Begriffe und Daten des Zweiten Weltkriegs in Polen - 8./9. Mai: Die offizielle Erinnerung an das Ende des Zweiten Weltkriegs in Polen ; Konstitution der kollektiven demokratischen Identität auf der Makro-Ebene ; Rolle der pluralistischen Institutionen und der Generationsabfolge
In: Demokratische politische Identität: Deutschland, Polen und Frankreich im Vergleich, p. 183-214
Der Verfasser behandelt am Beispiel der Erinnerung an das Kriegsende (9. Mai, 22. Juli) die Auswirkungen der unterschiedlicher Erinnerungen auf den Wandel der polnischen politischen Identität bis in die Gegenwart. Dabei werden drei Fragestellungen verfolgt: (1) Inhalt der offiziellen kulturellen Erinnerung an das Kriegsende; (2) Zusammenhang zwischen dem Wandel in der Geschichtsdeutung und dem Identitätsbildungsprozess in der polnischen Gesellschaft; (3) Rolle der pluralistischen Institutionen und der Generationenabfolge bei der Identitätsevolution. Berücksichtigte Quellen sind institutionell autorisierte, öffentliche Äußerungen von Politikern, der Sender Freies Europa, die katholische Kirche, Schulbücher und das Zentralorgan der polnischen Streitkräfte sowie Stellungnahmen der legalen wie illegalen Opposition. Es wird deutlich, dass in Polen eine Vielzahl unterschiedlicher Geschichtsbilder miteinander konkurrieren. Nach 1989 versuchten die offiziellen politischen Repräsentanten sowohl den kommunistischen wie auch den nationalpolnischen Widerstand ausgewogen zu würdigen. (ICE2)