Trauma und Zeugenschaft: Probleme des erinnernden Umgangs mit Gewaltgeschichte
In: Mittelweg 36: Zeitschrift des Hamburger Instituts für Sozialforschung, Band 16, Heft 3, S. 59-74
Abstract
Angesichts des fortgeschrittenen Alters der Holocaust-Überlebenden ist die Bedeutung der Zeugenschaft "aus erster Hand" über die traumatische Gewalt des Vernichtungsapparats der Nazis eine Frage, die überdacht sein will. Ausgehend von einer Problematisierung des Begriffs "Zeuge" wird gezeigt, dass Begriffe wie "sekundärer Zeuge" dann problematisch werden, wenn sie den unvermeidlichen Übergang vom kommunikativen ins kulturelle Gedächtnis zu verschleiern versuchen. Angehörige späterer Generationen werden "sekundäre Zeugen" und es wird von ihnen erwartet, die moralische Botschaft der Opfer als "Insider" weiter zu tragen. Die Historisierung der Gewaltherrschaft in Nazi-Deutschland wird durch einen Prozess ersetzt, in dem Zeugenschaft als Genealogie der Opfer mystifiziert wird. Diese Tendenz bedroht die Zukunft der Erinnerung. (ICEÜbers)
Themen
Sprachen
Deutsch
ISSN: 0941-6382
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