Der "Staat" des Machiavelli und der moderne Begriff des "Politischen": Hypothesen für eine erneute Überprüfung
In: Res Publica: Studien zum Verfassungswesen ; Dolf Sternberger zum 70. Geburtstag, S. 115-140
Abstract
Dieser - ursprünglich als Manuskript für eine Rundfunksendung zur Machiavellis 450. Todestag geschriebene - Beitrag ist in vier Teile gegliedert: (1) Moderner Machiavellismus und Staatlichkeit; (2) Der Staat des Machiavelli; (3) Machiavellis Rückgriff auf die Antike; (4) Machiavellistische "Staatsordnung" und aristotelische Verfassungsordnung. Im ersten Abschnitt werden in einer Beschreibung der gegenwärtigen Renaissance die Fragen entwickelt, die in dem Beitrag durch eine realhistorische Analyse geklärt werden sollen: Sind Machiavellis Aussagen an die historische Situation des beginnenden 16. Jahrhunderts in Italien gebunden? Gehören wir immer noch zu einer Epoche, an deren Beginn die Staatslehre Machiavellis steht? Ist der "Staat" des Machiavelli die Grundlage des modernen Begriffs des "Politischen"? Anschließend wird auf die Problematik von Staatsordnung und "Ernstfall" in der Interpretation von Carl Schmitt eingegangen ("Souverän ist, wer über den Ausnahmezustand entscheidet"). Im zweiten Abschnitt werden "Lo stato" und der Begriff des Politischen bei Machiavelli, seine Problemstellung sowie seine "Herrschaftstechnik" beschrieben. Dagegen gestellt wird die andere Problemstellung der französischen "Politiques". Im dritten Teil wird Machiavellis Rückgriff auf Vorstellungen in der Antike herausgearbeitet. Abschließend wird auf die heutige Kritik an Machiavellis "Staatsordnung" eingegangen, die vom aristotelischen Begriff der politischen Verfassungsordnung aus vorgetragen wird. Diese Kontroverse wird als noch nicht beendet angesehen. (RW)
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