Aufsatz(gedruckt)1997

50 Jahre Marshall-Plan in Deutschland

In: Aus Politik und Zeitgeschichte: APuZ, Heft B 22/23, S. 18-29

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Abstract

"Das vom amerikanischen Außenminister Geeorge C. Marshall am 5. Juni 1947 angekündigte Europäische Wiederaufbauprogramm (European Recovery Program, ERP) hat sich sowohl wirtschaftlich wie politisch als überaus erfolgreich erwiesen. Im Rahmen ihrer auf Eindämmung der ideologischen und machtpolitischen Expansionen der UdSSR zielenden Außenpolitik gelang es den USA, eine wirtschaftliche und politische Stabilisierung Westeuropas einzuleiten, die westeuropäischen Staaten gegen eine kommunistische Unterwanderung zu immunisieren und Impulse zur europäischen Integration zu geben. Im Kontext dieser außenpolitischen Strategie fiel Westdeutschland eine Schlüsselstellung zu. Washington betrachtete die Einbeziehung des westdeutschen Wirtschaftspotentials für die Wiederbelebung der westeuropäischen Wirtscahft für unerläßlich. Außerdem kam Deutschland als Nahtstelle der antagonistischen Mächte im Ost-West-Konflikt eine besondere politische Bedeutung zu. Für die Westdeutschen markierte die Einbeziehung in das ERP den Beginn des wirtschaftlichen und politischen Wiederaufstiegs nach dem Zweiten Weltkrieg. Der Marshall-Plan mit seinem Volumen von ca. 14 Millarden US-Dollar war allerdings kein Selbstläufer. Die amerikanische Regierung hatte daher umfangreiche Initiativen ergriffen, um sowohl in den USA (wo nach der teuren Kriegsfinanzierung nun auch dieses Geld aufgebracht werden mußte) als auch in Europa (aus politischen Gründen) für das Hilfsprogramm zu werben. In dieser Propagandakampagne wurden vier Schwerpunkte gesetzt: Dokumentation wirtschaftlicher Fortschritte im Rahmen des ERP; Intensivierung industrieller und landwirtschaftlicher Produktion, Förderung des Europagedankens und Betonung der Tatsache, daß die Hilfe aus den USA kam. Die Werbung für den Marshall-Plan hat mit dazu beigetragen, daß der im kollektiven Gedächtnis der Deutschen auch heute noch als Erfolgsgeschichte gilt. Überdies wird der Marshall-Plan in der Bundesrepublik aus guten Gründen mit besonderer Dankbarkeit gedacht. Die Gedenkreden der Bundespräsidenten und der Bundeskanzler belegen dies. In diesem Zusammenhang wird der Marshall-Plan auch immer wieder zu Recht als Symbol der deutsch-amerikanischen Zusammenarbeit der Nachkriegszeit begriffen. Sie setzt sich bis heute fort im German Marshall Fund of the United States sowie in der deutschen Marshall-Gedächtnisstiftung, die zahlreiche politische, wissenschaftliche und publizistische Austauschprogramme fördern." (Autorenreferat)

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