Sammelwerksbeitrag(gedruckt)2004

Kann Kritische Theorie vererbt werden?

In: Arbeit und Utopie. Oskar Negt zum 70. Geburtstag., S. 271-285

Abstract

Die Historisierung der Kritischen Theorie sollte nach Ansicht des Autors in einem größeren Kontext betrachtet werden, denn erst dann wird der durchschlagende Erfolg verständlich, den diese generationelle Theoriegeschichtsschreibung seit den frühen siebziger Jahren gehabt hat und durch die weltweit der Eindruck erweckt wurde, in Frankfurt am Main gäbe es eine Kontinuität Kritischer Theorie von Theodor W. Adorno über Jürgen Habermas bis zu Axel Honneth - nun also schon in der "dritten Generation". Dieser Eindruck befriedigt eine alltagsreligiöse Familienvorstellung potenzieller Vererbbarkeit auch geistiger Produkte, die im Falle universitären Lehrens von Ohr zu Ohr weitergegeben werden. Aber in der akademischen Wirklichkeit war nur durch die Ferne von den noch lebenden Akteuren jene Reformulierung kritischer Theorie möglich gewesen, die in den siebziger Jahren noch eine "Rekonstruktion des historischen Materialismus" sein sollte. In die vertrauten Metaphern von Familie und Generation ist dann das gebannt worden, was im Begriff der Schule noch einen rationalen Kern hatte. Die "Frankfurter Schule" kann man zugespitzt als einen Mediennamen verstehen, der auf den korrespondierenden Namen der Kölner Schule der Soziologie angewiesen war. Die Erneuerung der Kritischen Theorie ist nicht durch nachfolgende Generationen, sondern nur an Inhalten selbst möglich, wie Oskar Negt im Jahr 1998 auf der Konferenz "Kritische Theorie der Gegenwart" in Hannover überzeugend gezeigt hat. (ICI2).

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