Die Ökonomisierung der Bildung ist ein aktuelles, weit verbreitetes, aber nicht immer einfach zu erkennendes Phänomen. Diese leicht verständliche Einführung bietet eine Klärung der Grundbegriffe sowie drei verschiedene Theorieperspektiven, mit denen Prozesse der Ökonomisierung fassbar gemacht werden können: von Uwe Schimank und Ute Volkmann, Pierre Bourdieu sowie von Michel Foucault und Ulrich Bröckling. Sie zeigt an verschiedenen pädagogischen Praxisfeldern anschaulich wie beispielhaft ihr Voranschreiten und dient mit Reflexionsfragen und Literaturempfehlungen als Fundament für eine weiterführende Beschäftigung mit dem Thema.
In ästhetisch digitalen Praktiken zeigen sich verschiedene Formen von Optimierungszusammenhängen, die zumeist mit Prozessen der Individualisierung und Vereinzelung gekoppelt sind. Ästhetisch digitale Praktiken können aber auch Möglichkeiten zur Kollektivierung und zum Widerstand gegen die allgegenwärtigen Optimierungsansprüche bieten. Vor diesem Hintergrund werden sowohl repressive als auch widerständige Seiten ästhetisch-medialer Praxen ins Auge gefasst. Die Ambivalenzen werden an zwei Beispielen beleuchtet. Das erste Beispiel stammt aus Japan und dem Bereich der Intelligent Assistent Systeme. Die nach einem Animecharakter gestaltete dreidimensionale Figur, Azuma Hikari, soll das Leben von jungen Single-Männern angenehmer gestalten und übernimmt eine Reihe von Sorgetätigkeiten für diese. An diesem Beispiel wird der technologiegestützte Umgang mit Vereinzelungstendenzen neoliberaler Gesellschaften aus einer care-feministischen Perspektive analysiert. Das zweite Beispiel ist das geplante digitale Mahnmal in der Keupstrasse, das mit Hilfe von augmented reality-Technologie an die beiden Bombenanschläge des NSU in Köln erinnern will. Gegenüber der offensichtlichen Dominanz der servilen Seite der prekären Selbstregierung im ersten Beispiel werden im zweiten Möglichkeiten des Widerstands gegen neoliberale Optimierung und Formen der Stiftung von Gemeinschaft untersucht. ; Aesthetic digital practices reveal various forms of optimisation contexts that are mostly coupled with processes of individualisation and isolation. However, aesthetic digital practices can also offer possibilities for collectivisation and resistance against the omnipresent demands for optimisation. Against this background, both repressive and resistant sides of aesthetic-medial practices will be considered. The ambivalences are illuminated by two examples. The first example comes from Japan and the field of Intelligent Assistant Systems. The three-dimensional figure, Azuma Hikari, designed after an anime character, is supposed to make the lives of young single men more pleasant and takes over a number of care activities for them. This example is used to analyse the technology-supported handling of isolationist tendencies in neoliberal societies from a care-feminist perspective. The second example is the planned digital memorial in Keupstrasse, which aims to commemorate the two bombings of the NSU in Cologne with the help of augmented reality technology. In contrast to the obvious dominance of the servile side of precarious self-government in the first example, the second examines possibilities of resistance to neoliberal optimisation and forms of community foundation.
