Ein Weltbürger, der keinem Fürsten dient
In: Aus Politik und Zeitgeschichte: APuZ, Heft 9/10, S. 14-22
Abstract
Der vorliegende Essay versucht, das zum Mythos erstarrte Bild Friedrich Schillers als eines weltfremden Idealisten zu differenzieren und korrigieren. Schiller ist nicht nur der klassische Nationaldichter, er wird auch als großer Menschenkenner und als scharfsinniger Psychologe gesehen und - nicht zuletzt - als hoch politischer Autor. Überblickt man das dramatische Werk und die historischen Schriften, fällt rasch auf, dass der "deutscheste aller deutschen Dichter" am allerwenigsten nationale Stoffe behandelt, sondern - als europäisch denkender Autor - seine Themen und Figuren in der Geschichte der anderen europäischen Länder findet. Dies lässt sich zwar auch mit einem Ausweichen vor den Zwängen der für Schiller bedrohlichen, stets präsenten Zensur erklären, aber es zeigt sich darin vor allem die europäische Dimension seines Denkens, welche die nationale Enge der Kleinstaaterei im Deutschland seiner Zeit überwindet. Als dieser Weltbürger und Europäer, der sich keinem Fürsten angedient hat, kann Schiller auch für das 21. Jahrhundert als emphatischer Anwalt der "Sache des Öffentlichen", der res publica, als Klassiker der Moderne gelten. (ICA2)
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Deutsch
ISSN: 2194-3621
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