Open Access BASE1989

Was soll man mit der Geschichte anfangen? Über die Instrumentalisierung der unvergleichlichen Barbarei

Abstract

In den angesprochenen Lehrertexten wird immer zweierlei zugleich versucht. Einmal geht es den Schreibern darum, aktuelle Erscheinungen der pädagogischen Wirklichkeit daraufhin zu betrachten, welche von ihnen auf Elemente der Barbarei verweisen, direkt oder indirekt. Zum anderen geht die Zitation des Adorno'schen Diktums, dass das oberste Gebot der Erziehung heute darin bestehen müsse, dass Auschwitz nicht noch einmal sei, von der alten Nutzanwendung im Sinne der aufklärenden Thematisierung des Judenmordes im Unterricht über zu einer mittelbaren: Welche Strukturen von Schule und Unterricht lassen im Nachhinein erklären, warum es bis zu Auschwitz kommen konnte? Was nach diesem Gedankenmodell festgestellt wird, erheischt selbstverständlich politische Veränderung. Damit wird die Zitation von Auschwitz Teil eines bildungspolitischen Kampfes um eine bessere Pädagogik, und mit dieser Form der Nutzanwendung der Geschichte entsteht die Möglichkeit einer doppelten Abwehr, die gegenüber dem Grauen und die gegenüber der terra incognita der Schule; des bereitwilligen Konsums der Ungeheuerlichkeit der Beziehung von Auschwitz und Schulalltag als ein neues und nur zu Beginn radikal wirkendes Element der Kritik oder der erschrockenen Kritik an der Instrumentalisierung des Ungeheuerlichen für einen damit inkommensurablen politischen Zweck. Zwei Beispiele seien dafür gegeben: ein missglückter Versuch der Zitation und Belehrung sowie ein politisch wirkungsvoll genutzter. (DIPF/Orig.)

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