Reichtum als sehr hohes Maß an Verwirklichungschancen
In: Armut und Reichtum an Verwirklichungschancen: Amartya Sens Capability-Konzept als Grundlage der Armuts- und Reichtumsberichterstattung, p. 283-301
A. Sens Konzept, Armut als einen Mangel an Verwirklichungschancen zu verstehen, findet zunehmend Eingang in die wissenschaftliche und öffentliche Diskussion. Vor diesem Hintergrund geht der Beitrag der Frage nach, ob nicht auch der gängige, sehr stark an den materiellen Ressourcen orientierte Reichtumsbegriff in ähnlicher Weise erweitert werden kann. Reichtum wäre dann als ein sehr hohes Maß an Verwirklichungschancen zu interpretieren. Für die Armuts- und Reichtumsberichterstattung der deutschen Bundesregierung ergibt sich nach Ansicht des Autors daraus der Vorteil eines homogenen Konzepts sowohl für die Analyse der armen, als auch der reichen Teilpopulation. In das Thema einführend, wird zunächst die Unterscheidung zwischen Ressourcenreichtum und Chancenreichtum formuliert. Der zweite Schritt beschreibt sodann Reichtum hinsichtlich seiner Motive und Funktionen. Der dritte Schritt erörtert, aufgrund welcher Argumente und nach welchen Kriterien sich einzelne Schwellenwerte des materiellen Reichtums herleiten lassen. Dabei gliedern sich die Ausführungen in folgende Aspekte: (1) Millionäre und die Faszination des Reichtums, (2) materieller Reichtum als Voraussetzung für das Erreichen von gehobenem Konsum und Prestigegewinn in der Erlebnisgesellschaft, (3) materieller Reichtum als Basis privater Vorsorge, (4) materieller Reichtum als Quelle der Einkommensreproduktion, (5) materieller Reichtum für Dritte in Form der Vermögensübertragungsfunktion sowie (6) Ultra-Reichtum. Der vierte Schritt befasst sich schließlich mit der Bedeutung nichtmaterieller Ressourcen für die Reichtumsberichterstattung. Der fünfte Schritt widmet sich abschließend dem Zusammenhang von Reichtum und instrumentellen Freiheiten. In diesem Zusammenhang sind folgende Punkte von Interesse: (1) Grundfragen zur Bedeutung instrumenteller Freiheiten für die Identifikation von Reichtum, (2) Reichtum und soziale Chancen sowie (3) ökonomische Chancen hinsichtlich des Reichtums als Motor der wirtschaftlichen Entwicklung. (ICG2)