Aufsatz(elektronisch)2009

Bild und Wissen: Wie Schülerinnen und Schüler naturwissenschaftliche Bilder rezipieren

In: Forum qualitative Sozialforschung: FQS = Forum: qualitative social research, Band 10, Heft 1

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Abstract

Bildkompetenz im Kontext des schulischen Sachunterrichts ist bisher wenig theoretisch modelliert und kaum empirisch untersucht worden. Die qualitativ-explorative Studie, die hier vorgestellt wird, versucht eine erste Erschließung dieses Forschungsfeldes. Sie beschränkt sich dabei auf die rezeptive Seite von Bildkompetenz.
Im Anschluss an Ansätze aus der Semiotik wird ein Kompetenzmodell entworfen, welches ästhetische, erkenntnistheoretische, technische und pragmatische Dimensionen umschließt. Die empirische Überprüfung dieses Modells anhand 35 fokussierter Leitfadeninterviews mit Maturandinnen und Maturanden hat v.a. zwei Problemfelder im Zusammenhang mit dem Bildleseprozess sichtbar gemacht: Bezüglich der sprachlichen Explizierbarkeit ästhetischer Bilddimensionen zeigen die Jugendlichen große Schwierigkeiten; gerade das Bildspezifische bleibt in ihren Beschreibungen mehrheitlich stumm. Der Transfer vom Sehen zum Sagen und die Versprachlichung von Wahrnehmungserlebnissen müsste daher ins Zentrum ästhetischer Wirkungsforschung gestellt werden. In Bezug auf die erkenntnistheoretischen Rahmentheorien, die die Bildlektüre grundieren, fällt der Abbildrealismus auf, auf dem die Rezeption größtenteils aufbaut; das Vertrauen in das (naturwissenschaftliche) Bild ist ungebrochen auch dort, wo die Rezipientinnen und Rezipienten über detaillierteres Wissen bezüglich technischer Bildherstellungsprozesse verfügen. Es müsste deshalb gezielt untersucht werden, welche Rolle technisches Wissen für den Erwerb von Bildkompetenz tatsächlich darstellt.
Die methodische Reflexion des in der Studie angewandten Designs und des Auswertungsverfahrens kommt zum Schluss, dass sich das Untersuchungsfeld überraschend homogen abgebildet hat. Sie führt dies zum einen auf die inhaltsanalytische Datenauswertung, zum andern auf das monoperspektivische Design zurück; zukünftige ästhetische Wirkungsforschung müsste deshalb vermehrt das Prinzip der perspektivischen Variation berücksichtigen.

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