Einkaufen ist im Leben der Menschen seit vielen Jahren nicht mehr nur die Versorgung mit Lebensmitteln und Waren, sondern zugleich ein Freizeiterlebnis. Die Mehrfachqualität dieser Daseinsgrundfunktion "Versorgung" ist dadurch ein bestimmender Faktor für die Entwicklung der örtlichen und überörtlichen Siedlungsstruktur. Um auch langfristig eine den Freiraum schonende und die Funktion der (Innen-)Städte unterstützende regionale Siedlungsentwicklung zu sichern, bedarf es für ein konfliktfreieres Zusammenwirken der Städte und Gemeinden in einer Region neuer rechtssicherer und effektiver landes- und regionalplanerischer Regelungen. Fachübergreifend werden die für eine raumordnerische Steuerung des großflächigen Einzelhandels wesentlichen Themenfelder betrachtet. Der Arbeitsbericht bietet vielfältige Anregungen und Vorschläge, wie die Landes- und Regionalplanung flankierend und unterstützend zur kommunalen Bauleitplanung zu einer optimalen Versorgung der Bevölkerung beitragen könnte.
Regionale Einzelhandelskonzepte gehören zu den informellen Instrumenten der räumlichen Planung. Sie vermitteln zwischen örtlichen und überörtlichen Interessen, sie schaffen Brücken zwischen Landes- und Regionalplanung einerseits und kommunaler Bauleitplanung andererseits. Mit regionalen Einzelhandelskonzepten wollen verschiedenste Akteure der Wirtschaft und der Verwaltung, in der Regel in freiwilliger Zusammenarbeit, flexible und situationsgerechte Lösungen für aktuelle und grundlegende Fragen der regionalen Einzelhandelsentwicklung finden. Gute Erfahrungen, die mit regionalen Einzelhandelskonzepten gesammelt wurden, lassen die Übernahme regional relevanter Elemente in einen Regionalplan sinnvoll erscheinen. Gemeinsames Planen und Handeln mit regionalen Einzelhandelskonzepten sind eine geeignete Grundlage, um daraus regionalbedeutsame Bestandteile, z. B. Standortbereiche und Verflechtungsbereiche für die Abstimmung über großflächige Einzelhandelsprojekte, in Regionalpläne zu integrieren. ; Regional retail concepts are among the informal instruments of spatial planning. They liaise between local and supra-local interests, they create bridges between state and regional planning on the one hand and municipal land-use planning on the other hand. Regional retail concepts involve the usually voluntary cooperation of various actors from business and administration who want to find flexible and appropriate solutions for current and fundamental issues of regional retail development. Given the positive experience that has been gathered with regional retail concepts, it would seem reasonable to capture regionally relevant elements in a regional plan. Joint planning and action in the form of regional retail concepts provide a suitable basis from which to integrate in regional plans regionally important components, e.g. location areas and catchment areas, to aid decision-making about large-scale retail projects.
Der demografische Wandel stellt auch die Regionalplanung vor neue Herausforderungen. Brauchen wir noch neue Siedlungsflächen, wenn die Menschen weniger, älter und "bunter" werden oder sind regionale Entwicklungsstrategien erforderlich, um den interkommunalen Wettbewerb um Wanderungsgewinne zu vermeiden? Kann und soll Regionalplanung hier steuernd eingreifen und reichen die bestehenden Instrumentarien noch aus? Neben der Siedlungsflächenentwicklung stehen auch Erhaltung und Nutzung der wertvollen Infrastruktur in der Diskussion. Angesichts der zum Teil dramatischen kommunalen Haushaltslagen muss hier eine neue Bewertung der Infrastrukturkosten erfolgen, die eine zusätzliche Entscheidungsgrundlage bei der Planung neuer Siedlungsflächen werden könnte. Infrastruktureinrichtungen müssen sich auf die zentralen Siedlungsbereiche konzentrieren. Für die Lösung der zahlreichen nicht nur demografiebedingten regionalen Probleme muss die bisherige Regionalplanung weiterentwickelt werden zu einer regionalen Entwicklungspolitik, die den Akteuren mehr Handlungsspielräume und mehr Selbstverantwortung in der und für die Region bietet. Für diese umfassendere, strategisch ausgerichtete Aufgabenstellung muss die Regionalplanung - auch im neuen Landesentwicklungsplan - so gestärkt werden, dass sie die interkommunale und regionale Zusammenarbeit intensivieren und fördern kann. ; Demographic change poses a challenge to regional planning. Do we still need new residential areas when the population is declining and aging and society is becoming increasingly diverse through migration? Or do we require regional strategies to avoid intermunicipal competition for migration? Should and can regional planning intervene here and are existing tools sufficient? Discussion extends beyond the growth of residential areas to include consideration of the conservation and use of valuable infrastructure. In the light of the financial situation of many municipalities, the costs of infrastructure must be reappraised in order to create a new basis for decision making when planning new residential areas. Infrastructure facilities must be concentrated in central settlement areas. In order to solve the many, not only demographically related, regional issues, existing regional planning has to be further developed into a regional development policy which provides actors with more scope for action and more responsibility for the region. For this strategic task, regional planning must be strengthened - also in the new state development plan - to intensify and promote regional cooperation.
