Open Access BASE2006

Kindheit im Wandel - Teil I: Antike bis zur Neuzeit

Abstract

Die wissenschaftliche Erforschung von Kindheitsbelastungen ist ein relativ junges Gebiet. Wie wir heute wissen, prägt kein anderer Lebensabschnitt den Menschen und damit unsere Kultur in stärkerem Ausmaß. So überrascht beinahe, wie anders die Sichtweise in unserer Vergangenheit war. Bis ins Mittelalter galt ein Kinderleben, wenn es nicht gerade adelige Erberwartungen trug, nicht viel. Und selbst dann war ein sächlicher Umgang mit ihm, z. B. in der Heiratspolitik, die Regel. J.-J. Rousseau (1712-1778) illustriert die Wertlosigkeit des Kindes noch im Zeitalter der Aufklärung: Der Mensch ist von seiner Natur her weder gut noch böse, kaum mehr als ein Tier; seine idealistische Konzeption der Erziehung, die für das Kind eine Art Selbstfindung wird, verhindert nicht, dass Rousseau seine eigenen fünf Kinder im Pariser Findelhaus abgab. Sie störten ihn beim Schreiben. So wurde der Wert eines Kindes vor allem in der ärmeren Bevölkerung weitgehend von seiner Arbeitskraft bestimmt, was bis ins 20. Jahrhundert reicht, so sind 1813/14 in England von 213000 Webern 130000 Kinder unter 14 Jahren. Kinder mussten früh ihren Anteil zum Broterwerb beitragen; von ihrem Wesen her wurden sie als unfertige Erwachsene ("kleine Wilde") angesehen. Spezifische kindliche Bedürfnisse wurden kaum gesehen, und wenn, nicht viel Aufhebens um sie gemacht. Schlagwörter: Kindestötung - Kinderarbeit - Kindesmissbrauch - Kindesmiss- handlung - Vernachlässigung ; Scientific research on childhood constitutes a relatively new field. As we know today, there is no other period in our lives that more strongly forms us and our culture. Hence, it is surprising that in the past this viewpoint was completely different. Until medieval times, a child's life did not count for much, that is, as long as the child was not the beneficiary of an inheritance. And even if so, social relationships were businesslike, e. g. concerning marriage. J.-J. Rousseau (1712 - 1778) demonstrated the worthlessness of children even in his recognition of them: The nature of humans is ...

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