen hat, da beide Formen der Landwirtschaft eng mit dem Zugang zu Ressourcen im städtischen Umfeld verknüpft sind. Eine hohe Grundgefährdung des Haushaltes (baseline vulnerability), von der im vorliegenden Falle vor allem die städtische Bevölkerung in den low-income, high density compounds und die sogenannten shifters von Lusaka betroffen sind, lässt die Anlage von Hausgärten also nicht zu. Als weitere stark gefährdete Gruppe wurden die frauengeführten Haushalte (female headed households) im Kabompo-Distrikt der Nordwestprovinz Zambias identifiziert. Auch diese Gruppe ist wenig an der Bewirtschaftung von Hausgärten beteiligt. Das heißt, dass der Hausgarten mit seiner Pufferfunktion für die Ernährungssicherung nur für Familien mit einem gewissen Lebensstandard von Bedeutung ist. Die Dauer der Sesshaftigkeit an einem Ort ist ein Indikator für relativ stabile Lebensumstände. Neuankömmlinge betreiben weniger Gartenbau als bereits länger etablierte Familien, wie SANYAL (1985) für Lusaka und KLUG (1989) für Accra (Ghana) zeigen konnten. Limitierende Faktoren für die Anlage von Hausgärten sind die Verfügbarkeit von Gartenland, Wasser, Arbeitskraft und Saatgut. Die Intensität des Anbaus wird durch den Bedarf an Nahrung und die Verfügbarkeit von Märkten bestimmt, ist aber durch die vorher genannten Faktoren eingeschränkt. "Typische" Hausgärten sind in der Regel nur im innerstädtischen Bereich und zwar dort anzutreffen, wo sich im direkten Hausbereich oder in der Nähe eine Wasserquelle (in Form eines Wasserhahns oder eines Wasserloches) befindet. In den untersuchten ländlichen Gegenden und im periurbanen Bereich Lusakas sind die Hausgärten oft in einiger Entfernung von den Wohnstätten angelegt. Dies begründet sich vor allem mit dem Problem der Wasserversorgung in der Trockenzeit. Nur dort, wo permanent Wasser zur Verfügung steht, befinden sich Hausgärten. Eine Ausnahme hiervon stellen die natürlichen Grasländer (dambos) dar. Sie eignen sich in besonderer Weise für den ganzjährigen Anbau von Gemüse. Der Bevölkerungsdruck und die marktorientierte Produktion führen jedoch, vor allem im periurbanen Raum Lusakas, zu starker Übernutzung der dambos. Dadurch wird die Pufferfunktion natürlicher Grasländer für die Ernährungssicherung langfristig gestört. Die Größe der Hausgärten ist in den verschiedenen Räumen deutlich unterschiedlich. Am kleinsten sind sie im urbanen Raum, gefolgt von den ländlichen Räumen Zambias und Zimbabwes. Der periurbane Raum bildet, mit relativ großen Gärten, eine Ausnahme, da hier stärker marktorientiert produziert wird. Die Rollenverteilung der Geschlechter im Gartenbau scheint abhängig von der Zugehörigkeit zu bestimmten ethnischen Gruppen. Im Süden des Landes, bei den Tongas, sind hauptsächlich die Frauen für den Hausgarten zuständig, während in der Nordwestprovinz mehr Männer Hausgärten bewirtschaften. Insgesamt sind jedoch weit mehr Frauen als Männer für die Bewirtschaftung der Hausgärten verantwortlich. Es bestehen deutliche Unterschiede zwischen den Anbauzielen von Frauen und Männern. Die Frauen produzieren i.d.R. stärker für die Ernährung der Familie, während die Männer mehr marktorientiert anbauen. Dies äußert sich auch in der Wahl unterschiedlicher Kulturpflanzen. Die Frauen sind bei der Standortvergabe für die Gärten in Zambia benachteiligt. Die Gartenarbeit wird besonders für die Frauen im ländlichen Raum zusätzlich erschwert, da die Wasserquellen weiter als bei ihren Männern vom Garten entfernt liegen. Zusätzlich müssen diese Frauen etwas weitere Wege zu ihren Gärten zurücklegen als ihre Männer. Die Standortwahl ist für die Anlage eines Gartens von elementarer Bedeutung. Die Gärten im ländlichen und periurbanen Raum werden durch die jeweiligen traditionellen Orts- oder Gebietsvorsteher (chiefs) vergeben, sind also nicht individuelles Eigentum. Geeignete Gartenstandorte sind begrenzt verfügbar, vor allem in Abhängigkeit von der Wasserversorgung. Einige Beispiele zeigen exemplarisch, wie die Nutzung verschiedener Standorte organisiert ist. Insbesondere im Lusitugebiet im Süden des Landes sind die besten Gartenstandorte meist belegt. Infolgedessen zwingt der große Bevölkerungsdruck die Bauern auf weiter vom Wohnhaus oder der Wasserquelle entfernte Standorte auszuweichen. Diese Distanz ist einer der limitierenden Faktoren bei der persönlichen Entscheidung, einen Hausgarten anzulegen. Zu weite Wege und zu großen Arbeitsaufwand bei der Bewässerung verhindern dies. Ein Beispiel hierfür sind die Gärten am Karibasee. Der stark schwankende Seespiegel des Stausees verhindert in vielen Fällen die Anlage von Hausgärten, weil entweder die Wege zum Wasser zu weit werden oder weil die Gärten bei steigendem Wasserspiegel überflutet werden. Die Gärten im urbanen Raum sind Beispiele für das enorme genetische Potential der Hausgärten. Die Berechnungen der Artenvielfalt zeigen, dass kleine Hausgärten im urbanen Raum insgesamt eine höhere Artenvielfalt aufweisen als die größeren, eher marktorientierten Gärten im periurbanen Bereich. Aber auch im ruralen und periurbanen Raum heben sich die Hausgärten hinsichtlich ihrer Artenvielfalt von den sonst weitverbreiteten Monokulturen deutlich ab. In sehr vielen Gärten wurden Nützlinge beobachtet. Dies zeigt, dass die kleinen Flächen Rückzugsnischen für diese Organismen darstellen. Einflussnahme staatlicher Beratungsdienste auf die Hausgartenbewirtschaftung kann sich allerdings negativ auf die Artenvielfalt auswirken, wie Beispiele aus Südzimbabwe belegen. Im Beitrag des Hausgartens zur Erhaltung der genetischen Artenvielfalt (Biodiversität) liegt wohl eine seiner wichtigsten ökologischen Funktionen. In den Städten, die auch in Entwicklungsländern durch vegetationsfreie Zonen geprägt sind, übernehmen die Hausgärten die wichtige Funktion der Begrünung, die, sofern sie Fruchtbäume beinhalten, insbesondere in der Nähe der Häuser für eine Regulation des Mikroklimas sorgen. Der unterschiedliche Entwicklungsstatus von Zambia und Zimbabwe zeigt seine Auswirkungen bis auf die Hausgartenebene. Die Verfügbarkeit und der Zugang zu Ressourcen und der allgemeine Lebensstandard ist in Zimbabwe deutlich besser als in Zambia. Dies äußert sich z.B. darin, dass in Zimbabwe 95% der Kleinbauern ihr Saatgut kaufen, während dieser Anteil im ländlichen Raum Zambias nur 30% beträgt. Ähnlich verhält es sich mit der Verwendung chemischer Pflanzenschutzmittel in Hausgärten. In Zimbabwe werden diese von allen Kleinbauern verwendet, während dies in Zambia insgesamt nur von 60% der Haushalte praktiziert wird, wie auch immer man dies bewerten mag. Problematisch ist die Nutzung ehemaliger Mülldeponien als Standort für Hausgärten. Hier muss mit Bodenkontamination, vor allem durch Schwermetalle gerechnet werden. Dies konnte beispielhaft für einen solchen Standort nachgewiesen werden. Im Vergleich zu periurbanen und ländlichen Standorten sind die städtischen Hausgärten insgesamt stärker mit Schwermetallen belastet. Die Hausgartenproduktion ist durch eine hohe Energieeffizienz gekennzeichnet und ist an die Bedürfnisse der Familien angepasst. Sie kann deshalb als ein Modell nachhaltiger Wirtschaftsweise begriffen werden. Der Hausgarten trägt in vielfacher Weise zur Ernährungs- und Lebenssicherung von Familien bei. Neben seiner wichtigsten Funktion, nämlich der Nahrungsproduktion und -diversifizierung, kann er zusätzliches Einkommen und z.B. über Tauschhandel und Geschenke weitere Vorteile für die Familien schaffen. Die soziale Bedeutung des Hausgartenanbaus, besonders für Frauen, ist nicht zu unterschätzen und bedarf weiterer Beachtung durch die Wissenschaft. Die Fruchtbarkeit der Gartenböden ist insgesamt gut. Dies zeigen z.B. die engen C/N-Verhältnisse in den meisten Gärten. Standortvergleiche mit Regenfeldern bzw. ungenutzten Flächen zeigen, dass sich die bodenchemischen Eigenschaften in Hausgärten deutlich positiv von den anderen Standorten abheben. Die Bewertung der Wirtschaftlichkeit von Hausgärten ist problematisch und bedarf der Diskussion. Der Wert des Hausgartens liegt natürlich zum einen in seinem Beitrag zur Ernährungssicherung, zum anderen sind aber die Aspekte der Erhaltung der Artenvielfalt, der Bodenfruchtbarkeit und sein Beitrag zu kleinen Stoffkreisläufen, vielleicht gerade wegen der Schwierigkeit der Quantifizierung dieser Faktoren, bisher meist übersehen worden. Die Verbesserung der Nahrungsvielfalt und - qualität muss neben der Gesamtproduktion aus Hausgärten als wichtiger Beitrag zur Ernährungssicherung gewertet werden. Trotz der relativ geringen Gesamtproduktion in den urbanen Gärten, die hauptsächlich auf die Knappheit von Ressourcen (Land und Wasser) zurückzuführen ist, ist hier die Diversifizierung der Nahrung und die geschmackliche Bereicherung des Speiseplans als außerordentlich wichtig einzustufen. Die Berücksichtigung umweltökonomischer und sozialer Aspekte sind bei der Bewertung der Hausgartenaktivität deshalb unumgänglich. ; Abstract African Homegardens - Self Management of Sustainable Production Systems and Strategies of Food Security in Zambia and Zimbabwe This book emphasises the importance of homegardens for food security of the Zambian and Zimbabwean population. Homegardening is part of the entire farming system, which is different in urban, periurban and rural areas by various reasons. In the urban context, becoming more important recently, homegardening is part of the urban microfarming system, consisting of many agricultural activities within the cities, including urban forestry. The "typical" homegardens (small production units near the house with mainly subsistence oriented production) are only to be found in cities, especially near water sources. The study areas are located in Lusaka as well as in the peri-urban fringe of Lusaka and rural areas of Southern and North-Western Provinces of Zambia and the Masvingo Province in Southern Zimbabwe. Especially in rural areas homegardens are very often far away from the homestead, nearly invisible and overlooked components of the households strategies for food security. Therefore there is need for a new, more flexible definition of homegardens. In this book the homegarden is consequently defined as a permanent or semi-permanent component of an entire small holder production system, managed by family members mainly, but not exclusively, for self-consumption and the creation of income. Homegardens are considered to represent models of sustainable agricultural production systems for many different reasons. Their contribution to recycling of organic waste, high soil fertility, high species diversity and manifold contributions to the social welfare of the people are some if these aspects. A homegarden - model was designed which shows the interrelationship between the political, cultural and physical environment, the household and its decision-making and the results of the household activity with respect to homegardening. This model is applicable to any environment and helps to understand why some families do homegardening while other don't. The model can assist to understand at least some of the factors influencing this activity. The household itself is based in the centre of the model. Internal and external factors, e.g. labour availability, access or "entitlement" to resources, education, occupation, etc. determine the vulnerability of the households and its decision making. The relationship between urban food production, food security and the urban environment has been largely neglected in the past. In Lusaka, as in many other tropical cities, gardening and cropping receive very little support from local authorities. Indeed, city councils often prohibit these activities. Production of staple foods prevails in the wet season, and vegetable production in the dry. Both activities largely depend on the access to resources like water and land. Within the high- and medium-density squatter quarters, vulnerability in terms of food security differs. In the Zambian case, it was found that dry-season cultivation is not practised by the most vulnerable households but rather by those which have access to essential resources for this activity. In Lusaka, garden size decreases with increasing population density. The walking distance to sources of water is much further in the high-density areas, making homegardening more difficult there. Access to both land and water is lowest in the high-density, low-income compounds in Lusaka. In peri-urban and rural areas the natural grasslands are of essential importance for food security by providing good farming and gardening conditions all year round. Near the urban centre of Lusaka the grasslands are heavily used for the production of cereals, vegetables and fruits. The proximity to the town causes structural changes in the periurban fringe of Lusaka. The over-utilisation of the natural grasslands leads to a disturbance of their buffer function for food security. Over-exploitation of soils, destruction of the natural vegetation cover and over-utilisation of water resources, affect the local population directly by limiting and changing their landuse possibilities. The provision of household food security becomes more unstable because the production in household based subsistence homegardens and staple food production are negatively influenced by the structural changes of the area. The market-oriented gardening involves the loss of species diversity and implies the use of pesticides in the gardens. Intensification of landuse in peri-urban areas and especially the year-round use of dambos can even be subject to commercial farms with advanced irrigation technology. If these plans are realised, a completely new view of the hydrological events and effects has to be taken. Homegardening obviously contributes to household food security in all the examined areas both directly by providing food and indirectly by generating income. The buffer-function of homegardens for food security gets obvious for the Zimbabwe case studies. In years of good harvests homegardening gets less important for the families - which means the planted area decreases or only one of several homegardens is used for vegetable production. In years of drought and food shortages homegardens become very important for food security and the planted areas increases. There are significant differences between the role of women and men in urban household food security. Women are more involved in agriculture and gardening in all compounds of Lusaka as the men are. In rainy season the production of staple foods is prevalent, while in dry season the people concentrate on vegetable production. Women are the major actors in urban homegardening but injured with respect to income generation and access to resources and markets. Income creation through gardening is one possibility for women to achieve more independence within the frame of the family. Additionally gathering contributes to food and income in urban, peri-urban and rural areas. 40 % of the members of the survey in Lusaka Town still practise gathering to create additional food or income. Eighty per cent of the households in peri-urban and rural areas, which where included in the survey, still practise gathering. But the urban population shows, due to vanishing plant resources, lowest involvement in the gathering activity. The genetic potential of urban homegardens is very high. Calculation of species diversity has proved that small gardens show higher diversity as the large gardens in the peri-urban areas. But also in peri-urban and rural areas, homegardens show significant higher species diversity as market oriented monocultures. The contribution of homegardens to the maintenance of species diversity seems to be one of its most important ecological functions. It would be misleading to compare homegarden-productivity with conventional agricultural production systems. The highly individual character of homegardening and the flexible handling of this production system its different from staple food production and plays a different key role in the families. It's contribution to the social welfare and economic independence especially of women and children has been completely neglected in the past. It's role in the informal economic sector has not been considered until now. There is urgent need for appropriate support of homegardening in the future. This book tries to give some ideas how to implement appropriate measures and how to establish awareness for this important activity
Ausgangspunkt der vorliegenden Arbeit war es, das theaterhistorische Phänomen des chinesischen experimentellen Theaters komparatistisch sowohl als das Ergebnis der Begegnung zweier sehr verschiedener kulturhistorischer Linien (China/ Europa) zu beschreiben als auch in den traditionellen Kontext chinesischer Theaterinnovationen einzuordnen und aus ihm heraus zu erklären. Behandelt wird u.a. der machtpolitische Kontext interkultureller Begegnungen. Es stellt sich die Frage, ob man auf einem "transzendentalen Hügel hockend" China beobachten kann. Man ist immer wieder mit der Frage konfrontiert, aus welcher Perspektive man bei der Untersuchung anderer Kulturen zu adäquaten Ergebnissen kommen kann. Soll man einen aussenstehenden Beobachterposten behaupten oder soll man anerkennen, dass die eigene Anwesenheit vor Ort den Beobachtenden bereits involviert in das zu Beobachtende oder soll man sich seiner eigenen Aktivität bewusst werden und den ohnehin fiktiven Objektivitätsstatus bewusst aufgeben? Ich konnte während der Arbeit an der Inszenierung "Leg deine Peitsche nieder - Woyzeck" in Peking künstlerische und Alltagskommunikation erleben und Einsichten gewinnen, die ohne diese Arbeit unmöglich gewesen wären. Die chinesische Kultur hat bereits frühzeitig Schriftsysteme und eine Schriftkultur ausgebildet. Dennoch haben meine Untersuchungen ergeben, dass die Bereiche der Wissensvermittlung (Lern- und Lehrverhalten), der darstellenden Künste und der sozialen Kommunikation bis in unser Jahrhundert hinein von einer Tradition oraler Techniken und Kommunikation geprägt sind. Ganz wesentlich ist z.B. traditionell der Aspekt der LEIBLICHKEIT bei der Wissensvermittlung. Das Leibwissen eines Lehrers wird durch ständiges Üben und Wiederholen durch den Schüler in dessen Leib inkorporiert. Die Schüler (im profanen, im religiösen oder künstlerischen Bereich) werden hauptsächlich in das WIE der Übungen, nicht aber in das WARUM eingewiesen, weil sich aus der Logik dieses Denkens ergibt, dass sich aus der ausgefeilten Qualität des Geübten mit der Zeit der Sinn dessen über den Leib des Schülers von selbst erschließt. Oralen Techniken von Wissensvermittlung ist es eigen, dass sie dem Wiederholen größeren Wert beimessen als dem Neuerfinden. Dies ist eine Traditionslinie, die noch heute für das chinesische Sprechtheater wirksam ist. Innovation im chinesischen Kontext bedeutet vor allem Detailinnovation, aufbauend auf ein gegebenes Modell. Die chinesische Gesellschaft verfügt über ein reiches Instrumentarium theatraler Kommunikation. Aufgrund der Sozialstruktur und des ausgeprägten Relationsdenkens verfügen die kulturell Kommunizierenden über "shifting identities" wie Jo Riley es für die Darsteller im chinesischen traditionellen Musiktheater feststellte und wie Rosemarie Juttka-Reisse ein adäquates Phänomen für die Praxis von sozialem Rollenwechsel in sozio-kulturellen Kommunikations- und Interaktionsprozessen nachwies. "Shifting identies" bedeutet, dass Kommunizierende in der Lage sind, spontan und flexibel auf neue Kommunikationskontexte mit dem entsprechenden performativen Instrumentarium zu reagieren. Dieser Umstand hat weitreichende Konsequenzen für die Rollengestaltung im chinesischen Theater. Zum Beispiel ist der Brecht'sche Begriff der Verfremdung aus diesem Grunde NICHT oder bestenfalls nur partiell auf das chinesische Theater anwendbar. Die Brecht'sche Verfremdungstheorie ist nicht dem chinesischen Theater abgeschaut, sondern auf das chinesische Theater projiziert. Im Zusammenhang mit dem Leiblichkeitskonzept steht eine spezifische Vorstellung der EINVERLEIBUNG von Wissen, auch nicht-chinesischen Wissens. Beispielsweise wird bis in die 1990er Jahre hinein immer wieder auf die VERDAUUNGSMETAPHER zurückgegriffen. Das Einverleibungsprinzip, welches in engster Verbindung mit dem chinesischen Ahnenkult steht, ist mindestens einmal einer Fundamentalkritik unterzogen worden. Kurioserweise geschah dies nach der Einverleibung westlichen Wissens, insbesondere der Fortschrittsidee und der Vorstellung evolutionärer historischer Weiterentwicklung. Lu Xun nämlich prägte die Metapher der Menschenfresserei, die sich auf die als reaktionär erkannte Einverleibung "feudalistischen" Wissens aus der alten, dem Westen unterlegenen chinesischen Gesellschaft bezog. Seither gibt es die "fortschrittliche" und die "reaktionäre" Verdauung, wobei der Diskurs um kulturelle Identität, um Erneuerung und Bewahrung immer wieder neu festzulegen versucht, was gegebenfalls nützlich oder nutzlos ist. Die Entstehung des chinesischen experimentellen Theaters ist ohne das Eingebettetsein in historische Linien der chinesischen Theatergeschichte nicht erklärbar. Aneignungsmuster in bezug auf die Aufnahme neuer Anregungen aus anderen Kulturen haben eine traditionelle Logik entwickelt, die man nur erkennen und einordnen kann, wenn man sich ausführlich den historischen Voraussetzungen und Rahmenbedingungen von Theater in China widmet. Deshalb bin ich auf diese historischen Linien ausführlich eingegangen. Das experimentelle Theater in China setzt diese Linie fort. Deshalb kann man schlussfolgern, dass das chinesische Sprechtheater "eine Art Pekingoper mit anderen Mitteln" ist, und nicht ein bürgerlich-westliches Sprechtheater mit chinesischer Kolorierung. Das chinesische Theater hat sich über die langen historischen Zeiträume seiner Entstehung als sehr aufnahmefähig für interkulturelle Anregungen gezeigt. Man kann sagen, dass es das Ergebnis dieser Interaktionsprozesse ist. In diesem Sinne ist die Integration westlicher Theaterstile und damit auch die Entstehung des experimentellen Theaters als traditionelle Strategie im Umgang mit dem Fremden anzusehen. Es handelt sich tendenziell nicht (nur) um einen Ausdruck von Modernität, sondern von Tradition. Es ist in der chinesischen Theatergeschichte nicht um die Echtheit/ Authentizität des adaptierten ausländischen Materials gegangen, sondern hauptsächlich um die Anwendbarkeit im eigenen Kontext. Das wiederum führt folgerichtig zu dem Schluss, dass es z.B. keine "falsche" Rezeption westlichen Theaters in China geben kann, sondern nur eine chinesische. Der experimentelle Zugang zu neuen Formen innerhalb der chinesischen Theaterkultur ist ein historisch praktizierter. Die chinesische Praxis des Experiments ist historisch verbunden mit einer Praxis des Ausprobierens, Integrierens, Ausschmückens, einer Art Patchwork-Strategie. Im Gegensatz zum westlichen Begriff des Experiments ist diese Praxis nicht an abstrakte Hypothesenbildung und die systematische Beweisführung gebunden. Hauptinstrument neuer Erkenntnisse war die empirische Beobachtung. Die Entstehung des experimentellen chinesischen Theaters im 20. Jahrhundert, welches erstmals an verschiedene Begrifflichkeiten gebunden wird und nicht einfach als historische Praxis dem chinesischen Theater inhärent ist, deutet auf eine neue Qualität dieses Phänomens in der chinesischen Theatergeschichte hin. Die neue Qualität im Vergleich zur historisch-experimentellen Praxis besteht darin, dass die chinesische Kultur erstmals in ihrer Geschichte als Hochkultur Asiens mit einem ernstzunehmenden, hegemonial operierenden Feind konfrontiert war, der mit seinem ökonomisch-militärischen Potenzial die Qualität der chinesischen Kultur als Ganzes in Frage stellte. Nun sahen sich die chinesischen Eliten gezwungen, die westlichen Mittel zum chinesischen Zweck des Überlebens zu machen. Aus diesem