Thesis2003

A mosaic of gendered power imbalances: the transformation processes in East Central Europe seen from a gender perspective ; diploma thesis

In: Humanities

Abstract

Over the last decade, media and politicians have been praising the great economic and democratic progress of the former state socialist countries in East Central Europe. At the same time, however, there have been occasional news about a growing income gap, high female unemployment rates, highly restrictive abortion legislation etc. in those countries. This contradiction caught my attention. In my thesis, I wanted to get to the bottom of it. Thus, the main questions at the beginning of my work were the following: What changed after the implosion of state socialism in the countries of East Central Europe? And how? What were the gendered implications of these changes? What role have the European Union and the possibility of gaining EU membership been playing in the transformation processes – especially regarding the power relations between men and women? I decided to restrict my research to seven former state socialist countries in East Central Europe that are currently candidates for membership in the European Union: Poland, Czechoslovakia, respectively the Czech Republic and the Slovak Republic, Hungary, Slovenia, Bulgaria, and Romania. To approach the questions standing at the beginning of my work, I went way back to early socialist theorists, protagonists, and movements and their ideas and goals. I was particularly interested in women and gender issues in these theories and ideas. The next step was trying to grasp the state socialist reality. From this vantage point, I could finally analyse the changes and transformation processes that have been taking place since the implosion of state socialism. I decided to use a feminist approach with gender as a central category of analysis. This is a very fruitful way to discover and reveal social interconnections, causes and outcomes of economic, political, and social processes, as well as crucial patterns that have been influencing and/or directing the processes in the East Central European countries under consideration over the last decades. Since the topic of my thesis is in the realm of international politics, I am taking a look at the encounters of feminist approaches and international relations at the beginning of my work. After that I am giving an overview of the main approaches to researching and theorizing the transformation processes in the former state socialist countries of East Central Europe, followed by an explanation of the approach I am taking. Then I am developing a theoretical framework that I am eventually applying to analyse the processes and changes taking place in those seven East Central European countries I have chosen for my work. In the final chapters of my thesis I am dealing with global influences on East Central Europe, namely international economic and monetary organizations/institutions and their role in East Central Europe before and after the implosion of state socialism as well as the European Union's role in the transformation processes. Finally, a summary of the central results of my research, a few closing thoughts, and a glimpse ahead are concluding my work. Zusammenfassung: Am Anfang meiner Arbeit stand ein Widerspruch: einerseits wurde in Medien und Politik immer wieder der große wirtschaftliche und demokratiepolitische Fortschritt der Länder Mittel- und Osteuropas (MOE) seit dem Ende des Staatsozialismus gepriesen. Andererseits gab es aber auch vereinzelt Berichte über eine wachsende Schere zwischen Arm und Reich, über hohe Frauen-Arbeitslosenraten, über eine drastische Verschärfung von Abtreibungsgesetzen etc. Dieser Widerspruch machte mich neugierig. In Form meiner Diplomarbeit wollte ich ihm auf den Grund gehen. Zentrale Fragen am Beginn meiner Arbeit waren daher folgende: Welche Mechanismen waren bzw. sind während der Transformationsprozesse seit der Implosion des Staatssozialismus in MOE im Gange? Wie sehen die vergeschlechtlichten Implikationen dieser Prozesse und Entwicklungen aus? Welche Rolle spielt die Europäische Union bzw. das Anstreben der EU-Mitgliedschaft während der Transformationsprozesse – vor allem hinsichtlich der Machtverhältnisse zwischen den Geschlechtern? Den theoretischen Rahmen meiner Arbeit bildet das Konzept des Gender-Regimes. Dieses beschreibt die "formelle und informelle Organisation der politischen Machtzentren entlang der Geschlechterdifferenz." Ich konzentriere meine Analyse auf die drei Sphären Arbeit, Politik und Reproduktion. Dies erscheint mir für meine Arbeit am fruchtbarsten, da sich in allen diesen drei Sphären Macht manifestiert und sie gleichzeitig durch komplexe Wechselbeziehungen eng miteinander verknüpft sind. Ich habe einen feministischen Forschungsansatz mit Gender und Geschlecht als zentrale Kategorien der Untersuchung gewählt. Der Blick aus der Geschlechterperspektive ist besonders aufschlussreich, da dadurch viele bis dahin unsichtbare oder als selbstverständlich bzw. 