Article(electronic)2021

Nostalgie als historisches Zeit-Wort

In: Zeithistorische Forschungen: Studies in contemporary history : ZF, Volume 18, Issue 1, p. 140-150

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Abstract

Neuzeitliche Kunstwörter entbehren häufig der Anschaulichkeit und semantischen Eindeutigkeit. Was genau unter gegenwartsbezogenen Kreuz- und Kofferwörtern wie "Bionik", "Glokalisierung" oder "Stagflation" zu verstehen ist, bleibt im allgemeinen Sprachgebrauch diffus, und nicht anders ergeht es fachsprachlichen Neologismen wie "Demokratur" oder "autolitär" in der Zeitgeschichte. Diese Feststellung gilt in noch höherem Maße für Wortschöpfungen an der Schwelle zur Moderne, die erst nach Auswanderung aus ihrem Fachkontext sprachliche Popularität gewannen, während ihre Ursprungsverwendung sich wieder verlor: Mit Monomanie, Neurasthenie und auch Nostalgie werden in der Medizin pathologische Phänomene im Grenz­bereich von Gesundheit und Krankheit bezeichnet, die erst durch die Sprachschöpfung als Krankheit konstituiert wurden und heute als "vergängliche Krankheitskonzepte" gelten, stattdessen aber zeitweilig oder dauerhaft Eingang in die Alltagssprache fanden.

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