Grunde wurden westliche Ideen und Praktiken, wie z.B. das bürgerliche Sprechtheater rezipiert. Dies musste als Praxis aber auch als Begriff umgesetzt werden. Aus diesem spezifischen Entstehungskontext ergibt sich eine unterschiedliche Richtung der Theateravantgarden in China und im Westen. Während die historische Theateravantgarde im Westen in ihrer Kritik am bürgerlichen Theaterkonzept und in ihrer Auseinandersetzung mit Industrialisierungs- und Technologiesierungsprozessen auf "Retheatralisierung" des Theaters drängte, gingen die chinesischen Theaterkünstler den entgegengesetzten Weg. Die neuen historischen Erfahrungen ließen sich in den volkstümlichen Geschichten und den historischen Analogien des traditionellen chinesischen Theaters und in ihrer stilisierten Theatralität nicht mehr adäquat darstellen. Plötzlich wurde ein neues Realismuskonzept, welches nach DETHEATRALISIERUNG drängte, wesentlich. Darüberhinaus gehört es zur historischen Linie des chinesischen Theaters, dass es stark profitierte sowohl von nicht-chinesischen Anleihen anderer Theaterkulturen als auch von den Volkskünsten der eigenen Kultur. Es waren zunächst Laiendarsteller und Amateurtheaterkünstler, die in den 1920er Jahren die vielfältigen Kategorien des chinesischen "experimentellen" Theaters erfanden und später in einen professionellen Status überführten. Neben den kulturellen Einflüssen des westlichen Imperialismus war China ebenfalls mit dem hegemonialen Bestreben insbesondere des sowjetischen Kulturimperialismus konfrontiert. Die sowjetische Kulturpolitik favorisierte das Stanislawski-Konzept. Dieses wurde dann zunächst, nach Gründung der VR China 1949, zu einem der Grundpfeiler der Idee eines neu zu entwickelnden chinesischen Nationaltheaters. Seit den 1980er Jahren wird es zunehmend kritisiert. Seitdem werden andere westliche Konzepte interessant. Dazu gehören die Konzepte der westlichen historischen Avantgarde ebenso wie die des absurden und weitestgehend postmodernen Theaters. Seit den 1990er Jahren sind zwei Haupttendenzen im modernen chinesischen Theater festzustellen. Zum einen unterliegt das Theater rigiden Kommerzialisierungstendenzen. Zum anderen sieht sich das Theater einer Vielzahl neuer Unterhaltungsmedien (TV, Kino, Karaoke, Shows etc.) gegenüber, die es veranlassen, sich verstärkt auf die spezifischen Möglichkeiten theatralen Ausrucks zu besinnen. Das führt dazu, dass nun sowohl das theatrale Potenzial des klassischen chinesischen Theaters interessant wird ebenso wie die Retheatralisierungsversuche der westlichen Avantgarde. Seit Mitte der 1980er Jahre ist eine erneute, hitzige Debatte über Begriff und Inhalt von experimentellem Theater im chinesischen Kontext zu beobachten. ; The starting point of this paper was both to describe the theatre-historical phenomenon of Chinese experimental theatre in a comparative way, as the result of the encounter of two culture-historical lines differing very much (China/Europe) and to put it in its proper historic context and thus to explain from its context. The power-political context of intercultural encounters is dealt with. The question arises whether one would be able to watch China at all " sitting on a transcen-dental hill". You are constantly facing the question from which perspective you can achieve adequate results when researching/ investigating foreign cultures. Should you maintain your (external) observer status or should you recognise that your own presence at the site involves the observer what he watches or should you consciously give up the anyhow fictitious status of objectivity. While staging "Put down your whip - Woyzeck" in Beijing at the State theatre called Central Experimental Theatre I could experience both artistic and every-day communication, without which this paper would and could never have been written. The Chinese culture has developed writing systems and a written culture early on in history. Nevertheless, my study has shown, that instruction (learner and teacher behaviour), performing arts and social communication have been highly influenced by the oral tradition of communication throughout the centuries. The aspect of corporality in instruction is essential. The teacher's incorporated knowledge is transferred to the student's body through permanent exercise and repetition/revision. The student (worldly, religious and artistic spheres) is taught HOW to do the exercise but not necessarily WHY because part of this thinking is the idea that the awareness of the meaning of the skill comes to the student through his body. This implies that it is a characteristic feature of oral instruction/information stresses repetition rather than innova-tion. This line of tradition has always been efficient for the Chinese spoken drama, even today. Innovation in a Chinese context means chiefly innovation of detail based on a model given. The Chinese society developed a rich variety of tools of theatrical communication. Due to the social structure and a well-developed relational thinking the cultural communicators have "shifting identities" as Jo Riley stated it in terms of the performers in the Chinese traditional music thea-tre. Rosemarie Juttka-Reisser confirmed an adequate phenomenon for the practice of switching social roles in processes of socio-cultural communication and interaction. "Shifting identities" means that communicators are capable of spontaneously and quickly responding to new communication contexts through adequate performative sets of instruments. This has an impact on the performance of roles in Chinese theatre. Therefore the Brechtian term of alienation, for instance, can not or only partly be applied to Chinese theatre. Thus, the Brechtian theory of alienation is not derived from Chinese theatre but rather projected to it. Linked to the concept of incorporation of knowledge is a specific image of incorporation of knowledge including the non-Chinese one. Up to the 1990s the metaphor of digestion had been used again and again. The principle of incorporation which is closely connected with ancestor cults underwent fundamental criticism at least once. Curiously enough, this happened after the incorporation of Western knowledge, in particular of the idea of progress and evolution/ revolution. Lu Xun coined the metaphor of cannibalism. This relates to the traditional incorporation of the so-called "feudal" knowledge based in the Chinese culture which has been understood as inferior to the West. Since then there has been "progressive" and "reactionary" digestion; discourse about cultural identity, about renewal and preservation of Chinese values has always been trying to re-determine what is useful or useless respectively. The appearance and existence of the Chinese experimental theatre can not be explained without it being embedded in the line of Chinese (theatre)history. Patterns of acquisition in terms of the perception of new stimuli from other/foreign cultures have developed a traditional logic which can only be recognized and categorized if you have a deeper understanding of the historic condition and the whole framework of theatre in China. Therefore I dealt with this historical line in detail. The experimental theatre in China continues this line to a certain extend. This results in the Chinese spoken theatre being "a kind of Beijing opera with a different approach" but not a bourgeois Western spoken drama with a Chinese touch. Throughout its history the Chinese theatre has always readily absorbed intercultural stimuli. So you can say that these processes of interaction have contributed to contemporary Chinese theatre. Thus you can regard the integration of Western theatre styles including the development of the experimental theatre a highly traditional strategy for encountering and dealing with the foreign element. This strategy is not an expression of modernity only but mainly of tradition. Chinese theatre history was not particularly interested in the authenticity of the adopted foreign material but in its application within the Chinese context. This has led to the conclusion that there cannot be any "wrong" perception of the Western theatre in China but only a Chinese. The experimental approach to new forms within the Chinese theatre culture has been used all the time. The Chinese experimental practice has indeed been linked with integrating, ornamenting and trying out resulting in a kind of patchwork. In contrast to the Western term of experiments this practice does not depend on abstract hypotheses and proofs systematically shown. This is partly due to Western sciences focussing on mathematics while Chinese sciences were concentrating on dealing with problems of relations (physics). Therefore they (have) preferred empirical observation to mathematical analysis in order to achieve new knowledge. In contrast, the experimental Chinese theatre in the 20th century, reflects a new quality in their approach to theatre which, for the first time, attempts to use concepts like in the Western theatre. The reason for this new approach resulted from the fact that for the first time in its history Chinese culture as an Asian high culture was faced with a serious hegemonially operating enemy that questioned the quality of the Chinese culture as a whole through its economic and military potential. The Chinese intellectual elite was forced to respond to the Western threat by using Western methods (including spoken drama) in order to survive: using a Western means to a Chinese end. These specific historical circumstances and power relations have led to different directions of avantgarde theatre movements in China and the West in the early 20th century. Western and Chinese theatre artists went opposite ways: while the former initiated the Re-theatralisation in their criticism of the bourgeois theatre concept and of industrialisation; the latter focused on De-theatralisation which had become a new concept, that of realism/ naturalism. The new experiences of the time could no longer be expressed in their folktales and historical analogies of the traditional Chinese theatre and its stylised theatricality. Amateurs (in particular students of big cities) were the first to invent the various categories of a Chinese "experimental" theatre and later transformed its status into a professional one. Apart from cultural influences of Western (including Japan) imperialism China faced the same problems with the Soviet cultural imperialism. The Soviet cultural policy favoured Stanislavsky's concept. This idea became the basis of a new Chinese national theatre which was to develop after the formation of the People's Republic of China in 1949. Since the 1980s it has increasingly been criticised. In addition other Western concepts have attracted attention including concepts of the Western historical avantgarde, the theatre of the absurd and post-modern theatre. Since the 1990s two major tendencies of modern Chinese theatre can be stated. On the one hand, the theatre is subject to rigid tendencies of commercialisation (which means that the state cut the subsidies), on the other hand, the theatre is confronted with a variety of new entertainment media (TV, cinema, karaoke, shows etc.) which make it remember its specific oppor-tunities of theatrical expression (now including traditional Chinese theatre forms). At the moment a new heated debate about the term and the content of experimental theatre is going on.
Esta contribución es una versión revisada, actualizada y sustancialmente ampliada del artículo del autor publicado bajo el título «La cultura epigráfica de la Hispania romana: inscripciones, auto-representación y orden social» en las dos ediciones del volumen Hispania. El legado de Roma, editadas por M. Almagro-Gorbea y J. M. Álvarez Martínez et alii en los años 1998 y 1999. El objetivo del estudio es dar una vista general de la historia de la cultura epigráfica de los romanos en la Península Ibérica a lo largo de casi mil años, con especial atención a problemas epigráficos tratados por el autor durante más de cuarenta años, de lo que resulta que en primer lugar se traten las inscripciones de la Hispania citerior, mientras que los epígrafes de la Baetica y de la Lusitania aparecen solamente de forma colateral. En el Imperio romano se conocen más de 400.000 inscripciones latinas. Unas 25.000 de ellas proceden de la Península Ibérica, donde su cantidad aumenta continuamente por nuevos hallazgos. Sin embargo, también la revisión de inscripciones conocidas ya desde hace mucho tiempo puede ofrecer nuevos conocimientos importantes. Entre los hallazgos epigráficos más recientes se encuentran documentos de gran importancia como la lex Irnitana, el nuevo fragmento de la lex Ursonensis, la Tabula Siarensis, el Senatus consultum de Cnaeo Pisone patre o últimamente el edicto de Augusto encontrado en El Bierzo y la lex rivi Hiberiensis. Para orientarse en la gran masa de la inscripciones de Hispania está justificada una nueva edicion del volumen II del Corpus Inscriptionum Latinarum (último fascículo aparecido: CIL II2, Pars XIV, Conventus Tarraconensis, Fasc. 2, Colonia Iulia Urbs Triumphalis Tarraco, 2011). La más antigua inscripción lapidaria de la Hispania romana y de todo el Occidente romano es la inscripción dedicada a Menrva, es decir, a Minerva, en Tarraco durante la segunda guerra púnica. Son pocas, relativamente, las inscripciones hispanas pertenecientes a la época republicana, principalmente a sus últimos decenios; su concentración más importante se observa en Carthago Nova. Como consecuencia de la fundación de colonias y municipios bajo el reinado de Caesar, y en particular de Augusto, tuvo lugar un incremento notable de la cultura epigráfica de Hispania. Buenos ejemplos para el nacimiento y la difusión del epigraphic habit ofrecen, entre otras ciudades, Saguntum y Segobriga. En los fora de estos municipios, establecidos bajo Augusto, se encuentran inscripciones pavimentales con letras de bronce que fueron doradas, en consonancia con la difusión de esta nueva técnica epigráfica de la época augustea para glorificar la nueva aurea aetas; los fora y los demás edificios públicos se llenaron con inscripciones honorarias, grabadas en el pedestal de la estatuas de los emperadores, de los representantes del gobierno romano y de los miembros de las élites locales. Con frecuencia se pusieron monumentos sepulcrales, no sólo de los miembros de las capas superiores, sino también de los estratos sociales dependientes de la aristocracia, incluso de sus libertos y esclavos que, como los estratos inferiores de la sociedad romana en general, imitaban los métodos de la autorepresentación de sus dueños. La cultura epigráfica se difundió en época augustea y julio-claudia no solamente en la parte oriental de la Hispania citerior y en la Baetica, es decir, en las zonas de fuerte romanización de la Península Ibérica, sino también en el interior y en el noroeste de Hispania. En época flavia y trajanea tuvo lugar en Hispania una verdadera "explosión epigráfica«: en esta época el número de inscripciones aumentó en muchas ciudades y en sus territorios de un modo sorprendente, y aparecieron nuevos tipos de monumentos epigráficos. En Tarraco, por ejemplo, de las aproximadamente 1.600 inscripciones de la ciudad, sólo unas 100 se fechan en época republicana, augustea y julio-claudia; el resto es posterior, y la mayor parte pertenece a la época flavia y antonina; desde el reinado de Vespasiano se observa, entre otras cosas, la producción en masa de pedestales para estatuas con inscripciones honorarias, anteriormente desconocidas. Se puede hablar casi de una "revolución cultural«. El motivo para este cambio radical del epigraphic habit fue el cambio en la mentalidad de las élites y, siguiendo los comportamientos de ellas, también de grandes masas de las capas inferiores. Para Tácito, Hispania fue ya en época de Tiberio in omnes provincias exemplum; con la proclamación de Galba como emperador se cumplió la antigua profecía de que un día Hispania presentaría al dominus rerum; la extensión del ius Latii a todas las comunidades de Hispania por Vespasiano significó que el país llegó a ser una región casi como Italia; y el ascenso de muchos hispanos en el orden senatorial y con Trajano y Adriano hasta el poder supremo produjo en las élites hispánicas la sensación de que eran verdaderos romanos. Las inscripciones tenían que expresar su romanidad, su poder y su esplendor – un comportamiento que dio motivo también a muchos estratos inferiores para imitar el epigraphic habit de las élites según sus propias posibilidades. Sin embargo, desde mediados del siglo II la representación epigráfica de las élites sociales empezó a cesar. Desde la época de Marco Aurelio y Comodo, la costumbre de erigir monumentos honorarios para los miembros de las capas superiores acabó casi de forma general, y en muchas ciudades, entre ellas centros urbanos con un patrimonio epigráfico considerable en épocas precedentes y con una estructura social tan diferente como, por ejemplo, Saguntum, Segobriga o Segovia, el epigraphic habit desde finales del siglo II prácticamente desapareció. En una ciudad con una tradición epigráfica tan grandiosa como Tarraco, en el siglo III sólo muestra una continuidad la cultura epigráfica sepulcral. Por cierto, en los siglos III y IV los emperadores también recibieron obligatoriamente estatuas honorarias con inscripciones en su pedestal, pero desde mediados del siglo III estos pedestales fueron, no solamente en Tarraco, monumentos anteriores reutilizados (como evidentemente también las estatuas). El retroceso general del epigraphic habit en una ciudad anteriormente tan rica como Carthago Nova, antes que en otras ciudades, se explica por una parte por las grandes dificultades económicas que afectaron a muchas ciudades hispanas ya a mediados del siglo II, pero por otra parte también por el cambio de la mentalidad de las élites, que perdieron su interés en la autorepresentación con monumentos caros y que presentaban su rango social sobre todo en manifestaciones públicas. En algunas ciudades hispánicas la cultura epigráfica continuó también en época tardoimperial como una cultura epigráfica cristiana. El nucleo principal de la epigrafía cristiana en la Península ibérica fue Tarraco, con unas 140 inscripciones, no sólo en los siglos IV y V, sino también bajo el dominio visigodo hasta la invasión árabe a comienzos del siglo VIII. Las inscripciones cristianas, incluso las visigodas, casi sin excepción funerarias, conservaron todavía elementos de la tradición epigráfica anterior y, con ésta, de la cultura romana, pero su objetivo principal fue expresar la fe cristiana. ; This contribution is a revised, updated and considerably expanded version of the author's article published under the title «La cultura epigráfica de la Hispania romana: inscripciones, auto-representación y orden social» [«The epigraphic culture of Roman Hispania: inscriptions, self-representation and social order»] in the two editions of the volume Hispania. El legado de Roma, [Hispania. The legacy of Rome] edited by M. Almagro-Gorbea and J. M. Álvarez Martínez et alii in 1998 and 1999. The objective of the study is to give a general overview of the history of the epigraphic culture of the Romans in the Iberian Peninsula over almost a thousand years, with special reference to epigraphic problems that the author has been studying for more than forty years, which show first of all that the inscriptions relate to Hispania citerior, while epigraphs appear in Baetica and Lusitania only incidentally. More than 400,000 inscriptions are attributed to the Roman Empire; some 25,000 of them come from the Iberian Peninsula, where the number is continually growing as a result of new finds. However, reviewing inscriptions that have been known for a long time can also yield important new information. Amongst the most recent epigraphic finds are documents of major importance such as the lex Irnitana, the new fragment of the lex Ursonensis, the Tabula Siarensis, the Senatus consultum de Cnaeo Pisone patre and recently the edict by Augustus found in El Bierzo and the lex rivi Hiberiensis. A new edition of volume II of the Corpus Inscriptionum Latinarum is justified to classify the vast number of inscriptions in Hispania (the last supplement to appear is: CIL II2, Pars XIV, Conventus Tarraconensis, Fasc. 2, Colonia Iulia Urbs Triumphalis Tarraco, 2011). The oldest lapidary inscription from Roman Hispania and the whole of the Roman West is the inscription dedicated to Menrva, i.e., to Minerva, in Tarraco during the second Punic war. There are relatively few Hispanic inscriptions belonging to the republican era, and those that are known belong mainly to its final decades; the most important concentration is from Carthago Nova. As a result of the foundation of colonies and municipia under the reign of Caesar, and more particularly that of Augustus, the epigraphic culture in Hispania increased considerably. Good examples showing the origin and extension of the epigraphic habit can be seen in Saguntum and Segobriga, amongst other cities. In the fora of these municipia, established under Augustus, there are pavement inscriptions with gilded bronze lettering. They reflect the spread of this new epigraphic technique developed in the Augustan period for glorifying the new aurea aetas; the fora and the other public buildings were filled with honorary inscriptions, carved in the pedestals of statues of emperors, representatives of the Roman government and members of the local elites. Tomb monuments were frequently erected, not just for the members of the upper echelons, but also for members of the social strata dependent on the aristocracy, including their freedmen and slaves who, like the lower classes of Roman society in general, imitated their master's methods of self-representation. The epigraphic culture spread in the Augustan and Julio-Claudian period not only in the eastern part of Hispania citerior and Baetica, i.e. in heavily Romanised parts of the Iberian Peninsula, but also in the interior and the northwest of Hispania. In the Flavian and Trajanic period a real «epigraphic explosion» took place in Hispania: in this period there was a surprising increase in the number of inscriptions in many cities and their territories, and new types of epigraphic monuments appeared. In Tarraco, for example, only 100 of the approximately 1600 inscriptions in the city date to the Republican, Augustan and Julio-Claudian period; the rest are later, and most belong to the Flavian and Antonine period; from Vespasian's reign onwards we can see, amongst other things, the mass production of pedestals for statues with honorary inscriptions, which was not previously seen. It could almost be called a «cultural revolution». The reason for this radical change in the epigraphic habit was the changing mentality of the elites and that of the great masses of the lower ranks who emulated them. For Tacitus, Hispania was already in omnes provincias exemplum in the time of Tiberius; when Galba was declared emperor the ancient prophecy that one day Hispania would represent the dominus rerum was fulfilled; Vespasian's extension of the ius Latii to all the communities of Hispania meant that the country became a region almost like Italy; and the rise of many Hispanics to the senatorial order and, in the case of Trajan and Hadrian, even becoming emperor, gave the Hispanic elites the impression that they were true Romans. Inscriptions had to express their 'Romanness', their power and their splendour – conduct that also encouraged the lower classes to imitate the epigraphic habit of the elites as far as they could. However, from the mid-second century onwards the epigraphic representation of social elites declined. From the time of Marcus Aurelius and Commodus the custom of erecting honorary monuments for members of the upper echelons ceased almost entirely and from the end of the second century the epigraphic habit practically disappeared from many cities, including towns such as Saguntum, Segobriga and Segovia with very different social structures that had previously had a considerable epigraphic heritage. By the third century Tarraco, a city that had had an impressive epigraphic tradition, produced only tomb inscriptions. It is true that in the third and fourth centuries the obligatory honorary statues with inscriptions on their pedestals were dedicated to emperors, but from the mid-third century onwards these pedestals come – not only in Tarraco – from previous monuments that were reused (as the statues evidently were too). The general decline of the epigraphic habit in a city such as Carthago Nova, which had once been so rich, even before it fell out of favour in other cities, is explained on one hand by the major economic difficulties already affecting many Hispanic cities by the mid-second century, and on the other by the changing mentality of the elites, who lost interest in depicting themselves with expensive monuments and instead displayed their social rank mainly by funding public spectacles. In some Hispanic cities the epigraphic culture endured into the late imperial era as a Christian epigraphic culture. The main focal point of Christian epigraphy in the Iberian Peninsula was Tarraco, with about 140 inscriptions, not only in the fourth and fifth centuries, but also under Visigoth rule before the Arab invasion at the beginning of the eighth century. Christian inscriptions, including those of the Visigoths, were almost without exception funerary and still preserved elements of the earlier epigraphic tradition and, with it, Roman culture, but its main intention was to express the Christian faith.
