Aufsatz(gedruckt)1987

Mit Schulbüchern Politik machen

In: Aus Politik und Zeitgeschichte: APuZ, Band 1987, Heft B 39, S. 3-16

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Abstract

"Im Unterschied zu anderen Buchtypen ist das Schulbuch ein öffentliches Medium mit hohem Verbindlichkeitsgrad. Auch Schulbücher vermeintlich 'unpolitischer' Fächer enthalten politische Informationen, die korrekt offengelegt werden müssen. Während sich der Staat für die Zulassung von Schulbüchern und deren Übereinstimmung mit den staatlichen Richtlinien verantwortlich weiß, haben Schüler, Lehrer, Eltern und gesellschaftliche Gruppen ebenfalls ein starkes Interesse am politischen Inhalt von Schulbüchern. Schulbuchkritik ist in einer Demokratie sinnvoll. Die Gestaltung von Schulbüchern ist daher nicht nur Aufgabe von Autoren, Verlagen und Kultusministerium, sondern auch der gesellschaftlichen Gruppen, deren soziale Rollen in den Schulbüchern enthalten sind. Allein schon damit die Investition, die mit Schulbüchern (zumal bei Lernmittelfreiheit) verbunden ist, sich lohnt, muß dem Schulbuch ein möglichst hoher Grad an Verbindlichkeit gesichert werden. Die derzeitige Mode, Schulbücher weitgehend durch Fotokopien zu ersetzen, schadet einem systematisch-kontinuierlichen Unterricht. Das gilt auch für ein flüchtiges An- oder Diagonal-Lesen der Schulbücher. Diese haben nicht nur Stoffe zu vermittlen, sondern auch die Lesefähigkeit zu stärken und zum Aufbau einer demokratischen Lesekultur beizutragen. Schulbücher machen auch insofern Politik, als sie durch Stärkung der Lesefähigkeit den Bürger zu Mündigkeit, kritischem Sozialverhalten und Mitverantwortung befähigen. Leider läßt heute der Grad der Verbindlichkeit von Schulbüchern in den beiden Sekundarstufen bedrohlich nach; die Lehrer müssen sich daher der Wichtigkeit des Arbeitens mit Schulbüchern erneut bewußt werden. Sie müssen (in Verbindung mit Eltern und Schülern) grundsätzlich die Möglichkeit zur freien Auswahl von Schulbüchern haben; das Angebot der Verlage muß dementsprechend groß genug sein. Autoren und Verleger können erwarten, daß ein Schulbuch nicht zu früh durch neue Richtlinien unbrauchbar gemacht, sondern mindestens für fünf bis acht Jahre verwendet werden kann. Nur dann ist eine angemessene Qualität von Schulbüchern zu erreichen." (Autorenreferat)

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