Sammelwerksbeitrag(gedruckt)1986

"Auch unsere Körper müssen einen Sabbat, auch unsere Seelen einen Sonntag haben": Arbeitszeit, Freizeit, Urlaub

In: Die Arbeiter: Lebensformen, Alltag und Kultur von der Frühindustrialisierung bis zum "Wirtschaftswunder", S. 146-156

Abstract

Thema des vorliegenden Aufsatzes bildet die Entwicklung des Verhältnisses von Arbeits-, Freizeit und Urlaub von der Frühindustrialisierung bis heute. Dabei wird davon ausgegangen, daß der "natürliche" menschliche Arbeitsrhythmus durch die Einführung des Fabrikwesens allmählich von einem durch den Takt der Maschinen und der industriellen Arbeitsdisziplin bestimmten unpersönlichen Rhythmus abgelöst wurde, der eine extensive Fremd- und Selbstausbeutung der Arbeiter bewirkte (bis zu 18 Arbeitsstunden um 1850). Der sich seit den 1860er Jahren anbahnende Wandel kann nicht auf den Widerstand der Arbeiterbewegung oder bürgerliche Sozialreformer zurückgeführt werden. Er beruhte vielmehr auf neuen hochindustriellen Produktionsmethoden und unternehmerischer Einsicht in die durch Freizeit zu steigernde Arbeitsproduktivität. Die Weichen in Richtung "Freizeitgesellschaft" wurden trotz retardierender Einflüsse nach 1918 gestellt. Die Diskussion heute kreist um Schlagworte wie kürzere Lebensarbeitszeit, 35-Stundenwoche, Teilzeitarbeit etc. etc. Der Verfasser gelangt zum Resultat, daß die heutige Vermarktung der Freizeit als Medium der Bewußtseinsgestaltung auf Entmündigung des Einzelnen und Normierung der Sinnlichkeit hinausläuft. (SK)

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