Overview and introduction "Which organizational forms produce science? Expansion, diversity, and cooperation in Germany's higher education and science system embedded within the global context, 1900-2010". Already the title of my dissertation manifests an approach that examines the topic of the development of scientific productivity in the German higher education and science landscape from different perspectives: levels, dimensions, and an extensive timeframe. Deriving from and contributing to the international research project "Science Productivity, Higher Education, Research and Development, and the Knowledge Society" (SPHERE), my research focuses on the investigation of the influence of higher education development and science capacity-building on scientific knowledge production, globally, comparatively, and considerable depth for Germany, a key science producer for well over a century. Focusing mainly on the different structures and institutional settings of the German higher education and science system, the dissertations shows how these affected and contributed to the long-term development of scientific productivity worldwide. The historical, comparative, and in-depth analyses are especially important in light of advancing globalization and internationalization of science, stronger networks of scientists worldwide, and the emergence of the "knowledge society". The research design combines macro- and meso-level analyses: the institutionalized and organizational settings in which science is produced. Since information about single authors was limited in availability, extensive micro-level analyses were not possible here, yet the research articles analyzed were all written and published by individuals working in organizations, which are in the center of analysis here. By reference to the dimensions expansion, diversity, and cooperation, I elaborated the frame of my investigation, and sorted my research questions, including country, organizational field and form, and organizational levels. The structure of this work (see outline) addresses these themes and the observed timeframe spans the years from 1900 to 2010 – more than a century (see section 1.2). My main goal was to investigate how and why scientists publish their research results in peer-reviewed journal articles. The point is to emphasize the importance of scientific findings/discoveries, because non-published results are non-existent for the scientific community. From the ways and in which formats scientists publish their work, we can deduce how science is organized (within and across disciplines). My dissertation analyzes publications in peer-reviewed journals, because they are the most important format – alongside patents in applied fields – to disseminate new knowledge in science, technology, engineering, mathematics, and health (hereafter STEM+ fields). Articles not only record new knowledge, but also contribute to the reputation of researchers and their organizations. Journal publications in reputable journals with peer-review have become the "gold standard" measure of scientific productivity. Within the last several decades, the scientization of many dimensions of societal life proceeded, and the generation of new knowledge increasingly became the focus of political, economic, and social interests – and research policymaking. Therefore, it is important to identify the institutionalized settings (organizations/organizational forms) in which science can best be produced. Here, the diverse types of organizations that produce science – mainly universities, research institutes, companies, government agencies and hospitals – were identified and differences and similarities of these organizational forms were analyzed on the basis of their character, goals, tasks, and the kinds of research their members produce. In a first step, I show why I structured my work at the interface of higher education research, science studies, and bibliometrics (see chapters 2 and 5). Analyzing publications is still the key task of bibliometrics, but the results are used by many other actors as well: higher education managers, politicians, and scientists themselves to make claims about the quality of science, to compare each other, or to influence the structure, organization, and output of the higher education and science system. While it is difficult to make direct statements about the quality of research on the basis of simply counting the number of research articles a scientist publishes, the quality of journals is used as a proxy to compare across disciplines. To measure quality, other parameters are necessary. Thus, here statements focus on the quantity of science produced, not on the intrinsic quality of the analyzed research articles, the specific research achievements of individual scholars, organizations or organizational forms, or even countries. Nevertheless, output indicators elaborated here definitely show the huge expansion of scientific production and productivity, the stability of the research university over time as the most important science producer in Germany, but also rising differentiation and diversification of the organizational forms contributing to overall scientific output. Furthermore, the start of a considerable and on-going rise in national and international collaborations can be dated to the early 1990s. The chapter about the multidisciplinary context (see chapter 2) discusses the relationship between higher education research and science studies in Germany as well as the special position of scientific knowledge in comparison to other forms of knowledge. Scientific knowledge is generated, distributed, and consumed by the scientific community. To get an overview about the most important studies in the field, and to contextualize my work within the already existing empirical studies, I describe the current state of research in chapter 3. Research questions Section 1.2 provides a detailed description of my research questions: Which organizational forms produce science? 1. How has worldwide and European scientific productivity developed between 1900 and 2010 in comparison? 2. How has the German higher education and science system been embedded in the global developments of higher education and science over time? 3. How has scientific productivity in Germany developed between 1900 and 2010? 4. Among all science-producing organizational forms, what do the key organizational forms contribute to scientific productivity? 5. Which organizational forms provide the best conditions for scientific productivity? 6. Which single organizations produce the most research in Germany? 7. What is the impact of increasing internationalization of research on national and international cooperation, measured in publications in scientific journals? Theoretical framework Theoretically (see chapter 4), I apply a neo-institutional (NI) framework to explore and explain both the tremendous expansion of higher education and science across the world and considerable differences across time and space in the institutional settings, organizational forms, and organizations that produce scientific research in Germany. Sociological NI focuses on understanding institutions as important in guiding social action and shaping processes of social development. Such an approach emphasizes the development, functioning, and principles of institutions. Milestones in NI describe the nexus of organization and society supposing that organizational structures express myths and reflect ideals institutionalized in their environment. While capturing, copying, and asserting these, structural similarity (institutional isomorphism) between organizations in society will be established. The concept of "organizational field" emphasizes relationships between organizations within an environment. Organizational fields (communities) consist of all relevant organizations. In section 4.1.2 I discuss the differences between institutions and organizations and the difficulty of a distinction of the terms, especially in German-speaking sociology, which does not distinguish clearly between these terms. Fundamentally, NI approaches differ in the dimensions or pillars and levels of analysis they privilege (see figure 5, p. 80), but they share fundamental principles and the theoretical framework. Thus NI is particularly suitable for a multi-level analysis of scientific productivity across time and space. The historical development of the German higher education and science system must analyzed considering also global developments, because on the one hand it had an enormous impact on the development of other systems worldwide, and, on the other hand, global trends affect the on-going institutionalization and organization(s) of science in Germany. Intersectoral and international cooperation is growing and becoming increasingly important, leading to diverse networks within and between higher education and science systems worldwide. The classical, national case study is hardly longer possible, because macro units like countries are highly interdependent, embedded in global, regional and local relationships, such that borders between the global and the national dimension are increasingly blurred. Nevertheless, countries are units with clearly defined boundaries and structures, thus they can be handled as units to compare. The theoretical perspectives and different levels of analysis addressed here are displayed in Figure 5. I apply the "world polity" approach as a broader lense with which to make sense of the truly global arena of higher education and science (macro level). The focus of this perspective is on global and international structures and processes, which developed over time. Through this perspective, I explore global diffusion and formal structures of formal principles and practical applications. Combining historical and sociological institutionalism helps to focus on developments and processes over time on the meso level, to explain how institutions have developed and change(d). The concepts of "critical junctures" and path dependencies are useful to explain these processes over time. To describe the transformation of knowledge production over the entire twentieth century, and to analyze different organizational forms that produce science in Germany, two prevalent theoretical concepts are discussed: Mode 1 versus Mode 2 science, and the Triple-Helix model to describe the relationship between science, industry and state. In "The New Production of Knowledge" Michael Gibbons and his colleagues describe the transformation of knowledge from an academic, disciplinary, and autonomous – "traditional" – organization of science (Mode 1) with a focus on universities as the key organizational form, to a more applied, transdisciplinary, diverse, and reflexive organization of science (Mode 2) that features a more diverse organization of science, relying on a broader set of organizations producing knowledge. Within the literature, debates center on whether this new model has replaced the old, and which of these models best describes the contemporary organization of science (here: the STEM+ fields). In turn, the Triple-Helix model preserves the historical importance of the universities. This approach assumes that future innovations emerge from a relationship between universities (production of new knowledge), industry (generation of wealth), and state (control). Data and methods In these analyses, only peer reviewed journal publications were used – as the best indicator for measuring the most legitimated, authoritative produced science. This focus enabled an investigation of publications in-depth and over a 110 year timeframe. Research articles in the most reputable, peer-reviewed, and internationally reputable journals are the gold standard of scientific output in STEM+. The data I used is based on a stratified representative sample of published research articles in journals in STEM+-fields. My measure relies on the key global source for such data, the raw data from Thomson Reuters' Web of Science Science Citation Index Expanded (SCIE) (the other global database is Elsevier's Scopus, which also indexes tens of thousands of journals), which was extensively recoded. Methodologically, my approach is based on a combination of comparative institutional analysis across selected countries and historically of the German higher education and science system, and the systematic global evaluation of bibliometric publication data (see chapter 6). The SCIE includes more than 90 million entries (all types of research), mainly from STEM+-fields. I focus on original research articles, because this type of publication contains certified new knowledge. The SPHERE dataset covers published research articles from 1900 to 2010. From 1900 to 1970, we selected data in 5-year-steps in the form of a stratified representative sample. From 1975 onwards full data is available for every year. Depending on the research question, either five or ten-year steps were analyzed. A detailed description of the sampling and weighting of the data can be found in chapter 6. In consideration of the criteria above, I analyzed 17,568 different journals (42,963 journals were included into the database if we count the same journals in different years), and a total of 5,089,233 research articles. To prepare the data for this research, it had to be extensively cleaned and coded. Very often our international research team found missing information on the country level and/or on the level of organizations/organizational forms. From June 2013 to December 2015, research in the archives of university libraries was necessary to manually add missing information, particularly organization location and author affiliations. In the field of bibliometrics, we find different methods to count publications. In this work, I mainly apply the "whole count" approach (see table 1, p. 126). This decision is based on the assumption that every author, organization, or country contributed equally to a publication. An overestimation of publications can't be precluded, because research articles are counted multiple times, if a paper is produced in co-authorship, which has been rising worldwide over the past several decades. The absolute number of publications (worldwide, Europe, Germany) is based on a simple counting of research articles (without duplicates, in cases of co-authored articles). Summary of the most important results The empirical part of my work is divided into three parts. In the following sections, I will present the most important findings. The global picture – higher education and science systems in comparison The central question of my research project was "which organizational forms produce science"? For a better understanding and classification of the results of my case study, I embedded the German higher education and science system into the European and global context. I answered the questions "how did the worldwide and European scientific productivity developed between 1900 and 2010 in comparison", and "how was/is the German higher education and science system embedded in global developments of higher education and science over time" as follows: First, I show that the worldwide scientific growth followed a pure exponential curve between 1900 and 2010 (see figures 3 and 10; pp. 50, 147) – and we can assume that this strong upward trend continues today. The massive expansion of scientific production had and still has a tremendous influence on societal developments, beyond simply economic and technical developments, but rather transforming society. I show that higher education and science systems worldwide exhibit communalities, which have led to similar developments and expansion of scientific productivity. The comparison of important European countries (Germany in comparison with Great Britain, France, Belgium and Luxembourg) uncovered the contribution of the development and spread of modern research universities and the extraordinary and continued rise in publication output (see section 7.2; Powell, Dusdal 2016, 2017a, 2017b in press). Within the global field of science, three geographical centers of scientific productivity have emerged over the twentieth century: Europe, North America, and Asia. Their relative importance fluctuates over time, but today all three centers continue to be the key regions in the production of scientific research in STEM+ journals. Especially in Asia, the growth rates have risen massively in recent years (Powell et al. 2017 in press). Second, I investigated that all countries worldwide invest more into research and development (R&D) (figure 9, p. 140). These investments have a clear impact on the scientific productivity of nations, yet there are important differences between countries in absolute production and productivity rates. Alongside direct investments in R&D or the application of patents in STEM+-fields that influence the expansion of science, the capacity for producing more knowledge fundamentally depends on rising student enrolments, a growing number of researchers, the widening of research activities into various arenas of society, the development of products, and the (re-)foundation of universities (Powell, Baker, Fernandez 2017 in press). As part of the higher education expansion and massification during the 1960s and 70s, the numbers of researchers and students rose tremendously. The growth of scientific publications thus results from the on-going institutionalization of higher education and science systems worldwide. The growth of publications is also explained by the steady growth in the number of researchers working within these growing – and increasingly interconnected – systems. Third, I could reject the argument of Derek J. de Solla Price that the pure exponential growth of scientific literature has to flatten or would slow-down several decades after the advent of "big science" (see paragraph 2.4; figure 4 and 10; p. 53, 147). Although radical historical, political, economical, and technical events (see figure 11, p. 150) led to punctual short-term decreases in publication outputs, the long-term development of universities and other organizational forms producing science led to sustained growth of scientific publications, with the numbers of publications rising unchecked over the long twentieth century. In 2010, the worldwide scientific productivity in leading STEM+ journals was about one million articles annually. Fourth, I could show that the absolute numbers have to be put into perspective and standardized in relation to the investments in R&D, the size of the higher education and science systems, the number of inhabitants (see figure 12, p. 159), and the number of researchers (table 3, p. 162; figure 13, p. 164). The initial expansion of scientific publications in STEM+-fields is based on a general growth of higher education and science systems. The different institutional settings and organizational forms that produce science have an impact on scientific productivity. The selected country case studies – Germany, Great Britain, France, Belgium and Luxembourg – demonstrate that systems with strong research universities are highly productive; they seem to provide conditions necessary for science. As a result, not only the number and quality of researchers is important, but also the institutional and organizational settings in which they are employed. Fifth, in international comparison, Germany continues to contribute significantly to scientific productivity in STEM+ fields. With an annual growth rate of 3.35%, Germany follows the United States and Japan. In 2014, German governments invested €84.5 billion in R&D – 2.9% of overall GDP. The EU-target of 3% by 2020 was barely missed. In 2010, Germany produced 55,009 research articles (see table A5). In comparison to Great Britain, France, Belgium and Luxemburg, Germany still leads in scientific output in Europe –comparing just the absolute numbers. The size of the country itself and the institutionalization of the higher education and science systems influence publication outputs, of course, with these absolute numbers in relation to other key indicators showing a different picture. Standardized by the number of inhabitants, Germany published less articles per capita than Belgium and Great Britain. The number of researchers amounted to 327,997 (FTE) in 2010. The ratio of inhabitants to scientists was 1,000:4. Among these countries studied in-depth, Luxembourg and Great Britain had more researchers per capita than did Germany. The interplay of the organizational forms of science in Germany between 1900 and 2010 On the basis of the analysis of the global and European contexts, and development of worldwide scientific productivity over time in chapter 7, I started the in-depth case study of Germany. Bridging this overview and the following in-depth analyses is a chapter on the institutionalization of the German higher education and science system (see chapter 8). Here, I described the most important institutions and organizations and the organizational field – universities, extra-university research institutes and universities of applied sciences. Furthermore, I discussed the differences between West and East Germany during their division (1945–1990). Summarizing the most important results shows that the development of publications in Germany follows global and European trends (on a lower scale) (see figure 16, p. 208). Over time, Germany experienced pure exponential growth of scientific publications and a rising diversity of organizational forms that contribute to scientific productivity (see sections 9.1 and 9.3). I answered the following three research questions: "how has the scientific productivity in Germany developed between 1900 and 2010", "among all science producing organizational forms, what do the key organizational forms contribute to scientific productivity", "which organizational forms provide the best conditions for scientific