Staranwalt der Rechtsextremisten: Walter Luetgebrune in der Weimarer Republik
In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, Band 32, Heft 3, S. 373-421
Abstract
Heydeloff untersucht anhand bedeutender politischer Prozesse der Weimarer Republik die Ursachen für den Aufstieg des Juristen Luetgebrune vom "Staranwalt" der völkisch-nationalistischen Gegner der Republik bis zum Obersten Rechtsberater der SA-Führung unter Röhm und zum preußischen Ministerialdirigenten im Innenministerium unter Göring. Die Primärquellen bestehen im wesentlichen aus Gerichtsakten, Zeitungsmeldungen und Briefen. Der Autor analysiert schwerpunktmäßig die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen dieses Aufstiegs, die persönlich-politischen Motive sowie die Verteidigunsstrategie des Anwalts des Rechtsradikalismus. Der Autor kommt zu folgendem Ergebnis: Die Unterstützung des Anwalts bei der Verteidigung nationalistischer Offiziere nicht nur durch die jede Kriegsschuld ablehnende militärische Führung, sondern auch noch zunächst durch die Reichsgerichtsbarkeit und die politische Führung sowie die konziliante Haltung der Alliierten gegenüber deutschen Auslieferungsverweigerungen, haben den Anwalt "salonfähig" gemacht. Als nach dem Kapp-Putsch die verfassungsfeindliche Haltung Luetgebrunes offensichtlicher wurde und sich Regierung wie Justiz distanzierten, wurde er zum "Staranwalt" der antidemokratischen Kräfte in der Weimarer Republik (einschl. Hitlers und der NSDAP), deren antisemitische, antisozialistische und nationalistische Vorurteile er teilte. Seine Verhandlungsstrategie charakterisierte sich durch die Infragestellung der Verfassungsmäßigkeit der Weimarer Justiz. Der Autor unterstreicht abschließend den exemplarischen Wert dieses Werdegangs für zahlreiche "Karrieren" der Weimarer Republik, die eine gehörige Mitschuld am Nationalsozialismus trugen. (STR)
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