Open Access BASE2011

The Indonesian military response to reform in democratic transition : a comparative analysis of three civilian regimes 1998-2004 ; Das indonesische Militär und Reformprozesse in der demokratischen Transitionsphase : eine vergleichende Studie der drei zivilen Regierungen in den Jahren 1998 - 2004

In: https://freidok.uni-freiburg.de/data/8249

Abstract

The objective of this thesis is to explore the relationship between the performance of Indonesia's civilian regimes in security sector reform and the military's response to these reforms. The period of investigation spanned the entire process of democratic transition from the resignation of President Soeharto and the collapse of his authoritarian New Order regime in May 1998 to the end of the presidency of Megawati Soekarnoputri in October 2004. With the subsequent presidency of Susilo Bambang Yudhoyono, Indonesia entered a period of political consolidation. By that time, a lengthy process of constitutional change had come to an end and ushered in a new presidential political system which has been rated by Freedom House and other democracy indices as the most democratic in Southeast Asia. Yet, this study shows that democratic consolidation is still incomplete. By the end of the transition process the military as the former authoritarian regime's major pillar had regrouped and rescued many of its erstwhile privileges and reserved domains into the Era Reformasi. This thesis examines the reasons why military reform in Indonesia was only partial and why military influence resurged in the post-Soeharto years. The thesis departs from the theoretical transition literature by combining actor-oriented, structural and cultural perspectives. Empirically, the study rests on extensive interviews, newspaper analysis, internet research and analysis of websites, publicly accessible documents, statistics and scientific literature. The study explores for each of the three transitional civilian presidencies between 1998 and 2004 (Habibie, Abdurrahman Wahid and Megawati Soekarnoputri) military responses to civilian reform in areas such as prosecution of human rights violations by the military and the investigation of corruption cases (KKN --Kolusi, Korupsi, Nepotisme) involving the former President Soeharto and his cronies, as well as separatism and Islamic radicalism. The study demonstrates that even though the armed forces were in retreat after the end of the New Order regime and discredited in large parts of the public due to flagrant human rights violations and severe military repression in the Soeharto era, the TNI managed to remain a major power factor in the Indonesian political system. The Megawati presidency confirmed the second hypothesis formulated at the outset of the study: The less reform policies of the democratic civilian regimes threatened the vested interests of the Indonesian military, the more likely it was that the military behaved cooperatively towards the respective regimes. However, while this brought back political stability to the country, it also shut doors to further military reform. By the end of her presidency, the military had regrouped and regained a position which, although less powerful than in the Soeharto era, was far more influential than the armed forces in a full-fledged (Western) democracy. Finally, the study also confirms the hypothesis that the combination of historical and cultural factors and the civilian regimes' poor performance was conducive to the Indonesian military's resistance to reform. It was amply demonstrated that the ideological underpinnings of the TNI still resonated strongly with the integralistic and organicist conception of statehood which became the main characteristic of the 1945 State Constitution. Indonesian organicism was closely linked to seemingly traditional Javanese notions of power and kingship, which also attributed an elevated role to the ksatria, the warriors. These notions of statehood, which combined conservative Western influences with Javanese tradition, were inculcated into the collective memory of the armed forces through the soldier's oath, military doctrines such as the Sapta Marga and at all levels of officers training. They fell on fertile ground as until today a majority of the TNI officer corps is of Javanese descent. More importantly, however, many of the organicist and integralistic notions of statehood are shared not only by the military, but also by wide sections of the public. Especially Megawati Soekarnoputri shared these ideas which she adopted from her father, Indonesia's first president, Soekarno, but they are also highly popular in her party, the Partai Demokrasi Indonesia Perjuangan (PDI-P) and many other nationalist forces in the country. With these cognitive predispositions in wide sections of the Indonesian political class, the military and the public, it may be explained why the military influence on Indonesian politics is so resilient. It also does not bode well for military reform, which after the stalemate reached under the Megawati presidency will proceed only very slowly in the future. ; Die vorliegende Dissertation beschäftigt sich im Rahmen der