productivity", and "which single organizations are the most research intense in Germany"? First, the growth curve of scientific publications in Germany turns out as expected – it shows pure exponential graph, comparable with the worldwide and European development of scientific productivity between 1900 and 2010. Here, too, cataclysmic events such as the two world wars and the Great Depression as well as reunification had only short-term (negative) impact (figure 11, p. 150) on scientific productivity, without even a medium-term slow-down or flattening of the curve. By 2010, the total number of publications in STEM+ fields by researchers in German organizations topped 55,000 in one year alone. Second, a detailed examination and comparison of the development of scientific productivity in West Germany and East Germany between 1950 and 1990 showed that the growth rate of Germany (altogether) was based mainly on steady growth of scientific publications in West Germany (see figure 17, p. 211). The growth curve of the former GDR was quite flat and proceeded on a very low level. As a result, I conclude that the GDR's higher education and science system, based on its academy model, did not provide conditions for scientific productivity as optimally as did the BRD. Third, a detailed analysis of the "key classical" organizational forms of science – universities and extra-university research institutes – show that universities were and are the main producers of scientific publications in STEM+ from 1975 to 2010 (see figure 18, p. 217). On average, university-based researchers produced 60% of all articles and defended their status against other organizational forms, which leads to the rejection of the Mode 2 hypothesis. Non-university publications reached an average of 40%. But that does not mean that other organizational forms were not producing science as well. The percentage share of articles is ultrastable and shows only marginal variations. The thesis that the proportion of university publications should decrease over time can be rejected for the period from 1975 to 2010. This suggests that scientific productivity of universities is actually rising, since despite decreasing financial support (R&D) in favor of extra-university research institutes, the universities produced more research articles with less resources over time. Fourth, although not only scientists within universities and research institutes publish their research in scientific journals, jointly these organizational forms have produced more than three-quarters of all research articles since 1980. Already in the earlier years, they produced a large number of scientific articles. Other organizational forms also generate scientific knowledge (for an extensive description of the organizational form matrix, see table 4, pp. 222f.). Especially scientists in firms, government agencies, and hospitals publish articles in peer-reviewed journals in STEM+ (see figures 19 and 20; pp. 220, 246). Indeed, the universities have been the driving force of scientific productivity for more than a century. With their specific orientation to basic research and their linkage of research and teaching, they provide conditions that facilitate the production of science. Universities are among the oldest institutions with a high degree of institutionalization. All other organizational forms (academies, associations, infrastructures, laboratories, military, museums and non-university education) were identified in the dataset played only a minor role and were summarized in the category "further types". Fifth, the analysis of the ten most research-intensive single organizations in Germany in the year 2010 confirmed the results. Only universities and institutes were part of this group. A summary of publications of single institutes under their umbrella organizations shows that the institutes of the Max Planck Society and of the Helmholtz Association are the leading science producers in Germany, outpacing the scientific productivity of universities, but only when aggregating the contributions of dozens of individual institutes (see table 5, p. 259f). An analysis of single institutes shows that these research institutes cannot compete with universities, because of their size and the number of researchers. The Charite – Universitätsmedizin Berlin, a hybrid organization, is another leading science producer in Germany. National and international cooperation of scientific research Finally, increasing internationalization of research has impacted on national and international cooperation. leading to collaboratively-written publications in scientific journals. Through advancing globalization, national and international scientific cooperation increased in volume and importance. International cooperation in STEM+ is facilitated by the reputation of the research organization and of the co-authors, higher visibility within the scientific community and more possibilities for interdisciplinary research as well as better or more specialized facilities. Today, more than a third of all research articles worldwide are produced in scientific collaboration; only around a quarter are single-authored articles. In contrast to Humboldt's principle "in Einsamkeit und Freiheit" (in loneliness and freedom), research is no longer done by one scientist, but is much more likely the result of collaboration. Research networks are increasingly important, and researchers share their common interests on a research question, publishing their results in joint publications. Researchers, organizations, and indeed countries differ in the ways they organize their research and thus how they enable research and collaboration. This depends on location, size, higher education and science system, the organizational field and organizations. Here, varying patterns of scientific cooperation were presented, showing a massive increase in scientific collaboration in (inter)national co-authorships over time. Until the 1990s, researchers in all investigated countries (France, Germany, Great Britain, USA, Japan, China, Belgium, Luxembourg) published their research articles mainly as single-authored papers. Only since the 1990s have co- and multi-authored publications risen (considerably): In 2000, only a third of all publications were published by one author. In 2010, the proportion reached its lowest level with only one-fifth of all papers single-authored (see table 6, pp. 279f). Countries differ considerably in their amount of collaboratively-written research articles. References Powell, J. J. W. & Dusdal, J. (2016). Europe's Center of Science: Science Productivity in Belgium, France, Germany, and Luxembourg. EuropeNow, 1(1). http://www.europenowjournal.org/2016/11/30/europes-center-of-science-science-productivity-in-belgium-france-germany-and-luxembourg/. Last access: 13.12.2016. Powell, J. J. W. & Dusdal, J. (2017a): Measuring Research Organizations' Contributions to Science Productivity in Science, Technology, Engineering and Math in Germany, France, Belgium, and Luxembourg. Minerva, (). Online first. DOI:10.1007/s11024-017-9327-z. Powell, J. J. W. & Dusdal, J. (2017b in press). The European Center of Science Productivity: Research Universities and Institutes in France, Germany, and the United Kingdom. IN Powell, J. J. W., Baker, D. P. & Fernandez, F. (Hg.) The Century of Science: The Worldwide Triumph of the Research University, International Perspectives on Education and Society Series. Bingley, UK, Emerald Publishing. Powell, J. J. W., Baker, D. P. & Fernandez, F. (2017 in press). The Century of Science: The Worldwide Triumph of the Research University, International Perspectives on Education and Society Series. Bingley, UK, Emerald Publishing. Powell, J. J. W., Fernandez, F., Crist, J. T., Dusdal, J., Zhang, L. & Baker, D. P. (2017 in press). The Worldwide Triumph of the Research University and Globalizing Science. IN Powell, J. W., Baker, D. P. & Fernandez, F. (Hg.) The Century of Science: The Worldwide Triumph of the Research University, International Perspectives on Education and Society Series. Bingley, UK, Emerald Publishing. ; Überblick und Einleitung Bereits der Titel meiner Dissertation "Welche Organisationsformen produzieren Wissenschaft? Expansion, Vielfalt und Kooperation im deutschen Hochschul- und Wissenschaftssystem im globalen Kontext, 1900-2010" verspricht, dass sich dem Thema der Entwicklung wissenschaftlicher Produktivität in Deutschland aus verschiedenen Perspektiven (Analyseebenen, Dimensionen und Zeitrahmen) genähert werden soll. Eingebettet in das international vergleichende Forschungsprojekt Science Productivity, Higher Education, Research and Development, and the Knowledge Society (SPHERE) rückt meine Dissertation die Analyse des Einflusses der Hochschulentwicklung und der wissenschaftlichen Kapazitätsbildung auf die wissenschaftliche Wissensproduktion in den Vordergrund. Es interessiert mich, wie die im deutschen Hochschul- und Wissenschaftssystem vorherrschenden Strukturen und institutionellen Settings die langfristige Entwicklung wissenschaftlicher Produktivität beeinflusst und verändert haben. Besonders vor dem Hintergrund einer voranschreitenden Globalisierung und Internationalisierung der Wissenschaft, einer weltweiten Vernetzung von Wissenschaftlern und der Herausbildung einer Wissensgesellschaft. Die Annäherung an den Forschungsgegentand erfolgt auf der Makro- und Mesoebene: den institutionalisierten und organisationalen Settings, in denen Wissenschaft produziert wurde und wird. Da Informationen zu einzelnen Autoren nicht zur Verfügung standen, können keine Aussagen auf der Mikroebene getroffen werden, wenngleich Publikationen natürlich immer von Individuen verfasst werden und nicht von den hier untersuchten Ländern oder Organisationsformen und Einzelorganisationen. Anhand der Dimensionen Expansion, Vielfalt und Kooperation wird der Untersuchungsrahmen abgesteckt und eine Ordnung der Fragestellung vorgenommen, an denen die Struktur der Arbeit ausgerichtet ist. Der Zeitrahmen der Arbeit umfasst die Jahre 1900 bis 2010, also mehr als ein Jahrhundert (siehe Abschnitt 1.2). Ziel dieser Arbeit ist es darzulegen, warum Wissenschaftler ihre Ergebnisse in Form von Zeitschriftenartikeln publizieren. Es geht unter anderem darum, die Wichtigkeit wissenschaftlicher Erkenntnisse hervorzuheben, da nicht publizierte Ergebnisse für die Wissenschaft nicht existieren und sich aus der Art und Weise, wie publiziert wird, die Organisation der Forschung innerhalb und übergreifend einer Disziplin oder eines Fachs ableiten lässt. In den in dieser Arbeit untersuchten Fächergruppen Mathematik, Ingenieur-, Natur- und Technikwissenschaften sowie Medizin (im Folgenden angelehnt an die englische Abkürzung STEM (Science, Technology, Engineering and Mathematics) plus Medicine als STEM+ bezeichnet) spielen Publikationen in peer reviewed Zeitschriften eine wichtige Rolle – neben Patenten in den angewandteren Fächergruppen sind sie heutzutage das wichtigste Publikationsformat. Sie dienen nicht nur der Dokumentation generierten Wissens, sondern sind auch ein Anzeiger für die Reputation eines Forschers und dienen der Messung wissenschaftlicher Produktivität. Zeitschriftenpublikationen in hochklassigen Zeitschriften, die einem peer review Verfahren unterliegen, können als gold standard zur Messung wissenschaftlicher Produktivität herangezogen werden. In den letzten Jahrzehnten kam es zu einer zunehmenden Verwissenschaftlichung vieler gesellschaftlichen Teilbereiche und die Generierung wissenschaftlichen Wissens rückte immer weiter ins Zentrum des politischen und wirtschaftlichen Interesses, unabhängig davon, wo es produziert wurde. Aus diesem Grund werden die Orte und institutionellen Settings (Organisationen, Organisationsformen) wissenschaftlicher Produktivität (hauptsächlich Universitäten, außeruniversitäre Forschungsinstitute, Unternehmen, Behörden und Ressortforschungseinrichtungen und Krankenhäuser) identifiziert und voneinander abgegrenzt. Indem ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede anhand ihrer Aufgaben und Ziele sowie der Art der Forschung diskutiert werden. In einem ersten Schritt lege ich dar, warum ich diese Arbeit an der Schnittstelle zwischen Hochschul- und Wissenschaftsforschung und der Bibliometrie angelegt habe (siehe Kapitel 2 und 5). Publikationsanalysen werden zwar immer noch als Hauptaufgabe der Bibliometrie gesehen, aber ihre Ergebnisse werden auch von anderen Akteuren wie Hochschulmanagern, Politikern und Wissenschaftlern genutzt, um einerseits Aussagen über die Qualität der Wissenschaft zu treffen, aber auch um sich miteinander zu vergleichen oder steuernd in die Struktur und Organisation einzugreifen und Aussagen über den Output des Hochschul- und Wissenschaftssystems zu treffen. Direkte Aussagen über die Qualität der Forschung auf Basis der Anzahl an Zeitschriftenartikeln, die ein Wissenschaftler publiziert, können nicht getroffen werden, es kann aber über die Qualität einer Zeitschrift (Impactfactor) ein Proxi gebildet werden, mit dessen Hilfe Vergleiche zwischen Disziplinen getroffen werden können. Um wissenschaftliche Produktivität zu messen, müssten ergänzende Parameter hinzugezogen werden. Aus diesem Grund werden in dieser Arbeit lediglich Aussagen über die Quantität wissenschaftlicher Produktivität getroffen, nicht aber über die Qualität der untersuchten Zeitschriftenartikel, die Forschungsleistung einzelner Wissenschaftler, Organisationen oder Organisationsformen und einzelner Länder. Nichtdestotrotz zeigen Indikatoren zur Messung wissenschaftlichen Outputs eine große Expansion wissenschaftlicher Produktivität, eine Stabilität der Universitäten im Zeitverlauf und die Wichtigkeit Deutschlands als Wissensschaftsproduzent sowie eine steigende Differenzierung und Diversifizierung der Organisationsformen. Zudem können die 1990er Jahre als Startpunkt steigender nationaler und internationaler Kooperationen gesehen werden. In Kapitel 2 zum multidisziplinären Kontext der Arbeit zeige ich, in welcher Beziehung sich die Hochschul- und Wissenschaftsforschung in Deutschland zueinander befinden. Wissenschaftliches Wissen nimmt eine Sonderstellung im Vergleich zu anderen Wissensformen ein, da es unter bestimmten Bedingungen, die von der wissenschaftlichen Gemeinschaft selbst bestimmt werden, generiert und verbreitet wird. Um einen Überblick über die wichtigsten Studien innerhalb meines Feldes zu bekommen, und um meine Arbeit in den empirischen Kontext zu rücken, beschreibe ich in Kapitel 3 dieser Arbeit den aktuellen Forschungsstand. Forschungsfragen Abschnitt 1.2 stellt einen detaillierten Überblick über die dieser Arbeit zugrunde liegenden Forschungsfragen bereit: Welche Organisationsformen produzieren Wissenschaft? 1. Wie hat sich die wissenschaftliche Produktivität weltweit und im europäischen Vergleich zwischen 1900 und 2010 entwickelt? 2. Wie war/ist das deutsche Hochschul- und Wissenschaftssystem in die globalen Entwicklungen der Hochschulbildung und Wissenschaft im Zeitverlauf eingebettet? 3. Wie hat sich die wissenschaftliche Produktivität in Deutschland zwischen 1900 und 2010 entwickelt? 4. Unter allen Wissenschaft produzierenden Organisationsformen, was tragen die "klassischen" Formen zur wissenschaftlichen Produktivität bei? 5. Welche Organisationsformen stellen die besten Bedingungen für wissenschaftliche Produktivität bereit? 6. Welche Einzelorganisationen gehören zu den forschungsstärksten in Deutschland? 7. Welchen Einfluss hat die zunehmende Internationalisierung der Forschung auf nationale und internationale Kooperationen in Form von Publikationen in Zeitschriftenartikeln? Theoretischer Rahmen Theoretisch (siehe Kapitel 4) basiert meine Arbeit auf einem neu-institutionellen (NI) Ansatz zur Untersuchung und Erklärung der Expansion des Hochschulwesens und der Wissenschaft weltweit. Trotz des allgemeinen Wachstums wissenschaftlicher Produktivität bestehen beträchtliche Unterschiede zwischen den institutionellen Settings, Organisationsformen und einzelner Organisationen, die maßgeblich zur wissenschaftlichen Produktivität beitragen. Der soziologische NI konzentriert sich auf das Verständnis von Institutionen und Organisationen. Institutionen sind ein wichtiger Baustein, um soziales Handeln und Prozesse der Gesellschaftsentwicklung zu verstehen. Organisationen und Institutionen stehen in einer wechselseitigen Beziehung zueinander. Die zentralen Annahmen des NI wurden von Walter Powell, Paul DiMaggio und Richard Scott formuliert. Meilensteine: der Zusammenhang von Organisation und Gesellschaft und die Annahme, dass formale Organisationsstrukturen Mythen zum Ausdruck bringen, die in ihrer gesellschaftlichen Umwelt institutionalisiert sind. Indem Organisationen diese Mythen erfassen, kopieren und zeremoniell zur Geltung bringen, werden Strukturähnlichkeiten (Isomorphien) zwischen Organisationen und der Gesellschaft hergestellt. Das Konzept der "organisationalen Felder" dient der Beschreibung der Beziehung zwischen verschiedenen Organisationen und beinhaltet alle relevanten Organisationen, die sich mit ihrer gesellschaftlichen Umwelt auseinander setzen. In Abschnitt 4.1.2 werden die Unterschiede zwischen den Begriffen Institutionen und Organisationen diskutiert, da diese besonders in der deutschsprachigen Soziologie nicht trennscharf genutzt werden. Grundsätzlich unterscheiden sich Ansätze institutioneller Theorie in ihrer Anwendungsebene, sie sind aber durch ihren Überbau miteinander verschränkt. Folglich ist der NI als theoretische Basis besonders gut geeignet, um eine Mehrebenenanalyse der wissenschaftlichen Produktivität zeit- und ortsübergreifend durchzuführen. Die historische Entwicklung des deutschen Hochschul- und Wissenschaftssystems kann nicht ohne eine Berücksichtigung der globalen Entwicklungen durchgeführt werden, da es einerseits einen enormen Einfluss auf die Entwicklung anderer Systeme weltweit hatte/hat und andererseits globale Entwicklungen die Institutionalisierung und Organisation der Wissenschaft in Deutschland beeinflussen. Intersektorale und internationale Kooperationen sind im Zeitverlauf angewachsen, werden immer wichtiger und führen zu ausgeprägten Netzwerken innerhalb und zwischen Hochschul- und Wissenschaftssystemen weltweit. Aufgrund einer zunehmenden Verzahnung einzelner Länder und den damit einhergehenden Wechselwirkungen zwischen den unterschiedlichen Analyseebenen (makro, meso, mikro) ist eine klassische, nationalstaatliche Analyse nicht mehr zielführend. Nichtsdestotrotz können Länder als vergleichbare Einheiten gesehen werden, da sie über klar definierte Grenzen und Strukturen verfügen. Die unterschiedlichen theoretischen Perspektiven und Analyseebenen werden in Abbildung 5 genauer beschrieben. Der theoretische Ansatz der "Weltkultur" bietet eine breitere Linse des soziologischen NI auf die globale Arena. Der Fokus liegt auf globalen und internationalen Strukturen und Prozessen, die sich über lange Zeit entwickelt haben. Mit Hilfe dieser Perspektive können globale Diffusion und formale Strukturen der Entkopplung von formalen Grundsätzen und praktischer Anwendung erklärt werden. Zusammen nehmen der historische und soziologische Institutionalismus zeitliche Entwicklungen und Prozesse in den Blick, die erklären, wie Institutionen entstehen und sich verändern. Die Konzepte critical junctures und Pfadabhängigkeit sollen helfen diese Prozesse auf der Mesoebene zu verstehen. Um die Transformation der Wissensproduktion im Zeitverlauf des 20. Jahrhunderts zu verstehen und um zu analysieren, welche Organisationsformen an der Produktion wissenschaftlichen Wissens beteiligt waren, werden zwei theoretische Konzepte herangezogen: Modus 1 versus Modus 2 Wissenschaft und das Triple-Helix Modell zur Beschreibung der Beziehung zwischen Wissenschaft, Industrie und Staat. In The New Production of Knowledge beschreiben Michael Gibbons und seine Kollegen den Wandel der Wissenschaft von einer akademischen, disziplinären und autonomen, traditionellen, Organisation der Wissenschaft (Modus 1) mit einem Schwerpunkt auf Universitäten als wichtigste Organisationsform, hin zu einer anwendungsorientierteren, transdisziplinären, diversen und reflexiven Organisation der Wissenschaft (Modus 2), die eine diversere Organisation der Wissenschaft unterstützt und auf einem breiteren organisationalen Setting der Wissensproduktion beruht. Innerhalb der Literatur wird diskutiert, ob das neue Modell das alte ersetzen soll und welches der Modelle die gegenwärtige Organisation der Wissenschaft am besten beschreibt. Im Gegensatz hierzu bleibt beim Triple-Helix Modell die historische Rolle der Universitäten erhalten. Der Ansatz geht davon aus, dass zukünftige Innovationen aus einer Beziehung von Universitäten (Wissensproduktion), Industrie (Generierung von Wohlstand) und dem Staat (Kontrolle) resultieren. Daten und Methoden In dieser Arbeit werden ausschließlich Publikationen in peer reviewed Zeitschriften als Kennzeichen wissenschaftlicher Produktivität herangezogen. Dieser Schwerpunkt ermöglicht mir eine tiefgreifende Analyse von Publikationen über einen Zeitraum von mehr als einem Jahrhundert. Zeitschriftenartikel in hochklassigen und möglichst internationalen Journalen bilden den gold standard wissenschaftlichen Outputs in den hier untersuchten Mathematik, Ingenieur-, Natur- und Technikwissenschaften sowie der Medizin (STEM+). Meine Daten basieren auf einem stratifizierten, repräsentativen Sample (siehe ausführlich Kapitel 6) publizierter Zeitschriften, die als Rohdaten aus Thomson Reuters Web of Science Science Citation Index Expanded (SCIE) zur Analyse zur Verfügung stehen (eine vergleichbare Datenbank stellt Elseviers Scopus bereit). Methodologisch wird eine Kombination aus einer vergleichenden institutionelle Analyse ausgewählter Länder, eine historische Untersuchung des deutschen Hochschul- und Wissenschaftssystems und eine systematische, globale Auswertung bibliometrischer Publikationsdaten angestrebt. Der SCIE umfasst mehr als 90 Millionen Einträge (gespeichert werden nahezu alle Typen wissenschaftlichen Outputs), hauptsächlich aus den oben genannten Fächergruppen. Diese Arbeit beschränkt sich auf originale Zeitschriftenartikel (Originalmitteilungen), da lediglich dieser Publikationstyp zertifiziertes und neues Wissen enthält. Der SPHERE Datensatz umfasst publizierte Zeitschriftenartikel aus den Jahren 1900 bis 2010. Von 1900 bis 1970 wurden die Daten in 5-Jahres-Schritten mittels einer geschichteten Zufallsstichprobe ausgewählt. Ab 1975 stehen die Daten vollständig und ab 1980 in Jahresschritten zur Verfügung. Abhängig von der untersuchten Fragestellung werden die Daten in 5-Jahres- oder 10-Jahres-Schritten analysiert. Eine detaillierte Beschreibung des Samplings und der Gewichtung der Daten kann den Abschnitten 6.2.2 und 6.8 entnommen werden. Unter Berücksichtigung dieser Kriterien werden 17.568 unterschiedliche Zeitschriften (42.963 Zeitschriften, wenn dieselbe Zeitschrift in unterschiedlichen Jahren mehrfach berücksichtigt wird) und 5.089.233 Forschungsartikel untersucht. Um die Daten für die Analyse aufzubereiten muss eine intensive Vorarbeit geleistet werden. Sie werden umfassend (nach-)kodiert und bereinigt. Besonders häufig sind Fehler oder fehlende Informationen auf Ebene der Länder und/oder der Organisationen/Organisationsformen, in denen die Forschung betrieben wurde. Im Zeitraum von Juni 2013 bis Dezember 2015 habe ich die Originalzeitschriften und -artikel in Online-Zeitschriftendatenbanken oder Archiven verschiedener Universitätsbibliotheken eingesehen, begutachtet und mit Hilfe einer Excel-Tabelle katalogisiert und fehlende Informationen, wenn vorhanden, ergänzt. In der Bibliometrie werden verschiedene Vorgehensweisen diskutiert, wie Publikationen gezählt werden können. Die Analysen dieser Arbeit basieren hauptsächlich auf der whole count Methode (siehe Tabelle 1). Die Entscheidung basiert auf der Annahme, dass jeder Autor, jede Organisation, oder jedes Land gleichermaßen zu einer Publikation beigetragen hat. Folglich kann es zu einer Verzerrung bzw. Überschätzung der Ergebnisse kommen, da Zeitschriftenartikel mehrfach gezählt werden, wenn sie in Form von Forschungskooperationen publiziert wurden. Um die absolute Anzahl an Publikationen (weltweit, Europa, Deutschland) zu ermitteln, wird die Gesamtzahl an Artikeln pro Jahr (ohne Duplikate) berechnet. Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse Der empirische Teil meiner Arbeit ist in drei Teile untergliedert. Die folgenden Abschnitte fassen die jeweils wichtigsten Ergebnisse zusammen. The Global Picture – Hochschul- und Wissenschaftssysteme im Vergleich Im Mittelpunkt meiner Dissertation steht die Frage, welche Organisationsformen Wissenschaft produzieren. Um die Ergebnisse der detaillierten Fallstudie einordnen und bewerten zu können, erfolgt zunächst eine Einbettung in den globalen und europäischen Kontext. Die forschungsleitenden Fragen, wie hat sich die wissenschaftliche Produktivität weltweit und im europäischen Vergleich zwischen 1900 und 2010 entwickelt und wie war/ist das deutsche Hochschul- und Wissenschaftssystem in die globalen Entwicklungen der Hochschulbildung und Wissenschaft im zeitverlauf eingebettet, wird folgendermaßen beantwortet: In einem ersten Schritt wird gezeigt, dass das weltweite wissenschaftliche Wachstum zwischen 1900 und 2010 exponentiell verlief und dieser Trend vermutlich bis heute anhält (siehe Abbildungen 3 und 10, S. 50, 147). Die massive Ausdehnung wissenschaftlichen Wissens hatte und hat auch heute noch einen großen Einfluss auf gesellschaftliche Entwicklungen, die nicht auf den wirtschaftlichen und technischen Fortschritt beschränkt sind. Ich werde darstellen, dass Hochschul- und Wissenschaftssysteme weltweite Gemeinsamkeiten aufweisen, die zu einer ähnlichen Entwicklung und Ausweitung wissenschaftlicher Produktivität geführt haben. Im Vergleich wichtiger europäischer Länder (Deutschland im Vergleich mit Großbritannien, Frankreich, Belgien und Luxemburg), kann gezeigt werden, dass zwischen der weltweiten Ausweitung der Wissenschaft, dem Anstieg an Publikationen und der Expansion von modernen Forschungsuniversitäten ein Zusammenhang besteht (siehe Abschnitt 7.2; Powell, Dusdal 2016, 2017a; 2017b im Druck). So wurde ein globales Feld der Wissenschaft aufgespannt, das als übergeordneter Rahmen fungiert. Drei geografische Zentren wissenschaftlicher Produktivität werden im Zeitverlauf identifiziert: Europa, Nordamerika und Asien. Sie haben zu unterschiedlichen Zeitpunkten an Bedeutung gewonnen oder verloren, doch zum heutigen Zeitpunkt tragen sie alle zur wissenschaftlichen Produktivität in den untersuchten Fächergruppen bei. Allerdings sind besonders in Asien die Wachstumsraten massiv angestiegen (Powell et al 2017 im Druck). Zweitens investieren alle Länder weltweit in Forschung und Entwicklung (FuE) (siehe Abbildung 9, S. 140). Diese Investitionen haben einen Einfluss auf ihre wissenschaftliche Produktivität. Zwischen einzelnen Ländern sind zum Teil große Unterschiede in der absoluten Publikationszahl und der relativen wissenschaftlichen Produktivität feststellbar. Nicht nur Investitionen in FuE tragen zur Expansion der Wissenschaft bei, sondern auch die Anmeldung von Patenten, höhere Studierendenzahlen, eine gestiegene Anzahl an Forschern, die Ausweitung von Forschungsaktivitäten in viele gesellschaftliche Teilbereiche, die Entwicklung von Forschungsprodukten und Neugründungen von Universitäten (Powell, Baker, Fernandez 2017 im Druck). Im Zuge der Hochschulexpansion und der Massifizierung der Hochschulbildung in den 1960er und 70er Jahren sind besonders die Studierendenzahlen und die Anzahl der Wissenschaftler extrem angestiegen. Es kam also zur Ausweitung des kompletten Hochschul- und Wissenschaftssystems und nicht nur zu einer Erhöhung der Anzahl an Publikationen. Im Umkehrschluss kann ein Teil des Anstiegs wissenschaftlicher Publikationen auf eine steigende Anzahl an Wissenschaftlern zurückgeführt werden. Drittens kann die von Derek J. de Solla Price aufgestellte These, dass das exponentielle Wachstum wissenschaftlicher Literatur irgendwann abflachen müsse, wiederlegt werden (siehe Abschnitt 2.4; Abbildungen 4 und 10, S. 53, 147). Obwohl einschneidende historische, politische, wirtschaftliche und technologische Ereignisse sowie Ereignisse bezogen auf die Hochschulen und Wissenschaft (siehe Abbildung 11, S. 150) kurzfristig zu einer Verringerung der Publikationszahlen geführt haben, wurde die Wachstumskurve nicht nachhaltig beeinflusst. Im Jahr 2010 wurden weltweit fast eine Million Zeitschriftenartikel in den Natur- und Technikwissenschaften sowie der Medizin publiziert. In Abschnitt 7.2.2 zeige ich, dass die Anzahl der publizierten Zeitschriftenartikel im Verhältnis zu den Ausgaben für FuE, der Größe der Hochschul- und Wissenschaftssysteme und der Anzahl der Einwohner (siehe Abbildung 12, S. 159) und Wissenschaftler (siehe Tabelle 3, S. 162; Abbildung 13, S. 164) relativiert werden müssen. Die anfängliche extreme Expansion der wissenschaftlichen Publikationen in den Mathematik, Ingenieur-, Natur- und Technikwissenschaften sowie der Medizin basiert auf einem allgemeinen Wachstum der Hochschul- und Wissenschaftssysteme (siehe oben). Unterschiedliche institutionelle Settings und Organisationsformen, in denen Wissenschaft produziert wird, haben einen Einfluss auf die wissenschaftliche Produktivität. Anhand der ausgewählten Fallbeispiele (Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Belgien und Luxemburg) werde ich darlegen, dass Hochschul- und Wissenschaftssysteme, die über forschungsstarke Universitäten verfügen, höchst produktiv sind. Es kommt also nicht nur darauf an, wie viele Wissenschaftler innerhalb eines Systems beschäftigt werden, sondern auch darauf, in welchen institutionellen Settings sie arbeiten. Fünftens, im internationalen Vergleich trägt Deutschland immer noch erheblich zur wissenschaftlichen Produktivität in den untersuchten Fächern bei. Mit einer Wachstumsrate von 3,35% Prozent folgt Deutschland den USA und Japan. Im Jahr 2014 wurden in Deutschland 84,5 Mrd./€ für FuE von der Regierung bereitgestellt. Dies entspricht einem Anteil von 2,9 Prozent des BIP. Somit wurde der EU-Richtwert von 2020 von 3 Prozent lediglich knapp verfehlt. Im Jahr 2010 wurden in Deutschland insgesamt 55.009 Zeitschriftenartikel in den STEM+-Fächern publiziert (siehe Tabelle A5 im Anhang). Im Vergleich der absoluten Zahlen mit Großbritannien, Frankreich, Belgien und Luxemburg nimmt das Land die Spitzenposition ein. Die Größe des Hochschul- und Wissenschaftssystems hat somit einen Einfluss auf die Publikationsleistung. Werden die Zahlen in einem nächsten Schritt mit anderen Schlüsselindikatoren in Beziehung gesetzt, verändert sich die Leistung der miteinander verglichenen Systeme zum Teil erheblich. Gemessen an der Einwohnerzahl werden in Deutschland weniger Zeitschriftenartikel publiziert als in Belgien oder Großbritannien. Die Anzahl der beschäftigten Wissenschaftler betrug in Deutschland im selben Jahr 1000:4. Nur in Luxemburg und Großbritannien ist das Verhältnis von Wissenschaftlern zur Einwohnerzahl größer. Das Zusammenspiel der Organisationsformen der Wissenschaft in Deutschland von 1900 bis 2010 Auf Basis der Analysen zum globalen und europäischen Kontext der Entwicklung wissenschaftlicher Produktivität im Zeitverlauf (siehe Kapitel 7) folgt eine tiefgreifende, institutionelle Analyse des deutschen Hochschul- und Wissenschaftssystems (siehe Kapitel 8). Sie dient als Ein- und Überleitung zur detaillierten empirischen Auswertung der Daten zum deutschen Hochschul- und Wissenschaftssystem. Hier werden die wichtigsten Institutionen und Organisationen sowie das organisationale Feld der Wissenschaft (Universitäten, Fachhochschulen, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen) vorgestellt. Zudem diskutiere ich die Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland zur Zeit des geteilten Deutschlands (1945-1990). Eine Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse zeigt, dass die Entwicklung der Publikationszahlen in Deutschland dem weltweiten und europäischen Trend (im kleineren Umfang) folgt (siehe Abbildung 16, S. 208). Es kam sowohl zu einer Expansion des wissenschaftlichen Wissens in Form eines exponentiellen Anstiegs an Publikationen, als auch zu einer Erhöhung der Vielfalt wissenschaftlicher Produktivität im Zeitverlauf (siehe Abschnitte 9.1 und 9.3). Die folgenden vier Forschungsfragen werden beantwortet: Wie hat sich die wissenschaftliche Produktivität in Deutschland zwischen 1900 und 2010 entwickelt? Unter allen Wissenschaft produzierenden Organisationsformen, was tragen die "klassischen" Formen zur wissenschaftlichen Produktivität bei? Welche Organisationsformen stellen die besten Bedingungen für wissenschaftliche Produktivität bereit? Welche Einzelorganisationen gehören zu den forschungsstärksten in Deutschland? Wie oben beschrieben, verläuft das Wachstum wissenschaftlicher Produktivität in Deutschland zwischen den Jahren 1900 und 2010 exponentiell. Die Kurve ist vergleichbar mit der weltweiten und europäischen Entwicklung, wenn auch in kleinerem Umfang. Zwar hatten auch hier verschiedene Ereignisse, wie der Zweite Weltkrieg, die Weltwirtschaftskrise oder die Wiedervereinigung, einen kurzfristigen Einfluss, allerdings kam es zu keiner Verlangsamung oder Abflachung des Wachstums (siehe Abbildung 11, S. 150). Bis ins Jahr 2010 wuchs die Anzahl der publizierten Zeitschriftenartikel in Deutschland auf 55.009 an. Zweitens, zeigt eine detaillierte Betrachtung der wissenschaftlichen Produktivität Westdeutschlands im Vergleich zu Ostdeutschland, dass der Anstieg der gesamtdeutschen Publikationszahlen auf einem Anstieg der Zahlen in Westdeutschland basiert (siehe Abbildung 17, S. 211). Zwischen 1950 und 1990 verlief die Kurve der wissenschaftlichen Produktivität in der DDR flach und auf einem niedrigen Niveau. Hieraus kann geschlossen werden, dass das Hochschul- und Wissenschaftssystem der DDR, aufbauend auf seinem Akademiemodell, keine guten Bedingungen für wissenschaftliche Forschung bereitgestellt hat. Drittens, zeigt die detaillierte Analyse der "klassischen" Organisationsformen der Wissenschaft, Universitäten und außeruniversitäre Forschungsinstitute, dass Universitäten im Zeitraum von 1975 bis 2010 in den STEM+-Fächern die Hauptproduzenten wissenschaftlicher Zeitschriftenartikel waren und sind (siehe Abbildung 18, S. 217). Im Untersuchungszeitraum beträgt der prozentuale Anteil der universitätsbasierten Forschung im Mittel 60 Prozent. Somit verteidigen sie ihren Status als wichtigste Organisationsform gegenüber anderen. Die Modus 2 Hypothese, dass es im Zeitverlauf zu einem Absinken des prozentualen Anteils der Universitäten kommen muss, wird verworfen. Der Anteil der Nicht-Universitäten liegt hingegen im Durchschnitt bei 40 Prozent. Obwohl die Richtigkeit der folgenden Aussage nicht empirisch überprüft werden kann, wird davon ausgegangen, dass es sich tatsächlich sogar um einen Anstieg wissenschaftlicher Produktivität der Universitäten im Zeitverlauf handelt. Unter Berücksichtigung einer Verschiebung der zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel für FuE zugunsten der außeruniversitären Forschungsinstitute haben die Universitäten im Zeitverlauf mit weniger Forschungsgeldern immer mehr wissenschaftliche Zeitschriftenartikel publiziert. Viertens, obwohl nicht nur Wissenschaftler innerhalb von Universitäten und Forschungsinstituten Zeitschriftenartikel veröffentlichen, haben diese beiden Organisationsformen zusammen mehr als drei Viertel aller Publikationen seit den 1980er Jahren verfasst. Aber auch schon in den Jahren zuvor ist ihr gemeinsamer Anteil sehr hoch. Zu den wichtigsten Wissenschaftsproduzenten gehören neben ihnen die (Industrie-)Unternehmen, Behörden und Ressortforschungseinrichtungen und Krankenhäuser (für eine ausführliche Beschreibung der Matrix der Organisationsformen siehe Tabelle 4, S. 222f und Abbildungen 19 und 20, S. 220, 246). Dennoch sind die Universitäten die treibende Kraft wissenschaftlicher Produktivität seit mehr als einem Jahrhundert. Mit ihrer speziellen Ausrichtung auf Grundlagenforschung stellen sie die besten Bedingungen für wissenschaftliche Forschung bereit und gehören zu den ältesten Institutionen mit einem hohen Institutionalisierungsgrad. Universitäten sind widerstandsfähig gegenüber Veränderungen und critical junctures haben keinen negativen Einfluss auf ihre wissenschaftliche Produktivität. Alle anderen im Datensatz gefundenen oder aus der Theorie abgeleiteten Organisationsformen (Akademien, Vereine/Gesellschaften, wissenschaftliche Infrastrukturen, Laboratorien, Militär, Museen und nichtuniversitäre Bildungseinrichtungen) spielen nur eine untergeordnete Rolle und wurden in der Gruppe "sonstige" Organisationsformen zusammengefasst. Fünftens, eine Auswertung der zehn forschungsstärksten Einzelorganisationen Deutschlands im Jahr 2010 bestätigt die oben beschriebenen Ergebnisse, da lediglich Universitäten und außeruniversitäre Forschungsinstitute dieser Spitzengruppe zugehören. Eine Zusammenfassung der Publikationen der Institute unter ihrer Dachorganisation zeigt, dass die Institute der Max-Planck-Gesellschaft und der Helmholtz-Gemeinschaft maßgeblich zur Produktion wissenschaftlichen Wissens in Deutschland beitragen. Sie übertreffen zusammengezählt die Publikationstätigkeit einzelner Universitäten bei weitem (siehe Tabelle 5, S. 259f). Eine Einzelauswertung der Institute zeigt aber auch, dass sie allgemein genommen, aufgrund ihrer Größe und der Anzahl der Wissenschaftler, nicht mit den Universitäten konkurrieren können. Zudem gehört die hybride Organisation, die Charité – Universitätsmedizin Berlin zu den führenden zehn Wissenschaftsproduzenten im deutschen Hochschul- und Wissenschaftssystem. Nationale und internationale Kooperationen wissenschaftlicher Forschung Im letzten empirischen Kapitel der Arbeit wird auf der Makroebene die Frage beantwortet, welchen Einfluss die zunehmende Internationalisierung der Forschung auf nationale und internationale Kooperationen in Form von Publikationen in wissenschaftlichen Zeitschriften hat. Durch die voranschreitende Globalisierung und Internationalisierung haben nationale und internationale Kooperationen stark zugenommen. Zu den wichtigsten Gründen für (internationale) Kooperationen in den Mathematik, Ingenieur-, Natur- und Technikwissenschaften sowie der Medizin zählen unter anderen die Reputation der Forschungsorganisation und der Mitautoren, eine höhere Sichtbarkeit innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft, mehr Möglichkeiten für interdisziplinäre Forschung oder auch eine bessere Ausstattung der Labore. Heute sind bereits ein Drittel aller Forschungsartikel weltweit das Ergebnis wissenschaftlicher Kooperationen und lediglich ein Viertel wird von einem Autoren verfasst. Übertragen auf die Organisation der Forschung bedeutet der von Humboldt geprägte Leitsatz "in Einsamkeit und Freiheit", dass wissenschaftliche Forschung nicht mehr in alleiniger Verantwortung eines Wissenschaftlers durchgeführt wird, sondern das Ergebnis von Kooperationen ist. Netzwerke werden immer wichtiger, um gemeinsame Interessen zu teilen, an einer Fragestellung zu arbeiten sowie die aus der Forschung gewonnenen Erkenntnisse gemeinsam zu publizieren. Wissenschaftler, Organisationen und Länder unterscheiden sich dahingehend, wie sie ihre Forschung organisieren und folglich auch darin, wie sie ihre wissenschaftliche Zusammenarbeit gestalten. Diese Wege sind abhängig von der geografischen Lage und Größe des Hochschul- und Wissenschaftssystems, dem organisationalen Feld und den Einzelorganisationen. In dieser Arbeit werden unterschiedliche Muster wissenschaftlicher Zusammenarbeit präsentiert. Die Ergebnisse zeigen einen massiven Anstieg wissenschaftlicher Kooperationen in Form von gemeinsamen Publikationen im Zeitverlauf. Bis in die 1990er Jahre hinein publizierten die Wissenschaftler in den hier untersuchten Länder (Frankreich, Deutschland, Großbritannien, USA, Japan, China, Belgien und Luxemburg) hauptsächlich in Alleinautorenschaft. Erst danach kam es zu einem Anstieg an Kooperationen: Im Jahr 2000 wurden lediglich 37 Prozent aller Artikel von einem Autor verfasst. Im Jahr 2010 erreichte der Anteil einen Tiefststand von lediglich einem Fünftel Alleinautorenschaften (siehe Tabelle 6, S. 279f). Allerdings unterschieden sich die Länder hinsichtlich ihres Anteils an Ko-Autorenschaften zum Teil deutlich voneinander. Literatur Powell, J. J. W. & Dusdal, J. (2016). Europe's Center of Science: Science Productivity in Belgium, France, Germany, and Luxembourg. EuropeNow, 1(1). http://www.europenowjournal.org/2016/11/30/europes-center-of-science-science-productivity-in-belgium-france-germany-and-luxembourg/. Zugriff: 13.12.2016. Powell, J. J. W. & Dusdal, J. (2017a): Measuring Research Organizations' Contributions to Science Productivity in Science, Technology, Engineering and Math in Germany, France, Belgium, and Luxembourg. Minerva, (). Online first. DOI:10.1007/s11024-017-9327-z. Powell, J. J. W. & Dusdal, J. (2017b im Druck). The European Center of Science Productivity: Research Universities and Institutes in France, Germany, and the United Kingdom. IN Powell, J. J. W., Baker, D. P. & Fernandez, F. (Hg.) The Century of Science: The Worldwide Triumph of the Research University, International Perspectives on Education and Society Series. Bingley, UK, Emerald Publishing. Powell, J. J. W., Baker, D. P. & Fernandez, F. (2017, im Druck). The Century of Science: The Worldwide Triumph of the Research University, International Perspectives on Education and Society Series. Bingley, UK, Emerald Publishing. Powell, J. J. W., Fernandez, F., Crist, J. T., Dusdal, J., Zhang, L. & Baker, D. P. (2017, im Druck). The Worldwide Triumph of the Research University and Globalizing Science. IN Powell, J. W., Baker, D. P. & Fernandez, F. (Hg.) The Century of Science: The Worldwide Triumph of the Research University, International Perspectives on Education and Society Series. Bingley, UK, Emerald Publishing.
Der Schutz der biologischen Vielfalt ist eine gesellschaftlich sehr wichtige Aufgabe, deren Bedeutung in den letzten Jahrzehnten zunehmend auch politisch erkannt wird. Nationale wie globale Zielsetzungen, den Verlust der biologischen Vielfalt aufzuhalten und eine positive Trendwende zu erreichen, wurden bislang allerdings verfehlt. Als wichtige Ursachen für den Verlust der Artenvielfalt werden sowohl der Landnutzungswandel als auch Klimaveränderungen gesehen. Landnutzungsintensivierungen haben insbesondere seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu einem zunehmenden Rückgang der Artenvielfalt in der Agrarlandschaft geführt. Die Ursachen für diesen Rückgang sind vielfältig. Sie umfassen eine Abnahme der Nahrungsgrundlage vieler Arten, u.a. durch den Einsatz von Herbiziden und Insektiziden, und den Verlust von geeigneten Fortpflanzungs- und Nahrungshabitaten durch einen Rückgang der Strukturvielfalt und des Anteils naturnaher Habitate. Seit Ende des 20. Jahrhunderts rückt zunehmend auch der Klimawandel als Einflussgröße für den Rückgang der Artenvielfalt in den Fokus. Einhergehend mit steigenden Temperaturen wurden bereits Verschiebungen von Verbreitungsgrenzen und Veränderungen in der Phänologie von Arten beobachtet. Bis zum Ende des 21. Jahrhunderts werden neben weiter steigenden Temperaturen die Zunahme von Hitzewellen und extremen Niederschlagsereignissen, eine Veränderung der Niederschlagsverhältnisse und ein weiterer Anstieg des Meeresspiegels erwartet. Zwischen Klima und Landnutzung gibt es vielfältige Wechselwirkungen und sich gegenseitig verstärkende Effekte - auch in ihrer Wirkung auf einzelne Arten und die biologische Vielfalt. Hier gilt es, Methoden zur Erfassung und Bewertung von Auswirkungen landnutzungs- und klimawandelbedingter Umweltveränderungen zu entwickeln und aufzuzeigen, durch welche Maßnahmen negative Auswirkungen auf die Artenvielfalt vermieden oder vermindert werden können. Akteure zur Umsetzung solcher Maßnahmen sind einerseits der behördliche und ehrenamtliche Naturschutz. Andererseits ist gerade in der Agrarlandschaft auch die Einbindung von Landwirten entscheidend, um möglichst dauerhafte und großflächige Wirkungen zu erzielen. Ein Weg der Einbindung von Landwirten in naturschutzfachliche Maßnahmenprogramme führt über die lebensmittelerzeugenden Unternehmen, die Abnehmer ihrer Produkte sind. Solche Unternehmen, gerade aus der Biobranche, suchen zunehmend nach Möglichkeiten, ihren Kunden transparent und glaubwürdig zu kommunizieren, was ihre Zulieferlandwirte für den Erhalt und die Förderung der Artenvielfalt leisten. Flächendeckende Vor-Ort-Erfassungen von Arten sind dabei aber sowohl aus Kosten- als auch aus Zeitgründen unrealistisch. Einfache Modelle bzw. Indikatorensets, die die Artenvielfalt auf landwirtschaftlichen Flächen valide abbilden und dabei zeiteffizient und praxisnah in der Datenerhebung und Anwendung sind, werden daher dringend benötigt, fehlen aber bislang. Auf Basis solcher Modelle können auch Maßnahmen für die Betriebsebene und deren Potenzial zur Steigerung der Artenvielfalt abgeleitet werden. Im Hinblick auf Auswirkungen des Klimawandels auf Tierarten fehlen derzeit vor allem auf regionaler Ebene Einschätzungen über die Empfindlichkeit von Artengemeinschaften gegenüber den projizierten Klimaänderungen und darüber, wie sich klimabedingte Arealverschiebungen auf die Zusammensetzung regionaler Artengemeinschaften auswirken könnten. Solche Einschätzungen braucht es aber, um den naturschutzfachlichen Handlungsbedarf für Anpassungsstrategien und -maßnahmen zu identifizieren und zu konkretisieren. Zu entsprechenden Anpassungsmaßnahmen gibt es bereits eine Reihe von Empfehlungen, die allerdings häufig unspezifisch bleiben, so dass vielen Praktikern unklar ist, welche Maßnahmen Priorität haben und wie diese konkret umgesetzt werden sollen und können. Daher ist es erforderlich, solche allgemeinen Maßnahmenempfehlungen für die jeweilige regionale Ebene unter Berücksichtigung der Empfindlichkeit der dort vorkommenden Arten und möglicher klimabedingter Ein- und Abwanderungsprozesse zu konkretisieren. Vor dem Hintergrund dieser Wissenslücken war das Ziel der vorliegenden Arbeit, einen Beitrag dazu zu leisten, Auswirkungen landnutzungs- und klimawandelbedingter Umweltveränderungen auf Tierarten auf der regionalen bzw. lokalen Ebene zu ermitteln und zu bewerten, um darauf aufbauend geeignete und für die jeweilige Ebene hinreichend konkrete naturschutzfachliche Maßnahmen zur Verminderung negativer Auswirkungen ableiten zu können. Dazu wurde exemplarisch für einzelne Regionen, Lebensräume und Tierartengruppen untersucht, 1) anhand welcher Indikatorensets und Modelle sich die Artenvielfalt auf der Ebene landwirtschaftlicher Betriebe praxistauglich, zeiteffizient und valide abbilden lässt, 2) an welchen Kriterien eine Empfindlichkeit von Tierarten gegenüber klimatischen Veränderungen auf naturräumlicher Ebene festgemacht werden kann, 3) wie sich ein klimawandelbedingter Turnover in Artengemeinschaften eines Naturraums abschätzen lässt, 4) welche Maßnahmen zum Erhalt und zur Förderung der Artenvielfalt basierend auf den Ergebnissen solcher Analysen auf lokaler und regionaler Ebene abgeleitet werden können, 5) welche Synergien sich im Hinblick auf Maßnahmen zur Verringerung negativer Auswirkungen von Klimawandel und Landnutzung ergeben und welche Grenzen die entwickelten Methoden zur Einschätzung solcher Auswirkungen aufweisen. Hinsichtlich der Auswirkungen landnutzungsbedingter Umweltveränderungen auf Tierarten wurde untersucht, ob und wie sich die Artenvielfalt und mögliche Veränderungen durch die Landnutzung