In den untersuchten europäischen und deutschen Regionen werden weitgehend gleiche Ziele zur positiven Beeinflussung der räumlichen und strukturell relevanten Entwicklungen verfolgt. Um für deutsche Regionen nutzbringende Erkenntnisse aus den internationalen Fallstudien abzuleiten, werden wesentliche Elemente aus den zentralen Feldern Organisation, Planart, Prozesse, Planinhalte und Umsetzung miteinander verglichen. Eine schematische Darstellung zeigt – für eine leichtere Gesamtbetrachtung der untersuchten Fallstudien – die Kernpunkte neuer Instrumente, Methoden und Verfahren für eine neuartige Strategische Regionalplanung auf, die sich auch für eine Fortentwicklung der klassischen Regionalplanung in den deutschen Regionen anbieten.
In der Schweiz haben sich in den letzten Jahren die gesetzlichen Grundlagen für die räumliche Planung erheblich geändert. Sie betreffen den räumlichen Fokus (Agglomerationen), die Strategien, Verfahren und Instrumente sowie die förderpolitische Ausrichtung (Agglomerationsprogramme). Die strategischen Entwicklungen und innovativen Ansätze wurden anhand der metropolitanen Region Zürich, der mittelgroßen Hauptstadtregion Bern und der ländlichen Region Graubünden auch hinsichtlich ihrer Übertragbarkeit auf die deutsche Regionalplanung untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass in den drei Räumen Ansätze einer strategischen Planung erheblich an Bedeutung gewonnen haben. Das Spektrum reicht von breit angelegten, szenariogestützten und moderierten Beteiligungsprozessen zur Erarbeitung von Leitbild- und Zielvorstellungen zur Regionalentwicklung (Einbeziehung von Stakeholdern) über schlanke Konzepte mit projektorientierter Planung, kontinuierlich durchgeführtem Monitoring und Controlling sowie gezielten Marketingmaßnahmen bis hin zu Umsetzungsmaßnahmen von Konzepten und Plänen. Hierzu gehören vor allem Umsetzungsprogramme der Kantone im Rahmen der neuen Agglomerationspolitik des Bundes. Diese Programme setzen verstärkt auf die motivationsfördernde Wirkung finanzieller Anreize. Die wirtschaftlich ausgerichteten Entwicklungskonzepte und -maßnahmen (Entwicklungsplanung) erleichtern den Zugang zu den "Fördertöpfen". Zwischen politischer Planung, Aufgaben- und Finanzplanung einerseits sowie der Richtplanung andererseits wird so eine bessere Abstimmung erzielt. Ein Großteil der untersuchten Ansätze besitzt ein hohes Transferpotenzial für die Fortentwicklung der Regionalplanung in Deutschland hin zu einer stärker strategisch ausgerichteten Regionalentwicklungspolitik.
"Der demografische Wandel stellt auch die Regionalplanung vor neue Herausforderungen. Brauchen wir noch neue Siedlungsflächen, wenn die Menschen weniger, älter und 'bunter' werden oder sind regionale Entwicklungsstrategien erforderlich, um den interkommunalen Wettbewerb um Wanderungsgewinne zu vermeiden? Kann und soll Regionalplanung hier steuernd eingreifen und reichen die bestehenden Instrumentarien noch aus? Neben der Siedlungsflächenentwicklung stehen auch Erhaltung und Nutzung der wertvollen Infrastruktur in der Diskussion. Angesichts der zum Teil dramatischen kommunalen Haushaltslagen muss hier eine neue Bewertung der Infrastrukturkosten erfolgen, die eine zusätzliche Entscheidungsgrundlage bei der Planung neuer Siedlungsflächen werden könnte. Infrastruktureinrichtungen müssen sich auf die zentralen Siedlungsbereiche konzentrieren. Für die Lösung der zahlreichen nicht nur demografiebedingten regionalen Probleme muss die bisherige Regionalplanung weiterentwickelt werden zu einer regionalen Entwicklungspolitik, die den Akteuren mehr Handlungsspielräume und mehr Selbstverantwortung in der und für die Region bietet. Für diese umfassendere, strategisch ausgerichtete Aufgabenstellung muss die Regionalplanung - auch im neuen Landesentwicklungsplan - so gestärkt werden, dass sie die interkommunale und regionale Zusammenarbeit intensivieren und fördern kann." (Autorenreferat)
Obwohl das Raumordnungsverfahren ein wertvolles Koordinierungsinstrument zur Prüfung der Raumverträglichkeit ist, muss diese nicht unbedingt in einem Raumordnungsverfahren geklärt werden. Sofern eine Planung oder Maßnahme erkennbar den Zielen der Raumordnung entspricht oder widerspricht, wird in der Regel auf ein Raumordnungsverfahren zu verzichten sein. Da dieses keine eigenen Ziele definiert, werden Fallkonstellationen diskutiert, in denen stattdessen oder ergänzend ein Planänderungsverfahren sinnvoll sein kann. Ferner wird dargestellt, dass auch die Prüfung von Trassen- oder Standortalternativen Teil eines Planänderungsverfahrens sein kann. Deutlich wird darauf hingewiesen, dass die Wahl des besten Vorgehens stark von den spezifischen Bedingungen der einzelnen Länder abhängt, weil z.B. die Zieldichte in den Raumordnungsplänen sehr unterschiedlich ist.
