Sammelwerksbeitrag(gedruckt)1986

Zur Geschichte von Partizipation in den ersten Jahrzehnten des Sowjetsystems

In: Betrieb und Partizipation in Osteuropa, S. 259-288

Abstract

Die Mitbestimmungsmöglichkeiten der Arbeiter in der Sowjetunion von der Revolution bis zum Zweiten Weltkrieg werden erläutert und kritisch bewertet. Im Mittelpunkt steht die Frage nach der gesamtgesellschaftlichen und ökonomischen Funktion von Partizipation. Es wird gezeigt, daß sich Partizipation in einer zyklischen Folge von Ausweitung und Restriktion entwickelte. Auf die Selbstverwaltungsansätze der Revolutionszeit folgte das militarisierte Chaos des Kriegskommunismus, in der Neuen Ökonomischen Politik wurden vielfältige Partizipationsformen realisiert, in der Phase des ersten Fünfjahresplans lief ein starker Disziplinierungsprozeß ab. In der stalinistischen Ära wurde die autoritäre Entwicklung bis zur Zwangsverpflichtung und Kriminalisierung des Arbeitsrechts vorangetrieben, so daß Mitbestimmung nahezu unmöglich wurde. Es wird verdeutlicht, daß dennoch Funktionsschwächen und Dysfunktionalitäten bestanden, die die Eigeninteressen von Betriebsleitungen mit Teilinteressen der Arbeiter verbanden; dadurch wurde eine totale Zentralisierung verhindert. Das daraus entstandene begrenzte Freiheitspotential im Rahmen eines kooperativen Konsenses besteht nach Ansicht des Verfassers bis in die Gegenwart fort. (HA)

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