Aufsatz(gedruckt)2004

Entmündigende Beratung: über die Aufforderung zur 'selbstbestimmten Entscheidung'

In: Merkur: deutsche Zeitschrift für europäisches Denken, Band 58, Heft 2, S. 180-184

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Abstract

Die Autorin beschreibt am Beispiel einer schwangeren Frau die Entscheidungszwänge, eine Fruchtwasseruntersuchung durchführen zu lassen oder nicht, die der bevormundeten Patientin als Eigenverantwortung und Selbstbestimmung verkauft werden. "Selbst bestimmt" können nach Meinung der Autorin aber nur diejenigen sein, die ihrer Intuition und Erfahrung abgeschworen haben. Ziel der Beratung ist nicht mehr normgerechtes Verhalten sondern options-gesteuertes Entscheiden. Der genetische Berater legt der Frau eine Bürde auf, die historisch einzigartig ist: sie soll sich dafür verantwortlich fühlen, wie ihre Schwangerschaft ausgeht. Die Aufklärung über Chancen und Risiken erzeugt die Illusion, durch das Management statistischer Wahrscheinlichkeiten könnte der Beratene sich der Zukunft bemächtigen. Beratung zur "Selbstbestimmung" zwingt die Beratenen dazu, sich verantwortlich zu fühlen für das, was ihnen angetan wird. (ICF)

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