Sammelwerksbeitrag(gedruckt)1993

Auf dem Weg zu einer neuen internationalen Arbeitsteilung der Frauen in Europa?: Beharrungs- und Veränderungstendenzen in der Verteilung von Reproduktionsarbeit

In: Lebensverhältnisse und soziale Konflikte im neuen Europa: Verhandlungen des 26. Deutschen Soziologentages in Düsseldorf 1992, S. 93-102

Abstract

"Die Hoffnungen auf die Umverteilung von Haus- und Familienarbeit zwischen den Geschlechtern haben sich bislang nicht erfüllt. Empirische Studien zeigen, daß trotz zunehmender Erwerbstätigkeit von verheirateten Frauen und Müttern Männer keine nennenswerten Anteile der Reproduktionsarbeit verrichten. Dennoch gibt es Anzeichen für Prozesse der Umverteilung von Arbeit in Haus und Familie. Was sich verändert, ist offensichtlich die Verteilung der Arbeit zwischen Frauen: Rüstige Großmütter, schwarzarbeitende Putzfrauen und Kinderfrauen setzen anderen Frauen für Erwerbsarbeit frei. Da die zunehmende Erwerbstätigkeit von Frauen - jedenfalls in der alten Bundesrepublik - bisher keine entsprechende Veränderung der sozialpolitischen Rahmenbedingungen nach sich gezogen hat, hängt die Berufstätigkeit von Frauen weitgehend davon ab, welche weiblichen Ressourcen sie für die Haus- und Familienarbeit mobilisieren können. Es ist davon auszugehen, daß die dadurch entstehenden neuen Hierarchien zwischen Frauen den klassischen ungleichheitsrelevanten Dimensionen folgen: Bildung und soziale Herkunft, aber auch: Rasse und Nation. Vermutet wird, daß sich eine neue Arbeitsteilung zwischen den Frauen in Europa anbahnt. Bei gleichbleibenden Rahmenbedingungen sind interdependente Berufskarrieren von Frauen unterschiedlicher nationaler Herkunft wahrscheinlich. Während (west)deutsche Frauen zunehmend vergleichweise privilegierte und sozial gesicherte Arbeitsplätze besetzen können, verdienen Frauen aus Süd- und Osteuropa (inkl. der neuen Bundesländer?) ihren Lebensunterhalt in Zukunft möglicherweise zunehmend damit, daß sie in ungeschützten Beschäftigungsverhältnisses in deutschen Familien putzen, Kinder und Alte betreuen." (Autorenreferat)

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