Sammelwerksbeitrag(gedruckt)1987

"Wenn der Mensch Hunger hat, hört alles auf": wirtschaftliche und soziale Ausgangsbedingungen der Weimarer Republik (1914-1924)

In: Die Weimarer Republik als Wohlfahrtsstaat: zum Verhältnis von Wirtschafts- und Sozialpolitik in der Industriegesellschaft, S. 34-62

Abstract

Der Verfasser unternimmt den Versuch einer Reallohnberechnung für die Jahre 1914 bis 1924 und setzt sich in diesem Zusammenhang kritisch mit der Nivellierungsthese auseinander. Um die Frage zu beantworten, inwieweit das Einkommen auch ein Auskommen ermöglichte, wird eine Aufschlüsselung des Verbrauchs nach Wohlhabenheitsstufen auf der Grundlage der Familieneinkommen einerseits, nach Ortsgrößenklassen und Berufsgruppen andererseits vorgenommen. Der Autor kommt zu dem Schluß, daß von einer nachhaltigen Verbesserung der Einkommensverhältnisse nicht die Rede sein kann. Mit der eskalierenden Ausdehnung des Schwarzmarkts wurde das Auskommen mehr denn je zu einer Frage des Einkommens. Der Verfasser beschreibt das weitgehende Scheitern der Forderungen nach Mindestlöhnen und analysiert die verteilungspolitischen Folgen der Gewährleistung eines minimalen Reproduktionsbedarfs unter den Bedingungen einer "reduzierten Volkswirtschaft". In öffentlichen wie in privaten Haushalten engte die relative Überkonsumtion den Dispositionsspielraum ein. Die Inflationspolitik wurde schließlich zur konsequenten "Katastrophenpolitik" nach innen - gegen die Arbeiterbewegung und die Gewerkschaften - und nach außen - gegen die Reparationsforderungen der Alliierten. Ungedruckte und gedruckte Quellen sowie Sekundärliteratur wurden herangezogen. (KS)

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