Auf der Suche nach der Krise: vom Theoriedefizit des real existierenden Kapitalismus
In: Der Monat: Jahrbuch, Band 1983, Heft 288, S. 194-208
Abstract
Der Autor setzt sich für die Wirtschaftsordnung der marktwirtschaftlich organisierten westlichen kapitalistischen Länder ein. Nicht die Wirtschaftsordnung des Westens befindet sich in einer Krise, sondern krisenhaft wird empfunden, daß es weder eine geschlossene wirtschaftspolitische Rezeptur noch eine (volkswirtschaftliche) Theorie des Funktionierens des Kapitalismus gibt. Die analytische Modell-Nationalökonomie erfaßte nur ungenügend politische und soziale Faktoren. Zu letzteren zählen die Steuerungsmechanismen der modernen Volkswirtschaften. Die Systeme des real existierenden Kapitalismus sind eine Mischung aus Steuerung durch Markt und Steuerung durch bürokratische Abläufe. Systeme des real existierenden Sozialismus werden überwiegend durch eine Mischung von bürokratischen Abläufen und Herrschaftsentscheidungen gesteuert. Für den Kapitalismus spricht ein Doppelargument: Die Ausdifferenzierung wirtschaftlichen Verhaltens - der Verlauf wirtschaftlicher Vorgänge nach Eigengesetzlichkeiten bewirkt einerseits eine Versachlichung des Wirtschaftens und der damit verbundenen sozialen Beziehungen, andererseits ist eine solche Ausdifferenzierung Teil der Aufspaltung von Machtbasen. Kapitalismus ist also zugleich Versachlichung und Machtkontrolle durch Machtzersplitterung. (NG)
Themen
Sprachen
Deutsch
ISSN: 0026-9204
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