J. Butler hob mit S. Freud die Identifizierungen des Kindes hervor (Psyche der Macht, 2001), wobei sie geschlechtliche Identität als Produkt einer melancholischen Einverleibung der frühen Anderen sichtbar machte. Was aber, wenn man nicht die ödipalen Identifizierungen, sondern das Begehren als bestimmenden Faktor der Vergeschlechtlichung erwägt? Dieser Frage soll mit J. Lacan, der das Begehren als ein strukturelles Vermögen begriff, nachgegangen werden: Dieses entsteht, sobald die mütterliche Bezugsperson durch Symbole substituiert wird, was dem Kind später erlaubt, den inzestuös verbotenen Anderen durch Objekte zu ersetzen. Dieser zweizeitige Prozess rückt die Vergeschlechtlichung in die Nähe zur Sublimierung, wobei Geschlechtliches als eine besondere Form der Sublimierung verstanden werden kann. Dabei erweist sich das Begehren nachhaltiger als die Identifizierungen, da es das Subjekt – jenseits der gefährlichen melancholischen Verstrickungen – zu Drittem in das Soziale führt. Eine derart über das Begehren aufgefasste Geschlechtlichkeit hat nicht zuletzt auch gesellschaftspolitische Relevanz, da Identitäres nicht als zentraler Angelpunkt der Subjektformation aufgefasst werden muss: Geschlechterpolitik wäre damit nicht nur Angelegenheit gleicher Identifikationsgruppen, sondern einer stets auf das Neue herzustellenden Gemeinschaft in Bezug auf den geteilten Wunsch nach lebbarem Begehren in unserer Gesellschaft. ; J. Butler emphasized with S. Freud the identifications of the child (The Psychic Life of Power 1997), in so far as she pointed out that gender identity is a product of a melancholic introjection of the early other. But what, if someone doesn't consider the oedipal identifications to be the determining factor for sexualization, but desire? This question I would like to raise with J. Lacan, who understood desire as a structural capacity of the subject. This capacity occurs, as soon as the maternal attachment figure is substituted by symbols, which enables the child later to substitute its next of kin, restricted by the incest taboo, with legitimate objects of desire. This two stage process shifts sexualization into proximity with sublimation, whereby sexualization can be understood as a special form of sublimation. In the process, desire proves to be more sustainable than the identifications, since it leads the subject - beyond dangerous melancholy entanglements - to the third and the Other in the social context. Sexuality thus understood through desire also has sociopolitical relevance, since identity does not have to be understood as the central pivotal point of subject formation: gender politics would not only be a matter for identical identification groups, but for a community that is always to be created by the shared wish for a new livable desire in our society.
Der Beitrag fokussiert auf die Beziehung zwischen Vermarktlichung, der zunehmenden Subjektivierung von Arbeit und den Geschlechterverhältnissen am Arbeitsplatz. Er untersucht Möglichkeiten und Gelegenheiten, Solidarität in den Bereichen von Arbeit und Geschlechterpolitik auszudrücken, während der Begriff des Kapitals sich in alle Felder des sozialen Lebens ausdehnt. Die Autorin zieht dazu eine kürzlich abgeschlossene empirische Untersuchung bei der Deutsche Bahn AG heran. Zusammenfassend wird festgestellt, dass die Transformation von Arbeit ein hochdynamischer Prozess ist, der männliche und weibliche Beschäftigte betrifft, dass sich aber nur wenige Impulse für die betrieblichen Geschlechterverhältnisse zeigen.
Die Studie leistet einen empirisch-rekonstruktiven Beitrag zu einer machtkritisch ausgerichteten Fachdidaktik. Sie fokussiert den Deutschunterricht und die darin stattfindenden Interaktionen als diskursive Praxis, in der ein spezifisches Wissen in, über und angesichts von Sprache relevant gemacht wird. Für Subjektivierung ist jenes Wissen hochgradig wirkmächtig und bleibt den Akteur*innen im Prozess der schulischen Enkulturation doch größtenteils unbewusst. Darin liegt ein hohes Potential für die institutionelle (Re-)Produktion von Linguizismus.Vor diesem Hintergrund eröffnet die Studie einen Blick auf sprachbezogene Adressierungen, die in charakteristischer Weise vom Fach selbst ausgehen. Sie werden in (fach)didaktischen und pädagogischen Programmatiken breit kommuniziert und zeichnen sich bis auf die Ebene unterrichtlicher Praktiken ab. Um das Zusammenspiel von fachspezifischer Adressierung und Praktiken des 'doing language' möglichst eng aufeinander beziehen und in rekonstruktionslogisch plausibilisierte Zusammenhänge bringen zu können, liegt der Arbeit ein wissenssoziologisch-diskursanalytischer Ansatz zugrunde. Die Autorin Denise Büttner ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Germanistik und Vergleichende Literaturwissenschaft, Arbeitsbereich Deutsch als Zweitsprache, Deutsch als Fremdsprache und Mehrsprachigkeit, an der Universität Paderborn. Sie forscht u.a. zu Sprache und Subjektivierung im Fachunterricht.
