Sammelwerksbeitrag(elektronisch)1979

Parteiensystem, Wertwandel und neue Marginalität

In: Sozialer Wandel in Westeuropa: Verhandlungen des 19. Deutschen Soziologentages in Berlin 1979, S. 574-590

Abstract

Gegenstand des Beitrags ist die These: Die Marginalität gesellschaftlicher Gruppen verdankt sich einem sich wechselseitig verstärkenden Ursachenzusammenhang, in dem perzipierte Funktionsveränderungen des politischen Systems (besonders der Parteien), die Veränderung der materiellen Reproduktions- und Lebenschance besonderer gesellschaftlicher Gruppen und Schichten, eine aktive und autonome soziale Bewegung mit starken unkonventionellen Werten und Interessen, Reaktionsweisen des (partei-)politischen Establishments kumulieren. Diese These wird in dem Beitrag begründet. Dazu wird zunächst skizzenhaft erörtert, daß die Parteientheorie und -forschung ganz überwiegend mit der These arbeitet, nach der die Parteien aufgrund ihrer historischen Entstehung a priori demokratische emanzipative Mittel des politischen Prozesses seien. Nach dieser Skizze wird an die Krise des Parteiensystems angeknüpft und festgestellt: Diese Krise, von vielen auch als Integrationskrise verstanden, weist als Symptom auf die abnehmende Fähigkeit des Parteiensystems hin, gegenüber bestimmten Gruppen und Schichten und in bestimmten gesellschaftlichen Situationen, insbesondere die Legitimierung der systematischen Selektivität wirksam auszuführen. Im weiteren wird ein Begriff der neuen Marginalität entwickelt, der als Aspekt und Indikator gesamtgesellschaftlicher Wandlungsprozesse angewandt wird. Anschließend wird der Zusammenhang zwischen der Ausweitung des Anteils der jüngeren Generation, der weiterführende Bildungsgänge durchläuft, den veränderten Arbeitsmarktbedingungen für diese Gruppe sowie den Reaktionsweisen des staatlichen Herrschaftsapparates auf die offensive Nichtintegration der neuen Marginalität thematisiert. Die Überlegungen kommen zu dem Ergebnis: Die Legitimationskrise des Parteiensystems entsteht auch deshalb, weil ein Teil der Gesellschaft sich durch das Angebot einer repräsentativen Interessenwahrnehmung nicht mehr integrieren läßt. (RW)

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