Aufsatz(gedruckt)1979

Gewalt und menschliche Grundbedürfnisse

In: Frankfurter Hefte: Zeitschrift für Kultur und Politik, Band 34, Heft 4, S. 11-16

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Abstract

Strukturelle Gewalt läßt sich mit dem Friedensforscher Galtung als Verhinderung der potentiellen Verwirklichungsmöglichkeiten des Menschen definieren. Die Frage, was wahre und falsche Bedürfnisse sind, läßt sich aber kaum aus der Selbsteinschätzung der Menschen gewinnen, da in unserer Gesellschaft vielfach aus Selbstschutz die Unzufriedenheit unterdrückt, vor anderen und dann auch vor sich selbst verborgen wird. Hierdurch wird dann teilweise das Gewaltverhältnis, das für die Bedürfnisunterdrückung verantwortlich ist, noch unterstützt. Zu fragen ist nach den wirklichen Grundbedürfnissen der Menschen. Diese lassen sich nicht auf die physischen Grundbedürfnisse reduzieren. Es gibt auch ein psychosoziales Existenzminimum. Nichtentfremdete Bedürfnisse sind die existentiellen und die eigentlichen Bedürfnisse nach Spiel, Kultur, Liebe, Selbstversicherung, Moral. Hinzu kommen entfremdete Bedürfnisse nach Geld, Macht und Besitz. Durch die Leugnung der nichtentfremdeten Bedürfnisse wird die strukturelle Gewalt gefördert, dies führt zu einer schleichenden Gewöhnung an Gewalt. Beispiele hierfür sind die Militärpolitik, die Tendenz, das Überlebensrecht für teilbar zu erklären, Gewalt in den Medien, Kriegsspielzeug, die Benutzung der Sprache als Gewaltwerkzeug, die heutige Ohnmacht gegenüber undurchschaubaren Verhältnissen, sowie die gesellschaftliche Förderung des Konkurrenzdenkens. Das Immer mehr haben-müssen unserer Gesellschaft instrumentalisiert die Beziehungen zum Mitmenschen, zerstört die Beziehung zur Arbeit und unsere Umwelt. Der Protest richtet sich auf die eigentlichen menschlichen Bedürfnisse, hierdurch wird das Konkurrenzprinzip der kapitalistischen Welt selbst angegriffen. (BG)

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