Aufsatz(gedruckt)1987

Über Eliten in Deutschland

In: Leviathan: Berliner Zeitschrift für Sozialwissenschaft, Band 15, Heft 2, S. 193-207

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Abstract

Ausgangspunkt des Beitrags ist die Beobachtung, daß seit einigen Jahren in der öffentlichen Diskussion wieder der Begriff Elite strapaziert wird, länger schon als jüngstens versucht wird, die deutsche Geschichte neu zu bewerten, aber im selben Zusammenhang. Zunächst wird nachgezeichnet mit welcher Bedeutung der Elitebegriff im Zuge der bürgerlichen Revolution entstanden war und wie sich die Bedeutung wandelte. Im nächsten Schritt wird dann beschrieben, wie sich das Eliteverständnis im Rahmen des deutschen Sonderweges entwickelte, der durch die spezifische Verflechtung der Agrarverfassung mit dem Militärsystem gekennzeichnet ist. Da diese Verflechtung in der Mitte des 19. Jahrhunderts den politischen und wirtschaftlichen Anforderungen nicht mehr genügte, mußten Wege gefunden werden, die erforderliche soziale Mobilität zu erhalten, jedoch auch zu begrenzen. Staatsbürgerliche Rechte mußten anerkannt, ihr revolutionärer Impetus aber blockiert werden. Die dabei entwickelte Perspektive des deutschen Sonderweges, die durch den totalen Krieg und die totale Katastrophe entgültig ad absurdum geführt wurde, wird nachgezeichnet. Es wird gezeigt, daß vor diesem Hintergrund für uns alle Vorsicht im Umgang mit dem Begriff der Elite angeraten ist. Abschließend wird erörtert, wie die vielfältig beunruhigenden Aspekte der Entwicklung moderner Massengesellschaften die zivilisationskritische Diskussion um das Verhältnis des Individuums, zumal des "großen Einzelnen", zum "Überfluß des Allzuvielen" objektiv verschärft haben. (KW)

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