Aufsatz(gedruckt)2003

"Fehlgreifen in der Wahl der Mittel": Optionen im Alltag militärischen Handelns

In: Mittelweg 36: Zeitschrift des Hamburger Instituts für Sozialforschung, Band 12, Heft 1, S. 61-75

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Abstract

Ein Teil der Ausstellung "Verbrechen der Wehrmacht. Dimensionen des Vernichtungskrieges 1941-1944" ist dem Thema "Handlungsspielräume" gewidmet. Der Essay erörtert den Sachverhalt, dass sich den Soldaten der Wehrmacht Handlungsmöglichkeiten in jede Richtung eröffneten. Die Beispiele zeigen, dass es weder einen Automatismus noch eine starre Mechanik von Befehl und Gehorsam gab. Jeder einzelne machte sich die Befehle zu eigen, nutzte dabei alltagsweltliche Orientierungen, vermengt mit ideologisch geprägten Vorurteilen wie mit NS-Stereotypen: Gewalt- und Mordimaginationen hatten dabei jede Chance. Die Mischungen bestimmten, was "man" tat - und wie man es tat. Unerlässlich sind daher biographische Erkundungen. Sie lassen ihrerseits nicht nur Einzel- oder gar Sonderfälle erkennen, sondern markieren vielmehr das Spektrum der möglichen Verhaltensweisen. Der Autor geht hier auf die spezifisch preußisch-deutsche Militärtradition des "Auftragsbefehls" ein: Ein Ziel soll genommen oder gewonnen werden. Ein Hügel, eine Fabrik seien also auch gegen eventuellen Widerstand in eigene Hand zu bekommen und zu besetzen. Das "Wie" des Vorgehens wird dabei der Entscheidung des Kommandierenden vor Ort überlassen. In dieser spezifischen Institution balancieren zwei widersprüchliche Anforderungen an die Soldaten: Befehle genau zu befolgen und gleichzeitig "selbständig zu denken". (ICA)

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