oder durch Naturschutzmaßnahmen auf der Ebene landwirtschaftlicher Betriebe mit Hilfe von einfach handhabbaren Modellen und Indikatorensets abbilden lassen. Dazu wurden in umfangreichen Literaturstudien mögliche Einflussvariablen identifiziert, die für die Artenvielfalt von Tagfaltern auf Rainen und die Artenvielfalt von Vögeln in Hecken sowie auf Äckern von Bedeutung sein können. Auf sieben über Deutschland verteilten landwirtschaftlichen Betrieben wurden sowohl Daten zu diesen möglichen Einflussvariablen erhoben als auch Erfassungen der Artengruppen Tagfalter und Vögel durchgeführt. Durch multiple lineare Regressionsanalysen wurden aus dem Set der möglichen Einflussvariablen anhand der auf den Betrieben erhobenen Daten diejenigen identifiziert, die die Artenvielfalt von Tagfaltern und Vögeln am besten vorhersagen. Bei Tagfaltern auf Rainen sind dies die Heterogenität der umgebenden Landschaft, der Mahdzeitpunkt, die Breite, Länge und das Gräser-Kräuter-Verhältnis des Rains sowie die Bewirtschaftungsart angrenzender Felder. Für die Artenvielfalt von Vögeln in Hecken wurden die Variablen Länge und Breite der Hecke, die Anzahl der Gehölzarten, das Vorkommen von Höhlen/Totholz, das Vorhandensein von Dornsträuchern sowie die Breite des angrenzenden Krautsaums als wichtigste Einflussfaktoren zur Vorhersage der Artenvielfalt ermittelt. Ein Modell zur Vorhersage der Artenvielfalt von Vögeln auf Äckern wurde verworfen, da die Ergebnisse deutlich von der Datenlage der Stichprobe geprägt waren und nur zum Teil den Erkenntnissen aus der zuvor durchgeführten Literaturstudie entsprachen. Die aus den Modellergebnissen ableitbaren Maßnahmen für die Betriebsebene beziehen sich auf die jeweils bedeutsamen Einflussfaktoren - z.B. das Mahdregime bzw. den Mahdzeitpunkt bei Rainen und die Anlage oder Verbreitung von Krautsäumen zwischen Hecken und den an diese angrenzenden Feldern - und betreffen sowohl die Optimierung vorhandener Strukturen als auch die Neuanlage von Landschaftselementen. Diese stellen einen Baustein im Spektrum sinnvoller Maßnahmen auf landwirtschaftlichen Betrieben dar und sollten durch weitere flankiert werden. Dazu ist eine gesamtbetriebliche Perspektive wichtig, die die betriebs- und landschaftsraumspezifischen Voraussetzungen einbindet. Zur Unterstützung hierbei kann einerseits landwirtschaftliche Beratung, andererseits aber auch eine vom Landwirt selbst bedienbare naturschutzfachliche Managementsoftware dienen. In eine solche Software (MANUELA - Managementsystem Naturschutz für eine nachhaltige Landwirtschaft) wurden die in der vorliegenden Arbeit entwickelten Modelle bereits implementiert und ergänzen dort bereits vorhandene Tools, zum Beispiel zur Ermittlung und Bewertung der Pflanzenartenvielfalt auf Äckern, aber auch zum Landschaftsbild und zum Biotopverbund. Hinsichtlich der Auswirkungen klimawandelbedingter Umweltveränderungen wurde untersucht, an welchen Kriterien sich eine Empfindlichkeit von Tierarten gegenüber solchen Umweltveränderungen auf naturräumlicher Ebene festmachen lässt und welche Eigenschaften eine Anpassung an sich ändernde Umweltbedingungen erschweren. Mit Hilfe einer auf solchen Kriterien basierenden Empfindlichkeitsanalyse wurde ermittelt, wie viele Tierarten in den naturräumlichen Regionen "Harz" und "Lüneburger Heide und Wendland" eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber klimawandelbedingten Umweltveränderungen aufweisen. Dabei wurden Vertreter der Artengruppen Brutvögel, Amphibien, Reptilien, Heuschrecken, Tagfalter und Libellen mit einbezogen. Eine voraussichtlich erhöhte Empfindlichkeit gegenüber spezifisch klimawandelbedingten Umweltveränderungen lässt sich bei jeweils ca. 39% der untersuchten Tierarten in den naturräumlichen Regionen "Harz" und "Lüneburger Heide und Wendland" feststellen. Dabei scheinen insgesamt mehr Arten negativ von einer Abnahme der Sommerniederschläge betroffen zu sein als von einer Erhöhung der Temperaturen. Weiterhin wurde ermittelt, wie klimabedingte Veränderungen der Zusammensetzung von Vogellebensgemeinschaften in einem Naturraum abgeschätzt und Prognosen über mögliche klimabedingte Zu- und Abwanderungen von Arten getroffen werden können. Dazu wurde der Artenpool des Naturraums Lüneburger Heide mit den Artenpools zukünftig klimaanaloger Räume verglichen. Zukünftig klimaanaloge Räume sind Gebiete, die gegenwärtig klimatische Verhältnisse aufweisen, die zukünftig für das Untersuchungsgebiet projiziert werden. Die Ergebnisse zeigen, dass die Mehrzahl der Vogelarten die für den Zeitraum 2071-2100 erwarteten Klimabedingungen im Naturraum Lüneburger Heide vermutlich tolerieren kann, die Artenvielfalt insgesamt aber möglicherweise abnehmen wird. Viele der potenziell aus dem Naturraum abwandernden Arten sind an Feuchtgebiete als Lebensraum gebunden. Zur Verringerung negativer klimawandelbedingter Auswirkungen auf Tierarten können zum einen derzeitige Gefährdungsursachen und Stressoren minimiert werden, um die Habitatverfügbarkeit und qualität zu erhöhen und die Resilienz sowie das Anpassungspotenzial von Arten zu stärken. Als prioritäre Maßnahmen sind je nach naturräumlicher Region die folgenden anzusehen: Maßnahmen zum Schutz und zur Wiederherstellung von Feuchtlebensräumen, Maßnahmen zur Verhinderung von Nährstoffeinträgen bzw. Eutrophierung und zur Extensivierung landwirtschaftlicher Nutzung, Maßnahmen zur Erhöhung der Konnektivität in der Landschaft und zur Verringerung des Landschaftsverbrauchs, Maßnahmen zur Offenhaltung von Lebensräumen und Maßnahmen zur naturnahen Waldrandgestaltung bzw. Waldbewirtschaftung. Zum anderen kann zur Verringerung negativer klimawandelbedingter Auswirkungen auf Tierarten die Konnektivität in der Landschaft gefördert und der Erhalt und die Schaffung von Biotopverbundstrukturen gestärkt werden, um den Arten eine Anpassung durch die Verschiebung ihrer Verbreitungsareale zu ermöglichen. Besonders auf überregionale Biotopverbundmaßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel angewiesen sind in beiden naturräumlichen Regionen Arten des Offenlandes, in der naturräumlichen Region "Lüneburger Heide und Wendland" zusätzlich auch Arten der Gewässer. Da viele der derzeitigen Gefährdungsursachen potenziell klimaempfindlicher Arten nutzungsbezogen sind und auch direkte oder indirekte Folge landwirtschaftlicher Nutzung sein können, sind Synergien zwischen Maßnahmen zur Verminderung negativer Auswirkungen von Landnutzungs- und Klimawandeleinflüssen offenkundig. Dies betrifft auch die Stärkung des Biotopverbunds. Hier spielen Raine und Hecken in der Agrarlandschaft eine wichtige Rolle - auch vor dem Hintergrund des Klimawandels, da viele der auf Biotopverbund als Anpassungsmaßnahme angewiesenen Arten Bewohner des Offenlandes sind. Ein besonderes Gewicht kommt im Hinblick auf den Klimawandel dem Schutz bzw. der Renaturierung und Schaffung von Feuchtlebensräumen zu. Diese werden bislang nur zum Teil durch die Modelle zur Abschätzung der Artenvielfalt auf landwirtschaftlichen Betrieben abgedeckt, so dass in der Erweiterung der Modelle um die Lebensräume Feuchtgrünland und Grünland im Allgemeinen eine mögliche Weiterentwicklung der vorliegenden Arbeit zu sehen ist. Da ein Großteil der Fläche Deutschlands landwirtschaftlich genutzt wird, kommt der Landwirtschaft bei der Bewahrung der Artenvielfalt eine Schlüsselrolle zu. Die vermehrte Integration naturschutzfachlicher Ziele in die Landbewirtschaftung kann daher wesentlich zum Erhalt und zur Förderung der Artenvielfalt beitragen, nicht nur im Hinblick auf landnutzungsbezogene sondern auch auf klimawandelbezogene Einflüsse. Die vorliegende Arbeit liefert dazu wichtige Ansätze. ; The conservation of biodiversity is a task of great importance for society. In recent decades, political awareness for biodiversity issues has risen, yet, global as well as national objectives to halt the loss of biodiversity have failed. Important causes of biodiversity loss include land use change as well as climatic changes. From the second half of the twentieth century, agricultural intensification has increasingly led to a decline of farmland biodiversity. This decline is caused by a multitude of factors, particularly a loss of semi-natural habitats and structural diversity as well as a shortage of food supply due to a usage of herbicides and insecticides. Since the end of the twentieth century, climatic changes have increasingly become apparent as another threat to biodiversity. Along with increasing temperatures, shifts of distribution ranges as well as in the phenology of species have already been observed. By the end of the 21st century, further increasing mean temperatures, an increase of hot extremes, a decrease of cold periods, a shift in annual precipitation regimes and a further rise of sea levels can be expected. Climate and land use interact in a variety of ways - as do their effects on species and overall biodiversity. Thus, methods to capture and evaluate the effects of land use and climatic changes on species, and measures to prevent or mitigate the impacts, are greatly needed. Important stakeholders for the implementation of such measures are nature conservation authorities and organisations. However, protecting farmland biodiversity also requires the involvement of farmers to ensure sustainable and long-term effects. One way to involve farmers in nature conservation programs is to address the food companies they supply their products to. Food companies, especially from the organic sector, are increasingly looking for ways to transparently and credibly communicate to their customers how farmers (the suppliers) preserve and enhance biodiversity on their land. As company-wide biodiversity surveys of species in the field are not feasible, easy-to-use models and indicator sets projecting biodiversity on farmland, in both a sound and time-efficient way, are greatly needed. Such models could also help to identify and allocate nature conservation measures for a given farm and assess what biodiversity enhancement potentials are associated with which measure. Regarding climate change impacts on animals, assessments on regional levels evaluating the sensitivity of animals towards such changes are largely missing. So too are estimations on how distribution shifts might alter regional species communities. However, such information is greatly needed to identify and specify appropriate adaptation strategies and measures. While recommendations for such adaptation strategies and measures already exist, they are mostly vague making it difficult for stakeholders to prioritise and implement them. Thus, it is necessary to specify general recommendations for given regions that take into account the climate sensitivity of the region's species as well as alterations in the region's species community. Considering these knowledge gaps, the objective of this dissertation was to contribute to the assessment and evaluation of impacts of land use and climate change on animals on a regional and local level and, based on these assessments, derive measures suitable to aid in the mitigation of negative impacts. Single regions, habitats and animal species groups were therefore investigated in order to assess; 1. which indicator sets and models are suitable to project biodiversity on a farm level in a practical, time-efficient and sound way; 2. which criteria indicate a sensitivity of animals towards climatic changes within an ecoregion; 3. how climate change induced turnovers in species communities within an ecoregion can be estimated; 4. which measures to preserve and enhance biodiversity can be derived based on such analyses for the local and regional level; 5. which synergies exist between measures for mitigating the negative impacts of land use and climate change and what are the limitations of the methods for the assessment of such impacts. With respect to the impacts of land use on animals, I investigated if and how biodiversity and possible changes caused by land use or nature conservation measures can be projected with farm level based easy-to-use models and indicator sets. Therefore, I identified possible predictor variables effecting the species numbers of butterflies on field margins and birds in hedgerows and on arable fields. This was accomplished on the basis of an extensive literature review. Subsequently, the possible predictor variables, as well as butterflies and birds, were recorded on seven farms throughout Germany. By means of multiple linear regression analyses based upon the data recorded on the farms, variables were identified that best predicted the species numbers of butterflies and birds. In terms of butterflies, these variables included the landscape heterogeneity of the surroundings, the time of mowing, the width, length and the grass-herb-ratio of the margin as well as the management of the adjacent field. For birds in hedgerows, the variables length and width of a hedgerow, the number of woody species, the presence of tree holes, the presence of thorny shrubs, and the width of the herbaceous margin bordering the hedgerow were identified as the best predictors for species numbers. The model for predicting bird species numbers on arable fields was rejected as the results were significantly influenced by the examined sample and were only partly compatible with the results of the literature review. Measures for the farm level are related to the predictor variables of the models in question, e.g. recommendations for the time of mowing of field margins or, for hedgerows, the establishment or extension of herbaceous margin strips between the hedgerow and bordering fields. These measures concern the improvement of existing landscape elements as well as the establishment of new ones. They should be seen as one component within a set of adequate measures for farms that ought to be accompanied by others. Therefore, a whole-farm perspective is needed which integrates farm specifics as well as specific landscape preconditions. To support this process, assistance by farm consultants may be reasonable but so too is GIS-based management software which aids farmers in addressing nature conservation issues. The models of this dissertation have already been implemented in such management software, MANUELA (Managementsystem Naturschutz für eine nachhaltige Landwirtschaft - Management System Nature Conservation for a Sustainable Agriculture). Within this software, the models complement other nature conservation tools, e.g. one that assesses the diversity of plant species on arable fields and others that evaluate landscape aesthetics or the connectivity of habitats. With respect to the impacts of climatic changes on animals, I examined which criteria are relevant for evaluating the sensitivity of species towards these changes. Based on these criteria, I investigated how many animal species from the 'Harz' and 'Lüneburger Heide und Wendland' ecoregions are probably sensitive towards climatic changes projected for the end of the 21st century. These sensitivity analyses included Red List species of breeding birds, reptiles, amphibians, dragonflies and damselflies, grasshoppers and crickets, and butterflies. About 39% of the examined species are probably sensitive towards these climatic changes. Overall, more species seem to be affected by a decrease of summer precipitation than by an increase of mean temperatures. In addition, I assessed how climate change induces turn-overs in bird communities of a given region can be estimated. Hence, the species pool of the 'Lüneburger Heide' ecoregion was compared to species pools of future climatically analogous regions. Future climatically analogous regions are regions which currently have similar climatic conditions to the ones projected for the study area in the future. The results of these analyses show that the majority of species in the 'Lüneburger Heide' are probably able to tolerate the climatic conditions projected for 2071-2100 but that bird species richness, in general, may decline. Species that might potentially leave the regional species community in the course of climate change were often associated with inland wetland habitats. To mitigate negative climate change induced impacts on animals, current non-climatic stressors can be reduced in order to increase habitat availability and quality and to strengthen the resilience and adaptation potential of species. Measures of high priority in this regard - depending on the respective region - include: measures for maintaining and promoting wetlands, measures for reducing eutrophication and for the extensification of agriculture, measures for increasing habitat connectivity and reducing land consumption, measures for the preservation of open landscapes, and measures for a nature-oriented forest management. In addition to reducing non-climatic stressors, habitat connectivity should be increased in order to help species to adapt to climatic changes by shifting their distribution ranges. In both examined ecoregions, most of the potential climate-sensitive species, which depend on an increased habitat connectivity for the adaptation to climatic changes, live in open land. Within the 'Lüneburger Heide und Wendland' ecoregion, additional emphasis in this regard should be put on waterbodies. As many of the current non-climatic stressors impacting potentially climate-sensitive species are related to land use, synergies between measures mitigating negative impacts of land use and climate change are obvious. This is also true for the strengthening of habitat connectivity. Here, field margins and hedgerows play an important role - especially as many of the species that depend on habitat connectivity to adapt to climatic changes live in open land. In light of climate change, a special emphasis has to be put on the maintenance and restoration of grassland and wetlands. So far, grassland and wetlands are only partly covered by the models for the assessment of biodiversity on farmland. An inclusion of these habitats into the MANUELA model toolbox is, therefor, a possible future development. As a large part of Germany is covered by agriculture, farmers have a key role in preserving biodiversity. Integrating nature conservation objectives into farm management is therefore very beneficial not only with regard to mitigating possible impacts of land use but also of climate change. This dissertation provides important approaches for this task.
Dieses Kapitel fasst die wichtigsten Erkenntnisse des Forschungsprojekts Stand des Wissens zu Schweizer Tramsystemen im Mischverkehr zusammen. Der Fokus liegt dabei auf der Beschreibung der aktuellen Situation der Tramsicherheit in der Schweiz sowie der Sicherheitspraxis und -massnahmen bei den entsprechenden Akteuren. Die Schweizer Regulation mit Relevanz für Tramsysteme ist grundsätzlich funktional, d. h. es werden Sicherheits- respektive Schutzziele vorgegeben, aber nicht, auf welchem Wege oder mit welchen Mitteln diese erfüllt werden müssen. Dabei soll der «Stand der Technik» berücksichtigt werden. Es wird also eher ein Rahmen vorgegeben, anstatt die Regelungen in allen Einzelheiten vorzuschreiben. Es gibt im schweizerischen Recht keine spezifisch auf Tramsysteme ausgerichteten Gesetze und Verordnungen. Trams gelten als Eisenbahnen, weshalb die Eisenbahngesetzgebung zur Anwendung kommt. Da Trams aber im Strassenraum verkehren, spielt auch die Strassenverkehrsgesetzgebung eine Rolle. Das Tram hat in der Schweiz vor allen anderen Strassenverkehrsteilnehmern Vortritt. Dieses Vortrittsrecht kann bei ungenügender Kenntnis anderer Verkehrsteilnehmer zu gefährlichen Situationen führen, beispielsweise bei über das mit dem motorisierten Verkehr geteilte Tramtrassee markierten Fussgängerstreifen ohne Lichtsignalanlage oder nicht signalgesteuerten Kreisverkehrsplätzen mit Tramquerung. Die Verantwortung für die Betriebssicherheit tragen in der Schweiz die Trambetreiber. Die Hersteller sind verantwortlich für die Sicherheit ihrer Produkte. Das Bundesamt für Verkehr überwacht, ob Betreiber und Hersteller diese Verantwortung wahrnehmen. Es gibt diverse verschiedene Quellen für Tramunfalldaten in der Schweiz, die sich hinsichtlich Auflösung, Detailgrad, Abdeckung, Standardisierung und öffentliche Verfügbarkeit stark unterscheiden. Hauptanalysequellen der verschiedenen Akteure sind die Unfalldatenbanken der Betreiber, die Unfalldatenbank des Bundesamtes für Strassen (von der Polizei erfasst Unfälle), die Ereignisdatenbank des Bundesamtes für Verkehr (durch die Betreiber gemeldete Ereignisse) und für Einzelereignisse die Unfalluntersuchungsberichte der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle. Zum Vergleich von Unfalldaten werden üblicherweise Kennzahlen verwendet. Dazu sind Daten zu Verkehrsleistung, Streckennetzkilometer, Linienlängen, Anzahl Kurse, Rollmaterial usw. notwendig. Für eine angemessen Berücksichtigung des Kontextes werden zudem Daten zu Verkehrsmengen des motorisierten Individualverkehrs und des Langsamverkehrs sowie zur Infrastruktur benötigt. Diese Kontextdaten sind nicht in einer einheitlichen Form verfügbar und ihre Beschaffung ist mit einem erheblichen Aufwand verbunden. Vergleiche der Sicherheitslage, beispielsweise für verschiedene Städte, haben aufgrund der Unterschiede in der Datenerfassung und möglicherweise fehlender Kontextinformationen immer eine begrenzte Aussagekraft. Die vier Tramnetze in der Schweiz weisen deutliche Unterschiede hinsichtlich Bevölkerungsdichte, Netztopologie und Betriebskonzept auf. Trotz dieser Unterschiede differiert die mittlere Streckenbelastung (mittlere Anzahl Trams auf einem Netzabschnitt pro Stunde) nur wenig. Bei den spezifischen Unfallzahlen, also beispielsweise Unfälle pro Kompositions-Kilometer, bestehen grosse Unterschiede zwischen den Netzen. Eine Untersuchung durch Dritte für die Jahre 2010–2012 ergab in Zürich eine deutlich höhere Anzahl schwere Unfälle pro Kompositions-Kilometer als in den anderen Netzen. Basel und Genf wiesen vergleichbare Werte, Bern deutlich die geringsten Werte auf. Die häufigste Ursache von Unfällen mit Trambeteiligung ist die Missachtung des Vortrittsrechts der Strassenbahn (bei etwa einem Drittel der Unfälle). Etwa ein Sechstel der Unfälle wird durch Missachtung von Lichtsignalanlagen verursacht, ein weiteres Sechstel geht auf Fehlverhalten von Fussgängern zurück. Häufigste Verursacher von Unfällen mit Trambeteiligung sind in allen vier Tramsystemen die Personenwagen. An zweiter Stelle finden sich die Fussgänger. Bei den Unfallfolgen sind aber die Fussgänger am stärksten betroffen, da sie im Gegensatz zu Insassen von Personenwagen praktisch ungeschützt sind. Letztere erleiden denn auch nur sehr selten schwere Verletzungen bei Kollisionen mit Trams. Eher wenig auffällig hinsichtlich des Unfallgeschehens sind Velofahrer, was an deren vergleichsweise geringer Anzahl liegen dürfte. Kommt es aber zu einem Unfall, sind die Folgen für Velofahrer ähnlich gravierend wie für Fussgänger. Die vier Tramnetze der Schweiz weisen eine ähnliche Anzahl Kreisverkehrsplätze auf, welche vom Tramtrassee gequert werden; bezogen auf die Netzlänge variiert die Kreisverkehrsdichte hingegen erheblich. Der Anteil der Tramkollisionen bei Kreisverkehrsplätzen an allen Tramkollisionen weist zwischen den Systemen grosse Unterschiede auf. Wird dieser Anteil hingegen ins Verhältnis zur Kreisverkehrsdichte auf dem Tramnetz gesetzt, werden die Unterschiede zwischen den drei Systemen Bern, Basel und Genf sehr viel kleiner. Dies ist interessant vor dem Hintergrund, dass vom Tram gequerte Kreisverkehrsplätze in Genf als grosses Problem wahrgenommen werden, in Bern und Basel hingegen nicht. In Zürich ist die Kreisverkehrsdichte auf dem Tramnetz sehr tief, und auch der Anteil Kreisverkehrs-Tramunfälle bleibt selbst in Relation zur Kreisverkehrsdichte deutlich unterhalb der anderen Systeme. Georeferenzierte