Ideologieanfälligkeit und Relevanzverlust der Geisteswissenschaften
In: Aus Politik und Zeitgeschichte: APuZ, Heft B 15, S. 3-9
Abstract
"Wer undifferenziert Wissenschaft insgesamt unter Ideologieverdacht stellt, betreibt nicht Ideologiekritik, sondern selbst Ideologie. Er immunisiert darüber hinaus die nachweisbar besonders ideologieanfälligen Bereiche des Wissenschaftssystems gegen Ideologiekritik. Die Ideologieanfälligkeit der Geisteswissenschaften resultiert zu einem nicht unerheblichen Teil aus dem Rückfall in vorneuzeitliche Denkformen. Ein falsch verstandener Pluralismus sollte nicht davon abhalten, die Negation von Wissenschaft, wie sie etwa der Marxismus darstellt, auch als solche zu benennen. Der postulierte Sonderstatus der Geisteswissenschaften ist nichts weiter als eine Rechtfertigungsstrategie für reduzierte Rationalität. Der Preis hierfür sind die periodischen Legitimationskrisen, da reduzierte Rationalität keine Ergebnisse hervorbringen kann, die eine solche Rechtfertigung gegenstandslos machen. Die Geisteswissenschaften geben sich endgültig auf, wenn sie sich postmoderner Beliebigkeit hingeben. Das Postulat der Beliebigkeit läßt sich nicht nur widersprüchlich begründen, es destruiert unmittelbar die Relevanz und damit die fundamentale funktionale Voraussetzung von Wissenschaft." (Autorenreferat)
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Sprachen
Deutsch
ISSN: 0479-611X
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