Forschungsdaten GESIS2014

Region und Industrie in Europa 1815 bis 1995

Abstract

Spätestens seit den siebziger Jahren mit den Arbeiten von Sidney Pollard ist ein wiederentdecktes Paradigma in den Gesichtskreis der wirtschaftshistorischen Forschung getreten, das lange Zeit hinter dem nationalstaatlich orientierten Industrialisierungsparadigma zurückgetreten war: die Vorstellung eines ungleichmäßigen regionalen Wachstums und ungleichgewichtiger regionaler sozialökonomischer Entwicklung. In der Forschung wandte man sich der genaueren Betrachtung einzelner Wirtschaftsräume zu. Die wissenschaftlichen Resultate dieser Forschungen begründen die Überzeugung, dass der politische und ökonomische Wettbewerb von Regionen, d.h. von räumlichen Teileinheiten von Nationalstaaten, ganz entscheidend dazu beigetragen hat, den materiellen Wohlstand in vielen Staaten Europas zu erhöhen. Hubert Kiesewetter, der an diesen Ansatz nicht nur theoretische Überlegungen knüpfte und eine detaillierte Einzelstudie für das Königreich Sachsen im 19. Jahrhundert vorlegte (Studiennummer ZA8571), plädierte schon früh für einen systematischen interregionalen Vergleich. In der vorliegenden Studie hat der Autor seinen spezifischen Ansatz zur Analyse des regionalen Entwicklungsprozesses vorgestellt. Dabei spielt insbesondere die Definition und Bemessung einer Region als eigenständiger Wirtschaftsraum und der Wettbewerb der Regionen eine besondere Rolle. Die Studie ist in drei Teile gegliedert: Teil A diskutiert die methodischen und theoretischen Grundlagen der Regionalforschung; Teil B. behandelt die historischen und statistischen Entwicklungen bis zum Jahr 1995; in dem Teil C werden disziplinübergreifende Modelle vorgestellt (Regionen als Forschungsobjekte des industriellen Strukturwandels).
"In dem IV. Kapitel [Teil B] ist versucht worden, die konkreten Ausprägungen industrieller Regionen in europäischen Staaten im 19. Jahrhundert auf statistischer Grundlage zu darzustellen und zu erklären … Ich habe mich für das 19. Jahrhundert auf schwerindustrielle Regionen, vor allem auf die Steinkohlen- sowie Eisen- und Stahlindustrie, als die dauerhaft regionsbildenden Triebkräfte konzentriert, um die These zu untermauern, dass der regionale bzw. nationale Industrialisierungsprozess in Europa ohne die regionalen Steinkohlenvorkommen – und die darauf aufbauenden Eisen- und Stahlindustrie - nicht möglich gewesen wäre. Alle anderen Industrien – die Baumwolle eingeschlossen – hätten nicht das regionale Wachstumspotential entfalten können, um europäische Regionen zu Industriezentren anwachsen zu lassen, die über ein Jahrhundert – in England noch viel länger - das ökonomische Schicksal der einzelnen Nationalstaaten wie Europa insgesamt mitbestimmt haben" (Kiesewetter, H., a .a. O., S. 23).
Das V. Kapitel konzentriert sich auf die analytische und empirische Abgrenzung von unterschiedlichen Regionstypen. Ohne klar definierte Homogenitätskriterien, wie z.B. Gebietsgröße, Einwohnerzahl oder Ressourcenausstattung ist keine gehaltvolle Erklärung des Prozesses der regionalen Industrialisierung möglich. Der Autor trifft folgende Auswahl, die die wichtigsten industriellen Regionstypen zu erfassen versucht: (1) Stadtregionen; (2) Industrie- und Montanregionen; (3) Gewerbelandschaften; (4) Landesregionen; (5) Regionen nach dem Regionalprinzip.



Datentabellen in HISTAT:
A.01a Regionale und nationale Steinkohlenproduktion in Europa, absolut in 1000 t (1850-1913)
A.01b Regionale und nationale Steinkohlenproduktion in Europa, in Prozent (1850-1913)
A.02Produktion, Ein- und Ausfuhr sowie Verbrauch, Betriebe und Beschäftigte der Eisenerzindustrie im Deutschen Zollgebiet (1860-1913)
A.03 Ein- und Ausfuhr von Eisenerzen in Deutschland von und nach den wichtigsten Staaten (1880-1913
A.04 Regionale Roheisen- und Stahlproduktion im Deutschen Zollgebiet (1852-1913)
A.05 Produktion, Ein- und Ausfuhr sowie Verbrauch von Roheisen im Deutschen Zollgebiet (1860-1913)
A.06 Ein- und Ausfuhr von Roheisen aus und nach den wichtigsten europäischen Staaten (1880-1913)
A.07 Steinkohlenausfuhr Deutschlands nach europäischen Staaten (1880-1913)
A.08 Steinkohleneinfuhr Deutschlands aus europäischen Staaten (1880-1913)
A.09 Roheisenproduktion in europäischen Staaten und den USA (1825-1913)
A.10 Verbrauch an Roheisen in europäischen Staaten und den USA (1881-1905)
A.11 Stahlproduktion in europäischen Staaten und den USA (1860-1913)

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