'natürlich' hingenommene Entwicklungen und Prozesse aufgezeigt und kritisch hinterfragt werden können. Meine Analyse umfasst ein breites Bild: Nach der Beschäftigung mit theoretischen marxistischen/sozialistischen Schriften in Hinblick auf Geschlechterverhältnis und Emanzipation, wende ich mich der staatssozialistischen Realität zu. Der Fokus liegt dabei auf sechs bzw. sieben MOE-Ländern, und zwar Ungarn, Polen, Tschechoslowakei bzw. Tschechien und Slowakei, Slowenien, Bulgarien und Rumänien. Mit diesem wichtigen Backgroundwissen untersuche ich schließlich die Entwicklungen und Prozesse nach der Implosion des Staatssozialismus in eben diesen MOEL, die heute alle auch Beitrittskandidatenländer für die EU sind. Dabei stoße ich trotz der großen Heterogenität zwischen und innerhalb dieser Länder auf zahlreiche Parallelen und ähnliche Tendenzen, was die Transformationsprozesse und ihre vergeschlechtlichten Implikationen angeht. Die Transformationsprozesse nach der Implosion des Staatssozialismus haben gravierende Konsequenzen für alle Menschen in MOE – und darüber hinaus – (gehabt). Diese Konsequenzen weisen eindeutig geschlechtsspezifische Unterschiede auf. Geschlechterungleichheit, ein patriarchales Grundmuster und männliche Dominanz finden sich in allen drei von mir untersuchten Sphären – Arbeit, Politik, Reproduktion. Der Systemwechsel hat nichts an der vergeschlechtlichten Machtverteilung bzw. dem Machtungleichgewicht zwischen Männern und Frauen verändert – nur die Konfigurationen sind anders geworden: Arbeitswelt und Politik sind nach wie vor auf den männlichen Alltag und auf männliche Lebensentwürfe zugeschnitten und ausgerichtet, und diese schließen Reproduktion nach wie vor aus. Diese bleibt fast ausschließlich Frauensache. Unter den neuen marktwirtschaftlichen Verhältnissen wird reproduktive Arbeit noch mehr privatisiert und feminisiert als zur Zeit des Staatssozialismus. Der Frauenanteil bei den Arbeitslosen, v.a. den Langzeitarbeitslosen ist sehr hoch. Frauen müssen sich bestenfalls anpassen, um Eingang vor allem in höhere Positionen in Wirtschaft und Politik zu finden, die zum einen besser bezahlt sind und zum anderen mit mehr Macht ausgestattet sind. Aufgrund ihrer Mehrfachbelastung fehlen vielen Frauen dafür aber die nötige Zeit, Energie und im Hinblick auf formelle politische Institutionen nicht zuletzt auch die finanziellen Mittel (z.B. um einen erfolgreichen Wahlkampf zu führen). Neben strukturellen Hindernissen spielen geschlechterspezifische Rollenbilder, Vorurteile und Clichés eine bedeutende Rolle. Deren Wurzeln liegen zum Teil in der vor-staatssozialistischen Zeit, zum Teil wurden sie durch den Staatssozialismus geprägt, und auch globale, v.a. westliche Einflüsse spielen hier mit hinein. Die nach der "Wende" drastisch gesunkene quantitative Repräsentation von Frauen in formellen politischen Institutionen hat negative Auswirkungen auf ihre qualitative Repräsentation in der Politik. Was etwa Reproduktion betrifft, so fällen nach wie vor Männer in Politik und Wirtschaft Entscheidungen, welche die Reproduktionsfreiheit von Frauen direkt und indirekt einschränken – direkt z.b. durch strengere Abtreibungsgesetze, indirekt z.b. durch arbeitsmarkt- und/oder sozialpolitische Maßnahmen und Regelungen. Eingeschränkte Reproduktionsfreiheit – z.b. durch erschwerten Zugang zu Abtreibung, zu wenige Kinderbetreuungsplätze etc. – hindert Frauen an gleicher Teilnahme wie Männer in Wirtschaft und Politik. Eine zentrale Schlussfolgerung aus meiner Analyse ist daher die, dass die Grundlagen vergeschlechtlichter Machtungleichheit selbst einen Systemwechsel überstehen (können). Solange Frauen und spezielle weibliche Anliegen, die vor allem an deren biologische Reproduktionsfähigkeit geknüpft sind, nicht als gleichwertig anerkannt werden, solange Machtsphären wie institutionalisierte Politik und Wirtschaft diese nicht inkludieren, solange Reproduktion nicht als gesamtgesellschaftliche Aufgabe und Verantwortung betrachtet wird, solange wird sich an der herrschenden Machtverteilung nichts ändern. Die EU bzw. die EU-Beitrittsbestrebungen haben bisher durch den Fokus auf wirtschaftliche Zusammenarbeit, Entwicklung und Reformen, bei gleichzeitiger Nichtberücksichtigung oder Vernachlässigung von sozialen Themen und Anliegen das ihre zu den oben beschriebenen Entwicklungen beigetragen. Dennoch werden an die künftige EU-Mitgliedschaft bezüglich Geschlechtergleichstellung gewisse Hoffnungen geknüpft. EU-Gleichbehandlungsrichtlinien und Aktionsprogramme zur Gewährleistung von Chancengleichheit für Frauen sollen die Gender- und Gleichstellungsthematik in MOE aufwerten und Druck auf die zukünftigen/neuen Mitgliedsstaaten ausüben. Angesichts der Tatsache, dass Frauen in den derzeitigen EU-Staaten mit vergleichbaren bzw. zum Teil sehr ähnlichen Problemen zu kämpfen haben wie jene in MOE, liegt vor der demnächst 25 Mitgliedsstaaten zählenden EU und ihren BürgerInnen noch eine große Aufgabe.

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