Unfalldaten erlauben die räumliche Auswertung von Unfallorten und die Identifikation von Unfallschwerpunkten. Aufgrund der geringen Anzahl Tramunfälle ist es allerdings schwierig, die statistische Signifikanz von ermittelten Schwerpunkten zu überprüfen. Im Rahmen dieses Projektes wurden Daten der Verkehrsunfallstatistik des Bundesamtes für Strassen räumlich ausgewertet. Eine qualitative Analyse der ermittelten Unfallschwerpunkte zeigt, dass diese grösstenteils an vorhersehbaren Stellen liegen: bei Fussgängern in Innenstadtbereichen und Plätzen mit hohem Fussgängeraufkommen, also an Orten mit vielen Querungen der Tramgeleise durch Fussgänger; bei Motorfahrzeugen bei Kreuzungen mit hohem Verkehrsaufkommen und auf Streckenabschnitten mit Abbiegemöglichkeit über die Tramgeleise für den Parallelverkehr. Für die Schwerpunkte von Kollisionen mit Velo/Mofa lassen sich hingegen kaum einfache Erklärungen finden. Ein Vergleich von Unfallcluster-Analysen ohne und mit Gewichtung der Unfallfolgen (mittels Opferäquivalenten) zeigt, dass es sowohl Cluster mit grosser Unfallzahl und vergleichsweise geringen kumulierten Auswirkungen als auch solche mit eher kleiner Unfallzahl und hohen kumulierten Auswirkungen gibt. Daher scheint für Analysen von Unfallclustern die Berücksichtigung der Unfallfolgen angebracht, wobei die Gewichtung mittels Opferäquivalenten eine angemessene Methode ist. Die Aussagekraft der räumlichen Analysen bleibt aufgrund der geringen Unfallzahlen und der Verwendung von Daten aus mehreren Jahren beschränkt. Ergänzend zur Auswertung der Unfalldaten sollten daher immer detaillierte Fallanalysen bei Unfallschwerpunkten durchgeführt werden, welche Rückschlüsse auf tatsächliche Unfallursachen und mögliche Massnahmen erlauben. Es gibt in der Schweiz keine einheitliche Definition des Begriffs Beinaheunfall. Im Allgemeinen wird darunter eine Situation verstanden, in der das Fehlverhalten eines Beteiligten oder mehrerer Beteiligter einen gefährlichen Zustand hervorruft, welcher aber nicht in einen Unfall mündet. Der entsprechende Standort wird demzufolge als gefährlich empfunden, obwohl statistisch keine Unfallschwerpunkte nachzuweisen sind. Die häufigsten Umstände von Beinaheunfällen in der Schweiz sind aus Sicht der Trambetreiber fehlende physische Trennungen bei Eigentrassierungen, Konflikte mit Abbiegern auf Kreuzungen, die Nichtbeachtung der Lichtsignalanlage oder anderer Signale auf Kreuzungen und die Nichtbeachtung des Tramvortritts in Kreisverkehrsplätzen. Die Trambetreiber schliessen fehlerhafte Handlungen des eigenen Fahrpersonals zwar nicht aus, führen als Ursache für gefährliche Situationen und Beinaheunfälle aber hauptsächlich die fehlende Wahrnehmung des Trams seitens der anderen Verkehrsteilnehmer auf. Einerseits spielt der fehlende Sichtkontakt eine wichtige Rolle, andererseits wird insbesondere bei Fussgängern eine starke Tendenz bei der Ablenkung durch elektronische Geräte wie Smartphones oder Tablets (visuelle Ablenkung) und Kopfhörer (auditive Ablenkung) beobachtet. Im Mischverkehr sehen die Betreiber die Hauptverursacher gefährlicher Situationen in Velofahrern und Fussgängern – häufig in Innenstadtbereichen, wo der Langsamverkehr sehr hohe Dichten aufweist. Auf Abschnitten mit Eigentrassierung, wo in der Schweiz oft physische Abgrenzungen fehlen und zahlreiche Kreuzungsmöglichkeiten für andere Strassennutzer bestehen, sehen die Betreiber die Hauptverursacher in motorisierten Strassenfahrzeugen. In solchen Abschnitten werden gefährliche Situationen durch die hohe Geschwindigkeit des Trams verschärft. Die Erfassung von Unfalldaten geschieht in der Schweiz bei schweren Unfällen potenziell durch drei Stellen: den entsprechenden Trambetreiber, die zuständige Polizeibehörde und die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle SUST. Die Erfassung von Ereignissen durch die Betreiber ist nicht vereinheitlicht, und auch bei den Polizeibehörden gibt es in der Praxis Abweichungen bei der Dateneingabe in die nationale MISTRA-Unfalldatenbank des Bundesamtes für Strassen. Durch eine einheitliche Erfassung wären Vergleiche zwischen den Tramnetzen möglich und es könnten trotz der geringen Unfallzahl aussagekräftige Datenanalysen durchgeführt werden. Wichtig erscheint in jedem Fall eine präzise Georeferenzierung der Unfalldaten. Es gibt ungenutzte Möglichkeiten zur Datenerfassung, welche sowohl in der Unfallanalyse als auch in der Prävention eingesetzt werden könnten. Beispiele sind der Einsatz von Frontkameras oder die georeferenzierte Erfassung von Schnellbremsungen. Allerdings gibt es dabei bedeutende rechtliche und technische Hürden. Die vorhandenen Unfalldaten werden vor allem durch die lokalen Polizeibehörden relativ umfassend ausgewertet. Um eine maximale Wirkung dieser Analysen sicherzustellen, ist eine enge Zusammenarbeit der Polizei mit den Trambetreibern und weiteren Akteuren (z. B. Tiefbauamt) von grosser Bedeutung. Der Personalschulung kommt bei der Unfallprävention eine grosse Bedeutung zu – entsprechend geniesst sie bei den Betreibern einen hohen Stellenwert. Nützliche Hilfsmittel sind Fotos und Videoaufnahmen von Unfällen und Beinaheunfällen oder Übersichten über gefährliche Situationen entlang einer Linie. Im Falle eines Unfalls helfen Checklisten und stellen eine einheitliche Handlungsweise sicher. Tramsicherheitskampagnen dienen insbesondere der Bewusstseinsbildung zum allgemeinen Tramvortritt und zu den Eigenschaften des Trams (Bremsweg). Eine klare Zielsetzung und anschliessende Evaluation der Wirkung ist empfehlenswert. Bei der Infrastrukturplanung sollten präventive Sicherheitsmassnahmen eine hohe Priorität geniessen und Teil von gestalterischen Lösungen sein. Dazu sollte die Erfahrung der Trambetreiber systematisch in den Infrastrukturplanungsprozess von Strassenräumen mit Trams einbezogen und adäquat berücksichtigt werden. Ein sicherer Trambetrieb ist stark von nicht direkt durch die Trambetreiber beeinflussbaren Elementen abhängig. Insbesondere haben die Gestaltung des Verkehrsraums und die Steuerung der Verkehrstechnik einen grossen Einfluss auf die Sicherheit. So können übersichtliche Kreuzungen mit klar den jeweiligen Spuren zugeteilten Lichtsignalen viele Probleme mit Abbiegern über das Tramtrassee verhindern. Eine gute Zusammenarbeit aller beteiligten Akteure ist für eine sichere und auch betrieblich geeignete Lösung solcher Situationen von zentraler Bedeutung. Beim Rollmaterial spielt insbesondere das Crashverhalten mit schweren Strassenfahrzeugen (Sicherheit der Traminsassen und insbesondere der Tramführerin) und mit Fussgängern (Sicherheit des Fussgängers) eine grosse Rolle. Wichtig ist, in einer frühen Engineering-Phase bereits sämtliche Schutz- und Sicherheitsfunktionen zu berücksichtigen, damit auf spätere «aufgesetzte» Lösungen verzichtet werden kann. This chapter summarises the main findings of the research project State of the art of Swiss tramways in mixed traffic zones. The focus is on the description of the current safety situation in Switzerland and the safety practices and measures of the relevant stakeholders. Swiss regulation with respect to tram safety is functional, i.e., safety and protection targets are prescribed, but not how they have to be achieved and what means must be used. Thereby, the state of the art of technology must be considered. In summary, regulation rather provides a frame than detailed prescriptions. In Swiss legislation, there are no specific laws or ordinances only concerning tram systems. By law, trams are considered as railways, therefor railway legislation applies. Because trams operate on streets, also road legislation is relevant. In Switzerland, trams have right of way over all other road users. This right of way can lead to dangerous situations in cases where other road are not aware of it. For example, in the case of zebra crossings marked over the tramway that is shared with motorised vehicles, pedestrians might assume that they have right of way over trams because they do have right of way over cars in the exact same location. Another example are roundabouts crossed with tram tracks, where cars do not expect to have to yield while they are on the ring road of the roundabout. Responsibility for operational safety is borne by the tram operators and for product safety by manufacturers in Switzerland. The Federal Office of Transport supervises whether operators and producers perform the associated duties correctly. There are several sources for tram accident data in Switzerland. They differ strongly with respect to resolution, level of detail, coverage, standardisation and public availability. Main data sources for safety analyses are the accident databases of the operators, the accident database of the Federal Roads Office (accidents investigated by the police), the incident database of the Federal Office of Transport (incidents reported by operators), and the investigation reports by the Swiss Transportation Safety Investigation Board (concerning single incidents). To compare accident data, ratio measures are used usually. This requires data on service provided, network length, line length, number of vehicles in operation, type of rolling stock, etc. Furthermore, for adequate consideration of context, data is needed on traffic volumes of both motorised transport and human powered mobility. These context data are not available in standardised form and their acquisition is costly. Comparison of safety situation, e.g., in different cities, have limited validity due to differences in data recording and possibly lack of context information. The four tram networks in Switzerland are considerably different with regard to population density, network topology, and operating concepts. Nevertheless, the average network load (average number of trams on a section per hour) is similar in all networks. Looking at accident ratios, e.g., accidents per tram kilometre, there are large differences between the networks. A study for the years 2010–2012 showed a considerably higher number of severe accidents per tram kilometre in Zurich than in the other three networks. Ratios for Basel and Geneva were similar, while Berne clearly had the lowest value. The most common cause of accidents is disrespect of the tram's right of way (roughly one third of all accidents involving trams). About a sixth of tram accidents are caused by disrespect of traffic lights (by other road users), another sixth by misconducts of pedestrians. The main source of accidents involving trams are, in all four networks, cars. They are followed second by pedestrians. However, if consequences of accidents are considered, pedestrians are affected strongest because they are unprotected. Passengers of cars, on the other hand, only rarely suffer from severe injuries from accidents involving a tram. Accidents involving trams and bicycles are less common, which is mainly due to the smaller number of bicycles in overall street users. In case of accidents involving a tram, the consequences for cyclists are similarly grave as for pedestrians. The four tram networks in Switzerland have a similar number of roundabouts crossed by a tramway. However, relating to tram network length, the roundabout (with tramway) density is very different. The ratio of accidents at roundabouts involving a tram and this roundabout density is similar in Basel, Berne and Geneva. This is interesting given that roundabouts crossed by a tramway are considered a big safety issue in Geneva, but not so much in Basel and Berne. In Zurich, the roundabout density is much lower, as is the number or roundabout-related accidents. Accident data with georeferences allow for the spatial analysis of accident locations and the identification of accident hot spots. However, due to the low number of tram accidents, it is difficult to test for statistical significance of such analyses. In the present project, data form the accident database of the Federal Roads Office have been analysed spatially. The qualitative analysis of the identified accident hot spots shows that they are mostly in predictable locations: in the case of pedestrians, in inner city areas and squares with a high number of pedestrian traffic, thus, in locations with frequent crossings of the tramway by pedestrians; in the case of cars, at intersections with high traffic volumes and on sections where cars cross over tram tracks when turning. Hot spots of accidents with bicycles, on the other hand, cannot be easily explained. A comparison of accident cluster analyses without and with weighting of accident consequences (with victim equivalent values) shows that there are both clusters with high accident numbers and low cumulative consequences and clusters with relatively low accident numbers but high cumulative consequences. Therefore, it seems adequate to use weighting of accident consequences for accident cluster analyses. The explanatory power of spatial accident analyses remains limited due to the small number of accidents and the use of data from several years. Therefore, complementary to the examination of accident data, individual case analyses should be conducted to conclude about accident sources and adequate measures. In Switzerland, there is no standard definition of the term "near accident". Commonly, a near accident is understood to be a situation where the malpractice of one or several involved parties leads to a dangerous state, without this state resulting in an actual accident. The respective location is therefore perceived as dangerous, even though no statistical accident hot spot can be determined. From the perspective of tram operators, the most common circumstances of near accidents in Switzerland are lack of physical separation in sections with reserved tracks, conflicts with turning vehicles on intersections, disrespect of traffic lights or road signs and disrespect of tram right of way in roundabouts. The operators do not rule out the possibility of malpractice by their drivers, but they do see the cause of dangerous situations and near accidents mainly in the lack of tram perception by other road users. On the one hand, this involves insufficient visibility conditions (e.g., caused by obstacles), on the other hand, operators observe an increase in distracted pedestrians, mainly due to electronic equipment such as smartphones or tablets (visual distraction) and headphones (auditory distraction). In mixed traffic, operators see pedestrians and cyclists as the main causers of tram accidents, often in inner city areas with high density of human powered mobility users. On reserved tracks, where there is often no physical separation between the tramway and other road users and many crossing possibility of the latter exist, the operators see car users as the main causers of tram accidents. In such locations, dangerous situations are aggravated due to the high tram speed. The recording of accident data in Switzerland is mainly conducted by three parties: the tram operator, the local police, and the Swiss Transportation Safety Investigation Board (in severe cases). Recording of events by the operators is not standardized, and there are also differences in recording practices of police authorities and their data input into the national road accident database of the Federal Roads Office. A standardised and consistent recording would facilitate comparisons between tram networks and enable more significant analyses. In any case, precise georeference for accident data is crucial for later spatial analyses. There are unused possibilities of data acquisition that could be used for accident analysis as well as prevention. For example, this includes using frontal cameras in tram vehicles or the georeferenced recording of emergency braking manoeuvres. However, there are serious legal and technical barriers to be considered. Existing accident data is analysed in detail mostly by local police authorities. In order to ensure the impact of such analyses, tight cooperation between police authorities, tram operators, and further stakeholders (e.g., civil engineering department of the respective city) is crucial. Drivers' education is highly relevant for accident prevention. Accordingly, operators assign a high priority to it. Useful tools are pictures or videos of accidents or near accidents or overviews of dangerous locations along a line. In the case of an actual accident, check lists help to ensure consistent actions. In infrastructure planning, preventive safety measures should be included from the beginning as part of design solutions and be given a high priority. For this, it is important to include the experience and knowledge of tram operators in respective infrastructure design and planning teams. Safe operation of a tram system depends on many aspects that cannot be influenced directly by tram operators. Particularly, the design of public and road space and traffic operation and management have a high impact on tram safety. For example, clear intersection layouts with unambiguously attributed traffic lights per traffic lane can prevent many problems frequently occurring with cars turning across the tramway. Therefore, tight collaboration between all stakeholders is a key to safe operation of trams that also consider the quality of operation. Concerning rolling stock, the crash behaviour of trams with heavy road vehicles such as trucks (safety of tram passengers and particularly driver) and with pedestrians (safety of pedestrians) is particularly important. Generally, it is crucial to include all safety requirements and targets in an early engineering phase in order to avoid later, "attached" measures.
Die Nachfrage nach Holz wird im Zeitraum der nächsten 15 Jahre bis 2030 sowohl in der EU als auch global zunehmen. Bedarfsabschätzungen zeigen Nachfrageüberhänge in der EU von jährlich 300 Mio. m³, eine Prognose spricht sogar von Holzfehlmengen von 430 Mio. m³. Der Anstieg der Weltbevölkerung bei wachsender Wirtschaft wird den Holzbedarf erhöhen, auch wenn derzeit weltweit in etwa ein Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage besteht. Die Nachfrage nach Holz unterliegt vielen Treibern. Die Langfrist-Prognosen bis zum Jahre 2030 sagen vor allem bei der energetischen Holznutzung eine permanente, über den Verbrauch von Holz zur stofflichen Nutzung liegende, hohe Nachfragesteigerung voraus. Der Trend der Bioökonomie mit der sukzessiven Reduktion des Anteils der fossilen Energieträger beim Primärenergieverbrauch zur Reduktion der Emissionen von Treibhausgasen wurde durch das Paris-Abkommen, das 2015 durch die internationale Gemeinschaft mit dem Ziel des Klimaschutzes verabschiedet wurde, noch verstärkt. Auch die Tendenz zur dezentralen Energieversorgung vor allem in den Kommunen, die besonders die Nachfrage nach Energieholz und schwachen Sortimenten wachsen lässt, das Bestreben zur Verringerung von nationalen Abhängigkeiten zu Russland als Lieferant bei Erdgas und Erdöl haben auf eine steigende zukünftige Nachfrage ebenso einen bedeutenden Einfluss wie die Substitution des Rohstoffes Erdöl durch Holz bei der Herstellung von Chemikalien und Treibstoffen. In den Wäldern der Mitgliedstaaten sind nach Einschätzung der EU größere stehende Holzvorräte vorhanden, die mobilisiert werden müssten, um das Ziel der EU, 20 % der Primärenergie aus erneuerbaren Energien bis zum Jahre 2020, zu erreichen. Die Produktion und die Nutzung von Holz im Rahmen einer nachhaltigen Forstwirtschaft hat über den gesamten Lebenszyklus eine ausgeglichene CO2 Bilanz. Durch die erhöhte Nutzung von Holz im Energiemix vermindert sich die CO2 Belastung der Atmosphäre. Wald-Inventuren, wie z.B. die in Deutschland vorliegenden Ergebnisse der 3. Bundeswaldinventur, bestätigen die Einschätzung der EU über die bestehenden Ressourcen. Die Verwendbarkeit dieser Ressourcen wird allerdings in zunehmendem Maße durch die Herausnahme von Wäldern aus der Produktion aus ökologischen oder sozioökonomischen Gründen beeinträchtigt. Unternehmer, deren Geschäftsmodell die Produktion von Holz auf landwirtschaftlichen Flächen ist, evaluieren mögliche Standorte zur Produktion von Holz im Kurzumtrieb nach der politisch-rechtlichen Sicherheit, nach der Verfügbarkeit von Ressourcen und den Faktorpreisen. Günstige Voraussetzungen für die Anlage von Baumplantagen für die Produktion von Holz bestehen im Baltikum. In den drei Staaten sind die wesentlichen Parameter für den Holzanbau in Plantagen auf landwirtschaftlichen Flächen gegeben: Gesichertes Rechtssystem mit dem Schutz des Eigentums, barrierefreier Zugang zu den Märkten innerhalb der EU, keine Währungsrisiken, günstige klimatischen Bedingungen mit ausreichend Niederschlag und freie Ressourcen bei Arbeit und Boden. Die EU-rechtliche Klassifizierung einer KUP als landwirtschaftliche Tätigkeit auf landwirtschaftlicher Fläche und als landwirtschaftliche Dauerkultur eröffnet die grundsätzliche Möglichkeit der Teilnahme der Kurzumtriebswirtschaft an den EU-Förderprogrammen der Direktförderung, der 1. Säule, und der Förderung der Entwicklung des ländlichen Raumes, der 2. Säule. KUP ist in das Ziele-Cluster Europa 2020/GAP 2020 der EU einbezogen. Für die KUP-Bauern sind auf nationaler Ebene die in das jeweilige Recht der baltischen Staaten transformierten EU Bestimmungen und die jeweils dazu gehörende Verwaltungsauffassung maßgebend. Der Umweltleistung der Dauerkultur "Niederwald im Kurzumtrieb" wurde in den rechtlichen Bestimmungen der EU grundsätzlich Rechnung getragen. KUP sind von der Greening-Verpflichtung befreit. Es überrascht allerdings, dass KUP als "gleichwertige Methode zur Flächennutzung im Umweltinteresse" bei der Anrechnung auf eine ökologischen Vorrangfläche nur mit Faktor 0,3, hingegen die Agroforstsysteme mit Faktor 1,0 Berücksichtigung fanden. Der KUP-Landwirt kann nur, wenn er Abweichungen beim Verwaltungshandeln zu den übergeordneten nationalen Gesetzen oder EU-Regeln zu seinem Nachteil erkennt, sein Recht im Widerspruchsverfahren suchen. Sowohl bei der Direktförderung wie auch bei der Strukturförderung wurden in allen drei baltischen Staaten Verwaltungsauffassungen identifiziert, die KUP im Vergleich zur Förderung der herkömmlichen Landwirtschaft mit annuellen Feldfrüchten benachteiligen oder weitgehend von der Förderung ausschließen. Im Bereich der Direktförderung gilt dies im besonderen Maße bei meliorierten Flächen. Die Detailanalyse zeigt, dass die Etablierung von KUP auf solchen Böden entweder, wie in Lettland, zur Versagung der Direktförderung führt, oder, wie in Estland und Litauen mit Auflagen verbunden ist, die die Bereitschaft der Landwirte für die Anlage einer KUP stark hemmen. Bedeutend ist dies vor dem Hintergrund, dass in Estland rund 54 %., in Lettland rund 62 % und in Litauen rund 78 % der landwirtschaftlich nutzbaren Flächen mit Drainagen versehen sind. Im Bereich der Förderung nach der 2. Säule, insbesondere die Gewährung von Zuschüssen bei Auf- und Ausbau der Hofstelle sowie beim Ankauf von Maschinen und anderen Ausrüstungen, ist der KUP-Landwirt von der Förderung ausgeschlossen. Die Festlegung der Rotationszeiten verursacht ein weiteres Hemmnis. Die Produktion von Holz in KUP wird dadurch in den baltischen Staaten in Richtung bestimmter Holzsortimente, nämlich hauptsächlich Energieholz und schwache Sortimente, gelenkt. Die Bestimmungen legen in der Regel fünf Jahre als Umtriebszeit fest. Versuche, diese restriktiven Vorgaben aufzuweichen, waren bisher erfolglos. Zusätzliche Lenkungsimpulse in Richtung bestimmter anderer, stärkerer Holzsortimente gehen auch durch die Förderung der Aufforstung im Rahmen der Strukturförderung aus. Auf den baltischen Faktormärkten stehen für die Holzproduktion auf landwirtschaftlichen Flächen im Kurzumtrieb Boden und Arbeitskräfte zu günstigen Preisen in ausreichendem Umfang zur Verfügung. Restriktionen beim Bodenerwerb in den ab dem Jahre 2014 geltenden nationalstaatlichen