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Der Begriff der Praxis hat Konjunktur in den Sozialwissenschaften und Kulturtheorien. Doch bietet er mehr als nur eine Kritik des Subjekts im Namen von Körper, Materialität und Performativität? Themen wie Ethik, Sprache und Reflexivität werden fallen gelassen oder nur als Beobachtungsobjekte gesehen. Die Praxistheorie kann so ihren eigenen kritischen Anspruch nicht verteidigen. Der Band zeigt, wie anstößig und fruchtbar Praxistheorie dagegen sein kann, wenn es die Themen der Tradition neu zu denken versucht, anstatt sie nur zurückzuweisen. Der Inhalt Kritik der Praxis • Die Möglichkeit einer an-archischen Praxis • Sprache: öffentliche Praxis im Medium des Dritten • Praxis und praktische Vernunft • Leibliche Praxis • Charakter als praxistheoretischer Begriff • Spekulative Praxisphilosophie • Theorie und Praxis im Pragmatismus und in der Praxistheorie • Subjektivierung durch oder als Erfahrung? • Abbrechen Die Zielgruppen · KulturwissenschaftlerInnen · SoziologInnen · PhilosophInnen Die Herausgeber Dr. Thomas Alkemeyer ist Professor für Soziologie und Sportsoziologie an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg und Sprecher des DFG-Graduiertenkollegs "Selbst-Bildungen. Praktiken der Subjektivierung in historischer und interdisziplinärer Perspektive". Dr. Volker Schürmann ist Professor für Philosophie, insbesondere Sportphilosophie an der Deutschen Sporthochschule Köln. Dr. Jörg Volbers ist mit einem DFG-Projekt am Institut für Philosophie der FU Berlin angesiedelt
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Preliminary Material -- Einleitung -- Veränderung als Bewegungsbegriff -- Die sensomotorische und die visionäre Wahrnehmung -- Virtualität und Aktualität -- Virtualität lebbar machen – das Mögliche -- Subjektivierung als Selbstorganisationsprozess -- Äubere Einwirkungen im Subjektivierungsprozess -- Die Fluchtlinie -- Deleuze Angewendet -- Deleuze als Methode zur qualitativen Unterscheidung von Veränderungsprozessen -- Literatur.
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Alte, männliche, schwule Selbste – Intersektionale Subjektordnungen -- Methodische Zugänge zu einer Empirie des Selbst -- Situationen der Verwerfung: Doppelte Stigmatisierung oder Nicht-Subjekt? -- "Schwule Graue" und andere Subjekte: Positionierungen zu anderen 'Alten' und anderen 'Schwulen -- Biographien im Kontext von Nicht-Anerkennung: Zwischen den "Welten" -- Subjektivierungen des doppelt Verworfenen?
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Anhand einer qualitativen Studie zu vergeschlechtlichter Subjektwerdung Jugendlicher zeigt der Beitrag auf, wie eine diskursorientierte und dekonstruktivistische Analyse mit dem Fokus auf Subjekt, Geschlecht und gesellschaftliche Machtverhältnisse methodisch erfolgen kann. Für die empirische Analyse vergeschlechtlichter Subjektivierung werden Gruppendiskussionen mit der Grounded-Theory-Methodologie (GTM) verbunden. Das Spezifikum von Gruppendiskussionen, das aufeinander bezogene Sprechen, steht hierbei in poststrukturalistischer Rahmung im Mittelpunkt und bietet einen fruchtbaren Ansatzpunkt für feministische Fragestellungen.
In: Schriftenreihe des Interdisziplinären Zentrums für Bildung und Kommunikation in Migrationsprozessen (IBKM) an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg 53
Aufgrund einer Analyse der Arbeits-, Bildungs- und Sozialbiographien von anglophonafrikanischen Migrantinnen in (West)Deutschland und England wird die Genderisierung, Subjektivierung und Ethnisierung von internationalen Migrationsmärkten im Kontext von Globalsierung, Postkolonialismus und Transnationalismus untersucht. Im Zentrum des Erkenntnisinteresses stehen Hierarchisierungs-, Differenzierungs- und Marginalisierungsvorgänge auf der Basis von sich überschneidenden strukturellen Ausschließungsmechanismen.
In: Schriftenreihe des Interdisziplinären Zentrums für Bildung und Kommunikation in Migrationsprozessen (IBKM) an der Carl - von -Ossietzky Universität Oldenburg 53
Aufgrund einer Analyse der Arbeits-, Bildungs- und Sozialbiographien von anglophonafrikanischen Migrantinnen in (West)Deutschland und England wird die Genderisierung, Subjektivierung und Ethnisierung von internationalen Migrationsmärkten im Kontext von Globalsierung, Postkolonialismus und Transnationalismus untersucht. Im Zentrum des Erkenntnisinteresses stehen Hierarchisierungs-, Differenzierungs- und Marginalisierungsvorgänge auf der Basis von sich überschneidenden strukturellen Ausschließungsmechanismen.
