Von der Baisse in der Biopolitik zur Hausse in der Bioethik: zu neuen Anforderungen an ethische Orientierung
In: Die politische Meinung, Band 49, Heft 11, S. 31-38
Abstract
Der Beitrag erörtert die Aspekte der Bioethik bzw. Biophilosophie im Kontext der biopolitischen Debatte über die embryonale Stammzellenforschung und ähnliche Themen in Deutschland, die in den vergangenen zwei Jahren an Aufmerksamkeit eingebüßt hat. Doch die Baisse in der Biopolitik muss nach Ansicht des Autors als Chance genutzt werden. Die Bioethik kann sich - vom Druck der Tagespolitik befreit - als philosophische Disziplin auszeichnen und das tun, was schon der Stammzelldebatte fehlte: die Reflexion auf die normativen Fundamente des Humanums angesichts moderner Medizin und Biologie. Im Zuge der Erläuterung dieses Standpunktes finden die folgenden Punkte Berücksichtigung: (1) die Frage nach dem Gerechten, dem Guten und den Zielen der Medizin, (2) der Umgang mit Biobanken und Biodaten, (3) die Verfügbarkeit des Körpers, (4) die Freiheit zum Nicht-Wissen sowie (5) die 'Deutung' des genetischen Codes und die Integration ins Selbstbild. Die biopolitische Debatte, so der Autor, verlangt eine sehr viel stärkere Fundierung ihrer Prinzipien und Grundsätze als bisher. Die öffentliche Diskussion muss Gelegenheit haben, auf fundierte Reflexion in Ethik, Naturphilosophie, Wissenschaftsphilosophie und Rechtsphilosophie zurückgreifen zu können. Darüber hinaus muss ein Anstoß der Bioethik darin liegen, eine neue - nicht selbstverständliche - Brücke zwischen der praktischen und der theoretischen Philosophie zu schlagen. (ICG2)
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