Bodenverkehrsrechtssystemen können für die Neu-Etablierung eines KUP-Betriebes hinderlich sein. Zu den realen Holzerträgen liegen für die baltischen Staaten noch keine Ernteergebnisse aus KUP auf größeren Flächen vor. Abschätzungen der Erntemengen waren deshalb anhand von Vergleichszahlen für KUP in klimatisch ähnlichen Regionen, anhand von Wuchsleistungen gängiger Klone und unter Einbeziehungen von Messungen auf Versuchsplantagen in Estland, Lettland und Litauen vorzunehmen. Die so taxierten realen Holzerträge liegen bei einem Durchschnitt von 10,00 tatro ha-1 a-1. Das Niveau der Marktpreise für das im Kurzumtrieb produzierte Hauptsortiment Hackschnitzel deutet auf einen aufnahmebereiten Markt mit für die Wirtschaftlichkeit der Produktion ausreichenden Preisen hin. Vergleiche mit längeren Zeitreihen, bei denen aktuelle Preisschwankungen geglättet sind, für Estland zwischen 2003 bis 2013, für Lettland zwischen 2009 bis 2014 und für Litauen zwischen 2008 bis 2014, bestätigen diese Aussage. Durch die Ermittlung der Annuitäten wird die Wirtschaftlichkeit einer KUP am Beispiel eines Betriebes in Lettland untersucht. Auf der Aufwandsseite konnten tatsächliche Kosten-Größen für eine Fläche von 100 ha in die Berechnungen einbezogen werden. Damit steht für eine Wirtschaftlichkeitsberechnung eine Datenbasis zu den Kosten zur Verfügung, die nicht ausschließlich für kleine Versuchsflächen in Estland, Lettland und Litauen erhoben wurde. Auf der Marktseite kann auf aktuelle Marktpreise für Hackschnitzel, bestätigt durch langfristige Zeitreihen, zurückgegriffen werden. In dieser, mit realen Zahlen fundierten Berechnung sind die Zahlungsströme dargestellt. Nicht in diese Kalkulation wurden wegen der Unsicherheit eines positiven Bescheides durch den LAD die Fördergelder einbezogen. Die Berechnungen zeigen positive Annuitäten, dem Indikator für den profitablen Betrieb einer KUP. Eine Sensitivitätsanalyse mit Veränderungen aller Kosten- und Ertragsfaktoren um jeweils 10 % bestätigt die Ertragsstabilität. Schließlich wird durch den Vergleich des Ergebnisses der Annuitätenberechnung mit einem landwirtschaftlichen Betrieb, der als Hauptkultur Weizen produziert, aufgezeigt, dass die Produktion von Holz auf landwirtschaftlichen Flächen mittels KUP die wirtschaftlich sinnvollere Alternative ist. Als agrarpolitischer Ausblick für die EU lässt sich aus der Gesamtanalyse resümieren, dass eine "Arbeitsteilung", Feldfrüchte in den Mitgliedsländern zu erzeugen, in denen die Produktionsbedingungen aufgrund von klimatischen Aspekten und Standortparametern optimal sind, nicht gefördert, sondern eher gebremst wird. Wenn die Betriebsergebnisse aus der Produktion von Holz in KUP weiter zunehmen, wird der Markt durch die Aussicht auf höhere monetäre Erträge die Strukturanpassung, auch gegen die restriktive nationale Auslegung der EU-Förderrichtlinien in Estland, Lettland und Litauen bewirken.:Danksagung I Inhaltsverzeichnis III Abbildungsverzeichnis VII Tabellenverzeichnis VIII Abkürzungsverzeichnis XII 1 Einleitung 1 1.1 Diskrepanz bei der Abschätzung der zukünftigen Holznachfrage und der tatsächlichen Entwicklung 1 1.2 Tendenzen bei der Nachfrage und dem Angebot von Holz in der Europäischen Union 4 1.3 Positive Voraussetzungen für die Produktion von Holz in Estland, Lettland und Litauen 7 2 Zielstellung der Arbeit 11 3 Vorgehensweise 14 4 Stand des Wissens 17 4.1 Europarechtliche Bestimmungen für die Holzproduktion auf landwirtschaftlichen Flächen 17 4.1.1 Begriffsabgrenzungen 18 4.1.1.1 Abgrenzungen des Begriffs der Kurzumtriebsplantage von Wald 18 4.1.1.2 Waldbegriff der Europäischen Union 19 4.1.2 Kurzumtriebswirtschaft als landwirtschaftliche Tätigkeit 19 4.1.2.1 Erlaubte Baumarten für den Kurzumtrieb in der Europäischen Union 20 4.1.2.2 Agroforstsysteme im Vergleich zu Kurzumtriebsplantagen in der Terminologie der Europäischen Union 20 4.1.3 Gemeinsame Agrarpolitik 2020 21 4.1.3.1 Organe der Gemeinsamen Agrarpolitik auf Ebene der Europäischen Union und der Verwaltungsunterbau in den Mitgliedstaaten 21 4.1.3.2 Ziele der Gemeinsamen Agrarpolitik 2020 im Rahmen des Zielsystems Europa 2020 24 4.1.3.3 Instrumentarien der Gemeinsamen Agrarpolitik 2020 26 4.1.3.4 Finanzmittel zur Agrarstrukturförderung im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik 2020 36 4.2 Kurzumtriebsplantagen auf landwirtschaftlichen Flächen in Estland, Lettland und Litauen 37 4.2.1 Derzeitiger Bestand und Betrieb von Kurzumtriebsplantagen in Estland, Lettland und Litauen 37 4.2.2 Entwicklung der Plantagenflächen zur Produktion von Holz im Kurzumtrieb in Estland, Lettland und Litauen bis 2014 40 4.2.2.1 Estland 40 4.2.2.2 Lettland 41 4.2.2.3 Litauen 41 5 Analyse der rechtlichen Rahmenbedingungen in Estland, Lettland und Litauen zur Holzproduktion in Kurzumtriebsplantagen 43 5.1 Begriffs-Präzisierungen als Ausdruck der nationalen Verständnisse der Vorschriften der Europäischen Union 43 5.1.1 Waldbegriff in Estland, Lettland und Litauen 43 5.1.1.1 Waldbegriff in Estland 43 5.1.1.2 Waldbegriff in Lettland mit der Besonderheit der Forstplantage nach dem lettischen Waldgesetz 44 5.1.1.3 Waldbegriff in Litauen 50 5.1.2 Umtriebszeiten bei Kurzumtriebsplantagen in Estland, Lettland und Litauen 51 5.1.3 Zugelassene Baumarten für Kurzumtriebsplantagen in Estland, Lettland und Litauen 52 5.1.4 Unbestimmte Rechtsbegriffe für Nachhaltigkeit in den Waldgesetzen von Estland, Lettland und Litauen 53 5.2 Umsetzung der Förderbestimmungen nach der Gemeinsamen Agrarpolitik 2020 in Estland, Lettland und Litauen 55 5.2.1 Direktförderung (Säule 1) in Estland, Lettland und Litauen 56 5.2.1.1 Ausgestaltungen der Voraussetzungen für die Direktförderung 57 5.2.1.2 Instrumentarien der Direktförderung 60 5.2.2 Strukturförderung (Säule 2) in Estland, Lettland und Litauen 69 6 Wirtschaftliche Rahmenbedingungen für die Produktion von Holz in Kurzumtriebsplantagen auf landwirtschaftlichen Flächen in Estland, Lettland und Litauen 74 6.1 Parameter zur Definition der Angebotsseite: Verfügbare Produktionsfaktoren 74 6.1.1 Verfügbarkeit der Ressource Arbeit 74 6.1.2 Verfügbarkeit der Ressource Boden 77 6.1.2.1 Eignung von Flächen in Estland, Lettland und Litauen zur Produktion von Holz in Kurzumtriebsplantagen 77 6.1.2.2 Möglichkeit des Bodenerwerbs 79 6.1.2.3 Maßnahmen zur Erhöhung des Flächenangebotes auf den Bodenmärkten in Estland, Lettland und Litauen 82 6.1.2.4 Entwicklung der Preise für landwirtschaftliche Flächen in Estland, Lettland und Litauen 84 6.1.3 Verfügbarkeit der Ressource Kapital 85 6.1.3.1 Infrastruktur als maßgebliche Größe des volkswirtschaftlichen Sozialkapitals 85 6.1.3.2 Betriebliches Privatkapital als Investitionsvoraussetzung 86 6.2 Marktsegment für in Kurzumtriebsplantagen erzeugtem Holz in Estland, Lettland und Litauen 87 6.2.1 Potenzialabschätzungen für die Holzmärkte in Estland, Lettland, Litauen und für die Europäische Union 87 6.2.2 Nachfrage nach Holz in der Zielplanung für die Energiebedarfsdeckung in Estland, Lettland und Litauen 91 6.2.2.1 Planerische Ansätze zur Energieversorgung in Estland 94 6.2.2.2 Planerische Ansätze zur Energieversorgung in Lettland 95 6.2.2.3 Planerische Ansätze zur Energieversorgung in Litauen 96 6.3 Business Case für ein reales Unternehmen in Lettland 97 6.3.1 Naturale und monetäre Erträge von Weidenplantagen 98 6.3.1.1 Mengenerträge in Kurzumtriebsplantagen 99 6.3.1.2 Preisniveaus auf dem Markt für Hackschnitzel in Lettland 104 6.3.1.3 Preisniveauvergleich für Litauen und Estland 107 6.3.2 Kosten der Bewirtschaftung von Kurzumtriebsplantagen 108 6.3.3 Ermittlung der Annuitäten als Entscheidungsgrundlage 113 6.3.4 Betrachtung von Veränderungen von Parametern anhand einer Sensitivitätsanalyse 118 6.3.5 Betrachtung des Ergebnisses der Business Case-Berechnung 120 7 Diskussion der Ergebnisse 126 7.1 Hypothese: Das Regelwerk und die darin enthaltenen Fördermaßnahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik 2020/Europa 2020 begünstigen die Produktion von Holz in Kurzumtriebsplantagen in Estland, Lettland und Litauen. 126 7.2 Hypothese: Die nationalen Ausgestaltungen der Bestimmungen der EU favorisieren nicht die Anlage und Nutzung von Kurzumtriebsplantagen in Estland, Lettland und Litauen 135 7.3 Hypothese: Die Produktionsfaktoren Arbeit, Boden und Kapital stehen in Estland, Lettland und Litauen in ausreichendem Maße zur Verfügung. 143 7.4 Hypothese: Die Märkte für in Kurzumtriebsplantagen erzeugtem Holz sind zu Preisen aufnahmefähig, die einen rentablen Betrieb von Kurzumtriebsplantagen in Estland, Lettland und Litauen erlauben. 145 7.5 Hypothese: Die Holzproduktion auf Kurzumtriebsplantagen führt zu höheren monetären Erträgen als der Anbau von annuellen Feldfrüchten in Estland, Lettland und Litauen 149 8 Zusammenfassung 152 9 Abstract 157 10 Literaturverzeichnis 161 10.1 Quellennachweis nach Autoren 161 10.2 Rechtsquellen 194 10.2.1 Völkerrechtliche Verträge 194 10.2.2 Rechtsquellen der Europäischen Union 194 10.2.2.1 Grundlagen für die Europäische Union 194 10.2.2.2 Verordnungen der Europäischen Union in chronologisch-numerischer Reihenfolge 194 10.2.2.3 Richtlinien der Europäischen Union in chronologisch-numerischer Reihenfolge 197 10.2.2.4 Delegierte Verordnungen der Europäischen Union in chronologisch-numerischer Reihenfolge und Entscheidungen 197 10.2.3 Rechtsquellen der Bundesrepublik Deutschland 199 10.2.4 Rechtsquellen der Republik Estland 199 10.2.5 Rechtsquellen der Republik Lettland 200 10.2.6 Rechtsquellen der Republik Litauen 201 ; The demand for timber will rise over the prognosis timeframe of the next 15 years until 2030. For Europe, demand forecast shows a deficit of supply of 300 mio. m³ per year; one study even states the amount at 430 mio. m³. The growth of the world population in combination with a growing economy will further increase the demand for wood, despite the current situation of equilibrium between demand and supply as shown by figures regarding the actual wood production. The demand is driven by many factors. Long-term prognoses to the year 2030 predict a permanent rise in demand for energetic use, which is above the rise of wood for material use. The bio economic trend, including the reduction of greenhouse gas emissions through the gradual reduction of fossil energy sources as a primary energy supply, has been reinforced through the Paris Agreement, adopted by the international community in 2015 with the aim of climate protection. Also other factors will strengthen future demand: the tendency towards decentralised energy production, especially within municipalities, which will particularly grow the demand for fuel wood and weak assortments; the tendency towards reducing dependence on Russia as a supplier of natural gas and oil; and the substitution of fossil energy sources for wood in the production of chemicals and fuel. The EU sees in the forests of its member states a large standing wood supply, which would need to be activated to reach the goal of substituting 20% of primary energy with renewable energy sources by 2020. Wood production and use has a neutral CO2 footprint throughout its lifecycle; if produced sustainably, it only emits as much CO2 as it had previously bound within itself through photosynthesis. Increasing the use of timber in the energy mix reduces the pollution of the atmosphere with CO2 Forest-inventories like the recently published 3rd German National Forest Inventory underline this assumption of the EU regarding the reserves. However, not all of the stock in the forests can be activated, as some forests are taken out of production due to ecological and socio-economic reasons. Entrepreneurs whose business model is determined by the production of wood on agricultural land evaluate possible locations for the production of wood in short rotation according the political and legal security, the availability of resources and the factor prices. The Baltic States offer favorable preconditions. All three states fulfill the major parameters for wood production on coppices on agricultural land: protection of the liberal order; secured legal system with the protection of property; barrier-free access to the markets within the EU; no currency risks; favorable climatic conditions with sufficient precipitation; and large amounts of resources in land and labor. The classification as agricultural activity on agricultural land and as an agricultural permanent crop makes SRC principally entitled to EU funding programs through direct support, the so-called 1st pillar, as well as though the funding of the agricultural structures, the so-called 2nd pillar. SRC are included in the goal cluster of Europe2020/CAP2020. For the SRC farmers on a national level, the applicable legislation derived from the EU-regulations and their administrative interpretations are crucial. The environmental performance of SRC was especially recognised, while excluding them from the Greening-Commitment. Surprisingly however, SRC is recognised with the factor 0.3 as a substitute for the compulsory creation of ecological compensation conservation areas, whereas argoforest systems with a lower soil regeneration period are recognised with the factor 1. The SRC agriculturist can request an appeal proceeding only if he feels there are discrepancies between the administrative acting and the superior national laws or EU rules. In comparison to the funding of traditional agriculture with annual crops, interpretations were identified in both pillars which discriminate against SRC by diminishing it or excluding it all together. In the direct funding sector this is especially applicable to meliorated land. A detailed analysis has shown that the establishment of SRC on such land leads to the complete denial of direct funding, like in Latvia, or subjection to strict conditions which hinder any SRC, like in Estonia and Lithuania. This is significant because in Estonia roughly 54%, in Latvia roughly 62% and in Lithuania roughly 78% of agricultural land has a drainage system. Within the 2nd pillar, the SRC farmer is excluded from support, especially in granting subsidies for building construction, acquisition of machines and other equipment. The definition of the rotation periods is causing another hurdle. The production of wood on SRC is steered towards certain market segments, mainly fuel wood and weak assortments, through the predefined rotation periods within the different Baltic States. These are generally set to five years. Efforts to soften this restrictive rule have so far been unsuccessful. Further stimulus guiding towards certain segments comes from the subsidies provided for reforestation by the structural funding. In the Baltic factor market, land and labour for wood production in SRC on agricultural land are available for reasonable prices and in sufficient quantities.Restrictions in purchasing land could arise from the "land-mobilisation" legal systems valid from 2014 for the new establishment of SRC. There are no authoritative figures available for the harvest yields on large scale SRC in the Baltic States. Estimations of the crop volume had to be made in comparison to regions with similar climatic conditions and the growth performance of common clones, taking into account measures from test facilities in Estonia, Latvia and Lithuania. Assessed like this, the average wood production lies at 10.00 tovd ha-1 a-1. The price levels for the wood sales in the market segment of SRC wood is robust for the internal market, as is the export demand. This is confirmed by a time-series analysis in which price fluctuations are evened out, for Estonia between 2003 and 2013, for Latvia between 2009 and 2014 and for Lithuania between 2008 and 2014. By calculating the annuity, the profitability of a SRC is evaluated using the example of an enterprise in Latvia. On the expenses side, real cost-figures for an area of 100ha could be used for the calculation, thus providing a data base which does not derive from only small experimental areas in Estonia, Latvia and Lithuania. On the market side, actual current market prices, backed up with long-term data series regarding the price level of wood chips, could be resorted to. In this calculation based on real figures, the cash-flow was illustrated. Money from the 1st and 2nd pillar was not added into the calculation due to the uncertainty of a positive decision by the LAD. The calculations show a positive result, indicating that a profitable management of a KUP is possible. A sensitivity analysis in which all cost and dendromass production figures where changed by 10% shows the stability of the calculation. Finally, a comparison of the annuity results to the income of a large company which produces annual field crops in crop rotation shows that the production of wood on agricultural land with SRC is the more economically sound alternative. Considering the agricultural outlook for the EU, one can draw from the overall analysis that a "division of labor" in which field crops are produced in the member states in which the climate aspects and the soil parameters are optimal is not supported, but rather inhibited. When the profits from the production of wood on agricultural land rise further, the market will, driven by the higher return of investment, cause that structural adjustment, despite EU subsidies.:Danksagung I Inhaltsverzeichnis III Abbildungsverzeichnis VII Tabellenverzeichnis VIII Abkürzungsverzeichnis XII 1 Einleitung 1 1.1 Diskrepanz bei der Abschätzung der zukünftigen Holznachfrage und der tatsächlichen Entwicklung 1 1.2 Tendenzen bei der Nachfrage und dem Angebot von Holz in der Europäischen Union 4 1.3 Positive Voraussetzungen für die Produktion von Holz in Estland, Lettland und Litauen 7 2 Zielstellung der Arbeit 11 3 Vorgehensweise 14 4 Stand des Wissens 17 4.1 Europarechtliche Bestimmungen für die Holzproduktion auf landwirtschaftlichen Flächen 17 4.1.1 Begriffsabgrenzungen 18 4.1.1.1 Abgrenzungen des Begriffs der Kurzumtriebsplantage von Wald 18 4.1.1.2 Waldbegriff der Europäischen Union 19 4.1.2 Kurzumtriebswirtschaft als landwirtschaftliche Tätigkeit 19 4.1.2.1 Erlaubte Baumarten für den Kurzumtrieb in der Europäischen Union 20 4.1.2.2 Agroforstsysteme im Vergleich zu Kurzumtriebsplantagen in der Terminologie der Europäischen Union 20 4.1.3 Gemeinsame Agrarpolitik 2020 21 4.1.3.1 Organe der Gemeinsamen Agrarpolitik auf Ebene der Europäischen Union und der Verwaltungsunterbau in den Mitgliedstaaten 21 4.1.3.2 Ziele der Gemeinsamen Agrarpolitik 2020 im Rahmen des Zielsystems Europa 2020 24 4.1.3.3 Instrumentarien der Gemeinsamen Agrarpolitik 2020 26 4.1.3.4 Finanzmittel zur Agrarstrukturförderung im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik 2020 36 4.2 Kurzumtriebsplantagen auf landwirtschaftlichen Flächen in Estland, Lettland und Litauen 37 4.2.1 Derzeitiger Bestand und Betrieb von Kurzumtriebsplantagen in Estland, Lettland und Litauen 37 4.2.2 Entwicklung der Plantagenflächen zur Produktion von Holz im Kurzumtrieb in Estland, Lettland und Litauen bis 2014 40 4.2.2.1 Estland 40 4.2.2.2 Lettland 41 4.2.2.3 Litauen 41 5 Analyse der rechtlichen Rahmenbedingungen in Estland, Lettland und Litauen zur Holzproduktion in Kurzumtriebsplantagen 43 5.1 Begriffs-Präzisierungen als Ausdruck der nationalen Verständnisse der Vorschriften der Europäischen Union 43 5.1.1 Waldbegriff in Estland, Lettland und Litauen 43 5.1.1.1 Waldbegriff in Estland 43 5.1.1.2 Waldbegriff in Lettland mit der Besonderheit der Forstplantage nach dem lettischen Waldgesetz 44 5.1.1.3 Waldbegriff in Litauen 50 5.1.2 Umtriebszeiten bei Kurzumtriebsplantagen in Estland, Lettland und Litauen 51 5.1.3 Zugelassene Baumarten für Kurzumtriebsplantagen in Estland, Lettland und Litauen 52 5.1.4 Unbestimmte Rechtsbegriffe für Nachhaltigkeit in den Waldgesetzen von Estland, Lettland und Litauen 53 5.2 Umsetzung der Förderbestimmungen nach der Gemeinsamen Agrarpolitik 2020 in Estland, Lettland und Litauen 55 5.2.1 Direktförderung (Säule 1) in Estland, Lettland und Litauen 56 5.2.1.1 Ausgestaltungen der Voraussetzungen für die Direktförderung 57 5.2.1.2 Instrumentarien der Direktförderung 60 5.2.2 Strukturförderung (Säule 2) in Estland, Lettland und Litauen 69 6 Wirtschaftliche Rahmenbedingungen für die Produktion von Holz in Kurzumtriebsplantagen auf landwirtschaftlichen Flächen in Estland, Lettland und Litauen 74 6.1 Parameter zur Definition der Angebotsseite: Verfügbare Produktionsfaktoren 74 6.1.1 Verfügbarkeit der Ressource Arbeit 74 6.1.2 Verfügbarkeit der Ressource Boden 77 6.1.2.1 Eignung von Flächen in Estland, Lettland und Litauen zur Produktion von Holz in Kurzumtriebsplantagen 77 6.1.2.2 Möglichkeit des Bodenerwerbs 79 6.1.2.3 Maßnahmen zur Erhöhung des Flächenangebotes auf den Bodenmärkten in Estland, Lettland und Litauen 82 6.1.2.4 Entwicklung der Preise für landwirtschaftliche Flächen in Estland, Lettland und Litauen 84 6.1.3 Verfügbarkeit der Ressource Kapital 85 6.1.3.1 Infrastruktur als maßgebliche Größe des volkswirtschaftlichen Sozialkapitals 85 6.1.3.2 Betriebliches Privatkapital als Investitionsvoraussetzung 86 6.2 Marktsegment für in Kurzumtriebsplantagen erzeugtem Holz in Estland, Lettland und Litauen 87 6.2.1 Potenzialabschätzungen für die Holzmärkte in Estland, Lettland, Litauen und für die Europäische Union 87 6.2.2 Nachfrage nach Holz in der Zielplanung für die Energiebedarfsdeckung in Estland, Lettland und Litauen 91 6.2.2.1 Planerische Ansätze zur Energieversorgung in Estland 94 6.2.2.2 Planerische Ansätze zur Energieversorgung in Lettland 95 6.2.2.3 Planerische Ansätze zur Energieversorgung in Litauen 96 6.3 Business Case für ein reales Unternehmen in Lettland 97 6.3.1 Naturale und monetäre Erträge von Weidenplantagen 98 6.3.1.1 Mengenerträge in Kurzumtriebsplantagen 99 6.3.1.2 Preisniveaus auf dem Markt für Hackschnitzel in Lettland 104 6.3.1.3 Preisniveauvergleich für Litauen und Estland 107 6.3.2 Kosten der Bewirtschaftung von Kurzumtriebsplantagen 108 6.3.3 Ermittlung der Annuitäten als Entscheidungsgrundlage 113 6.3.4 Betrachtung von Veränderungen von Parametern anhand einer Sensitivitätsanalyse 118 6.3.5 Betrachtung des Ergebnisses der Business Case-Berechnung 120 7 Diskussion der Ergebnisse 126 7.1 Hypothese: Das Regelwerk und die darin enthaltenen Fördermaßnahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik 2020/Europa 2020 begünstigen die Produktion von Holz in Kurzumtriebsplantagen in Estland, Lettland und Litauen. 126 7.2 Hypothese: Die nationalen Ausgestaltungen der Bestimmungen der EU favorisieren nicht die Anlage und Nutzung von Kurzumtriebsplantagen in Estland, Lettland und Litauen 135 7.3 Hypothese: Die Produktionsfaktoren Arbeit, Boden und Kapital stehen in Estland, Lettland und Litauen in ausreichendem Maße zur Verfügung. 143 7.4 Hypothese: Die Märkte für in Kurzumtriebsplantagen erzeugtem Holz sind zu Preisen aufnahmefähig, die einen rentablen Betrieb von Kurzumtriebsplantagen in Estland, Lettland und Litauen erlauben. 145 7.5 Hypothese: Die Holzproduktion auf Kurzumtriebsplantagen führt zu höheren monetären Erträgen als der Anbau von annuellen Feldfrüchten in Estland, Lettland und Litauen 149 8 Zusammenfassung 152 9 Abstract 157 10 Literaturverzeichnis 161 10.1 Quellennachweis nach Autoren 161 10.2 Rechtsquellen 194 10.2.1 Völkerrechtliche Verträge 194 10.2.2 Rechtsquellen der Europäischen Union 194 10.2.2.1 Grundlagen für die Europäische Union 194 10.2.2.2 Verordnungen der Europäischen Union in chronologisch-numerischer Reihenfolge 194 10.2.2.3 Richtlinien der Europäischen Union in chronologisch-numerischer Reihenfolge 197 10.2.2.4 Delegierte Verordnungen der Europäischen Union in chronologisch-numerischer Reihenfolge und Entscheidungen 197 10.2.3 Rechtsquellen der Bundesrepublik Deutschland 199 10.2.4 Rechtsquellen der Republik Estland 199 10.2.5 Rechtsquellen der Republik Lettland 200 10.2.6 Rechtsquellen der Republik Litauen 201