Die Verfasserinnen nähern sich dem Verhältnis von politischer Theorie und Emotionen aus feministischer Perspektive. Unter diesem Gesichtspunkt ist der klassische europäische Dualismus von Vernunft und Gefühl nur im Gesamtzusammenhang einer politischen Subjektivierung zu verstehen. Die Exklusion der Emotionen bedeutet immer schon eine Exklusion der Frauen und eine männliche Normalisierung. Ihren Ausdruck findet diese Normalisierung im modernen Staat, der die Trennung der Sphäre des Politischen vom Privaten, des Vernünftigen vom Emotionalem, des Männlichen vom Weiblichen verkörpert. Die Verfasserinnen plädieren vor diesem Hintergrund dafür, das Politische radikaldemokratisch zu denken: als eine "multitude", die alle Hierarchisierungen zur Diskussion stellt. (ICE2)
Cover Praxistheorie -- Inhalt -- Einleitung. Grundlagen, Rezeption und Forschungsperspektiven der Praxistheorie -- Praxistheorie zwischen Mikro- und Makroperspektive -- Praxistheorie als flache Ontologie -- Verhalten, Handeln, Interagieren. Zu den mikrosoziologischen Grundlagen der Praxistheorie -- Positionsbestimmungen -- Die Soziologie der Praxis als poststrukturalistischer Materialismus -- Rekrutierung und Reproduktion. Karrieren und Träger von Digitalfotografie und Floorball -- Praktiken der Subjektivierung - Subjektivierung als Praxis -- Praxis als Wiederholung. Das Denken der Iterabilität und seine Konsequenzen für die Methodologie praxeologischer Forschung -- Affektivität und Sinnlichkeit sozialer Praxis -- Praktiken und ihre Affekte -- Dispositive und Dinggestalten. Poststrukturalistische und phänomenologische Grundlagen einer Praxistheorie des Sehens -- Die atmosphärische Vermittlung der Moderne. Architektur und Gebäude in praxeologischer Perspektive -- Darstellungs- und Erkenntnispraktiken -- Die Darstellung der Ökonomie. Überlegungen zu einer empirischen Theorie der Praxis -- Theoretisieren. Fragen und Überlegungen zu einem konzeptionellen und empirischen Desiderat der Soziologie der Praktiken -- Ereignisverknüpfungen. Über Fliegen und Ethnografie -- Arbeitspraktiken -- Goffman mediatisieren. Über das Zusammenspiel von Vorder- und Hinterbühne in digitalisierten Praktiken -- Erwerbsarbeit als Praxis. Perspektiven und Analysegewinne einer praxistheoretischen Soziologie der Arbeit -- Soziologie des Alltags -- Unterrichten. Praxistheoretische Dezentrierungen eines alltäglichen Geschehens -- Nachhaltigkeit und Konsum - eine praxissoziologische Kritik -- Der »Alltag« der Soziologie und seine praxistheoretische Relevanz -- Autorinnen und Autoren.
Gemeinhin gilt die Biographie als Ort der Bearbeitung von Unsicherheiten. Friedericke Hardering zeigt, dass innerhalb der neuen Unsicherheitskonstellation, die maßgeblich durch Prozesse der Prekarisierung und Subjektivierung der Arbeit geprägt ist, die Biographie nicht länger als Ort der Integration von Unsicherheit fungieren kann, da sie selbst durch neue Gestaltungszwänge im Rahmen einer 'Ökonomisierung der Biographie' vereinnahmt wird.
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Der Topos »Islam in Europa« ist durch Dichotomisierung gekennzeichnet: Im öffentlichen und wissenschaftlichen Diskurs offenbart sich eine binäre Auseinandersetzung, die entweder muslimische Subjektivierung oder die Institutionalisierung des Islam verhandelt. Dabei werden Europa und der Islam als voneinander getrennte Einheiten konstruiert.Laura Haddads ethnographische Fallstudien zeigen hingegen einen wechselseitigen Aushandlungsprozess von Islam und Europa, der diese Dichotomien in Frage stellt. Anhand der europäischen Metropole Hamburg werden Anerkennung und Widerstand als zwar ambivalente, aber einander bedingende Konzepte sichtbar.
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