Die Inhalte und Regelungen einer auf aktuelle und zukünftige räumliche Anforderungen ausgerichteten Regionalplanung erfordern eine Einbeziehung neuer Themen und eine stärkere strategische Ausrichtung. Dabei sind nicht nur landesplanerische Vorgaben rahmensetzend, es gilt auch, durch den Einsatz von strategischen Leitbildern und die Organisation transparenter Regionalplanungsprozesse die Einbindung der Bevölkerung zu erhöhen. Um zukünftig die bestehenden Raumqualitäten in Nordrhein-Westfalen zu sichern und weiterzuentwickeln, sind zum einen die Datengrundlagen zu qualifizieren und für ein Regionalmonitoring aufzubereiten. Zum anderen sind Prognosen und Szenarien zur Visualisierung von komplexen Sachverhalten ebenso geeignet wie ergänzende Erläuterungskarten und Fachbeiträge, um Planaussagen für die fachliche und politische Diskussion zu kommunizieren. Informelle regionale Konzepte dienen nicht nur der Konsensfindung, sondern können zur regionalen Kooperation beitragen und mit raumordnerischen Verträgen verlässlich kombiniert werden. Dies gilt insbesondere auch für aktuelle Herausforderungen des demografischen Wandels und des Klimaschutzes, verbunden mit dem Ausbau erneuerbarer Energien sowie mit Maßnahmen zur Klimaanpassung. ; In the light of current and future challenges, regional planning needs to consider new topics and a more strategic orientation. This involves not only addressing changes to statutory provisions and state guidelines, but also the development of strategic visions and the organization of transparent regional planning procedures in order to strengthen the involvement of the general population. Data bases need to be qualified and prepared for regional monitoring to ensure and develop the existing quality of spaces in North Rhine-Westphalia. Furthermore, it should be recognized that prognoses and scenarios that visualize complex subject matters are well suited to communicating planning statements for specialist and policy discussion, as are explanatory maps or sectoral reports. Informal regional concepts serve not only to build consensus, but can also contribute to regional cooperation and provide a reliable base when combined with legally binding spatial planning contracts. This specifically applies to current challenges such as demographic change and climate protection, the latter being linked to the expansion of renewable energies and measures for climate adaptation.
Teil III beschreibt die Funktionsweise der Strategischen Regionalplanung mit einer Fokussierung auf die einzelnen Prozesse und Produkte. Dabei werden zur Verdeutlichung ausgewählte Beispiele aus Deutschland und Europa herangezogen. Auf der Basis des Verständnisses von Funktionen, Prozessen und Produkten der Strategischen Regionalplanung erfolgt sodann die Benennung der einzelnen Elemente als Bestandteileeines Baukastens, der so verstanden werden will, dass er eine Strategische Regionalplanung in idealtypischer Form aufzeigt, aber gleichzeitig den Regionen erlaubt, sich nach eigenen Kriterien und eigenem Verständnis einzuordnen und nach sinnvollen nächsten Schritten auf dem Weg zu einer Strategischen Regionalplanung als Motor zu einer effektiven regionalen Entwicklungsperspektive zu suchen. Außerdem wird der Mehrwert gegenüber der klassischen Regionalplanung beschrieben.
"Die Inhalte und Regelungen einer auf aktuelle und zukünftige räumliche Anforderungen ausgerichteten Regionalplanung erfordern eine Einbeziehung neuer Themen und eine stärkere strategische Ausrichtung. Dabei sind nicht nur landesplanerische Vorgaben rahmensetzend, es gilt auch, durch den Einsatz von strategischen Leitbildern und die Organisation transparenter Regionalplanungsprozesse die Einbindung der Bevölkerung zu erhöhen. Um zukünftig die bestehenden Raumqualitäten in Nordrhein-Westfalen zu sichern und weiterzuentwickeln, sind zum einen die Datengrundlagen zu qualifizieren und für ein Regionalmonitoring aufzubereiten. Zum anderen sind Prognosen und Szenarien zur Visualisierung von komplexen Sachverhalten ebenso geeignet wie ergänzende Erläuterungskarten und Fachbeiträge, um Planaussagen für die fachliche und politische Diskussion zu kommunizieren. Informelle regionale Konzepte dienen nicht nur der Konsensfindung, sondern können zur regionalen Kooperation beitragen und mit raumordnerischen Verträgen verlässlich kombiniert werden. Dies gilt insbesondere auch für aktuelle Herausforderungen des demografischen Wandels und des Klimaschutzes, verbunden mit dem Ausbau erneuerbarer Energien sowie mit Maßnahmen zur Klimaanpassung." (Autorenreferat)