politikwissenschaftlichen Transitionsforschung mit der Problematik der zivilmilitärischen Beziehungen und deren Einfluss auf den Demokratisierungsprozess in Indonesien. Der Untersuchungszeitraum umfasst die politischen und gesellschaftlichen Prozesse seit dem Zusammenbruch des autoritären Regimes im Jahre 1998 bis hin zum Ende der Präsidentschaft von Megawati Sukarnoputri im Oktober 2004. Ausgangspunkt der politischen Transition in Indonesien waren der Rücktritt Suhartos und der damit verbundene Zusammenbruch der autoritären "Neuen Ordnung" im Jahre 1998. Im Zuge des sich daran anschließenden Demokratisierungsprozesses wurden von den Zivilregierungen der Folgejahre mehrfach Versuche einer Reformierung des indonesischen Sicherheitssektors vorgenommen. Das Widererstarken des Militärs in den letzten Jahren lässt jedoch erkennen, dass speziell im Bereich des Sicherheitssektors bislang nur partiell Reformen durchgesetzt werden konnten. Am Ende des Transitionsprozesses hat es das Militär, welches die wichtigste Stütze des autoritären Vorgänger-Regimes war, geschafft, sich zu reorganisieren und eine Vielzahl seiner alten Privilegien in die Reformasi-Ära zu überführen. Obwohl Indonesien mit der Präsidentschaft von Susilo Bambang Yudhoyono im Jahre 2004 in die Phase der demokratischen Konsolidierung eingetreten ist und das neue demokratische System von verschiedenen Demokratie-Indizes durchaus positiv bewertet wurde, muss in Anbetracht der gegenwärtigen Einflussmöglichkeiten des Militärs auf zivil-politische Prozesse davon ausgegangen werden, dass der Konsolidierungsprozess in Indonesien noch nicht abgeschlossen ist. Ausgehend von der Frage, warum der Einfluss der Streitkräfte in der post-Suharto-Ära wieder zugenommen hat, wird untersucht, was die Gründe für die lediglich partielle Reformierung des Militärs in Indonesien waren. Diesbezüglich werden die Reformvorhaben im Bereich des indonesischen Sicherheitssektors und die Reaktionen des Militärs auf diese in den drei Präsidentschaftsperioden der indonesischen Transitionszeit zwischen 1998 und 2004 in welcher Habibie, Abdurrahman Wahid und Megawati Soekarnoputri regierten, analysiert. In allen drei untersuchten Regierungsphasen wurden Reformvorhaben im Bereich des Sicherheitssektors angestoßen. Diese bezogen sich unter anderem auf die Strafverfolgung von Menschenrechtsverletzungen, die Untersuchung von Korruptionsfällen im Umfeld des ehemaligen Präsidenten Suharto und den Umgang mit separatistischen und militanten islamischen Gruppierungen. Die theoretische Fundierung der Dissertation bilden politikwissenschaftliche Transitionstheorien, anhand welcher durch die Kombination von akteurszentrierten, strukturalistischen und kulturalistischen Ansätzen eine multiperspektivische Herangehensweise intendiert wird. Empirisch beruht die Studie auf umfangreichen Interviews, Internetrecherchen und der Analyse von Zeitungsartikeln, Internetseiten, öffentlich zugänglichen Dokumenten, Statistiken und fachwissenschaftlicher Literatur. Die Ausgangsthese der vorliegenden Arbeit lautet, dass das Militär in Indonesien nach wie vor einen bedeutenden Machtfaktor innerhalb des politischen Systems darstellt. Trotz des Rückzuges der Streitkräfte infolge des Endes der "Neuen Ordnung" und ihrer Diskreditierung in weiten Teilen der Öffentlichkeit aufgrund von Menschenrechtsverletzungen und militärischen Repressionen während der Suharto-Ära, hat es das Militär geschafft, einige zentrale Einflusssphären in die Phase der demokratischen Konsolidierung zu überführen und sich als fester Bestandteil des neuen politischen Systems zu etablieren. Die unzureichende Entmachtung der Streitkräfte kann sowohl auf interne als auch auf externe Einflussfaktoren zurückgeführt werden. So wurde das Wiedererstarken des Militärs durch die Schwäche der zivilen Regierungen und die Machtkämpfe innerhalb der politischen Elite, welche diese zur Kooperation mit militärischen Kräften veranlasste, begünstigt. Darüber hinaus hat aber auch der nachlassende externe Druck, der auf einen Bedeutungszuwachs des Militärs im Rahmen der internationalen und nationalen Terrorismusbekämpfung zurückzuführen ist, zu einem Wiedererstarken der Streitkräfte beigetragen. Die Terroranschläge in den USA und Europa und insbesondere jene in Indonesien selbst, lenkten die Aufmerksamkeit zunehmend auf Strategien der Terrorismusbekämpfung. Demzufolge wurde das Militär, welches als wesentlicher Akteur des "Krieges gegen den Terrorismus" innerhalb Indonesiens betrachtet wurde, auch von internationalen Mächten wie den USA rehabilitiert, was zu einem Nachlassen des Reformdrucks im Bereich des Sicherheitssektors führte. Zudem können für jede der drei untersuchten Regierungsphasen spezifische Problemkonstellationen herausgestellt werden, die das Verhalten von Zivilregierung und Militär hinsichtlich der Reformierung des Sicherheitssektors beeinflusst haben. Zusammenfassend lässt sich mit diesen empirischen Befunden nachweisen, dass die Reformverweigerung des indonesischen Militärs letztendlich durch eine Kombination aus historischen und kulturellen Faktoren und unzureichender Regierungsperformanz begünstigt wurde.

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