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Inhaltsanalytisch ausgewertet wurden Presseberichte der Jahre 1976 bis 1986 zu den Konflikten, die sich um Fassbinders Theaterstück "Der Müll, die Stadt und der Tod" anläßlich verschiedener Aufführungen entwickelten. Dem Stück und dem Autor werden wegen der Verwendung antisemitischer Stereotypen selbst entsprechende Tendenzen nachgesagt. Der Aufsatz interpretiert diesen Streit als eine Veränderung der politischen Kultur in der Bundesrepublik. Während bis in die 70er Jahre hinein die Tabuisierung des Antisemitismus wirksam war, findet im Fassbinderstreit eine Deutung des Antisemitismus statt, die eine Veränderung seiner Rolle in der politischen Kultur anzeigt. Die zunächst vollzogene Zurückziehung des Stückes wird von Verlag und Autor später revidiert, die Proteste haben damit nur vorübergehende Konsequenzen. Fast alle Beteiligten scheuen davor zurück, Fassbinder offen als Antisemiten zu bezeichnen. Auch der Versuch, das Stück als "linksfaschistisch" zu kodieren, muß als gescheitert angesehen werden. (pra)

Es wird die These entwickelt, daß sich die politische Kultur nach der deutschen Einigung in einer entscheidenden Weise dadurch verändert hat, daß die NS-Zeit eine neue Rolle zugewiesen bekommt. Sie erscheint nicht mehr als die einzige ablehnenswerte Periode in der deutschen Geschichte, sondern es gilt sich nun auch gegen die SED-Herrschaft bzw. die stalinistische Vergangenheit abzugrenzen. Illustriert wird diese These mit einem Streit, der zwischen Stefan Heym und einem pöbelnden Angreifer in Köln stattfand. Die Veränderungen des Verhältnisses zur deutschen Vergangenheit werden als Teil einer umfassenden Veränderung interpretiert: "Davon betroffen ist z.B. auch die Einschätzung des Rechtsradikalismus und Neonazismus, denn die Gefahr, die von diesen Gruppen ausgeht, wird heruntergespielt, wenn man sie nicht mehr in Zusammenhang mit der NS-Vergangenheit sieht." (pra)

Der Autor faßt politische Kultur als ein System von Bedeutungen auf, innerhalb dessen Menschen handeln. Dieses konsensuale System bezeichnet der Verfasser als "Basiserzählung". Bezugpunkt der Basiserzählung ist die nationalsozialistische Vergangenheit. Die Basiserzählung ist also diejenige Konstruktion der Geschichte einer Gesellschaft und Kultur, die die beherrschenden legitimatorischen Konstruktionen der Vergangenheit enthält und deshalb in den Konflikten um die Konstruktion der Vergangenheit unausweichlicher Bezugspunkt ist. Im folgenden erklärt der Autor den Anstieg von rechtsradikaler Gewalt und Einfluß in der Gesellschaft der Bundesrepublik mit Veränderungen der Basiserzählung seit Mitte der achtziger Jahre. In diesem Zusammenhang identifiziert er drei Merkmale des neuen Rechtsradikalismus: (1) Seine Akteure situieren ihre Handlungen im historischen Kontext des Nationalsozialismus. (2) Der Umgang mit dem jugendlichen Rechtsradikalismus ist eine Folge des Widerspruchs zwischen der Basiserzählung und der Inanspruchnahme von NS-Ideologemen. (3) Die Bedingung der Möglichkeit von Gewalt ist das institutionelle Vergessen von Elementen der Basiserzählung und die daraus folgende institutionelle Stigmatisierung. (ICC2)

Der vorliegende Beitrag untersucht auf der Grundlage international vergleichender Umfragen Mobilitätsunterschiede in westlichen Industriegesellschaften (BRD, USA, Niederlande, Österreich, Italien, Schweiz, Finnland) und ihre Auswirkungen auf politische Einstellungen und Wahlverhalten. Dazu wird zunächst der Begriff der sozialen Klassen bzw. Schichten definiert und deren Zusammensetzung und deren Wandel in den sieben Gesellschaften beschrieben. Ein Abschnitt widmet sich den methodischen Problemen der Messung von Mobilitätseffekten. Die Analyse bezieht sich auf Umfragedaten, die im Zeitraum 1974-1976 durchgeführt wurden. Klasse bzw. Schicht werden über die drei Indikatoren Marktressourcen, Arbeitssituation und "Klassenbewußtsein" erfaßt. Die Ausführungen zeigen, daß Unterschiede zwischen den Gesellschaften und "Generationen" hinsichtlich der Rolle, die der kulturelle Hintergrund und Tradition im Mobilitätsprozeß spielt, bestehen. Desweiteren nimmt die Korrelation zwischen Schichtstruktur und Wahlverhalten im "Generationenvergleich" ab. Inwieweit dies ein Indiz für die "Individualisierungsthese" ist, muß gesondert geprüft werden. (pmb)

Ideas developed in a research project concerned with todays' conflicts about the Nazi-past are applied to the present political culture in Germany and its interpretation by mainstream political culture research. This type of research is criticized because of it's conservative bias.

Der vorliegende Beitrag erörtert einige Ideen, die aus einem Forschungsprojekt entstanden sind, das sich mit Konflikten um die NS-Vergangenheit nach 1945 befaßt. Der Ansatz dieses Projekts wird auf einige politische Probleme nach der deutschen Vereinigung und auf die Frage nach der gegenwärtigen und künftigen politischen Kultur in Deutschland bezogen. Nach Auffassung des Autors ist der Nationalsozialismus noch immer der zentrale Bezugspunkt für das politische Handeln und die Veränderung der politischen Kultur in Deutschland. Weiterhin geht er davon aus, daß Konflikte der wichtigste Gegenstand einer politisch-kulturellen Analyse sind. In der Gewalt rechtsradikaler Gruppen der letzten Jahre treffen beide Elemente auf brisante Weise zusammen. Durch eine historische Reflexion will der Autor zur Erklärung dieses Phänomens beitragen. (pmb)

"Reaktionen auf rechtsextreme Parteien werden in diesem Artikel als Formen der sozialen Kontrolle begriffen. Staatliche Organisationen normieren und sanktionieren politisches Handeln. Die Wissenschaft analysiert die Motive der Wähler und das Programm der Rechtsextremen. Die etablierten Parteien grenzen sich mehr oder weniger eindeutig gegen rechtsextreme Parteien ab. Die Medien berichten über und bewerten Vorgänge um Parteien und Personen. Alle Genannten üben damit soziale Kontrolle aus. Form und Intensität der Kontrolle haben sich in der Nachkriegszeit gewandelt. Dabei hat sich nicht die Substanz des Rechtsextremismus, sondern Definitionen und Normen, die politisches Verhalten regeln, verändert." (Autorenreferat)