Aufsatz(gedruckt)1979

"Ins Angesicht widerstehen": Gehorsam und Widerstand in der Kirche

In: Frankfurter Hefte: Zeitschrift für Kultur und Politik, Band 34, Heft 4, S. 139-148

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Abstract

Der "Antiochenische Konflikt" des Apostels Paulus gegen Petrus zeigt einen Widerstand, der sich auf das Evangelium beruft und gegen die Institution richtet. Von der Sache wie vom Erfolg her war dieser Widerstand dringend geboten. Das Evangelium ist die Kompetenz, auf die sich Christen auch heute gegen die Kompetenz der Amtskirche berufen können. Der traditionelle kirchliche Gehorsamsbegriff basiert auf verschiedenen Elementen, vor allem dem amtskirchlichen Legitimationsmodell, mit dem die amtskirchlichen hierarchischen Strukturen "ontologisiert" werden, d.h. auf Stiftung Christi zurückgeführt werden. Die Verquickung von Kirchen- und Lehramt führt zu einer Verquickung von Wahrheitsfrage und Kirchenpolitik. Die geistige Seite kirchlichen Gehorsams bezieht sich aus der Person des "geistlichen Vaters". Hier handelt es sich um inneren Gehorsam, der Vertrauen und innere Zustimmung einschließt. Ähnliches zeigt sich beim "Sentire cum Ecclesia", wo Verinnerlichung von Lehren und Praktiken der Kirche zur Identifikation mit der Hierarchie führen. Problem eines Widerstandes heute ist, daß die Bürokratisierung zu einer Anonymität führt, die keinen greifbaren Gegner findet. Da wir zur Existenz in Verbänden, Kirchen etc. gezwungen sind, bleibt nur die Möglichkeit, keine Total-, sondern nur eine Teil-Identifikation vorzunehmen. Brennpunkte kirchlicher Gegenwartsprobleme sind die Laienfrage, das Problem der Jugend und die "Theologie der Befreiung". (BG)

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