Aufsatz(gedruckt)1986

Die politische Rolle der Frau in Ost und West

In: Aus Politik und Zeitgeschichte: APuZ, Heft B 6/7, S. 3-13

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Abstract

"Die Unterrepräsentation der Frau in den politischen Eliten der sozialistischen Länder Osteuropas und der parlamentarisch-demokratischen Gesellschaften der westlichen Welt kann auf systemspezifische und -übergreifende Erklärungsvariablen zurückgeführt werden. In beiden Systemtypen ist das Phänomen in erster Linie der Fortdauer traditionaler Frauenleitbilder und der damit in Zusammenhang stehenden Mystifizierung der Politik als 'Männersache' zuzuschreiben. Während in den sozialistischen Ländern der hohe Anteil von Frauen an den professionellen Eliten grundsätzlich die soziostrukturellen Voraussetzungen für ein aktives Engagement von Frauen in der Politik bietet, sind diese in den klassischen beruflichen und verbandlichen Kandidatenreservoirs westlicher Politiker unterrepräsentiert. Mehrfachbelastungen in Beruf und Familie beeinträchtigen hier wie dort die politischen Ambitionen von Frauen; in den sozialistischen Ländern verstärken infrastrukturelle Mängel diesen Behinderungsfaktor politischer Rekrutierung von Frauen. Die sozialisationsbedingten Geschlechtsrollenstereotypen beschneiden generell die Erfolgschancen von Frauen bei Kooptations- oder Wahlvorgängen. Damit korrespondiert die Erscheinung, daß Frauen vorzugsweise den politischen Ressorts zugeordnet werden, die herkömmlichen 'Frauenrollen' entsprechen, so z. B. Gesundheit, Familie, Jugend und Erziehung. In den skandinavischen Ländern hat sich in den letzten Jahrzehnten infolge der Aktivität der Frauenbewegung, gesetzgeberischer Maßnahmen zur Gleichstellung der Frau sowie infolge von Quotierungen und Aufklärungskampagnen zur Durchsetzung einer 'symmetrischen Familie' der Anteil von Frauen in den politischen Eliten erheblich verstärkt. Von diesem 'Modefall' abgesehen, ist die Diskrepanz zwischen Verfassungsgeboten zur Gleichstellung der Frau und deren tatsächlicher sozialer und politischer Benachteiligung noch allgemein vorherrschend. Bei der Erhellung der soziokulturellen und -strukturellen Bestimmungsfaktoren der untergeordneten Stellung der Frau in Politik und Gesellschaft sowohl in West wie in Ost erweisen sich interdisziplinäre Untersuchungen und interkulturelle Vergleiche ebenso als geboten wie eine sozialwissenschaftliche 'Grundlagenforschung'." (Autorenreferat)

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